Verwundelenflug über das Miltelmeer

Im Sanitätsflugzeug von Afrika nach Europa

Von DRK.-Kriegsberichter Willi Heudtlatz NSK. Wolkenlos und sternenklar liegt noch die kühle Nachl -Her der Ebene. In dem klaren Schein des hell leuchtenden Mon­des wie ihn nur der Süden kennt, zeichnen sich die Bergspitzen lilh'ouettenhaft über dem Flugplatz ab, auf dem seit den Mitter- Mtsstunden das Bodenpersonal die Ju-Maschinen der Sanitäts- bereitschaft zum Start fertig macht. Heute sind es zwei Flug. Mge, die Schwerverwundete vom afrikanischen Kriegsschauplatz ^überholen sollen, um sie in Speziallazarette zu überführen.

In den Stunden vor dem Abflug und auch während des Flu­ges ergibt sich Gelegenheit, mit den Männern der Flugsanitäts- dereitschast zusprech en. Fast alle haben den Balkanfel'dzug mit- gemacht, viele sind im Westen und auch im Osten dabei gewesen. Im Dienste ihrer verwundeten Kameraden stehen^ sie in stete, Einsatzbereitschaft und müssen stets mit Feindberührung bei ihren Einsätzen rechnen. Der soldatische Imperativ dieser Männer heißt stille und bescheidene Nichterfüllung.

Die erste Morgenhelle breitet sich über dem Flugplatz aus, als das Kommando zum Einsteigen ertönt. Jeder von uns be­kommt eine Schwimmweste angelegt, und wenige Minuten späte, starten wir zum Flug nach Afrika. Spiegelglatt zeigt sich das Meer, und nichts ereignet sich bis zum Erreichen der afrikanischen Küste ^und der sich dahinter in endloser Weite zeigenden Wüsten­landschaft. Programmgemäß wird auf dem Flugplatz von L. ge­landet, auf dem wir schon von oben die Krankenkraftwagen mit den Verwundeten, die wir zu übernehmen haben, erblicken. Un­geheure Staubwolken hinter sich lassend, rollen unsere Flugzeuge vor das Sanitätszelt mit den davor stehenden Sankras.

Schwester W. geht auf den nächsten Sankra zu und öffnet den Wagenschlag.Ah, eine deutsche Schwester!" Wie aus einem Mund kommen die vier Worte, in denen soviel Hoffnung für die Zukunft klingt, aber auch soviel Bereitschaft, unter das Gewe­sene einen Strich zu machen.Ist es denn wahr, Schwester? Wir sollen in die Heimat kommen, oder jedenfalls nach Europa zu­rück?" Tausenderlei Fragen sind es, die Schwester W. Le. antworten mutz, während sie zwischendurch Obst, Ziga» retten und andere lang entbehrte Dinge den Verwundeten reicht. Aber zum Unterhalten ist nicht viel Zeit, denn noch vor der Dunkelheit mutz Europa wieder erreicht sein. Sanitätsdienst­grade und -soldaten ziehen die Tragen aus den Sankras, und schnell geht, nach Anlegen der Schwimmwesten, das Umladen der Verwundeten in die Sanitätsflugzeuge vor sich. In weniger als X Stunde ist alles geschafft, einschließlich der Fertigstellung der Krankenlisten, nach denen auf funkentelegraphischem Wege während des Fluges die Verteilung auf die einzelnen Lazarette je nach der Art der Verwundung vorgenommen wird.

Die afrikanische Küste bleibt zurück. U«ter uns ist wieder das Meer. Nun haben wir Zeit, uns mit den einzelnen Verwundeten zu unterhalten. Fragt man sie nach ihrer Verwundung oder wie ihnen der Flug bekommt, so winken sie zunächst ab:Wir kom­men ja zurück,' was kann uns da noch passieren?"

