Anspruch genommen. Die Alliierten hatten sich in diesem Gebäude bereits häuslich eingerichtet und waren im Begriff, dort eine Station für drahtlose Telegraphie unterzubringen, ohne die griechische Regierung um Erlaubnis zu bitten, ergriffen 30 französische Militärtelegraphisten von den Gebäuden Besitz. Die griechische Militärverwaltung forderte die Telegraphisten auf, freiwillig abzuziehen und, als sie sich weigerten, wurden sie mit Gewalt aus dem Gebäude entfernt. Bekanntlich wurden die Bahnlinien in Neu-Eriechenland von der griechischen Regierung in eigene Verwaltung genommen. In der Tat befinden sich die Linien Saloniki- Monastir, Saloniki-Gewgheli und Saloniki-Oktschilar seit dem 3. ds. Mts. in staatlicher Verwaltung. Die Stadt selbst bekam eine Besatzung von über 35 000 Mann, damit ja alle verfügbaren Räumlichkeiten von griechischen Truppen belegt werden, und die fremden Landungstruppen in der Stadt selbst keinerlei Unterkunftsmöglichkeit finden.
Die Truppen'aridungen in Saloniki.
(WTB.j Wien, 14. Okt. Die „Südslavische Kore- spondenz" meldet aus Saloniki unter dem 12. Okt.: Die seit dem 6. ds. Mts. eingestellte Truppenlandung wurde wieder ausgenommen. Zwei Transportschiffe, die von einem französischen Panzer und dem russischen Kreuzer „Askold" begleitet waren, liefen in den Hafen ein und landeten 4000 Mann Engländer und Franzosen. Die- sesmal war festzustellen, daß der Zustand der an Land gesetzten französischen Truppen schlecht ist, wogegen die Engländer eine bessere Haltung zeigten. Das französische Transportschiff „Saint Thomas", das mit Kriegsmaterial für Rußland beladen, vor Saloniki eintraf, konnte infolge der Ueberlastung des Hafens durch die englischen und französischen Truppenlandungen seine Ladung nicht an Land schaffen. Das Transportschiff wurde telegraphisch nach Marseille zurückbeordert.
Ein interessanter Befehl.
(WTB.j London, 14. Okt. „Daily Ehronicle" meldet aus Newyork: Der griechische Dampfer „Vasilois Constantinos", der gestern mit 2000 Reservisten abfuhr, hat den Befehl erhalten, sofort nach Rewyork zurückzukehren und weitere Befehle aus Athen abzuwarten. Der Grund ist nicht bekannt.
Griechenland und Serbien.
(WTB.j Lyon, 14. Okt. „Republicain" meldet aus Athen: Die griechische Regierung gab gestern der serbischen Regierung ihre Antwort betreffend die Mitwirkung Griechenlands in dem Konflikt, der durch das Eingreifen Bulgariens hervorgerufen worden ist. Die griechische Regierung ist der Ansicht, daß in dem gegenwärtigen Fall der durch den Bündnisvertrag vorgesehene Casus föderis nicht erfüllt werde. Der griechisch- serbische Vertrag, der rein balkanischer Natur sei, sehe nicht -en Fall vor, dah ein mit zwei Großmächten verbündetes Bulgarien gemeinsam mit diesen Serbien angreise. Der gegenwärtige Konflikt sei demnach kein Balkankrieg, sondern eine Episode des allgemeinen Weltkrieges. Griechenland, das mit Serbien verbündet bleibe, glaube, daß seine bewaffnete wachsame Neutralität den Interessen beider Länder diene und Griechenland, indem es seine Lebensinteressen wahre, gestatte, nötigenfalls diejenigen Interessen zu schützen, die Griechenland und Serbien gemeinsam seien.
Serbiens Hilferuf.
Rotterdam, 14. Okt. In London sind aus Risch Drahtberichte eingetroffen, worin nach der „Deutsch. Tageszeitg." zugestanden wird, daß die deutsch-österreichischen Streitkräfte vom nördlichen Serbien aus mit großer Kraft vorwärtsdringen und dah die Bulgaren den Schienenweg bei Knjazewac bedrohen, der zur Stunde vielleicht schon in ihren Händen ist. Der Vierverband zieht vorläufig seine Truppen in Saloniki zusammen, doch bezüglich ihrer ferneren Verwendung ist bisher noch nichts beschlossen worden, obschon der serbische Gesandte in London bereits dreimal dringend um sofortige Hilse für Serbien gebeten hat.
