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Mtensteig, den 25. Dez. 1942
Wochenzeitung des Schwarzwaldes
Nummer 52 (64. Jahrgang)
, «7
heiliger Abend
Vieltausend Kerzen sind entbrannt!
Licht überm Land —
Leuchtender Weihnachtstraum.
Gefreiter und Leutnant Ruhen im gleichen Raum Russischer Grde.
Aber in dieser Nacht
Scheint es, als werde
Leben — noch einmal erwacht —
Dem wir einst verbittert
Und schweigend das Kreuz gezimmert.
Leise schimmert
Ein Licht. Ja! Die Weihnacht zittert Singend von Grad zu Grab — Vieltausend Brüder ich Hab' — Vieltausend Kerzen sind schon entbrannt
Und wandern tief in das östliche Land.
Und ward hier Opfer um Opfer gebracht,
Nun sucht euch die Heimat in der- uralten Nacht Der Wandlung, des Lichtes, der wehenden Flammen: Da rauschen Tod und Leben zusammen,
Ahn und Enkel werden vereint —
Und wo eine einsame Mutter weint,
Es klingt der Weihnacht Melodie:
Die Toten» Mutter, vergessen dich nie!
Sind immer bei dir, sind immer bei uns!
Brüllt auch der Kriegsgott ehernen Munds — Heut' nacht werden alle reinen und frommen
-Herzen leis zueinander kommen.-
Ob Tod oder Leben — es ist alles erwacht Im glühenden Lichte der weihvollen Nacht.
Ariegsweihnachten M2
Bon Artur Brause Wetter.
Der holde, uns allen so Wohl vertraute festliche Glanz »er Kerzen grüht uns auch in der vierten Kriegsweihnacht, »b wir sie nun draußen an heißumstrittener Front oder ob vir sie drinnen in der Heimat verleben.
Weihnachten ist da, und wir lieben dies Fest vor allen mderen. Denn es kommt zu uns mit Waldesgrün und Lannenduft, es trägt uns die himmlische Helle /n die lang« Winternacht und in den trotzenden Kampf um unsere Selbstbehauptung den leuchtenden Sieg. Es ist seit altersher gerade uns > Deutschen das Fest des Lichtes, der Freude und der L i e b e.
Lichtkultus ist die Religion der Germanen wie aller arischen Völker. Weihnachten ist alles Licht. Licht von oben, Licht aus den Tiefen. Da schwingen die Lüfte» da singen die Engel. Da leuchten die Sterne wie die großen» gütigen Augen Gottes, strahlen die Erfüllung hinab auf eine in Sehnsucht bangende Welt.
„Das ew'ge Licht geht da hinein
Gibt der Welt einen neuen Schein. ^
Es leuchtet Wohl mitten in der Nacht Und uns des Lichtes Kinder macht."
Darum sagt Shakespeares, daß immer» wenn die Jahre» zeit naht, in der wir oie Geburt des Heilandes feiern, der Morgenvogel die ganze Nacht finge. So gnadenreich und heilig ist die Zeit.
Licht und Freude aber gehören zusammen. Nein, es ist nicht die sinnliche Freude, welche die Antike feiert und zum Matzstab aller Freuden macht. Es ist eine geklärte» eine ver- klärte Freude. Die Freude» die uns aus Zweifel und Zagen, aus Sorgen und Not und Angst der Welt auf leichten Schwingen emporhebt in die Gefilde des Ewigen und Bleibenden. Aber es ist auch irdische Freude, und man soll sie nicht gering achten. Beglückte Eltern und Geschwister, denen dies Fest die schönste aller Weihnachtsgaben schenkt: mit dem aus langem, schwerem Frontdienst beurlaubten Sohn unter dem Tannenbaum stehen zu können.
Da öffnet die Heimat ihre Pforten. Die Kindheit lebt auf. Graue Zeiten werden wach. Und die wir gestorben wähnen, die» von heiliger Liebe getrieben» das größte, schönste aller Opfer brachten: Ihr junges verheißendes Leben für ihr Vaterland zu geben, sie werden wieder in uns lebendig. Sie wandern mit uns durch immergrüne Tannenhaine, durch Sterne und durch Kerzenlicht. Und stärker als je fühlen wir uns herzlich verbunden mit ihnen in der Größe der Liebe, die nie aufhort.
Denn zu den beiden, Licht und Freude, tritt das dritte: die Liebe. Und auch diesmal gilt es von ihr: daß sie die größte unter ihnen ist.
Keine der Zeit und dem Wechsel Untertans Liebe. Die große Liebe Gottes, die Weihnachten ihr Letztes, ihr Beste» gibt: den Heiland der Welt.'
Der hehre Gedanke einer freudig und freiwillig sichhn»- aebenden Liebe, der Treue bis in den Tod, war von den ältesten Zeiten her ein Gedanke von deutscher Art und Kraft. Gerade er erhob das Christentum über alle Religionen der Welt, machte es zu einer Kulturmacht ersten Ranges, die tief im germanischen Wesen und Leben verwurzelt war.
Und die jetzt da draußen ihr Leben für ihr Vaterland gegeben haben, sie haben den tiefsten und letzten aller Opfer» gedanken zur Tat gemacht. „Niemand hat größere Liebe den« die, daß er sein Leben lasse für seine Freunde"... für sei« Volk, für sein Vaterland.
Die große Liebestat aber soll aller teilhaftig werde«, draußen und drinnen.
Draußen offenbart sie sich in den Sendungen der Heimat. Mit wieviel Mühe und Sorgfalt, mit welchen herzliche« Wünschen, mit mancher heimlichen Entbehrung, vielleicht auch mit mancher stillgeweinten Träne sind sie gepackt und gesandt. Geschenke, die eine Seele haben, in denen ein Herz voller Liebe und Sehnsucht pocht.
Und wer sie empfängt, der steht im Geist mit den geliebte« Seinen, mit Frau und Mutter und Kindern unter dem Heimat« lichen Weihnachtsbaum, und all seine Gedanken und Wünsche sind bei ihnen.
Drinnen aber ist sie sozialer Art, ist Volksgemeinschaft im höchsten und schönsten Sinne des Wortes.
Aus einer aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts entstammenden Urkunde erfahren wir aus dem „largum sero", oem Geschenk des freigebigen Abends. An diesem waren die