Ein junger Feldwebel, aktiver Soldat, meint:Mein Vater ist im Polenfeldzug auch mit einer Sanitätsmaschine heimbeför­dert worden. Damals war ich noch auf dem Gymnasium. Zwar ist er nicht mehr felddienstfähig geworden, aber er geht heute wie früher seinem Beruf nach und ist guter Dinge. Nun geht es mir genau wie ihm; was will ich noch mehr?" Keiner ist verzagt. Ein anderer erzählt von einem schweren Stratzenunfall, -en er schon vor Jahren gehabt hat:Solche Schmerzen kenne ich schon. Es wird auch diesmal gut gehen."

Während ich in dem engen Gang dem Sanitätsdienstgrad etwas Platz mache, weil er dem Feldwebel den Verband wechseln mutz, spricht mich der junge, etwas blaffe Gefreite an, dessen beide Hände dick verbunden sind.Ich mutz in diesen Tagen Vater werden", meint er.Wen mutz ich fragen, damit meine Frau nichts von meiner Verwundung'erfährt? Denn um mein Leben geht es ja nun nicht mehr; ein Kamerad hat mich zum Haupt­verbandsplatz gebracht, wo man mich gleich vorgenommen hat."

Wir erzählen zwischendurch von der Heimat, von den sieg« reichen Kämpfen gegen die Sowjets, zeigen auf das Meer, auf l^m drei große Lazarettschiffe zu sehen find. So vergeht schnell die Zeit bis zur Landuna. Auf dem Flugplatz stehen wieder die Sankras bereit, um die Verwundeten aufzunehmen. Heute sind es DRK.-Helferinnen, die als erste die Verwundeten mit Bl«, wen und sonstigen Liebesgaben empfangen,"während Sanitäts­soldaten Zosiort mit dem Umladen beginnen. ,

Geborgen sind sie nun, jene Männer, die unter der heißen afri­kanischen Sonne für ihr Vaterland gekämpft und geblutet haben. Manchen von ihnen winkt noch vor ihrer endgültigen Entlas­sung aus dem Lazarett, bei besonderer Erholunqsbedürftigkeit, ein zwei- bis dreiwöchiger Aufenthalt in einem Genesungsheim. Und während wir uns von unseren Flugkameraden verabschie­den, nehmen wir mit uns die Gewißheit, daß nirgendwo bester für unsere Verwundenten gesorgt wird als bei uns Deutschen.

Ritterkreuz für verdienten Jagdflieger

DNB Berlin, 22. Oktober. Der Führer verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Luftwaffe, Reichsmarschall Eöring, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Feldwebel Kemeth- müller, Flugzeugführer in einem Jagdgeschwader. 1914 in Nürnberg geboren, schoß er in zahlreichen harten Luftkämpfen. S1 Flugzeuge ab.

Argentiniens Neutralitätspolitik

DNB Buenos Aires, 22. Oktober. Dem argentinischen Präsi­denten wurde ein Album mit Unterschriften überreicht, die unter dem Titel Neutralitätsplebiszit gesammelt worden war. Bei der Ueberreichung des Albums hielt der Präsident eine Rede, in der -er eine Begründung der Neutralitätspolitik der Regie­rung gab.Man spricht davon", sagte er wörtlich,daß unser Land durch diese Politik isoliert werde. Das ist ein Irrtum. Die Neutralität in Amerika aufrecht erhalten, bedeutet die An­näherung an sämtliche Völker, denn ich glaube nicht, daß es ein Volk gibt, das den Krieg will. Es kann zu einem Krieg gezwungen werden durch besondere Umstände, aber es wird ihn nicht aus freier Bestimmung führen. Das Werk der Zukunft, be­sonders der Jugend, ist: 'Die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu erobern, d. h. nicht, daß das Land alles produzieren und seine Häfen gegen die ausländische Einfuhr verschließen soll. Auch sollen wir sie nicht nur Fremden öffnen und Gegnern ver­schließen. An was ich denke, das ist die wirtschaftliche Freiheit des Landes, d. h., daß wir mehr und bester produzieren, ohne die Produktion anderer Länder durch unsere Konkurrenz zu vernichten.Wenn man sagt, wir wären neutral, weil wir den Krieg fürchten, so ist das falsch, denn wir haben schon wiederholt gezeigt, daß wir die Waffen zu führen ver­stehen."

