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Nr. 293
Ehrung für bäuerliche Leistung
Auszeichnung verdienter Milcherzeuger durch die Milchversorzung Pforzheim
Der vergangene Samstag gestaltete sich für viele Bauern und Bäuerinnen aus unserer Gegend zu einem Festtag. Die Milchversorgung Pforzheim G. m. b. H. hatte die verdientesten Milcherzeuger aus dem Bereich ihres Milcheinzugsgebietes zu einer feierlichen Siegerehrung nach Pforzheim geladen. Um es oorwegzunehmen: die Veranstaltung verlief äußerst harmonisch und die Sieger im 2. Wettbewerb der Milcherzeugungsschlacht durften spüren, daß ihr Leistungslöhne und Fleiß, durch die sie Sieger geworden sind, in vollem Maße anerkannt und gewürdigt werden.
Neben den Siegern vereinte der festlich ausgeschmückte Städtische Saalbau am Samstagmorgen noch viele Ehrengäste von Partei, Staat und Wehrmacht. Das Orchester des Stadttheaters Pforzheim, das die Feier mit erstklassigen musikalischen Darbietungen umrahmte, eröffnete die Siegerehrung mit dem Eröffnungsmarsch aus der Oper „Die Folkunger" von Kretschmar. Dann hieß der Vorsitzende des Milchleistungsausschusses für das Milcheinzugsgebiet der Milchversorgung Pforzheim, Kreisbaucrnfllhrer Gustav Müller Gäste und Sieger willkommen und stellte kurz den Sinn der Ehrung heraus. Darauf wandte er sich der im Jahre 1934 begonnenen Erzeugungsschlacht zu und betonte die im Rahmen dieser Erzeugungsschlacht so notwendige Steigerung der Milcherzeugung. Wenn diese Steigerung bisher während dem Kriege in immer größerem Ausmaße möglich gewesen sei, so bedeute dies eine einmalige Leistung der Bauernschaft, denn sie vollbringe dies trotz der Abwesenheit der hauptsächlichsten Träger der bäuerlichen Arbeit, der jungen, männlichen Bauerngeneration und trotz vieler anderer Erschwerungen. Als Vorbild, Richtschnur und Maß st ab für den Einsatz des Bauern habe der Soldat, s ein Einsatz, seinOp- fer, seine heldenmütige Haltung und Gesinnung zu gelten.
Dann sprach Molkereidirektor D r. Schober in längeren, überaus interessanten Ausführungen über die Milchverwertung in der Ernährungs- und Kriegswirtschaft. Insbesondere verbreitete sich Dr. Schober übes die Lösung des so schwierigen Fettproblems. Aufgrund seiner großen Erfahrung und gutfundierten Sachkenntnis konnte er ein umfassendes und imposantes Bild der großdeutschen Milchwirtschaft geben.
Abschließend.überreichte Kreisbaucrnfllhrer Kalmbach den Siegern aus den Gemeinden des Kreises Calw die Ehrenurkunden und dankte ihnen durch Handschlag für ihre Mitarbeit. Auch den Siegern aus den Kreisen Pforzheim und Bietigheim wurden die Urkunden von ihren Kreisbauernführern ausgehändigt.
Zum Schluß der Feier wandte sich Kreisleiter Knab aus Pforzheim an die Bauern und Bäuerinnen und sprach ihnen mit herzlichen Worten
Dank und Anerkennung der Partei
aus. Sie hätten bewiesen, daß sie die Zeichen der Zeit verstanden hätten. Jedoch was für die Sieger die Ehre, müsse für die anderen Ansporn sein. Mit Knappen Worten vermittelte der Kreisleiter den Anwesenden ein Bild der britischen Kriegs- und Blockadebe- mühungen. Die Hoffnung auf die Aushungerung Deutschlands
durch eine Blockade habe der Bauer durch unermüdliche intensivste Arbeit und der deutsche Soldat mit dem Schwert zunichtegemacht. Herzliche Worte fand Kreisleiter Knab insbesondere für die Bauersfrau, der unser Schutz und großer Dank gebühre. „Wir muffen siegen" rief der Kreisleiter den Anwesenden zu, „deshalb müssen wir alle unser Tun und Handeln, ja unser ganzes Sein auf den Sieg ausrichten. Ihm gilt es mit all unserem Einsatzvermögen zu dienen." Mit dem Gruß an den Führer und den Liedern der Nation wurde die Ehrung beschlossen. Während dem anschließenden gemeinsamen Essen benützte der Vorsitzende des Auffichtsrats der Milchversorgung Pforzheim G. m. b. H., Stadtbaudirektor Seidel die Gelegenheit, um den Bauern und Bäuerinnen und Molkereidirektor Dr. Schober für den vorbildlichen Einsatz Dank zu sagen.
