Häuser von unten bis oben hinauf geöffnet, damit jeder Be­dürftige ungehindert eintreten und eine Gabe sich holen konnte. Man buk Kuchen für die Armen und Notleidenden und steckte Lichter für sie an. Ja, es hieß, daß, wer an jenem Abend nichts verschenkte, selber ins Unglück käme.

In diesem Geist des Lichtes, der Freude und der Liebe Weihnachten feiern als das deutsche, tief in unserem Volkstum wurzelnde Fest, seine erlösende Liebe in still und stark ge­wordener Seele fühlen, durch sie erwärmt werden, erleuchtet «nd dürchglüht zu gleicher Liebe, zu gleichem Glauben und Hoffen, zum frohen Wagen und Tragen, auch wenn es Kampj «nd Entbehrung bedingt und Ausgabe mancher lieben Friedens- wohnheit, wenn es Entsagung und Opfer von uns fordert s zur Hingabe unseres ganzen Selbst an die Größe und Heiligkeit der"Sendung, der zu dienen wir berufen sind, ob wir draußen oder drinnen kämpfen das heißt das Licht, die Freude und die Liebe, Weihnachten mit den Händen der Sehn­sucht ergreifen, bis sie Erfüllung wird. Heißt den Glauben erfahren, der tätig ist in der Liebe und durch ihn dem Sie« den Weg bereiten," der kommen wird und kommen muß durch Gottes Gnade und die eigene stählerne Kraft.

Wintersonnenwende

Die Sonne steigt mit jedem neuen Tag Aus dieser heiligen Nächte Sarkophag Empor ins junge, Helle Morgenlicht.

So heb auch du, o Mensch, dein Angesicht Aus tiefer Dunkelheit, aus Not und Nacht Und grüß die Erde, die so froh erwacht!

Ersteh als einer, der es überdenkt,

Welch hohe Kraft dies kleine Dasein lenkt Und jedes Wesen weise weiterführt.

Auch sei von Ehrfurcht leise angerührt, Mmm dir im stillen Grund des Herzens vor: Zu schreiten durch das goldne Morgentor

wohlbeschützjt feiern wir das Lest durch seine Treue!

Weihnachtliches Brauchtum

> Nirgends in der Welt hat das Weihnachtsfest einen so tiefe, und gemeinschaftsgestaltenden Gehalt gesunden wie im Eemiit der ^Deutschen. Durch die Verschmelzung mit der durch Jahr, tausende wirksamen Kraft alten Ahnenglaubens wurde Weih» nachten das deutscheste aller Feste im Jahreskreis, und di, Gestaltung, die das germanische Volk ihm gab, führt weit übe, kirchlich-dogmatische Formen hinaus in das Wese» der Volks­persönlichkeit.

Wenn Wodan, Erhalter des Lebens und Lichtes, das Rad der Sonne, das Jul, wieder den Kreisen des Frühlings ent- gegenbewegte, feierten die germanischen Menschen das Fest d« Wintersonnenwende. Zwölf Tage lang ritt Wodan mit seine» Heer durch die Lüfte, Leben und Licht über das Dunkel de» Winters breitend, zwölf Tage ruhten die Waffen und die Arbeit. In den Hütten brannte der Julklotz auf dem Herd, i» den weiten Hallen sahen die Gefolgsmänner mit ihren Füh­rern, die ganzeTruht" mit Edlen, Freien und Unfreie», bek dieser Feier miteinander vereint. Niemand litt Not, alle wur­den beschenkt, kein Mann, kein Kind, dem in diesen Tage» er­füllter Lichtsehnsucht nicht Freude und Dank aus den Augen leuchtete.

In hundert landschaftlich abgewandelten Gestalten geht » den Weihnachtstagen derHerr der wehenden Geister zwi­schen Himmel und Erde" durch das deutsche Land, Licht und Freude schenkend, als Nikolaus, Pelzmärtel, Knecht Ru­precht heißt im Althochdeutschen Hruodpercht der Ruhmstrah« lende, genau so wird Odin in der Edda genannt. In ma»- chen Gegenden wird dieser Eabenspender zugleich von Heische­gängern begleitet. In Ostpreußen geht in der Advents- urä» Weihnachtszeit,der Schimmelreiter, der Klapperbock, der Erbse»» bär um, Gestalten uralten Volksglaubens, nachdem ein Ho«» dunkler Domänen von Wodan vertrieben wurde. Wie t» Brauchtum des ganze« Jahres erscheint auch zu Weihnächte«, hier in der Hand des Gabenspcnders. die Rute, das imme» wiederkehrende Symbol der Fruchtbarkeit.