«Trost"-Spender Smuts

Rede vor dem englischen Parlament . DNB Berlin, 22. Oktober. Um den politischen Abenteurer smuts, der bekanntlich im Burenkrieg gegen die Engländer iand, dann aber blitzschnell zu ihnen hinüberwechselte und seit- »em ein willfähriges Werkzeug der Engländer ist, wurde in »en letzten Tagen in London von der englischen Presse großes Lheater gemacht. Mit allen Registern wurde der englischen Deffentlichkeit einegroße Rede Smuts" vor dem englischen Parlament angekündigt. Smuts, der sich bei dieser Gelegenheit -eit von Lloyd George und Churchill feiern ließ, hat nun, wie keuter berichtet, gesprochen.

Smuts, der nach seinem Vorredner Lloyd George den Eng­ländernTrost, einige Hoffnungen und einiges Vertrauen in »en augenblicklichen Schwierigkeiten", sowie nach seinem anderen Vorredner, Churchill,durch seine Anwesenheit in einem Augen­blick, in dem der Krieg schwer auf England laste, eine gewaltige Stärkung" bringen sollte, muß nicht nur-.seine Ober- und Unter­häusler enttäuscht haben, sondern auch ganz Großbritannien und seine Mlllliierten". Er behielt nämlich seine Weisheit, wie man den katastrophalen Schiffsverlusten Einhalt gebieten könne, für sich. Dafür erging er sich in den schon aus Churchill-Reden be­kanntenollen Kamellen" um so ausführlicher. Für die Sowjets hatte er wenigstens einTrost"-Wörtlein, indem er zur Hilfs­aktion für die Bolschewisten lediglich ausführte:Jede Hilfe, die die Alliierten der UdSSR, zuteil werden lassen können, müßte in vollstem Matze und mit größter Beschleunigung gewährt werden. Die Sowjetunion trägt mehr als ihren Anteil an der gemeinsamen Last."

Auch des anderenmächtigen" Verbündeten Churchills ge­dachte Smuts. Er pries die Altamik-Charta, an der der ver­hinderte Weltpräsident Roosevelt federführend ist, alseinen großen Schritt vorwärts". Daß er in diesem Zusammenhang die Genfer Liga sozusagen aus der Mottenkiste zog, sei nur neben­bei.gesagt. Wohl aber sei vermerkt, daß der alte Burenrenegat

es tunlichst versäumte, dis Anwenoung der so gelobten Atianttk- Erklärung auf die unter englischer Herrschaft stehenden Teile des Empire, insbesondere Indien und seinen eigenen Wirkungs­bereich Südafrika, zu empfehlen. Erwähnt man noch, daß Feld­marschall Smuts iinmer noch denGeneral Zeit" zu den Ver­bündeten derAlliierten" zählt, und damit seine Kurzsichtigkeil sowohl in militärischer als auch in politischer Beziehung nur noch mehr unterstreicht, so ist allesWichtige" aus Smutsgroßer" Rede vor derMutter der Parlamente und dem Senat de> Könige", wie er im alttestamentlichcn Zungenschlag das englisch« Ober- und Unterhaus nannte, erschöpft.

Die Smuts-Rede enttäuschte

. Die Rede des südafrikanischen Ministerpräsidenten Smuts voi dem vereinigten englischen Parlament hat nach schwedischen MeÜ düngen nicht den an sie geknüpften großen Erwartungen env sprachen. Smuts Ausführungen, meldet der Korrespondent vo> Dagens Nyheter", hätten entgegen allen Voraussagen nur wenig neue Gesichtspunkte gebracht. Der Korrespondent fügt hin­zu, die Rede, die durch mehrere falsche Töne gekennzeichnet war, habe den Eindruck eines Familienfestes des Empire gemacht; wobei Smuts das Empire personifiziert habe. Noch deutlichel ergibt sich aus dem Bericht des Korrespondenten vonSvensko Dagbladet", daß die mit großer Spannung erwartete Smuts« Rede zum mindesten außerhalb des Ober- und Unterhauses all« gemein als große Enttäuschung empfunden wurde. Die Rede, s« schreibt dieser schwedische Journalist, sei bis zu einem gewisse« Grade ein Mißerfolg gewesen. Man habe von Smuts mehr er­wartet, man habe neue, zündende und zusammenreißende Paroleü erhofft.

