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90. Jahrgang.

Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw

Nr. 242.

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SrschetnungSweise: 8 mal wvchentlich. AnzeIge » pr et S: Im Oberamtr- >k,trk Calw für dl« einspaltige Borgis,eil« 10 Pfg., außerhalb deSfelben 12Psg., llekiameu 25 Pfg. Schluß für Jnseralannahme 10 Uhr vormittags. Telefon g.

Samstag, den 1k. Oktober 1915.

Bezugspreis: In der Stadt mit Lriigerlohn Mk. 1.25 vierteljährlich. Post»

bezugSpreis für den OrtS- und NachbarortSverkehr Mk. 120. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 30 Pfg., ,n Bayern und Reich 42 Pfg.

Englands ewige Schande.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die militärische und politische Lage.

Nach dem gestrigen deutschen Tagesbericht haben unsere Heere im Westen ihre Stellungen seit den Haupt­angriffstagen der Feinde sowohl bei Arras als auch in der Champagne wieder wesentlich verbessert. Feld­marschall French berichtet von englischen Angriffen bei Loos unter Rauch- und Gasentwicklung, die aber infolge des heftigen deutschen Widerstands zusammengebrochen seien. Die offiziellen Stellen mögen also noch so sehr den Mund vollnehmen, sie werden es eben nicht wegdis­putieren können, daß die deutsche Front im Westen un­erschütterlich hält trotz aller wütenden Anstürme der Feinde, trotz ihrer unerschöpflichen Reserven an Kriegs­material. Im Osten richtet sich unser Interesse zur Zeit auf die russischen Massenangriffe, die im Bereich von DünaburgSmorgon geführt werden, einesteils wohl um Dünaburg solange wie möglich zu halten, dann aber wohl auch mit dem Hintergedanken, die deutsche Front hier zu durchbrechen und damit die deutsche Heereslei­tung zu neuer Stellungnahme zu zwingen. Wie unser Generalstab meldet, sind die Angriffe bisher restlos abgewiesen worden, und der Ton des deutschen Berichts giebt uns das Vertrauen, daß auch hier die Russen keinen bleibenden Erfolg erzielen werden, so wenig wie im Südosten, im Bereich des wolhynischen Festungs­dreiecks und bei Tarnopol, wo sie ebenfalls mit weit überlegenen Kräften seit Wochen große Offensivpläne verfolgten, und nun wieder gezwungen worden sind, ihre Augenblickserfolge aufzugeben. Seit einiger Zeit wissen nun sowohl die Berichte unserer Bundesgenossen als auch die feindlichen Meldungen von einer umfäng­lichen Tätigkeit der österreichisch-ungarischen Armee an verschiedenen Steelln der italienischen Front, am Jsonzo, auf dem Karstplateau und in Kärnten, zu berichten. Unsere Verbündeten haben einige strategisch wichtige Punkte erobert. Angesichts dieser durchaus vorteilhaften Lage der verbündeten Heere verzapfen die Engländer die Weisheit, die Heere der Zentralmächte würden ihre rege Tätigkeit nur entfalten, um die Vierverbands­mächte davon abzuhalten, größere Truppenmassen auf den Balkankriegsschauplatz zu senden. Die Mittelmächte sähen ein, daß der europäische Krieg für sie endgültig verloren sei, wenn ihre Offensive gegen Serbien zum Stehen gebracht würde, da sie dann die Türkei, über deren völlige Erschöpfung der Vierverband Gewißheit besitze, nicht mit neuen Hilfsmitteln versehen könnten. Es müsse also schnell ein großes Hilfsheer auf den Bal­kan gesandt werden. Der Ansicht, daß nur ein starkes Heer die Lage auf dem Balkan beeinflussen könne, ver­treten wir auch, und gerade deshalb können wir guten Muts behaupten, daß auch auf dem Balkan unsere mili­tärischen Aussichten die allerbesten sind. Grey mußte in seiner bestellten Balkanrede, die augenscheinlich von einem Bureau aus mit der Erklärung Vivianis za- sammenredigiert worden ist, zugeben, daß die von der Entente verfolgte Balkanpolitik, nämlich alle Balkan­staaten in llebereinstimmung zu bringen, und zwar mit der Spitze gegen die Zentralmächte, nur dann hätte ge­lingen können, wenn der Vierverband ein entscheidendes Uebergewicht und Vorteile auf den Schlachtfeldern er­rungen hätte. Daß das nicht der Fall war, sagt Erey natürlich nicht- er stellte seinen Zuhörern es aber frei, es zu denken. Bezüglich der speziellen Schritte des Vier­verbands auf dem Balkan machte Erey dann noch das Geständnis, daß Bulgarien Zugeständnisse für seine be­rechtigten Ansprüche nur unter der Bedingung gemacht wurden, daß es die Türkei sofort angreife. Was Ru­mänien anbelange, so sei der Vierverband eine Zeit

Ein Dokument englischer Kultur.

