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Baumstämmen hängt die Versorgung der Front entscheidend av. Bau und Pflege der Knüppeldämme liegen in der Hand unserer Baubataillone, die gemeinsam mit OT. und Arbeitsdienst dies« wichtigen Bau- und Strahcnarbeiten für die Front durchführen. Eines dieser Vaubataillone, das am Wolchow eingesetzt ist, hat innerhalb von zwei Monaten allein weit über ein« Million laufende Meter Holz zu tragenden Nachschubstraßen ver- arbeitet, lleber diese auf dem Moorgrund federnden Stamm« rollen fortgesetzt die Kolonnen. Ihr Beitrag zum Kampf druck! sich in Kilometer und Tonnenzahl aus. 889 009 Kilometer, als« mehr als das Zwanzigfache des Erdumfanges, legte eine aus Thüringern und Rheinländern zusammengesetzte kleine Kolonm auf den Knüppeldämmen zwischen Ladogasee und Jlmense, während eines einzigen Jahres zurück und transportierte dabei 1V8 009 Tonnen dringlicher Nachschubgllter für die hart kämpfem den Truppen. Viele Kolonnenfahrer, besonders im Jlmengebieh tragen bereits Eisernes Kreuz und Sturmabzeichen, denn oft genug waren sie die letzte Reserve, wenn es galt, einen feindlichen Einbruch aufzufangen, und mehrfach haben sich die Männer vom Bock und Steuerstad erst ihre Straßen frei- kämpfen müssen, auf denen sie ihre Kameraden an de, Front Brot und Granaten heranbrachten.
Die Nachschubdienste waren der fechtenden Truppe gerade bei den letzten Abwehrkämpfen südöstlich des Jlmensees treue unk unermüdliche Helfer, wenn ihre Leistung auch nicht so ins Aug, springt wie die Unterstützung, die den Grenadieren durch Son< derwäffen, vor allem durch die Flakartillerie, zuteil wurde. Di« im Erdkampf eingesetzten leichten und schweren Flakbatteriei der Luftwaffe haben im Laufe der beiden letzten Monate vor den bei der jüngsten Abwehrschlacht am Jlmensee vernichteter SIS Sowjetpanzern allein 82 in direktem Beschuß vernichtet uni dazu noch 21 Flugzeuge abgeschossen.
Englands Botschafter beweihräuchert die Bolschewifte» " Stockholm, 8. Februar. Sir Archibald Clark Kerr, der derzeitige britische Botschafter in Moskau, der zurzeit in London weilt benutzte seine bevorstehende Rückreise nach Moskau dazu, um Herrn Stalin in geradezu widerlichen Lobhudeleien zu ver- ! sichern, wie sehr England die Bolschewisten verherrlich«. Kerr erklärte mit viel Pathos, die Bolschewisten und Engländer ständen zusammen. Er gehe nach Moskau zurück mit der Ueberzeu- aung, daß England jede Anstrengung für die Bolschewisten leisten werde. Das sei seine Mission, die er nach den tldSSR mitnehme: England werde im Krieg und Frieden für die Bolschewisten arbeiten.
Deutlicher konnte Kerr wohl nicht zum Ausdruck bringen, wie dankbar die Engländer dafür sind, daß die Sowjets ihre Menschenmassen für England auf die Schlachtbank führen.
Protest gegen USA.-Jnfiltration DRV Ankara, 8. Februar. Wie zu dem Rücktritt von zehn i nischen Kabinettsmitgliedern der Regierung Sultaneh aus unterrichteter iranischer Quelle bekannt wird, erfolgte der Rücktritt, nachdem die Demission zuvor im Aufträge des Schahs durch den Ministerpräsidenten verweigert worden war. Der Rücktritt der zehn Kabinettsmitglieder kommt »lfo einem förmlichen politischen Streik gleich. Er wird motiviert durch die Tatsache, daß der Ministerpräsident einem vom Schah Unterzeichneten Dekret zustimmte, wonach den USA.-Sach- verständigen im iranischen Kabinett, die zum Teil Titel im Rang eines Staatssekretärs haben und an den Kabinettssitzungen v teilnehmen, ein Vetorecht gegen die Beschlüsse der iranischen Regierung eingeräumt wurde. Die Zurückgetretenen bezeichnten dieses Veto, durch das die sogenannte iranische Regierung vollends zum Instrument fremder Interessen wird, als verfassungswidrig und begründeten mit dieser Verfassungswidrig- ß»it ihren Rücktritt.
