Weltgeschichtliche Parallelen
Gedanken zum 28. Oktober.
Der 28. Oktober 1922 hatte für Italien die gleiche schick- lakbafte Bedeutung wie der 30. Januar 1933 für Deutschland. Mussolinis Marsch auf Rom und die Machter- »reifung durch den Führer beendeten dort wie hier 'as Zersplitterungssystem der Parteien und Klassen und legten bie Plattform zur Entwicklung starker Staaten unter autoritärer Führung. Faschismus und Nationalsozialismus sind nicht miteinander, aber nebeneinander ausgewachsen, denn sie beruhten iuf den verschiedenartigen politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten in den Ländern ihres Ursprungs. Mussolinis Kamps begann, als er sah, daß Italien trotz des Sieges im Weltkrieg dem Chaos anheimzufallen drohte, und Adolf Hitler wurde zum Trommler einer neuen Zeit, als sich der Vertrag von Versailler wie ein Würgcband um den Hals des deutschen Volkes legte. In den beiden Männern wuchs, ohne daß sie sich kannten, di« gleiche lleberzeugung: daß nämlich die Kräfte einer Ration i« einer sinnvollen und straff geleiteten Ordnung wirken müssen, wenn es um die Ueberwindung der inneren Schwäche und um den Aufstieg geht. An dieser sinnvollen Ordnung fehlte es nicht nur in Deutschland und Italien, sondern auch in den anderen Ländern Europas, in denen kleine Cliquen gerissener Berufspolitiker unter dgm betrügerischen Deckmantel des demokratischen Parlamentarismus mit den Interessen ihrer Völker Fangball spielten.
Es ist bis zu einem gewissen Grade verständlich, daß die in den westlichen Demokratien verankerten Nutznießer des politischen Geschäfts und die im Hintergrund schmarotzenden Juden in der italienischen und deutschen Neuordnung eine Gefahr für das langfristige Fortbestehen ihrer Pfründen sahen. Sie befürchteten die recht peinlichen Vergleiche zwischen dein frischen Zug des faschistischen Und nationalsozialistischen Aufbaus und ihrer eigenen Politik des Fortwurstelns und Ausbeutens und zogen mit einer verdächtigen Eile ihre Konsequenzen,' sie starteten ein« Hetzkampagne, deren abgrundtiefe Verlogenheit nur von dem schlechten Gewissen ihrer Urheber zeugte. Denn sowohl in Deutschland als auch in Italien dachte kein Mensch an eine internati« nalen Ausweitung des nationalsozialistischen und faschistischen Regimes. Im Gegenteil; es liegen Dutzende von Reden und Erklärungen vor, in denen die führenden Männer beider Staaten die Bodenständigkeit der Ideen Hitlers und Mussolinis bekundeten. Uns Deutschen ist es zum geflügelten Wort geworden, daß der Nationalsozialismuskeine „Exportware' ist, und in Rom hielten es der Duce und seine Mitarbeiter für ihre Aufgabe, immer wieder zu betonen, daß der Faschismus niemals aus den Gedanken kommen würde, „für seine Zeigen« italienische Erscheinungsform im Ausland Propaganda zu machen".
