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Nr. 244.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

90. Jahrgang.

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Vormarsch in Serbien auf allen Fronten.

Um Serbien.

Es scheint vom Schicksal des Weltkrieges bestimmt zu sein, daß die letzte Entscheidung dort fällt, wo er seinen Ausgang genommen hat. Und man gewinnt mit jedem Tage mehr den Eindruck, daß diese Entscheidung nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Wohl werden die bedeutungsvollsten Schritte im Vierver­bandslager in Erwägung gezogen, wohl hat die öffentliche Meinung mit scharfem Blick die Gefährlich­keit der Lage der Serben erkannt, wohl hat man festge­stellt, daß nur ein großes Ententeheer die für den Vier­verband so brenzliche Balkansituation retten könne, ob aber dieses Vierverbandsheer, über dessen internationale Zusammensetzung man sich noch keineswegs recht klar ist, zur rechten Zeit kommen wird, um die Serben, die, zu ihrer Ehre sei es gesagt, sich mit hervorragender Tapfer­keit schlagen, vor dem Untergang zu retten, das steht auf einem andern Blatt geschrieben. Zunächst haben die Serben von einer Hilfe gar wenig verspürt. Man sagt zwar jetzt, ein französisches Hilfskorps sei bei der Eisen­bahnbrücke von Welandavo mit den Bulgaren zusam­mengestoßen, es würde sich daraus also ergeben, datz die Bulgaren im Bereich des mazedonischen Geländes, das im Nordzipfel an Bulgarien und Serbien grenzt, vor­gedrungen sind, wohl um die viel besprochene Bahn SalonikiNisch zu erreichen. Die entlang dem Wardar laufende Linie SalonikiUesküb, die sich nach Nisch fortsetzt, soll ja schon teilweise durch bulgarische Banden unterbrochen sein, die Ententetruppcn dürften also bei ihrem Vormarsch durch Mazedonien kaum mehr auf einen Transport durch die Bahn rechnen. Gerade gegen die Linie UeskübZstip scheinen sich starke bulgarische Kräfte vorzuschieben, die wahrscheinlich dazu bestimmt find, die Hilfeleistung der Entente von Griechisch-Maze­donien aus abzuschneiden. Unterdessen aber vollzieht sich die Offensive Mackensens trotz des hartnäckigsten Wider­standes des durch gebirgiges Gelände doppelt geschütz­ten Feindes ganz planmäßig. Die südlich der Donau ope­rierenden Truppen haben verschiedene befestigte Punkte genommen und der linke Flügel dieser Front strebt der Vereinigung mit den bulgarischen Truppen zu, die den Endlauf des Timok überschritten haben und nördlich von Zajecar vormarschieren. Der diesen Nordzipfel Ser­biens haltende Gegner kämpft gerade hier mit verzwei­feltem Mut, denn er ist sich der Bedeutung dieses Stücks Erde, das die Zentralmächte von Bulgarien trennt, wohl bewußt. Da aber unsere Truppen entlang der Mo- rawa täglich Fortschritte zu verzeichnen haben, so könnte mit der Zeit diesem Teil des serbischen Heeres eine völ­lige Abschneidung vom Hauptheer drohen, wenn er auf der Verteidigung dieses Zipfels noch lange besteht. Nachdem die Bulgaren aber die Pässe zum Oberlauf des Timoktales gewonnen haben, haben sie nun auch einen Vorstoß gegen Nisch angesetzt. Daß die Serben für ihre interimistische Hauptstadt fürchten, sieht man schon aus der Nachricht, daß Hof und Regierung sich zum Aufbruch aus dieser Residenzstadt angeschickt haben.

So sieht sich das serbische Heer einem beinahe ring­förmigen Angriff seiner Gegner gegenüber. Was man bis jetzt von dem Landungskorps in Saloniki gehört hat, dürfte kaum zu der Annahme berechtigen, daß die Einschließung der Serben etwa von dorther durchbrochen werden könnte. Der einzige offene Weg dürfte der über Montenegro und Albanien sein, und es heißt ja nun auch, die Italiener wollen in wenigstens 150 OM Mann Stärke ihrenBundesgenossen" zu Hilfe kommen, und dabei, was wahrscheinlich die Hauptsache ist, die vom Vierverband garantierten albanischen Gebietsteile be­setzen. Ueber den dadurch geschaffenen Konfliktsstoff be­züglich Griechenlands haben wir schon gestern gesprochen. Zudem gewinnt die Annahme täglich an Wahrschein­