Japan übergibt feindliches Eigentum Tokio, 8. Februar. (Oad.) Amtlich wird mitgeteilt: Im Geists der gemeinsamen Erklärung der japanischen Regierung und der Nationalregierung der chinesischen Republik bezüglich der gemeinsamen Durchführung des Krieges bis zum ersolgreicheu Ende hat die japanische Regierung in für China vorteilhaftem Kinne Vorbereitungen hinsichtlich der Verfügung über das feiud- ßiche Eigentum in China getroffen, das sich seit Ausbruch de, sgrotzostasiatischen Krieges unter der Beschlagnahme Japans befand. Nachdem die Vorbereitungen für die Uebertragung eines Teiles des feindliche» Eigentumes abgeschlossen wurden, hat di« japanische Regierung als ersten Schritt die formelle Lebe» tragung von mehr als 1900 der hauptsächlichsten Objette au di« Rationalregieruna Chinas beschlossen.
Schwarz« ülv»r Tatze? ^ ei'
Duell mit einem Sowjelpauzer
Erbitterter Kampf i« zerschossenen Dorf — Eine Pak gegen „T 34"
RSK „Herr Leutnant, zum Chef!" Ich melde mich bei meinem Kompaniechef, der eben vom Bataillon zurückkommt. „Sie fahren mit einer mittleren Pak in das Dorf da Hüben. Dort melden Sie sich beim Herrn Major und werden dessen Bataillon unterstellt. Das Bataillon hat mit zwei T 34 zu tun, die ihm schwer zu schaffen machen. Gute Fahrt und alles. Gut«, mein Lieber!"
Ein kurzer Händedruck, und es kann losgehen. Schlittenspuren zeigen uns den Weg. Die brave Zugmaßhine raffelt und poltert durch den tiefen Schnee, überwindet spielend gefährliche Schneewehen, Löcher, Mulden, Trichter, Gräben und Steigungen, die wir mit Vollgas nehmen. Vor uns, neben uns, hinter uns krachen die Einschläge von Granatwerfern; von irgendwo schießt wild ein Panzeer. Im Schnee hinter uns tanzen dis Wirbel feindlicher Maschinengewehrgarben.
Wir kauern geduckt auf der Maschine und machen uns klein und häßlich. Schon liegen die ersten Häuser greifbar nahe vor uns. Schon winken uns Kameraden vom Dorfeingang zu. Da bleiben wir in einer Senke stecken. Wir fitzen fest. Wir schaufeln und graben, so schnell wir können, um frei zu kommen. Schon liegen die Einschläge eines Granatwerfers in bedenklicher Nähe. Da gelingt es meinem braven Obergefreiten, nach einem kräftigen Rückstoß das Fahrzeug in einem L'wung nach vorn herauszubringen. Wir erreichen in stiebender Fahrt die ersten Häuser und sind zunächst geborgen.
Ich melde mich beim Bataillon. Der Kommandeur ist WWch erfreut, daß wir durchgekommen sind. Er erklärt mir sch«Pl.die Lage und gibt mir meinen Auftrag bekannt. Das Geschütz jvll .am Wsstausgang des Dorfes in Stellung gehen. Dort ist die dem Bataillon zugeteilte Schikompanie eingesetzt, braue. Gebirgsjäger, die sich hervorragend geschlagen haben. Ihr FM rer weist mich selbst ein. Wir schwingen uns auf unsere Maschine und fahren an.
Das Dorf ist völlig zusammengeschoffen. Nur wenige Häuser sind unbeschädigt. In ihnen ruhen und warten die Ablösungen der Sicherungen, die an den Maschinengewehren, Granatwerfern und Geschütze» den Feind erwarten. Seit zwei Tagen hat er angegriffen, vom Morgen bis zum Abend, stur und rücksichtslos. Immer wieder hat er sich blutige Köpfe geholt. In Scharen und Haufen liegen seine Toten vor den ersten Häuser» des Dorfes, in den Gärten und Wiesen des Grundes. Augenblicklich herrscht eine unwirkliche Ruhe. Wir dürfen uns nicht täuschen lassen. Es heißt doppelt wachsam sein.
Wir rollen langsam und vorsichtig an den Häusern der rechten Straßenseite entlang. So werden wir von vorn rechts nicht eingesehen.