Wo Deutsche in der Welt leben, vereint der Schimmer dsß Kerzen sie zu einer striernden Gemeinde. ^

/ Erlebnis von Margarete zur Bentlage

Wie einer, der im Tale einsam schlief,

Den nun der Gott mit tausend Stimmen rief Hinauf in seiner Berge hohen Tag.

So steige aus der Nächte Sarkophag Empor ins neugeborne Morqenlicht,

Den Ruf der Sonne hell im Angesicht.

Alfons Hayduk.

WW:

'''-'fA

MH

ver Weihnachtsbrief seines Jüngsten

Fackeln in der Weihnacht"Wenn ein Altensteiger die Erlebnisschilderung der niederdeutschen Dichterin Mag'arete zur Bentlage liest, blenden nicht vor seinem geistigen Auge die einst am Weihnachtsabend am Hellesberg lohendem Feuer und die sich am Berg hinziehende Perlenschnur leuch­tender Fackeln auf? Wird ihm nicht die Stimmung und der Zauber eines solchen Abends zur glückhaften Erinnerung?

Leise rieselt der Schnee und deckt Weg und Flur mit weichen Matten. 3m Dämmerlicht liegt friedvoll verträumt das Städtchen. Kaum senkt sich der Schleier der Nacht, da beginnen die Feuer auf dem Berg zu sprühen und die Buben schwenken ihre lodernden Fackeln. Einstimmig aus vielen jungen Kehlen, untermischt mit dem Baß der Alten tönt es ins TalNun danket alle Gott!" Der Bläserchor setzt ein init WeihnachtsliedernStille Nacht heilige Nacht."

Ist es die Kraft altüberlieferten Brauchtums, ist es der Mythos germanischen Lichtglaubens, der diese Weihnachts­feuer immer von neuem auflodern läßt und uns in ihren Bann zieht? Einerlei. Wenn der Frieden die Kriegsweih- nachten wieder abgelöst hat, werden die Weihnachtsfeuer wieder brennen und sich unsere Herzen von neuen; an ihnen entzünden!

Doch nun das Wort der Dichterin:

Nachts um zehn Uhr hielten wir uns bereit, von unserem warmen, Blockhaus am Schwendberg zur Christmette ins Tal hinunlerzusteigen. . .

Felix, Moidal, Tresal und Israel, Hannsl, Liest, Margret and Horns, denen wir bei uns beschert hatten, nachdem wir zuvor auf ihrem elterlichen Hof beim Festmahl und der An­dacht auch dabeigewesen, waren eben mit den neuen Püppchen und Kühen und was sie sonst noch erhalten hatten und mit allem frohen Lärm von uns fortgelaufen. Mitten rn der fast zu plötzlich stillen Stube, mit noch allen Beweisen des festlichen Aufruhrs, stand nur noch der geplünderte Christ­baum, wie wir ihn am Boden festgenagelt hatten.

So schnallten wir uns letzt die Steigeisen unter, zogen uns Mäntel und Mützen über, löschten die niedergebranmen

Kerzen am roten Eisenlüfter aus, und standen gleich daraus draußen vor dem Hause, betroffen vom süßen Frieden der Nacht und dem klaren Sternhimmel über uns.

Aus der Tiefe blinkten Lichter herauf, der letzte Zug der Tal-Eisenbahn wand sich hellerleuchtet und winzig dahin, Schneehänge verdämmerten blau unter uns; und über uns stiegen die großen schwarzen Wälder steil bis an den Himmel hinan, in dessen Sterngefunkel ringsum die Berge rn dunklen Zacken hineinragten, als wären Stücke herausgeschnitteu. Unter uns lagen alle Orte und Gehöfte, über ans wohnte» nur noch die Hirten.

Als wir sahen, daß es hell genug war, hingen wir« di« Laternen wieder weg, die wir hatten mitnehmen wollen, und schlossen die Haustür zu. Zwischen hochaufgeworfenen Schnee­mauern wie in engen Weißen Schluchten und auf vereisten Pfaden, die gleich gefrorenen Bächen waren, durch das Tauen bei Tage und wieder Frieren bei Nacht, ging es nun klirrend auf den Eisen ins Tal.

Doch was waren das für schnell sich bewegende Licht- unkte überall an den Bergen? vor uns, jenseits des reiten Tales, und über und neben uns, so weit, wie wn sahen über die Hellen Schneeflächen eilend- und durch di« ounklen Waldflecken fliegend?