(WTV.) Newqork, 15. Okt. (Durch Funkspruch des Vertreters des WTB.) DieWorld" meldet aus New-Orleans: 4 Amerikaner, Mitglieder des Maultier­schiffesNicosian", haben eine schriftliche eidliche Er­klärung niedergelegt, in der sie schildern, wie Engländer 11 Hilflose der Besatzung eines deutschen Tauchbootes kaltblütig ermordeten. Zn den eidlichen Erklärungen wird zunächst der Angriff des Tauchbootes auf dieNi­rostan" beschrieben. Nachdem die Mannschaften dieNi­cosian" in Booten verlassen hatten, begann das Tauch­boot die Zerstörung derNicosian" durch Beschießung. Inzwischen näherte sich ein vorher am Horizont gesich­teter Dampfer, auf dessen Außenseite mittschiffs zwei Bretter mit aufgemalter amerikanischer Flagge ange­bracht waren. Die Insassen des Bootes waren erfreut durch den Gedanken, daß ein neutraler Dampfer in der Nähe sei, um sie aufzunehmen. Das die amerikanische Flagge führende Schiff, das sich später als das britische KriegsschiffBaralong" unter Kapitän Mc. Bride her­ausstellte, kam an dieNicosian" heran. Gleichzeitig verschwanden di§ vorerwähnten Bretter und anstelle der amerikanischen wurde die britische Flagge gehißt. Die Baralong" feuerte sofort auf das Tauchboot. Später schoß dieBaralong" mit schweren Geschützen. Mehrere Deutsche auf dem Tauchboot wurden getroffen. Das Tauchboot sank langsam. Die Mannschaft stand bis zur Hüfte im Wasser. 11 Mann, darunter der Kommandant, sprangen ins Wasser und schwammen auf dieNico- sian" zu. Fünf von ihnen erreichten den Bord derNi­cosian", die anderen hielten sich an herabgelassenen Tauen fest. Inzwischen erreichten alle unsere Boote die Baralong" und wir gingen an Bord. Kapitän Mc. Bride schien hocherfreut. Darauf befahl er seinen Leu­ten, sich an der Reeling aufzustellen und auf die sechs Deutschen unten im Master zu feuern. Alle K wurden getötet. Sodann wies jemand darauf hin, daß 5 Deut­sche auf derNicosian" seien. Bon einigen Offizieren zurNicosian" begleitet, suchten nun britische Seesol­daten die Deutschen an Bord derNicosian" auf. Kapi­tän Mc. Bride befahl den Seesoldaten, mit allen aufzu- räumen und keine Gefangene zu machen. Das Schrift­stück schildert eingehend, wie die einzelnen Deutschen er­schossen wurden. Der Schiffszimmermann derBara- long ließ einen Deutschen mit hochgestreckten Händen auf sich zukommen und erschoß ihn dabei mit dem Re­volver. Der Kapitän des Tauchbootes sprang von der Nicosian" und schwamm mit aufgehobenen Händen auf denBaralong" zu. Die Seesoldaten feuerten auf ihn von derNicosian" aus. Ein Schuß traf ihn in den Mund. Schließlich versank er. Sodann kehrten die See­soldaten auf denBaralong" zurück. Es herrschte große Freude unter ihnen. Dieses Schriftstück deckt sich mit den seinerzeitigen Angaben des Doktors Banks, der da­mals Tierarzt auf derNicosian" war, und besonders den Mißbrauch der amerikanischen Flagge betonte.