Die Straße macht einen trostlosen Eindruck. Geborstene, umgestürzte Leitungsmasten sperren den Weg; zerschossene Drähte haben sich zu Knäueln, Rollen und Schlingen zusammengerollt. Bretter, Balken, Türen, umgestürzt« Schlitten und Wagen liegen im schmutzigen, zerwühlten und zerstampften Schnee, in den die Ketten der Sturmgeschütze tiefe Furchen und Kehren gewühlt haben, lleber den Trümmern der Häuser steht graublauer Rauch kohlender Balken und Bretter, zieht gelblicher Qualm schwelenden Strohes von ersetzten und aufgeriffenen Dächern. Tote Zivilisten zwischen nackten,. geborstenen Lehmwänden, verendetes Vieh in den ausgebrannten Ställen.
Immer noch schießt der Feind ins Dorf. Eben ein schmetternder Einschlag in einem Hause vor uns. Eine grauschwarze Wolke steht über dem zerfetzten Dach, Stroh wirbelt auf, braun« Schneeschwaden ziehen träge über die Straße. As riecht scharf und giftig nach Brand und Pulvergasen.
Jetzt müssen wir nach links über die Straße in Deckung eines Hauses. Einige Jäger in Schneehemden winken und weisen uns ein. Im Nu ist das Geschütz abgeprotzt und zwischen zwei Dreckhaufen in Stellung gebracht. Der Gegner scheint nichts gemerkt zu haben; er schießt jedenfalls nicht. Ob er nur mal einige Sekunden nicht aufgepaßt hat? — Ich lasse mich von «mein Jäger einweisen: „Jawohl. Herr Leutnant, da vorn hinter dem
«nyr z-cyr Bomben an! Verdunkle deshalb gewisse» denn es geht nicht um dein Lebet», sondern n« deiner Familie und deiner Volksgenossen!
roten Haus steht der Panzer. Vor einer halben Stunde ist «H von links hinter das Haus gefahren."
Ich lasse mit Panzergranaten laden und die linke HaurkoM anrichten. Entfernung 300- Meter. Zwei Mann bleiben a» Geschütz. Die anderen verschwinden im Haus hinter uns. M» nition liegt in geniiaender Meuae bereit. *
Zunächst bleibt alles ruhig; da erkennen wir vorsichtige B« wegungen in den Büschen und Sträuchern links vom roten Ha»» Einige Leut springen und laufen geduckt nach links, in Richi tung auf die große Schule, in der sich die Sowjets seit gestern abend festgesetzt hatten. Die Bewegungen werden immer lebhafter. Ganze Gruppen springen geduckt nach links und ve» schwinden hinter der Schule. Unsere Jäger stören mit peitsche» den Schüßen und hämmernden Feuerstößen. Die Antwort bleib« nicht aus. Gewehrschüße peitschen dicht über unsere Köpfe, Kab schen in die Lehmmauer dicht unter uns. Die Brüder Ünne» -tickt weit wea sein!
Ein Granatwerfer kracht links hinter uns. Auch das nacht Wir sind im Bilde, es geht los!
Da heult ein Motor auf. Aufpaffen! Jetzt fährt der Pa»M .vielleicht an!
Hinter der Hauswand schiebt sich ein langes Rohr nach li«b» Jetzt ist es so weit! Er kommt! Ganz langsam rollt der Pcmz» «ach links. Er nützt geschickt eine Mulde aus, so daß nur d«> Turm zu sehen ist.
Ich gebe Feuererlaubnis. Der erste Schuß kracht, daß dt» Ohren dröhnen und sausen. Treffer am Turm! Tin glühe«« roter Ball zerspringt links oben am Turm! Da ist der Panze» auch schon nach wenigen Metern hinter einem grauen Schuppe» verschwunden. Diese Schliche kennen wir! Wir sind ja auch nicht von gestern! Wenn er nicht will, schießen wir eben dech Schuppen zusammen! Paukender Abschuß! Drüben stiebt schwatz« grauer Staub, poltern Steine. Ein Loch gähnt in der Mcnzer^ doch nichts regt sich. Da versuchen wir es noch einmal. Dt» Wand stürzt krachend zusammen, wie von einem Riesenhemrme» eingeschlagen.