Hirten wären es von den Höhen, sagten Kinder, die uns eingeholt hatten. Ueberall sprangen sie mit brennenden Fackeln von den Almen hinunter ins weihnachtliche Tal.

Jetzt klirrte und schlittete es auch bereits auf Eisen und Filzsohlen dimer uns, Lichtschein traf uns immer Heller rm Rücken; und schon sprang und schwang es sich mit Fackel­bränden, Schwärme von Funken hinter sich lastend und uns zuiauchzend, an uns vorüber hinab. Immer mehr und mehr, oft ein ganzer Zug: dunkle, freudig eilende Gestalten, di« manchmal im Fackelschein aufleuchteten, in einer Wolke von glitzerndem Schneestaub, und einander überholten mit Gleiten und Springen, wie wenn jedes beim Kinde der erste sei» wollte, um es anzubeien.

Als, plötzlich das Weihnachtsaeläute anhub, warfen si« verstummend die Fackelbrände weg, daß hier und da ein Bündel glimmender Späne am Wege auf dem Schnee lag und lang-

Das Bäumchen

Skizze von Gbergefreiter Willi Aufferman

NSKEintritt streng verboten!" warnte eine Tafel an der Anhentür.

Dreimal täglich rollte Schwester Martha auf einem Holz­wägelchen die Haferschleimsuppe durch die Baracke, Das waren die freudigsten und lichtesten Momente. Und wieder versankev wir in unser einsames Alleinsein, in dunkle Träumereien, die der Heimat galten. Wir waren nicht transportfähig. Wir hatten die Ruhr. Isoliert lagen wir in Glaszellen.

Weihnachten nahte. Der zunehmende Frost überzog die Fsn» sterscheiben mit fingerdicker Eisschicht, raubte uns die Sicht ins Freie. Draußen brauste der Schnessturm, brummten die schweren Dieselmotors, die ost neue Verwundete aus dem Donezbecken ins Lazarett brachten. Immer stiller wurde es in Baracke V. Seit Monaten waren wir ohne Feldpost.

Da brachte eines Tages Schwester Martha ein Bäumchen mit. Lin kleines mißwachsenes Nadelbäumchen aus der Steppe, das ihr ein Fahrer überlasten hatte.

Draußen rollte die Artillerie und ließ die Holzwände der Baracke erzittern. Ohne Schmuck, ohne Lametta und Kerzen jtand das Bäumchen im Flur. Verschämt heftete die Schwester einen selbstgeferttgten Papierstern an die Spitze. Scherzworte flogen ihr zu. Sie lachte und schluckte. Plötzlich weinte sie laut in ihre Schürze und lief hinaus.

Totenstill war es geworden. Endlos langsam vergingen di« Stunden.

Der Abend dämmerte.

Da kam sie wieder. Lautlos huschte sie von Veit zu Bett und sammelte die wächsernen Notlichter ein, stellte sie im Kreis um das Bäumchen. Sie nahm die Fieberthermometer und hängtc sie als Eiszapfen in die Aeste Sie zupfte Verbandswatte zu flaumigen Schnee. Und plötzlich flog ein Weihnachtslied durch die schimmernde Baracke. Wie aus ferner Kindheit flog es in unsere Herzen und setzte sich fest, wies uns den weiten Weg zurück, über verschüttete Jahre in erne andere Welt.

Der Arzt stand an der Tür. Er wollte zu uns sprechen und konnte nicht.

Das Gesicht ins Strohkisten gedrückt, die Decke über den Kopj gezogen, haben wir unser Heimweh in uns hineingeheult. Sechs­undachtzig Mann in Baracke V. Ohne uns zu schämen.

Das knisternde Bäumchen war schuld, das schlichte Nadel­bäumchen mit dem Papierstern an der Spitze. Draußen grollten die Kanonen. Aber wir fühlten uns, als wir den ersten An­sturm der Gefühle überwunden hatten, seltsam gestärkt und be­ruhigt in dem Wissen um die deutsche Weihnacht, um die Wieder­geburt des Lichtes. Wir würden ja wieder gesunden, und vor allem um uns ging es ja gar nicht! eines Tages würde vas herrliche Licht einer Friedensweihnacht nach dem große» siege uns scheinen! Man mußte nur geduldig sein und imme« tapfer!

Wochen später waren wir >o weit. Ein Lazarettzug brachte uns m die Heimat.

Serneck mit Burg und demHohen Mantel" Z j

»!w es

ooo

DM

IML'ch

-HM

MMM