lichkeit, daß auch dieser Schritt die Katastrophe nicht aus- halten wird. Wenn aber wirklich der Vierverband große Truppenmassen sowohl von Saloniki als auch von Al­banien aus in die Balkanwagschale werfen will, so müßte das recht schnell geschehen, wenn man noch Aussicht haben will, die Serben wenigstens vor der Notwendig­keit eines Separatfriedens zu retten. So schnell aber ein neuzeitlich ausgerüstetes Hilfsheer von 4500 000 Mann herbeizuschaffen, dürfte dem Vierverband kaum gelingen. Da aber nur mehr der militärische Erfolg für die Entscheidung der noch neutralen Valkanstaaten maß­gebend sein dürfte, so schwinden auch mit jedem Tag den der Vierverband ungenützt verstreichen läßt, die Aussichten für diesen, Griechenland und Rumänien auf seiner Seite zur Mitwirkung veranlassen zu können. Vor­erst wiegt sich natürlich die Ententepresse in der Hoff­nung, daß diese beiden Staate doch noch dieGefahr" eines Obsiegens der Zentralmächte erkennen, und unter Drohungen und Versprechungen werden ihnen die un­schätzbaren Vorteile vorgerechnet, die sie bei einem Ein­greifen zu Gunsten des Vierverbandes zu erwarten haben. Die rumänische und griechische Regierung haben aber vorerst noch einmal ihre strikte Neutralität erklärt.

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Die Kämpfe in Serbien.

Köln, 18. Okt. DieKöln. Zeitg." verzeichnet eine über Paris aus Nisch kommende Reutermeldung, der zu­folge die Bulgaren im Timok-Gebiet ihre hartnäckigen Angriffe fortsetzen mit dem offenbaren Ziel, Fühlung mit den deutschen Heeren zu gewinnen und die serbischen Streitkräfte zu teilen. Wie es ferner heißt, ist in dem Raume von Velez eine große Feldschlacht im Gange. Die bulgarischen Truppen versuchten dort anscheinend die Eisenbahn von Nisch nach Saloniki zu erreichen und die Verbindung der Serben mit dem Meere und der Mitte des Landes abzuschneiden. Wie eine Meldung aus Sofia besagt, ist der Vormarsch der Bulgaren durch das schlechte Wetter nicht aufgehalten worden. Die Sitze der serbischen Verwaltung in den mazedonischen Erenz- bezirken befinden sich bereits in bulgarischen Händen. Die Serben leisten dort anscheinend geringen Wider­stand. Aus Saloniki wird gemeldet, daß mehrere tau­send Mann französischer Truppen serbischen Boden be­reits erreicht haben und sich bei Gewgheli sammeln.

Budapest, 18. Okt.Az Est" läßt sich aus Sofia drah­ten, der Große Eencralstab der auf dem Schlachtfeld befindlichen bulgarischen Armee veröffentlicht folgende amtliche Kundgebung: Unsere Truppen haben, nachdem sie überall die serbischen Truppen zuriickgeworfen haben, die auf bulgarisches Gebiet vorgedrungen waren, in Serbien eine sehr rege Offensive von der Donau nach Veles-Plana eröffnet.

Die Kämpfe südlich von Belgrad.

Berlin, 18. Okt. DasB. T." meldet aus dem Kriegspressequartier: Die Serben haben in den letzten 24 Stunden auf zwei Nachbarabschnitten südöstlich Bel­grad nach äußerst hartnäckigen Nahkämpfen schwere Nie­derlagen erlitten, die ihre Widerstandskraft jedenfalls beeinflussen werden. Unsere Truppen der Koewetz-Armee erstürmten von Norden her den Berg Avala und nah men die vorgelagerte Kuppe 515, eine besonders stark be-! festigte, stufenweise ausgebaute Stellung. Gleichzeitig' nahmen deutsche Truppen von Westen vordringend die^ Höhe 565 des Avala-Berges. Die Serben haben diesen! Berg schon im Jahre 1908 zur Zeit der Krise stark be-^ festigt, und diese Befestigungen wurden im Jahre 1912 und besonders während der letzten langen Kampfpause durch neue hochmoderne Anlagen etagenartig weiter