Die Angst vor der Einschließung.
Christiania, 14. Okt. „Aftonposten" meldet laut „Voss. Zeitg." aus Paris: Die Kämpfe bei Semendria sind ungewöhnlich blutig gewesen. Erohe serbische Truppenmassen marschieren gegen den Punkt, wo die serbisch- rumiinisch-bulgarische Grenze zusammenstöht, um zu verhindern. daß die Bulgaren das Timoktal besetzen und sich dann mit den Deutschen vereinigen, um so einer Umzingelung zu entgehen.
Rußlands Hilfsabfichten.
Kopenhagen, 14. Okt. Nach bestimmt auftretenden Gerüchten bereitet, wie man dem „Lokalanz." meldet,
Ruhland die Landung bedeutender Streitkriifte an der bulgarischen Küste vor.
Lugano, 14. Okt. „Lorriere della Sera" meldet aus Bukarest: Ein rumänisches Blatt berichtet, Ruhland habe Fühler ausgestreckt und bei der rumänischen Regierung um sofortige Erlaubnis für den Durchmarsch durch die Dobrudscha nachgesucht. Die Regierung Haie
jedoch erklärt, sie sei entschlossen, die rumänische Neutralität gegen jedermann und mit allen Mitteln zu verteidigen. Der Korrespondent des „Corriere" hielt sich nach dem „Lokalanz." für berechtigt, die Nachricht des rumänischen Blattes zu dementieren.
Die Entente und das Balkanproblem.
Scheveningen, 14. Okt. Von dem Londoner Kriegsrat, welcher in der vorigen Woche stattfand, werden nach der „Deutsch. Tageszeitg." folgende Einzelheiten bekannt: Dem Kriegsrat wohnten alle englischen Minister bei, ferner Marschall French, Viviani, Augagneur, Millerand, Joffre mit den meisten Mitgliedern des großen französischen Eeneralstabes. Der Kriegsrat beriet ausschliehlich das Balkanproblem, wobei Joffre, von Millerand unterstützt, dringend von der Landung in Saloniki abriet. Joffre wurde jedoch überstimmt.
Bon unseren Feinden.
Delcassö.
(WTB.j Paris. 14. Okt. Der „Temps" meldet. Gestern vormittag um 11 Uhr fand im Elysee unter dem Vorsitz des Präsidenten Poincarö ein Ministerrat statt, der dadurch notwendig wurde, daß ein Nachfolger für den zurücktretenden Minister des Aeußern Delcassö ernannt werden mußte. Ministerpräsident Viviani hatte gestern morgen einen Brief von Delcassö erhalten, in dem ihm dieser seine Demission überreichte, die er mit Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und dem Ministerrat in der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten begründete. Viviani gab seinen Kollegen Kenntnis von diesem Brief Delcassös und stellte in Ueberein- stimmung mit ihnen fest, dah sich solche Meinungsverschiedenheiten im Ministerrat niemals gezeigt hätten, da Delcassö bis 7. Okt. an allen Beschlüssen des Kabinetts teilgenommen und alle sein Amtsgebiet betreffende Depeschen persönlich unterzeichnet hatte, um ihrer Ausführung sicher zu sein. Viviani richtete infolge dessen ein Antwortschreiben an DecaM, um ihm diese Tatsachen ins Gedächtnis zu rufen und den wirklichen Sachverhalt genau klar zu legen. Dann beschloß Viviani mit Zustimmung des gesamten Ministerrats das Ministerium des Aeußern endgültig zu übernehmen.
Senegalne-er für die „§ran6e Nation".