Jetzt aufpaffen! Ob er anfährt? Da heult"s auch schon auf» Ein schmutzigweiß getarntes Ungetüm schiebt sich langsam noöt rechts, richtet drohend den Turm auf uns. Jetzt wird's gleich krachen! Doch er schießt merkwürdigerweise nicht. Dann sind wit eben an der Reihe! Der nächste Schuß jagt aus dem Rohn Treffer! Der Panzer steht! Jetzt kracht's bestimmt! Da öffnet sich plötzlich die Luke am Turm, zwei, drei Mann steige» mit katzenhaft schnellen Bewegungen aus und, spriegen in Deckung biuter das Haus. Die Jäger und meine Männer brüllen lau» rrog auer wezayr, sie uns umgivr. Denn jetzt decken sie uns et»
Granatwersereinschläge kommen gefährlich nahe. Maschinengewehre hämmern, Gewehrschüße klatschen. Von rechts vor» knallt ein Abschuß. Stiebender Einschlag im Hause vor uns. Das war bedrohlich nahe. Anscheinend ist es das Geschütz, d« drüben über dem Grunde in einem Gehöft stehen soll und «ns sicher am Abschuß erkannt hat. Die Jäger hatten uns vor ihm gewarnt. Gott sei Dank schützen uns nach zwei Seiten ein Haus und ein Stall, deren Lehmwände Geschosse und Splitter fangen
Immer stärker wird das Feuer. Man will uns anscheinend jetzt ans Leder. In Gruppe» und Rudeln rennen sie nach links hinter die große Schule, von unsere» Schüßen verfolgt. Sogar ein Schlitten fährt im Trab nach links und verschwindet in einer Senke. Nun wird es uns i>u dumm. Wir richte» di« Schule an und jagen drei Schuß mitten hinein in den Bau. daß es nur so kracht And poltert. Dann zwei Schuß auf den zerfallenen Schuppen, der den Burschen zum Sprengbrett zur Schule hinüber dient, und jetzt einige Schüße auf das rote Haus, hinter dem sie immer wieder Hervorbrechen wie eine Mente. Das stiftet Verwirrung und schafft uns Luft.
Da wird's merkwürdig ruhig vor uns. Wir hören Schüsse und" das Hämmern deutscher Maschinengewehre wett links vo» uns. Das ist die Wendung! Der Angriff eines Bataillons, das zu unserer Entlastung angetreten ist, stößt mitte» in die feindliche Bereitstellung hinein und klärt die Lag« i« kurzer Zeit. Der Feind setzt sich bei Eintritt der Dunkelheit »ach Norden ab.
Vor uns in den Gärten und Büschen liegen braune Gestalte» in Lumpen und zerrissenen Mänteln, und am roten Hause steht mit offenem Turmluk ein verlassener Panzer, auf dem mei»« Männer jetzt herumklettern.
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von
Orkvdsr-irsckrrLöwrr, Ons» Quvttvn-Vkk'los 'Snigsb^uck lks» Dresden,
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Als sie nach zweieinhalbstündigem Lauf hinter einer hohen Schneewehe haltmachte, war sie wenigsten? elf Meilen von der Stadt entfernt. Für eine Frau eine enorme Leistung. Da die Wehe guten Schutz gegen den Wind bot, beschloß sie, hier kurze Zeit zu rasten. Sie suchte sich eine schmale Einbuchtung, die keinen Wind hereinließ, und setzte sich auf ihren Rucksack. Aber kaum hatte sie ihre müden Glieder ausgestreckt, als ein Geräusch in unmittelbarer Nähe sie wieder aufschreckte. Einmal glaubte sie das jaulende Heulen von Wölfen gehört zu haben — dann wieder schien es ihr, als müßten es menschliche Stimmen gewesen sein.
Hatte man bereits ihre Flucht entdeckt? War man ihr gefolgt, um sie festzunehmen?
Sie trat aus ihrem Versteck hervor und spähte angestrengt über die Wehe hinweg. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen -und ein Angstgefühl, das sich von Minute zu Minute steigerte, schnürte ihr mit peinigender Qual die Kehle zusammen. Und doch konnte sie nirgends etwas entdecken, weder Mensch noch Tier. .Aber plötzlich begannen ganz geräuschlose Vorgänge, wie das Nachgeben des Schnees unter ihren Füßen, ja selbst ihr eigener Atem und Herzschlag, wie Donnergetöne in ihren Ohren zu klingen. Sie versuchte das seltsam bedrückende Gefühl abzuwehren, aber es gelang ihr nicht. Der Schrecken der Nacht, die stärkste aller Ängüe, zog sic rasch in ihren Bann.