So ist es in der Tat. Der Nationalsozialismus ging unter der Führung Adolf Hitlers ans Werk, um die in dem Parteiprogramm der NSDAP, niedergelegten Grundsätze zu verwirklichen. Aus dieser Arbeit entstand das stolze Gebäude der deutschen wirtschaftlichen und politischen Kraft; es war eine nationale Tat, die hier verwirklicht wurde, und wir erinnern uns noch der Worte, mit denen Adolf Hitler es bitter beklagte, daß er durch den Krieg an seinem schöpferischen Werk der Weitergestaltung des Glücks Md der Wohlfahrt des deutschen Volkes behindert worden ist. Und in Italien hat Mussolini sein ausschließlich nationales Programm dahin zusammengefaßt, daß er mit der korporativen Idee des ständischen Aufbaues den Weg zum italienischen Wirtschaftsfrieden verfolgt, in dem Arbeiter und Unternehmer als Mandatar« des Staates betrachtet werden. Er ging, als vor zwanzig Jahren die Macht in seine Hand fiel, nicht mit einem in allen Einzelheiten festgelegten Programm vor, sonder« er begann mit der praktischen Arbeit und warb durch die Tat. Die Trockenlegung der Pontinischen Sümpfe — ein Projekt, das schon seit zwei Jahrtausenden die besten Köpfe jeder Generation beschäftigte — wurde in wenigen Jahren vollendet; dadurch wurde auf friedliche Weise eine neue fruchtbare Provinz gewonnen. Italien wurde in wirtschaftlicher Hinsicht autark; der gesamte Getreidebedarf kam aus dem heimischen Boden; ein großzügiger Ausbau der Wasserkräfte folgte, in Libyen wurden vierzigtausend Bauern angesiedelt; die Schöpfungen sozialer Art folgten Schlag auf Schlag, und erst als die Arbeiten in vollem Gange waren, kam Mussolini zur schriftlichen Festlegung seiner Grundgedanken- nach denen der Staat nicht ein materielles, sondern sin geistiges und moralisches Wesen ist, das die kon- krete und wirtschaftliche Organisation der Nation darstellt und
als löarank ihrer äußeren und 'inneren Sicherheit und als Bewahrer und Schützer des Volksbewußtseins auftritt.
Trotzdem Nationalsozialismus und Faschismus auf eigenem Grund gewachsen und groß geworden sind, weisen sie doch im Grundsätzlichen sehr viele Berührungspunkte auf, daß sie angesichts der feindlichen Umwelt von ganz allein näher aneinanderrückten. Italien war die erste Großmacht, die von der Versailler Gewaltpolitik abtückte, und Deutschland war die einzige europäische Großmacht, die den Abessinien-Sanktionen des Völkerbundes gegen Italien ablehnend gegenüberstand. Aus der nationalsozialistisch-faschistischen Verwandtschaft entsprangen die Worte der Anerkennung, die der Führer oftmals der Aufbauarbeit Italiens gezollt hat, und auch Mussolini hat mehrfach von der „Aehnlichkeit Deutschlands und Italiens in Geist und Disziplin" gesprochen. Diese Aehnlichkeit der Grundhaltung führte zur Gleichmäßig keit des Wider st andes gegen die plutokratischen Mächte, di« zur Vernichtung des Nationalsozialismus und Faschismus de« Krieg entfesselt hatten. Schulter an Schulter werden Deutschland und Italien und die verbündeten junge». Völker Europas ihren Lebensraum freikämpfen und einer gerechten und sozialen Neuordnung den Boden bereiten.
-»
Große Feiern in allen Städten Italien.
DNB Rom, 26. Okt. Der 20. Jahrestag des Marsches aüfRom jährt sich am 28. Oktober. Als Auftakt fanden am Sonntag in ganz Italien Feierlichkeiten statt. Mitglieder der Regierung und des faschistischen Grotzrates, der Stabschef der Miliz sowie zahlreiche Nationalräte der faschistischen Korporationskammer hielten in den Hauptstädten Italiens die Festansprache. Die Be-' völkerung wohnte in Massen den Feiern bei.
Italien feiert mit dem 20. Jahrestag der Machtübernahme durch den Faschismus, so schreibt die Agenzia Stefani, auch die Durchführung großer und größter Leistungen auf allen Gebiöten.1 besonders auf dem Gebiet des Sozialwesens. Italien kann 'sich rühmen, als erstes Land auf der Welt die Bezeichnung einer Volksherrschast nicht in heuchlerischer Weise gebraucht zu Habens um dem Volk Sand in die Augen zu streuen, sondern es hat daÄ Volk zum Erundvfeiler seiner Politik gemacht. die daraus aus^- gerichtet ist, dem Volk im Rahmen der gebotenen nationale« Möglichkeiten einen erhöhten und krisenfesten Lebensstandard zu schaffen und zu sichern. Das italienische Volk schart sich um seinen Duce aus dem Wege zur Erreichung der gesteckten Ziele, die durch den sicheren Endsieg im gegenwärtigen Krieg nur noch weiter und höher gesteckt werden.