(WTB.j Paris, 14. Okt. Der „Temp" meldet: Um der Rekrutierung in Französisch-Westafrika einen großen Umfang zu geben, setzt ein Erlaß fest, daß allen Eingeborenen von über 18 Jahren gestattet sein soll, sich für die Darier des Krieges als Freiwillige zum Senegal- schlltzenkorps zu melden. Die Eingeborenen werden außerhalb des Gebietes von Westafrika dienen. Die Stellung als Freiwilliger ist ein Anrecht auf eine Prämie von 200 Franken. Den Familien gefallener Senegalschützen wird eine jährliche Entschädigung ausgezahlt.
Englands Krieg.
(WTB.j Manchester. 14. Okt. Der „Manchester Guardian" schreibt in einem Leitartikel: In gewissem Sinn begann der britische Krieg erst jetzt. Bisher brachten wir gewaltige Opfer für Europa, Frankreich, Belgien und Rußland. Aber sobald Bulgarien von den Mittelmächten gewonnen war und die Möglichkeit, Berlin mit Bagdad zu verbinden, eröffnet wurde, wurde unsere gesamte Stellung in Asien angefochten. Jetzt kämpfen wir zum erstenmal nicht für das abstrakte Prinzip der Gerechtigkeit oder der flüchtigen Fata Morgan« vom Gleichgewicht der Mächte, sondern für eines der ältesten britischen Interessen. Die Engländer müssen von diesem Gesichtspunkte aus die Frage der militärischen Unternehmungen im nähen Osten beurteilen.
(WTB.j London. 14. Okt. Der Schriftsteller Seton Watson sagte in einem Vortrag: Wenn Serbien unterginge. wäre die Türkei gerettet und die Dardanellen wären sür uns verloren. Die Nachricht würde wie ein Blitzlicht den ganzen Orient durchfliegen. Unser Ansehen in Aegypten wäre zu Ende, unsere Stellung in Mesopotamien bedroht. Jeder Bazar Indiens würde von dieser Nachricht widerhallen und Persien in Waffen stehen.
Die englische« Steuern.
Frankfurt, 14. Okt. Die „Franks. eZitg." meldet aus Amsterdam: Das holländische „Nieuwe Bureau" belichtet aus London, daß Finanzsekretär Montag» im Unterhaus, als die zweite Lesung des Finanzgesetzes vorgenommen wurde, eine Sensation verursachte, indem er erklärte, daß jeder Bürger sich vorbereiten müsse, mindestens die Hälfte seines Einkommens entweder für Steuern oder für Anleihen zur Verfügung des Reichs zu stellen.
„Verräterische Pläne".
(WTB.j Petersburg, 14. Okt. Die rechtsstehende Presse ist sehr gereizt darüber, datz ihr die liberale Presse vorwirft, sie dränge zum Sonderfrieden. Der „Rjetsch" stellt diesen Aeußerungen die folgenden Ausführungen der Zeitung „Semschtschina" entgegen: Wenn man nach den Wünschen des liberalen Blocks das Kabinett verändern wollte, wären alle Opfer umsonst ge
brächt. Es wäre dann nicht der Mühe wert, den Krieg überhaupt fortzusetzen. Der „Rjetsch" meint, die Reaktionären hätten damit ganz offen gesagt: Entweder Erhaltung des bisherigen Ministeriums oder Einstellung des zwecklosen Kampfes. „Rjetsch" bezeichnet dies als Staatsverrat. Die ganze liberale Presse befürchtet, daß in reaktionären Kreisen tatsächlich verräterische Pläne eines Sonderfriedens erörtert werden.
Rußland und Japan.
(WTB.j London. 14. Okt. Die „Times" ersäht aus Petersburg: Das Ministerium des Aeußern hat einen Bericht erhalten, wonach in Tokio der Wunsch geäußert wurde, daß die Vorbereitungen zum Abschluß eines russisch-japanischen Bündnisses so schnell wie möglich beendet würden. Gerüchtweise verlautet, daß binnen kurzem ein hoher Beamter des Ministeriums des Aeußern in einer besonderen Sendung nach Japan reisen wird.
Ein neuer Ententepump.