Reue Forderungen Amerikas

Tschungking soll von USA. völlig abhängig gemacht werden ^ Tokio, 22. Oktober. (Oad.) WieJomiuri" Hotschi" aus Schanghai berichtet, stellten die USA. nach dort vorliegende» Berichten an Tschungking neue sehr weitgehende Forderungen, von deren Erfüllung eine verstärkte Hilfeleistung abhängig ge­macht wird. Danach ist die Luftwaffe Tschungkings dem Be­fehl des USA.-Luftwaffen befehlshabers in China zu unterstellen. Tschungking soll die Monopolrechte für das Zivilflugwesen auf die Dauer von 30 Jahren den USA. übertragen. Die motorisierten Einheiten Tschungkings sind, falls erforderlich, dem englischen oder dem amerikanischen Befehl zu unterstellen. Hundert Tschungking-Divisionen kommen als Ein­heit unter englischen bzw. amerikanischen Befehl, wobei England and Amerika das Recht erhalten sollen, diese Divisionen, falls he es für erforderlich ansehen, auch außerhalb Chinas einzusetzen. Amerika dagegen verpflichtet sich bei Erfüllung Dieser Forderungen durch Tschungking, bis Ende dieses Jahres Harke Luftstreitkräfte nach Tschungking zu entsenden. Auch will die USA. dann in verstärktem Maße die verschiedenen Fronten Tschungkings mit Medikamenten beliefern.

^Der amerikanische Staat sieht ferner eine Aufteilung Chinas in Einflußsphären vor. England wird der Südwesten Chinas zugeteilt, der Sowjetunion der Nordwestea und Amerika Zentralchina. Alle drei Länder -stellen dem Tschungking-Regime Ratgeber und Techniker zur Verfügung, tschiangkaischek soll darüber hinaus eine Reorganisation seiner Kriegsfinanzen durchführen.

^.Jomiuri Hotschi" bemerkt zu diesen Forderungen Amerikas^ » ihre Annahme Tschungking in die völlige Abhängigkeit von llmerika und England brächte, deren Sklave es dann würde.

Die Kriminalität der Jugendlichen in USA.

Alle bisherigen Feststellungen geschlagen

DNB Bigo, 22. Oktober. Die Kriminalität der USA.-Juge«id- lichen hat im ketzten Jahr alle bisherigen Rekorde gefchlage», so stellt vie USA.-WochenschriftTime" in einem ArtikelKin­der ohne Moral" fest. So seien die Verbrechen Minder­jähriger gegenüber dem Vorjahr in Los Angeles um 20 Pro­zent, in Boston um 15 Prozent angestiegen, in New Orleans sei der Prozentsatz der Straftaten jugendlicher Neger um 86 Pro­zent, der weißen Jugendlichen um 5 Prozent angewachsen. Auf­fällig sei dabei das Anwachsen der Sexualverbrechen.

Daneben sei nach derTime" eine bedenkliche Sittenlockerung, besonders unter der weiblichen Jugend, festzustellen. Die Em» schiffungshäsen für Transporte nach Australien seien von Mi» derjährigen mit zweifelhaftem Lebenswandel überschwemmt. Do« unter seien sogar Zwölf- bis Fünfzehnjährige zu finden.

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Da hatte ihn also Maria mit Anita gesehen, diesem verteufelt rassigen Weib, dem er erst gestern einen letzten Brief geschrieben hatte. Peinlich genug war das und er bereute, daß er schon bei Maria angeklopft hatte. Cr hätte noch eine Zeitlang warten sollen. Maria hätte zum Mindesten ein paar Monate merken sollen, daß er sich ausschließlich nur um sie bemühte. Aber es war nun nicht mehr zu ändern, er hatte sich nicht mehr bezähmen können.