Angsigepeitjchi warf sie sich ihren Rucksack über und stürzte wieder in die Schneewüste hinaus. Aber so oft sie
auch den Blick wendete, weder von Wölfen noch von Menschen war etwas zu sehen. Dagegen bemerkte sie deutlich, wie schwere, dunkelgraue Wolken aus dem Osten und Norden, herangerollt kamen und den Himmel verdüsterten. Kein Stern war sichtbar, und der eisige Wind von vorhin hatte sich fast gänzlich gelegt. Für Karin, die so etwas nicht ;um ersten Male erlebte, war das ein untrügbares Zeichen, daß ein Unwetter im Anzuge war.
Alle ihre Kräfte anspannend, jagte sie in harten Stößen über den Schnee, um noch vor Ausbruch des Sturmes die Talmulde vor der breiten Niederung zu erreichen. Schweißtriefend und schon beinahe abgehetzt, holte sie zu immer größeren Stößen aus.
Aber ganz plötzlich fauchte ein eiskalter, aus Nordosten kommender Windstoß über die Ebene und rollte die ganze Schneedecke zu einer einzigen Lawine auf, so daß Karin, jede Sicht verlierend, wie ein Spielball herumgewir- j beit und in rasendem Tempo nach Südosten abgetrieben wurde. ^
Ohne auch nur eine Sekunde lang Atem schöpfen zu können, aber allein schon glücklich darüber, daß sie bei dem tollen Wirbel nicht zu Fall gekommen war, ließ sie sich von dem Orkan, der noch immer an Stärke zunahm, forttreiben. Der mit tausend Stimmen über das Ödland dahindrausende Sturm war so eisig, daß er Karins Mantel und Kleider durchblies und ihr bis auf die Haut drang. Ihre Hände und Füße waren schon nach kurzer Zeit wie abgestorben, und vor ihren Augen flimmerte ein einziger Wirbel schnell vorüberjagender Schneemassen.
Ohne auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können, fegte sie fast eine Viertelstunde lang wie der leibhaftige Teufel über das Ödland. Ganz plötzlich fühlte sie, wie ihr rechter Schneeschuh an etwas Hartes stieß, Holz splitterte, sie flog einige Meter durch die Luft, drehte sich um fick selbst und stürzte dann zu Boden. Wenige Sekunden später war sie von dichten Schneemassen bedeckt.
Eine ganze Zeit lang blieb sie regungslos liegen, »ls
hätte sie die Besinnung verloren. Sie war kaum fähig, z« - denken. In der ersten Sekunde blinden Schmerzes glaubte sie, das rechte Bein gebrochen zu haben. Als sie sich aber zu regen begann, stellte sie doch fest, daß noch alles intakt war. Der Schmerz kam wohl nur daher, daß der zerbrochene Schneeschuh hart gegen ihr rechtes Knie geschlagen war.
Sich mit Händen und Füßen aus der Wehe herausarbeitend, schöpfte sie zum ersten Male wieder Atem. Der Sturm hatte schon gewaltig an Kraft, verloren und war langsam im Abflauen begriffen. Mit schmerzenden, fast erstarrten Gliedern, versuchte sie ihren Rucksack zu öffnen, um die Rumflasche herauszunehmen. Als sie für einen Augenblick den rechten Handschuh auszog, um die Schnalle zu lösen, bemerkte sie, daß die Flasche bei dem Sturz zerbrochen war und ihr Inhalt sich über die im Rucksack aufbewahrten Lebensmittel ergossen hatte, die schon mit einer dünnen Eisschicht überzogen waren.
Fast gleichmütig, ohne darüber nachzudenken, was der Verlust des Rums für sie bedeutete, hängte sie sich den Rucksack wieder über. Doch war sie sich völlig darüber im klaren, daß sie sofort aufbrechen muhte, wenn sie hier nicht erfrieren wollte. Ganz automatisch löste sie die zerbrochenen Schneeschuhe von ihren Füßen. Aber schon beim Ausstehen machten sich die ersten Anzeichen einer Schwäche betnerkbar. Als sie sich ausrichiete und die ersten Schritte machte, stach es wie Nadeln in ihren erstarrten Füßen, die ihr wie abgestorben vorkamen. Sie hob den Blick und schaute über die verwehte Landschaft. Dabei wurde sie sich bewußt, daß sie ihr Vorhaben, die Maximewerke zu erreichen, endgültiß aufgeben mußte. Ohne Schneeschuhe würde sie Tage daz» benötigen. Zudem war sie soweit von ihrer Reiseroute abgetrieben worden, daß sie froh sein konnte, wenn sie glü<h lich zu Holmars Hütte gelangte, von der sie sich nicht m«h» allzuweit entfernt glaubte?
cüorlietzung folg»