(WTB.j London, 15. Okt. Das „Reutersche Bureau" meldet aus Newyork: Die Arbeiten der englisch-französischen Kommission nähern sich dem Abschluß. Die baldige Abreise der Kommission wird erwartet. Nur ein Mitglied wird Zurückbleiben, um an dem Zustandekommen eines neuen Kredits von 250 Millionen Dollar zu arbeiten. Dieser Betrag wird von Amerika außer der 500 Millionen Dollar-Anleihe vorgestreckt werden. Ueber den neuen Kredit werden wahrscheinlich endgültige Mitteilungen erst gemacht werden, wenn die Kommission in England angekommen ist.
Aus Stadt und Land.
Calw, den 16. Oktober 1915.
Verlobung im Kaiserhaufe.
Der „Reichsanzeiger" enthält folgende amtliche Bekanntmachung: Am 13. ds. Mts. hat in Dessau die Verlobung Sr. Kgl. Hoheit des Prinzen Joachim Franz Humbert von Preußen mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Marie Auguste Antoinette Friederike Alexandra Hilda Luise von Anhalt, Tochter S. Durchlaucht des Prinzen Eduard von Anhalt und der Prinzessin Luise, Prinzessin von Sachsen-Altenburg, mit Bewilligung S. M. des Kaisers und Königs unter Zustimmung I. M. der Kaiserin und Königin und S. Durchlaucht des Prinzen Eduard von Anhalt stattgefunden. — Prinz Joachim ist geboren am 17. Dezember 1800, die Prinzessin Marie Auguste am 10. Juni 1808.
Kriegs-Verluste des Oberamts Calw.
Aus der württembergischen Verlustliste Nr. 279.
Reserve-Iufanterie-Regimeut Nr. 120.
Schleeh, David, Hühnerberg, schw. verw.
Aus den preußischen Verlustlisten Nr. 337 bis 342.
Infanterie-Regiment Nr. 68.
Vollmer, Eugen, Gefr., Gechingen, l. verw.
Reserve-Infanterte-Regtmeat Nr. 28S.
Carle, Karl Friedrich, Wildberg OA. Nagold, l. verw. — Rentschler, Johannes, Altbulach, schw. verw.
Vom Turnkreis Schwaben.
Vergangenen Sonntag hielt der Landesausschuß der schwäb. Turnerschaft eine Sitzung in der Staatsturnhalle in Stuttgart. Der Vorsitzende, Professor Lachenmaier, zurzeit Hauptmann der Reserve, lenkte die Gedanken zu den im Feld stehenden Turnbrüdern, unter denen sich auch zwei Mitglieder des Kreisausschusses befinden. Er gedachte derer, die ihre Treue zum Vaterland mit dem Tod besiegelt haben — es sind nach den bisherigen Veröffentlichungen 1511 —: berechtigter Stolz erfülle die Turnerschaft im Hinblick auf die noch größere Zahl ehrenvoller Auszeichnungen, die sich ihre Angehörigen im Felde erworben haben. Für die in der Heimat gelte es, die Vereine lebendig und leistungsfähig zu erhalten: die vaterländische Arbeit der Turnerei werde nach dem Kriege noch nötiger sein als bisher. — Aus den eingelaufenen Berichten der Vereine geht hervor, daß die Mehrzahl derselben bemüht war, den Turnbetrieb auch während der Kriegszeit fortzuführen: in vielen Fällen sind allerdings die Turnhallen für militärische Zwecke belegt: in einer großen Zahl von Vereinen stehen alle Turner im Felde. — Kreisturn- wart Held-Reutlingen berichtete über den Stand des Turnens im Kreise. Von 605 Vereinen haben 323 den Turnbetrieb auch in der Kriegszeit regelmäßig fortgeführt, 282 haben ihn teilweise oder ganz einstellen müssen. Zur Förderung des Turnbetriebs in den Gauen und Vereinen während der Kriegszeit sollen allgemeine Uebungstage und gemeinsame Turnstunden benachbarter Vereine abgehalten «erden. Die turnerischen Hebungen selbst sollen durch größere Wanderungen ohne und mit Gepäck, Geländespiele, Gewehrsechten und militärische Ordnungsübungen erweitert werden. — Der für das Jahr 1915 in Aussicht genommene Kreisturntag wird bis auf weiteres verschoben.
STB. Schlotzgut Hohenbeilftei«, 18. Okt. Bet der Weinderfteigeraug am Dienstag kamen ca. 90