Maria dachte wohl daran, daß es Zeit wäre, heimzugehen Aber sie war durch das Gespräch auf seltsame Weise erregt Und als Wolfgang Klingerhamm vorsichtig den Arm um sie legte, da unternahm sie nichts, daß er ihn wieder weggenommen hätte. Ganz fremd war er ihr ja nicht. Sie kannte ihn immerhin schon zwei Jahre. Hatte schon oft getanzt mit ihm und gelacht. Darum konnte es doch nichts Unerhörtes iein. wenn er den Arm um sie legte.

Aber die Nacht war so still, sie war so seltsam.leise. Dazu klang jetzt die Stimme des Mannes dicht an ihrM Ohr, sie spürte feinen warmen Atem und hatte keine Angst vor diesem Atem. Es war nur ein niegekanntes Erwarten m ihr.

»Immer liebhaben will ich dich. Mariamein ganzes Leben Wd alles Denken soll fortan dir allein gehören. Nicht mehr den Mlnsten Gedanken will ich an eine andere verschwenden. ."

Nein, das war bestimmt keine Lüge. Dem Mmme war es st und er war selbst bewegt von der Schwere des Glückes als nun dieses Mädchen im Arm hielt. Er suhlte, daß er diese mde schon viel früher hätte herbeiführen sollen. Da hatte er immer für spröde gehalten, aber da er sie jetzt so im Arm lt und die Wärme ihres Körpers spürte, da dachte er anders. : Gesicht war von fließender Weichheit, ihr Mund stand halb m, wie bei einem Kinde, das yor einem Wunder steht.

Und da geschah es, er küßte sie. wohin er Ne traf, zuletzt ans

> Mund. Es war wie ein Überfall. _

Ach, ihre Hände stießen ihn wohl fort. Doch es war k«me ist in dieser Abwehr Woher sollte die Kraft auch kommen in ; lauen leisen selbst me' «---üsickaft m das Herz des

idchens lenkte.

Wie war denn das nur? Niemals hatte sie ein Mann ge­küßt. Konnte Liebe so sinnverwirrend sein? Sie saß unter dem schleierdichten Zweigen einer Birke, wie von einem Feuerstrom durchglüht. Die Stunde war einmalig und der Stern, der durch die Lücken blinzelte, der würde wohl nichts verraten von dem was sie jetzt zu tun bereit war. was sie tun mußte. Sie legte nun selbst ihre beiden Arme um den Nacken des Mannes, ja, sie drängte sich seinem Kuß entgegen, mit einem niegekanntcn Be­dürfnis nach Zärtlichkeit und Liebe.

Doch plötzlich riß sie sich los von ihm. Ja, sie taumelte aui den Stamm der Birke zu und klammerte sich daran.

Was ist das?" sagte sie ziemlich laut.Du lügst doch nicht?"

Aber Maria, was fällt dir denn ein. Was hast du denn jetzt auf einmal?" Er wollte sie wieder in den Arm nehmen.

Laß mich, es hat keinen Sinn." Sie schlug die Hände vor das Gesicht.Was habe ich denn jetzt getan. Ich hätte es nie tun dürfen, denn ich liebe dich ja gar nicht."

Sie wußte nicht, daß die Not des Blutes sie gezwungen hatte, ihre Arme um den Mann zu- legen.

Wolfgang Klingerhamm versuchte beruhigend auf sie einzu­reden. Aber es half nichts mehr. Wie verstört war sie und schließlich sagte sie:

Laß mich jetzt heimgehn. Nein, bitte, laß mich allein gehen. Ich muß mit mir selber fertig werden."

Nimmst du mir jede Hoffnung, Maria?"

Da sah sie ihn an. Sein Gesicht war jetzt umschattet von irgendeiner Traurigkeit. Ganz leise sagte er:Ich liebe dich doch, du sollst mir das glauben. Maria. Ich habe nie vor dir eine Frau so sehr geliebt."