Wenn aus 180 Gemeinden des Milcheinzugsgebietes der Milchversorgung Pforzheim (die sich übrigens mit 145 auf Württemberg und 35 auf Baden aufteilen) 280 Milcherzeuger hätten ausgezeichnet werden können, so sei dies ein erfreuliches Ergebnis. Wenn aber das Milcheinzugsgebiet der Milchversorgung Pforzheim Landessieger in Württemberg geworden sei, so sei dies auch ein Verdienst der unermüdlichen Arbeit seines Direktors Dr. Schober.
Mit der Festaufführung des Pforzheimer Stadttheaters „Der Raub der Sabinerinnen" fand der Feiertag seinen schönen Ausklang.
Außer den bereits veröffentlichen, sind aus den Gemeinden unseres Leserkreises noch folgende Bauern und Bäuerinnen als
Sieger
im 2. Wettbewerb der Milcherzeugungsschlacht hervorgegangen:
Beuren: Georg und Barbara Frey: Calw: Gottlob und Martha Kling: Calmbach: Eugen und Johanna Kiefer: Eb Hausen: Christian und Paulin« Wackcnhut: Ebershardt: Fiiedericke Keck Wwe. und Rane Keck; Effringen: Gottlob und Emma Traub: Egenhausen: Johann und Marie Hauser: Enzklösterle: Christian urid Friedericke Roller: Ettmanns- w e t l e r: Georg und Anna Girrbach: Gaugenwald: Johannes und Katharina Dürr: Sültlingen: Wilhelm und Philippine Kollmar: Hatterbach: Fritz und Karoltor Dirigier: Wilhelm und Emma Steimke: Hornberg: Friedrich und Katharina Seeger: N e u b u l a ch:
Johann und Katharine Dürr; Oberschwandorf: Gustav und Frieda Walz: Rohrdorf: Christian und Katharina Kllbler: Rotfel den: Stoll Maria; Schön bronn: Maria Schneider Wwe.: Schwann: Wilhelm Schmidt und Berta Fr. Wolfinger: Simmersfeld: Georg und Marie Gauß: Epirl- berg: Gottfried und Christine Steel»: Ueberberg: Jakob und Lhristina Theurer: Unterschwandorf: Johannes und Julie Steel»: Walddorf: Christian und Katharine Dittus; Wart: Georg und Marie Hortmann: Wenden: Gottlob Walz und Marie Großmann: Wildberg: Fritz August und Paula Weik: Würzbach: Johannes und Anna Maria Pfrommer: Edelweiler: Wilhelm und Marie Theurer: Fünfbronn: Adam und Elisabeth Müller: Grömbach: Georg Aham und Mtna Frl. Zahn.
Bus Stadt und Laud
NUeupeig. de« 14. Dezember 1942
Wochendienstplan der Hitlerjugend vom 14.—20. l2. 1942
BDM und BDM.-Werk „Glaube und Schönheit", Gruppe 27 : Donnerstag gemeinsame Vorwclhvachtsfeier im HI.-Heim. Tadellose Dtenstkletdung. Mitbringen wenn möglich Kerzenstuwpen Mt Halter. Entschuldigungen nur in Krankheitsfällen. Beginn pünktlich um 20 Uhr.
HZ-Gef. 3/4V1 Altensteig. Die ganze Gef tiitt am Mittwoch den 46. 12. um 20 Uhr am Heim an. U-F-Zug tritt am Freitag den 18 12. um 20 Uhr am Heim an (Basteln). Kameradschaft 5 Bern ck Antreten am Mittwoch den 16. 12. um 20 Uhr am Heim in Berneck.