In Rom richtete nach der Einweihung eines neuen Parteigebäudes der Träger der Goldenen Tapferkeitsmedaille, Borsani, einen Appell an die Jugend, die dazu berufen sei, das vor 20 Jahren begonnene Werk weiterzuführen. In Pisa wurde die von Untcrstaatssekretär im Innenministerium, Vusfarini, geleitete Feier verbunden mit der Einweihung eines Denkmals zu Ehren der Pisaer Faschisten, die vor 20 Jahren aufgebrochen waren, um nach Rom zu marschieren. Im großartigen Rahmen der Piazza della Signoria fand in Florenz die Gedenkfeier statt, der zahlreiche Kriegsverletzte und Kriegshinterbliebene, sowie der Leiter der Ortsgruppe Florenz der NSDAP, beiwohnten. Die Feieransprache hielt Volksbildungsminister Pavolini, der am Nachmittag ein neues Parteigebäude einweihte und das „Haus der Kriegsfchwerstversehrten" besuchte.
In Neapel sprach Außenhandels- und Devisenminister Rio- cardi. Die Feieransprache in Triest wurde von Afrikaministei Teruzzi gehalten. Auf einer Massenkundgebung aus dem Mar- kusplatz in Venedig sprach in Anwesenheit des Herzogs vou Genua Unterstaatssekretär Janelli zu einer zahllosen Volksmenge. Die Feier in Mailand erhielt ihre besondere Note durch' den Umstand, daß sie kurze Zeit nach zwei feindlichen Fliegerangriffen auf die lombardische Hauptstadt stattfand.
Aus Stadt «ad Laad
NUeusttig, de« 27. Oktober 1942
Dolksrörrtgerrrrriterfrrchrmg
am 29. 10. Trömbach 8.00-10.00 Uhr Schule
„ „ „ WSrn'ersberg 11.30—12.00 „ G. Anker
„ „ „ Edelweiler 14.00—14.30 „ G. Hirsch
„ „ „ Bösingen 16.00—17.30 „ Schule
„ 30. 10. Pfalzgrafenweller 8.00—13.00 „ H. Sch. Haus „ „ „ Durrweiler 16.00—17.00 „ Schule
Sprung über die Zeit
Der Tag der 25 Stunden.
Zeit ist ein dehnbarer Begriff. Nicht etwa nur im Sinn d« umstrittenen — „Relativitätstheorie", sondern auch in eine» ungleich einfacheren und faßlicheren Sinne. Wir wissen alle, »aß, da die Sonne sich nicht nach unseren Uhren richtet, um 2s Uhr oder um 6 Uhr unserer „mitteleuropäischen Zeit" an anderen Orten der Erde sehr verschiedene wirkliche Tag- und Nachtzeiten herrschen. Auch daß heute überall der „Tag" mit „24 Uhr" beginnt, ist an sich eine durchaus willkürliche Festsetzung. Bet den alten Römern begann er zum Beispiel, nach unserer Uhr, um 6 Uhr morgens.