lang in freundschaftlichen Beziehungen zu diesem Staat gestanden, der auch für einen Balkanbund gewesen sei. Hier drückt sich Grey also, entgegen den englischen Ge­pflogenheiten, sehr vorsichtig aus. Die Haltung Grie­chenlands betrachtete Erey lediglich vom Standpunkt des griechisch-serbischen Vertrags, der Griechenland zur Unterstützung Serbiens verpflichte, weshalb natürlich die Landungen in Saloniki keineswegs als Neutralitäts­verletzung anzusehen seien. Wir haben ja schon berichtet, welche Auffassung die neue griechische Regierung und mit ihr die Krone in dieser Angelegenheit vertritt, und die nicht verbändlerisch gefärbten Berichte über die Auf­nahme des Vierverbandsheeres in Saloniki und die

Stimmung von Heer und Volk lassen den von Erey und Viviani behaupteten festlichen Empfang in wesentlich anderem Lichte erscheinen. Der beste Beweis für die Unsicherheit des Vierverbandes in Saloniki ist der, daß das vielbesprochene Expeditionskorps noch nicht in Tä­tigkeit getreten ist, obwohl es, wenn man sich einer wohlwollendenNeutralität" Griechenlands versichert hätte, doch ein Kleines gewesen wäre, durch Mazedonien den Serben zu Hilfe zukommen zu lasten. Die neuesten Nachrichten aber scheinen eher für eine Verschärfung der Beziehungen zwischen Griechenland und dem Bier­oerband zu sprechen, als für eine Verständigung, denn die bloße Neutralität wie sie vom Vierverband auf­gefaßt wird ist den Herren immer noch nicht genug, und da kann es eines schönen Tages auch so kommen, daß Griechenland auch wirklich seine Neutralität auf- giebt, wie Bulgarien .Grey ist heute so vernünftig, zuzugestehen, daß die Valkanlage vom militärischen Er­folg abhängig ist. Die verbündeten Truppen und die Vulgaren haben sich mit dem Ergebnis ihrer Offensive in Serbien schon die Anwartschaft auf einen glücklichen Ausgang dieses neuen Feldzuges erworben. Mit der Be­sitzergreifung der Paßhöhen bei Knjazevac durch die Vulgaren haben diese sich die Aufmarschlinie am Timok gegen die jetzige serbische Hauptstadt, Risch, gesichert und der frontale Vormarsch der verbündeten Heere südlich von Belgrad konnte auch nicht durch die starken Vertei­digungswerke der mit allen Mitteln der Neuzeit be­festigten Stadt Pozarevac aufgehalten werden. Das sind verheißungsvolle Anfänge.

O. ?.

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Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 15. Okt. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Nordöstlich und östlich von Vermelles sind die Engländer aus unseren Stellungen wieder hinausgeworfen, nur am Westrand der sogenannten Kiesgrube konnten sie sich in einem kleinen Grabenstück noch halten. Zn der Champagne hoben sächsische Truppen östlich von Auberioe ein Fran­zosennest aus, das sich in unserer Stellung seit den grö­ßeren Angriffen noch gehalten hatte, machten 5 Offiziere. 300 Mann z« Gefangenen und erbeuteten mehrere Ma­schinengewehre. Z der Nacht vom 13. zum 14. Oktober wurden die für die im Gange befindlichen Operationen militärisch wichtigen Bahnhöfe von Chglons und Bitry le Francois von einem unserer Luftschiffe mit Bomben belegt.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Eeneralfeldmarschalls v. H i n d e n b u r g: Südwest­lich und südlich von Dünaburg griffen die Rüsten gestern mehrfach erneut an. Südlich der Chaussee Dünaburg Nowo Alexandrowsk wurde,, sie unter ungewöhnlich schweren Verluste» zurückgeschlagen. Ebenso brachen zwei Angriffe nordöstlich Westolowo zusammen. Bei einem dritten Vorstoß gelang es den Russen, hier in Bataillonsbreitc in unsere Stellung einzudringen. Ge­genangriff ist im Gange. Eines unserer Luftschiffe be­legte den Bahnhof Minsk, auf dem zur Zeit große Trup­peneinladungen stattfinden, ausgiebig mit Bomben. Es wurden fünf schwere Explosionen und ein großer Brand beobachtet.

Heeresgruppen des Eeneralfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern und des Generals o. Lin­sin g e n: Nichts Neues.

Balkankriegsschauplatz: Bei der Heeres­gruppe des Eeneralfeldmarschalls o. Mackensen nahmen die Operationen ihren planmäßigen Verlauf. Südlich von Belgrad und von Semendria find die Ser­ben weiter zurückgedrängt. Es wurden 45V Gefangene