Schar III Ueberberg. Dienstag den 15. und Samstag 19. 12. je 20.00 Uhr am Heim in Hese.bronn (Basteln).
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Vegetarier und Weihnachtszuteiiung
Vegetarier werden vielfach den Wunsch äußern, anstelle der Weihnachtssouderzuteilung über 200 Gramm Fleisch andere Lebensmittel zu beziehen. Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft hat deshalb jetzt bestimmt, daß Vegetarier auf Antrag gegen Entwertung der vier Abschnitte über 50 Gramm Fleisch oder Fleischwaren auf den Karten Über die Weihvachts- sonderzutellung Reise- und Gaststättenmarken über insgesamt IVO Gramm Nährmittel erhalten können. Das Verhältnis von 200 Gramm Fletsch oder Fleischwaren zu 100 Gramm Nährmittel ist auch in Zukunst in ähnlichen Fällen zugrunde zu legen.
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HZ. bastelte bisher 6 344 Spielzeuge. Wie der Bann Schwarzwald 401 der HI. mitteilt, wurden in den Einheiten und Stand- orten d?s Bannes bis zum elften Ausstellungstag am 6. Dezember 6344 Spielzeuge gebastelt und in 57 Ausst llungen der Otsfent- lichkeit Übergeben. Die Spitze hält von den größeren Standorten des Bannes die Einheit Birkenfeld mit 1091 Spielzeugen. Darauf folgen die Einheiten Altensteig mit 682 und Bad Ltebenzell mit 510. Damit ist nun aber keineswegs gesagt, daß diese Einheiten wiikltch am besten gearbeitet haben, denn die kleinen Formationen konnten durch ihre mindere Stärke naturgemäß weniger basteln. Der Sieg wird der Einheit zufallen, die unter Berücksichtigung von Stärke, Spielzeugzahl und Erlös den besten Durchschnitt je HI.-Angehörigen erzielt. Also warten wir ab l Vorerst wird weiter gebastelt, denn es gilt, das Ergebnis der Aktion bis zum 20. Dezembe« noch wesentlich zu erhöhen.
Reichsmütterdienstkurs. Am Donnerstag Abend fand in der Jugendherberge der Reichsmüttcrdienstkurs für „Kinderbeschäftigung und Erziehungsfrogen" seinen Abschluß. Die Kreisreferentin vom Reichsmütterdtenst, Frl. Hcilbron, die den Kurs führte, gab zu Beginn einen Ueberblick über die Aufgaben und das Wollendes Reichsmütterdienstcs. 6 Kurse vermitteln den Frauen und Mädchen Wissen und Können von der sorgfältigen Führung eines Haushaltes und der gewissenhaften Betreuung einer Familie. Es sind dies die Kurse vom „Flicken und Nähen" (Dauer 20 Abende), Kochen (ebenfalls 20 Abende), „Häusliche Gesundheits- und Krankenpflege", „Säuglingspflege", „Kinderbeschäfttgung und Er- ziehungsftagen", „Heimgestaltung". Die letzten 4 Schulungen dauern je 10 Abende. Dieser Kreis von Kursen umfaßt die vielseitigen Anforderungen, die an eine gute Hausfrau und Mutter gestellt werden. Der Geist dieser Kurse ist der der echten deutschen Familie. — Frl. Heilbron erwähnte mit Freude den regelmäßigen Bes ch der Abende und die große Ausnahmebereitschaft der Teilnehmerinnen und wünschte ihnen, dnß die Erfahrungen aus diesen Abenden ihn-n in Zukunft wertvolle Hilfe sein mögen. Wen Kursteilnehmerinnen konnte der schöne Ausweis vom Reichsmütterdienst überreicht werden. Nach den Schlußworten der Ortssrouenschoftsleitertv und dem Gruß an den Führer durch den stellv. Ortsgruppenieiter war der erste und ernste Teil des Abends zu Ende. Bei Kaffee und Brülle, Singen und Weihnachtsgeschich- ten und fröhlichen Gesellschaftsspielen verrann schnell auch die letzte Stunde des Beisammenseins.