Der Gedanke, der Sonne sozusagen ein Schnippchen zu schlagen und uns mehr „Tag" zu verschaffen, als sie uns in unsere» Breiten zubilligt, beruht auf folgender lleberlegung. Vo» 21. Juni an, der den längsten Tag und die kürzeste Nacht hat, bis zum 21. Dezember verschiebt sich das Verhältnis von Tag und Nacht täglich zu ungunsten des Tages, und zwar in täglich stärker ansteigendem Maße. Vom 22. Dezember bis 21. Juni ist es umgekehrt. Dies gilt in Bezug auf die gleichlaufend« Jahresuhr. Wird nun zu einem bestimmten Termin im Frühjahr die Uhr um eine Stunde vorgestellr und diese „Zeit" ei» halbes Jahr beibehalten, so wird jedem Tag „eine Abendstunde Tag" gewonnen
Deutschland führte die sogenannt« Sommerzeit zum erstenmal im ersten Weltkrieg, im Frühjahr 1917 ein. Die Aelteren unter uns erinnern sich noch an das Ereignis, das der erste Sommerzeittag, als man eine Stunde früher, als am Tage vorher, auf- stand, namentlich für die Städter und besonders für die Großstädter bedeutete. Es war damals gerade ein herrlicher, sonnen- vurchfluteter Frühlingstag. Nach dem Kriege wurde die Sommerzeit, die übrigens von vielen europäischen Ländern übernommen wurde, wieder abgeschafft. Im jetzigen Kriege kam es am 1. April 1910 zu ihrer Wiedereinführung. Aus Wirtschaft», politischen Gründen wurde diesmal die Sommerzeit sogar i» Winter beibehalten ini Gegensatz zu ihrer früheren Anwendung, bei der im Herbst die Uhren wieder auf die mitteleuropäisch« Normalzeit eingestellt worden waren. Auch für die jetzt vom Reichsministcr Speer in seiner Eigenschaft als Eeneralinspektor für Wasser und Energie vorgeschlagene und vom Ministerrat für )ie Landesverteidigung beschlossene Rückkehr zur Normalzeit während der Wintcrmonate sind wirtschaftspolitische, auf der zweieinhalLjahrigen Erfahrung mit der durchgehenden Sommerzeit beruhende Erwägungen maßgebend. .
Es wird für uns, wenn in der Nacht vom 1. und 2. November »je Uhrzeiger nun wieder um eine Stunde zurückgestellt werden, auch wieder ein kleines, seltsames Ereignis sein, denn unser Zeitsinn, der. wie alles im Menschen, der Macht der Gewohnheit unterwarfen ist, muß sich dem technischen Eingriff in den Naturablauf erst unpassen Der Sanguiniker jedenfalls freut sich: a« 2. November kann er morgens eine Stunde „länger" schlafe«, »enn, wenn er gewohnt ist, von selbst um 6 oder um 7 Ahr aufzumachen, so zeig.' die Ahr an diesem Morgen dann erst L »der 0 Uhr. Er kann sich also noch eine Stunde die Decke weiter über die Obren veben
kleine Nachrichten ans aller Wett
Englisches Vorpostenboot versenkt. Die britische Admiralität gab nach Londoner Meldungen bekannt, daß daf, VorpostenLsot ALard Stonehaven" verloren gegangen ist..
Von britischen Bomben zerstört. Wie gemeldet, wurde bei dem letzten englischen Bombenangriff auf Genua das schwedische Kon- sulat durch Bomben zerstört. Es befinden sich jedoch alle Schweden in Genua wohlauf.
Wie die Blätter falle«
Wie schnell ein Baum seine Blätter verliert, wird in d« Regel von der Ursache des Laubfalls bedingt. Beim normaler Herbstlaubfall lösen sich die abgestorbenen Blätter ganz allmäh- -ch ab, so daß oft Wochen vergehen, eh« der Baum völlig ent- aubt ist. Sobald aber Frost die Bäume zum Laubabwerfer jwingt, geht die Entlaubung immer innerhalb ganz kurzer Zell »or sich. So hat man nach einem Nachtfrost beobachtet, daß si^ wn,einem Bergahorn in jeder Sekunde durchschnittlich neu»
DslWsg ins nsus l.slrsn
Hornsn vor» Hans Trust
Atsr- staekteeckmtrr veutscker Kornau-Verlag, klotrsche tver. 0r«rü«o)
Oeutackier komau-Verlag, kiotrsche tker. Drescksu)
Das war wirklich nicht ichwer, sich dort zuhause zu kühlen. Var im Hause der Eltern alles steif, hier war alles freier, behag- lch, warm. Das änderte sich auch nicht, als der alte Herr Klinger- »amm später zum Kaffee erschien. Er war ein fröhlicher Herr nit Schmerbäuchlein und Doppelkinn, dem der Schalk in den Augenwinkeln saß. Und als Maria sich später ans Klavier setzte md einiges spielte, nickte Vater Klingerhamm lächelnd seinem vohn zu.