ausgestaltet. Während sich am Avala-Berg diese hef­tigen Kämpfe abspielten, erstürmten unsere Truppen die Höhe Velki Kannen und Pasulitse nordwestlich Erocka an der Belgrader Straße. An allen Stellungen spielten sich Nahkiimpfe von unerhörter Heftigkeit ab. Die eroberten Stellungen waren von toten und verwun­deten serbischen Soldaten gefüllt. Unverwundet ergaben sich die wenigsten. Die Serben hielten die Stellungen gemäß deni er^gltenen Befehl bis zum letzten Mann mit anerkennenswerter Zähigkeit. Da sie trotz dieser starken Verteidigung diese wichtigen Stellungen nicht halten konnten, mußten sie jedenfalls zur Erkenntnis der star­ken Ueberlegenheit der Offensive kommen. Südlich Po- zarevac und Semendria drangen die Deutschen mit fort­währendem Raumgewinn auf beiden Ufern der Mo- rawa weiter süd- und ostwärts vor. Unsere Truppen haben im Laufe dieser Woche durch den gefürchteten Wind Kosowar, der die Operation sehr erschwerte, aber nicht stören konnte, viel gelitten. Jetzt hat der Wind, der auch von einem eiskalten Regen begleitet war, aufgehört. Die Bulgaren dringen im Timok-Gebiet un­aufhaltsam vorwärts. Sie nahmen auch gestern mehrere wichtige Stützpunkte.

Der bulgarische Bericht.

(WTB.) Sofia, 18. Okt. Dem Bericht des bulga­rischen Großen Eeneralstabs von 15. Okt. ist folgendes zu entnehmen: In Mazedonien schreitet unser Vorgehen gegen die ober Breijalnila fort. Unsere Truppen er­reichten die Linie Drancsac-Sukavolac, die Berggegend von Kavka und Golak-Planina. Unsere Truppen erober­ten Zarevoselo, Pehtschevo und Bernovo. Auf dem west­lichen Abhang des Großen Balkan erreichten unsere Truppen die Linie NovekoritoZldinacRepuznica RovnobucseTscherni Vrh. Unsere Truppen besetzten im Morawatal das strategisch wichtige Branja-Elava.

Die bulgarische Front.

(MTV.) Lyon, 18. Okt. DerProgrös" meldet aus Nisch: Die bulgarische Offensive erfolgte auf mindestens 200 Kilometer Front längs der bulgarischen Grenze. Im Norden beginnt die Offensive im Timok-Tal, folgt der Eisenbahnlinie Donau-Pirot, streift das Pirotgebiet, nähert sich der Linie NischUesküb, kehrt zur früheren mazedonischen Grenze zurück und setzte sich bis ins Gebiet von Strumitza fort.

Der Vormarsch der Bulgaren.

Budapest, 18. Okt. Ein Bericht der ZeitungA Vi- lag" aus Sofia bringt weitere Einzelheiten über das Vordringen der bulgarischen Armee in Serbien. Im Süden wurde in den Kämpfen um die Bahnlinie Les- kovacVranja der Ort Darzina von den Vulgaren ge­nommen. Die Donaudivision, die vor Tamnic heftige Kämpfe mit den dortigen äußerst stark befestigten serbi­schen Stellungen hatte, nahm nach halbtägiger Artil­lerievorbereitung die Bertcidigungswerke von Tamnik mit stürmender Hand. Auf die Tamnik durchziehenden bulgarischen Truppen wurden von der daheimgeblie­benen Bevölkerung, größtenteils Frauen und unmün­dige Kinder, Handgranaten geworfen. Bor Salas ist der Kampf noch im Gange. Ueber Knjazevac wird der Jeind, der sich in Richtung aus Nisch zurückzieht, gegen Pono verfolgt. Ueber Sveti Nikola vorgedrungene Bul­garen nahmen bereits die ersten Schützengräben von Dolta Berilocci. Die Serben entfalten einen heftigen Widerstand, um Krupec zu halten. Nach der Einnahme von Karewoselow Erado überschritten die Bulgaren in Verfolgung des Feindes die Pregalniza und nahmen Xalimanschi und Radlovci. Die Bewohner der maze­donischen Ortschaften empfingen mit jubelnder Freude