Und sie antwortete:

Du mußt mir Zeit lasten. Vielleicht kann ich noch an dich glauben. Ich weiß noch nicht, wie alles nun sein wird."

Damit ging sie fort. Er rief ihr nach, daß sie ihren Tennis­schläger vergessen habe. Aber sie hörte nicht mehr und so nahm er ihn mit.

Als Maria nach Hause kam, saßen die Mutter und ihr Bruder im Wohnzimmer. Alfons hatte sich in einen Klubsessel gekümmelt und hing beide Beine über die Lehne. Die Mutter schälte gerade eine Apfelsine. Vier Augen richteten sich aui Maria, als sie ein- trcst.

Wo warst du denn solange?" fragte die Mutter und es war ihr anzumerken, daß sie ihre Neugierde kaum meistern konnte.

Maria sah auf die hohe Standuhr.

Ach, elf Uhr ist es schon, ich dachte nicht, daß es schon so spät sei."

Frau Adelheid fieberte vor Ungeduld.

Dari man nicht wissen, wo du so lange gewesen bist?"

Doch, du darfst es schon wissen. Mutier. Bei Wolfgon Klingerhamm bin ich gewesen." .

Hob nicht ein befreiender Atemzug Frau Adelheids Brust. Und wart sie nicht dem Sohn einen vielsagenden Blick zu? Jeden­falls. Herr Alfons nahm die Beine von der Stuhllehne und sagte:

Ach deshalb hat Wolsgang unsere Verabredung vergessen.

Habt ihr etwas verabredet gehabt. Mich wundert, daß Wolfgang davon nichts erwähnte."

Ach, es ist ja auch nicht so wichtig. Das läßt sich nachhote«. Aber setz dich doch. Mach dirs gemütlich, Maus. Maren« ge­fällig?"

Du weißt doch, daß ich nicht rauche, Alfons."

Ach, immer vergesse ich es wieder. Nun erzähl mal. wie war es."

Eine tiefe Falte grub sich in Marias Stirne.

Was interessiert es denn dich, Alfons. Ich ktzmmorr «tch ja auch nicht um deine Angelegenheiten."

In diesem Augenblick klopfte es oberhalb der Zimmerdecke. Es war der Vater, der Maria wohl heiinkommeu hatte hören. Mit einem Stock, der stets an seinem Bsttpfosten hing, klopfte «r immer auf den Boden, wenn er sich verständlich machen wollt«. Maria mußte ihm jeden Abend vorlesen, bis er dann einschlief. Und da sie dies heute vergessen hatte, ries er sie durch fest» Klopfen in der späten Stunde noch. Maria war eigentlich stchch, weil sie dadurch der peinlichen Fragerei entging und sie begl» sich iosorl nach oben.

Kaum hatte sie das Zimmer verlassen, pfiff Alfons dusch d« Zähne und sagte augenblinzelnd:

.Wetten wir. Mutter, daß sich heute zwischen den b«d«« wa» getan har."

Zwilchen Herrn Klingerhamm und Maria?"

Ja, das meine ich."

Wäre das ein Glück."

Hast du denn nicht gemerkt, wie verstört sie war?"

Jetzt, weil du es sagst, fällt es mir auch auf."

Warte nur bis morgen. Wolsgang läßt mich nicht i« »» klaren."

Die Mutter erhob sich und räumte die Apselsinenjchalep fort.

Es ist auch wirklich nicht mehr zu früh, wen» das Wtkdel unter die Haube kommt", sagt« sie.Was mich betrifft, so «ar ich in diesem Alter bereits verheiratet."

Währenddessen saß Maria oben am Bett des Vaters und las ihm vor. Dem Vater war heute alles viel zu schwer, deshalb wurde' die Lesestunde bald abgebrochen. Mariä stand bald i» ihrem Zimmer und hörte von unten herauf die schwere Standuhr die Mitternachtsstunde schlagen.

(Fortjetzuna io»t>»