An diesem Nachmittag entschied es sich auch, daß bald Verlobung gefeiert werden solle. Maria empfand nun plötzlich gar keine Abneigung mehr dagegen und als Wolfgang sie am Abend in seinem Auto nach Hnuss brachte, da war ihr Herz wieder in lener weichen, seligen Bereitschaft, daß sic ihren Arm um seinen Racken schlang und ihn küßte.
Frau Adelheid war bis zu Tränen gerührt, als sie vernahm, daß Weihnachten die Verlobung stattfinden solle.
. Weihnachten fiel in diesem Jahre so, daß dem zweiten Feier- tag der Sonntag folgte und es hierdurch drei Feiertage waren. An diesem Sonntag also fand im Hause Wolters die Verlobung statt.
Feste zu arrangieren, das verstand Frau Adelheid wie keine weite und das Mädchen sowie die Köchin hatten alle Hände voll u tun, bis alles so weit war. wie Frau Adelheid es haben wollte, leladen waren nur die allernächsten Verwandten.
Maria fühlte sich an diesem Abend zwangsläusig in einen Mittelpunkt hineinqeschoben, der sie beengte und in dem sie kem esreiendes Lachen fand. Mein Herz müßte jauchzen, dach.s sie rschrocken. Aber es jauchzte nicht, es wurde nicht trotz und neigte ich eher zum Weinen, als der Vater in seinem Lehnstuhl das Aas erhob, ohne sich dabei aufrichten zu können, um eine An- prache zu halten an das junge Paar Maria schaute dabei auf Lolsgang. Er iah imponierend aus in seinem Frack und war länzlich 'eriullt von der Feier der Stunde. . ^
Cs wurde dann auch davon gesprochen, daß im Sommer die Wchzeit sein solle und Alfons Wolters, der flotte Lrauibruder
versprach, bis zu diesem Termin auch so weit zn sein, seinen Eltern eine Braut vorstellen zu können.
„So merkt man, daß man alt wird", sagte Frau Adelheid bei dieser Gelegenheit- und wartete daraus, daß ihr jemand das Gegenteil. sage. Es wurde ihr auch gleich vou allen Seiten bestätigt, daß sie so jugendlich und irisch aussehe. Spät nach Mitternacht fand die Feier ihr Ende.
Nach trübem Tauwetter lächelten endlich wieder die ersten Sonnentage über dem riesigen Häufermeer der Großstadt. In den Anlagen sprangen die Knospen auf, in den Schaufenstern waren die Hellen Sommerkleider ausgestellt und alles deutete darauf hin, daß des Winters Herrschaft gebrochen sei.
Maria Wolters lebte ganz in dem Gedanken hin, daß sie nun bald das elterliche Haus verlassen werde. Und es tat wirklich gar nicht ein bißchen weh, dieses Fortgehenmüssen. Sie hatte sich auch innerlich darauf eingestellt, daß sie die Frau Wolsgang Klingerhamms sein werde. Ein anderes, ein neues Leben begann damit iür sie und es dünkte sie. daß es nicht schwerer lei als das Leben, das hinter ihr lag. Wolsgang Klingerhamm war die ganze Zeit io zu ihr gewesen, daß sie ihm gut hatte werden müssen Wenn sie den Ring an ihrem linken Finger betrachtete, dann dachte sie wohl zuweilen an ihren Verlobungstag, an dein ihr Herz gar nicht mitfeiern hatte wollen. Wie töricht sie damals noch gewesen war. Heute lächelte sie fast über ihre Träume, die immer etwas Geheimnisvolles um das Wörtchen Liebe rankten Sie war so klar, die Liebe, io unkompliziert, so geradlinig. Der Gedanke, einem Menschen ganz zn gehören sürs Leben, war zwar groß, aber auch wiederum ganz selbstverständlich.