Neuenbürg. Die Bäckerinnung führte am Mittwoch für ihre Mitglieder eine Prüfung des Roygenmischbrotes im „Wildbader Hof" in Widdad durch. Aus 58 Betrieben waren Erzeugnisse eingesandt. Bei der Prüfung konnten im Höchstfall 27 Punkte erreicht werden. Diese Punktzahl erstritten sich drei Bewerber. Der Durchschnitt lautete aus 22,3 Punkte, ein Ergebnis, das sich wohl sehen lassen kann.
Freudeustadt. (Wieder erhebliche Steigerung) Das Gesamtergebnis des vierten Opfersonntags für das Krtegswinterhilfswerk beläuft sich im Kreis Freudenstadt auf 19112,79 Reicksmark. Es Kal gegenüber dem Ependenaufkommen des gleichen Opselsoun- tags des Vorjahres eine Steigerung um 24 v. H. erfahren.
Stuttgart. (Ernennung.) Reichsminister Rust ernannte der Dozenten Dr.-Jng. habil. Ernst Lenz zum außerplanmäßiger Professor an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Profeffo» Dr. Lenz wurde in Stuttgart als Sohn des Architekten Karl Lenz geboren. 1935 habilitierte er sich für das Fach der Physik Professor Dr. Lenz ist seit 1936 am 1. Physikalischen Institut de. Technischen Hochschule als , Dozent tätig. Er befindet sich al° Soldat bei der Wehrmacht und nahm an den Feldzügen in Hob kmd, Belgien, Frankreich und jetzt gegen SowjetrMand teil.
Stuttgart. (Glückwünsche.) Zum 75. Geburtstag der schwäbischen Dichterin Anna Schieber haben Gaulester Reichsstatthalter Murr, Ministerpräsident Kultminister Mergenthaler. Landeskulturwalter Mauer und der Vorsitzende des Schwäbische.. Dichterkreises, Dr. Schmückle, an die Jubilarin Glückwunschschreiben gerichtet.
nsg Stuttgart. (Fliegerangriff bindet Volksgemeinschaft.) Die Ortsgruppen des Kreises Stuttgart, welche die Auswirkungen des kürzlichen Terrorangriffes englischer Flieger auf Stuttgart am schwersten empfinden mußten, haben ihre Spende.zum 4. Opfersonntag um 1384^20 RM. er höht. Damit wurde nicht nur allen Volksgenoffen unseres Gau« ein leuchtendes Beispiel, sondern unseren Feinden erneut di, beste Antwort gegeben, an der sie erkennen mögen, daß di» Widerstandskraft unseres Volkes niemals zu brechen ist.
Stuttgart. (Todesfälle.) Unerwartet ist der Leiter der Staatlichen Hochschule für Musik Professor Dr. Hugo Holl« in einem Stuttgarter Krankenhaus, wo er sich einer Operation «nterziehen mutzte, noch nicht ganz 53 Jahre alt, gestorben. Nu, wenige Jahre erfolgreichen Wirkens waren dem neuen Direktoi vergönnt, der als Nachfolger Carl Wendlings im Jahre 1940 ai die Stuttgarter Musikhochschule berufen wurde, an der er allerdings schon früher, von 1925 bis 1937, als Theorielehrer tätig gewesen war. Er war 1921 nach Stuttgart gekommen, wo er, nachdem er von 1919 ab das Konservatorium in Heilbronn a. N. geleitet hatte, zunächst als Musikschriftstcller und Kunstbetrachter rätig war.