Ost war sie nun inzwischen zu Klingerhamms gegangen. Sie fühlte sich immer mehr hingezogen zu der Mutter ihres zukünftigen Mannes. Die ganze zweite Etage war geräumt worden, die Maler und Tapezierer walteten darinnen ihres Amtes, uw alles rechtzeitig fertig zu bringen und festlich zu stimmen für das junge Paar.
Um diese Zeit geschah etwas gänzlich Unerwartetes. Eines Tages stand Maria gleich vielen anderen Menschen an einer Straßenkreuzung und wartete, bis der Schutzmann das Zeichen zum Überqueren des Fahrdamms gab. Eine Menge Kraftfahrzeuge wartete ebenfalls, hart an der Grenze der punktierten Linie. Soeben glitt wieder ein dunkler, eleganter Wagen heran, bremste dicht am Straßenrand und stand dann ebenfalls still mit leise zitternden Kotflügeln.
Maria erkannte den Wagen sofort. Es war Wolfgang Aber noch ehe sie sich vordrängen konnte, hörte sie vor sich eine Helle Frauenstimme sagen:
„Ach, sieh mal an. Da sehe ich ja einen ganz Seltenen. Guten Tag, Wolfgang."
Wolfgang Klingerhamm neigte sich ein wenig aus dem kleinen Seitenfenster, das herabgelassen war. Er^ strahlte übers ganze Gesicht. Maria empfand dies wie einen schlag und trat einen Schritt zurück, daß er sie nicht sehe.
„Anita..." sagte er und reichte die Hand heraus. „Das nenne ich aber einen glücklichen Zufall."
Ein gedämpftes, klingendes Lachen.
„Du Schwerenöter. Wie darfst du das sagen, nachdem du doch jetzt verlobt bist. Es war nicht schön, Wölkchen, daß du mir das nicht mitgeteilt hast. Von Fremden Habs ich es erfahren müssen. Darf ich dir nachträglich noch alles Gute wünschen?"
„Danke, Anita. Du, höre mal. ich möchte gerne wieder einmal eine Stunde plaudern mit dir. Hast du nicht ein wenig Zeit iür mich?"
„Du weißt doch, daß ich immer Zeit habe für dich-'
„Gut! Ich habe noch etwas zu erledigen Bis in einer halben Stunde bin ich im Kaffee Luitpold. Ist es dir recht?"
Maria hörte nicht niebr, was die Frau lagte. so laut und beftig schlug ihr eigenes Herz. Da gab der Schutzmann das Zeichen zur Durchfahrt. Der Wagen schoß davon, hinter den anderen her. Als Maria recht zur Besinnung kam, stand sie allein da. Drüben auf der anderen Seite sah sie die dunkle Schönheit, die Wolsgang Anita genannt hatte, raschen Schrittes die Straß« abwärts gehen. Im Augenblick wußte sie auch, daß sie diese Frau schon früher einmal bei Woiioang gesehen hatte, schon lange bevor er um sie warb.
Ohne recht zu wissen, was sie eigentlich wollte, lenkt« st« eben falls ihre Schrille nach dem Kas'ee Luitpold. Sie war vernicht,- in gnadenloser schäm die Hände vors Gesicht zu schlagen, denn sie wußte, daß etwas im Begriff war zu zerbrechen. Ganz langsam ging sie und im Gehen streifte sie ihren Berlobungsring ab, schon in der dunklen Vorahnung, daß sic ihn fortan nicht mehr tragen werde.
Da ein schöner Tag war, konnte man im Freien fitze«. Maria sah die andere sitzen, als sie in das Innere des Kaffee» gehen wollte. Ihr Fuß stockte, ihr Blick ruhte aus der rassigen Gestalt, die jetzt den Mantel abgelegt und den kostbaren Pelz lässig um die Schultern gelegt hätte. Und Maria mußte sich gestehen: schön war diese Frau, eine dunkle, sprühende Schönheit war sie, voll Feuer und Glut.
Maria wandte sich um, ging an der anderen vorbei und nahm hinter einem der Zierbüsche Platz, die die Tische voneinander abteilten. Hier saß sie gut gedeckt und konnte doch alles übersehen, ohne selbst gesehen zu werden.