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In München hatten sie noch reichlich Zeit, bis sein Zug abging. Sie aßen noch zu Mittag in einem kleinen Gasthaus in der Nähe des Bahnhofes und als sie dann den freien Platz überquerten und die Stufen des Hauptbahnhofes Hinnusschritten, hörte Andreas sich angerufen. ' Er kannte diese Stimme sofort heraus als eine derjenigen, die man nie im Leben vergißt. Wochen gemeinschaftlichen Beisammenseins in einem kleisien Kreis von neun Mann hatten das Ohr geschärft für jeden Klang der einzelnen Stimme. Und so wußte Andreas Rieser auch schon, bevor er den Mann noch sah. daß es der Gefreite Wolfgang Klingerhamm sein mußte, der ihn im Gedränge erkannt und gerufen hatte. Da standen sie auch schon beieinander. Das Gemeinschaftliche eines Kriegserlebnisses drängte der Begrüßung jenen ungezwungenen Ton auf, der aus den Herzen kommt. Und die Frau des Andreas Rieser stand schlicht beiseite und dachte wohl, daß es bester gewesen wäre, wenn sie den Abschied von ihrem Manne dort genommen hätte, wo ihre West jetzt war und nicht hier in der Stadt, wo die Erinnerung an ein früheres Leben ihr auf Schritt und Tritt begegnen konnte.
Endlich erinnerte Andreas sich ihrer, indem er dem Kameraden von seiner Gruppe seine Frau vorstellte.
Wolfgang Klingerhamm drehte sich hastig um, hatte ein Lächeln um den Mund, das sich im nächsten Augenblick in einer strengen, fremden Linie verlor. Seine Augenbrauen bewegten sich namentlich. Cr konnte die Überraschung nicht ganz verbergen. Seine Absätze knallten zusammen, er reichte ihr die Hand. Kein Wort sagte er. daß er sie von früher her kenne, dann wandte er sich wieder an Andreas.
„Du wirst einiges verändert finden in unserer Gruppe", sagte er so nebenbei. „Der Winkler ist zu einer anderen Kompanie gekommen und ich werde, wenn mein Urlaub vorbei ist, auch zu einem anderen Truppenteil kommen."
„Schade, daß wir nicht gleichzeitig in Urlaub haben fahren können", meinte Andreas. „Du hättest ein paar schöne Tage verleben können auf meinem Hof."
Wolfgang Klingerhamm sah über die beiden hinweg, rückte «m seinem Tornister und sah dann auf seine Uhr am Handgelenk. <r- -wird Zeit für dick. Andreas. Er streckte ihm die Hand
hin. „Grüß mir die andern alle recht herzlich, wenn du hinauskommst". Seine Hand streckte sich Maria entgegen. „Leben Sie wohl ..."
Wolfgang Klingerhamm verschwand im Gewühl der Menschen. Maria fühlte eine seltsame Unruhe in sich und es war das erste Mal, daß sie ihrem Andreas nicht gerade in die Augen schauen konnte, als er jetzt sagte:
„Das war mir einer von den liebsten, ein Kerl, mit dem man durch dick und dünn gehen hat können. Schad', daß wir jetzt auseinanderkommen."
„Du wirst wieder gute Kameraden finden", sagte sie, nur um . etwas zu sagen. Die Begegnung mit Wolfgang hatte sie zwar in keine tiefe Verwirrung gestürzt, doch dieser Mann hatte nicht das leiseste Empfinden in ihrem Herzen zurückgelassen, er bedeutete ihr nicht mehr als das Merkzeichen eines Einrisses ins Leben. Was sie jetzt empfand, war mehr der Schmerz der Abschiedsstunde. Nie sollten Frauen es tun, ihren Soldaten bis an den Zug zu geleiten,, der ihn dem Feind entgegenträgt. Das langsame Hinausgleiten des Zuges aus der Halle gleicht einem langsamen Verbluten, und wenn dann das letzte Winken sichtbar geworden ist, dann meint man, jetzt komme das Ende, die Nacht ...
Es ist sür beide Teile schwer.
Maria ging ein paar langsame Schritte nach rückwärts, ihre Hand winkte heftig dem davoneilenden Zug nach, wandte sich endlich um und schaute nicht mehr zurück. Ohne daß es ihr recht bewußt war, fing sie im Gehen zu weinen an, ganz leise, ver- zweislungsvoll, wie ein Kind, das sich im dunklen Wald verlaufen hat. Ach, und sie wollte doch tapfer sein, mutig, ihres tapferen Soldaten ganz würdig.
Energisch wischte sie die Tränen fort, verließ die Bahnhofshalle, schaute blinzelnd in das Schneegestöber, das mittlerweile aufgekommen war und erschrak plötzlich bis ins Herz hinein.
Dort vor ihr, kaum drei Meter entfernt, stand Wolfgang Klingerhamm. Besaß er etwa die Unverschämtheit, hier auf sie zu warten.
Ja, er tat es wirklich, und sie fand es dann gar nicht mehr so unverschämt, daß er es tat, denn in seiner Stimme war ein guter und freundlicher Ton. Jetzt lachte er sogar.
„Ich wußte nicht recht, soll ich du zu dir sagen, oder Sie", gestand er.
„Es. war so richtig, wie du es tatest", antwortete sie und zog fröstelnd ihren Pelz enger um die Schultern.
„Ich finde es auch, Maria. Und wenn ich dich jetzt einladen würde zu einer Tasse Kaffee, schlägst du mir das ab?"
Nun blickte sie ihn das erste Mal offen an.
„Ich bitte dich, was Hot es sür einen Sinn, du weißt doch, daß ich verheiratet bin."
Daraui mußte er wiederum lacken.
„Aber Maria, du wirst mich doch nicht fnr so schamlos halten, daß ich dich in Widersprüche verwickeln würde. Wenn du willst, so soll von der Vergangenheit kein Wort gesprochen werden. Ich möchte nur ein wenig um dich sein jetzt, weil die Stunde doch sehr schwer ist für dich Zu deiner Beruhigung will ich dir sagen, daß ich selber am nächsten Samstag Kricgstrauung habe."
„Ja?" fragte sie und es war. als fiele ihr ein Stein vom Herzen.
Er nickte ihr lächelnd zu. „Nun komm schon, wir wollen doch nicht hier im Schneegestöber stehenbleiben."
Sie begann neben ihm herzugehen.
„Ich glaube schon, daß ich es verantworten kann," meinte s
Sie gingen auf das nächstgelegene Kaffee zu und Maria wc, nun wirklich froh, daß ein Mensch bei ihr war mit dem sie über ihren Andreas reden konnte. Sie erzählte von ihrem Hof, von ihren Pflichten, von ihrem Jungen. Es war so schön, einem Menschen erzählen zu können, wie glücklich sie geworden war und es kam ihr kaum zum Bewußtsein, daß sie dies einem Manne erzählte, in dessen Armen sie selbst schon geruht hatte, mit dem sie einmal Verlobung gefeiert hatte und der sie dann verraten konnte.
Es konnte auch sein, daß Wolfgang gerade dieses Verrate» wegen sich scheute. Vergangenes zu berühren. Auf einmal ab« unterbrach er sie mit einer Handbewegung und sagte, wie wem» ihm aufgetragen worden wäre, ein Gutachten abzugeben:
„Entschuldige, Maria, im ersten Augenblick fand ich es absurd. daß du Andreas' Frau sein könntest. Aber jetzt begreife ich es, daß du einen solchen Mann nehinen mußtest. Der träÄ mehr Willen und Kraft in sich, wie zehn andere. Äi still, ich weiß es besser wie du. Wenn wir müde und zerschlagen waren, oder verzweifelt, er riß uns wieder hoch mit seinem Feuergeist. Nie habe ich ein Murren von ihm gehört und einmal gab er mir seinen letzten Bissen Brot. Das vergißt man nicht so leicht, Maria..."
„Nein, das vergißt man nicht so leickt," jagte sie langsam nach und zerbrach das Kuchenstück mit der Gabel. „Cs freut mich, Wolfgang, es freut mich ungemein, was du mir jetzt gesagt hast. Und gaubst du, daß vielleicht auch meine Mutter mich verstehen würde, wenn sie Andreas so kennen lernen könnte, wie du es konntest."
„Läge dir sehr viel daran, Maria?"
„Ja und nein. Im übrigen weiß ich von zu Hause gar > mehr."
„Auch nicht, daß deine Mutter wieder geheiratet ^
Maria blickte überrascht auf.
„Nein, kein Wort weik ich."
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