hat gegen die Verletzung ihrer Territorial-Hoheit durch England und Frankreich Protest erhoben. Die kaiserliche Regierung hat in Athen gegen die Zulassung der Landung protestiert, die mit der von Griechenland bei Beginn des Krieges verkündeten Neutralität im Widerspruch stehen würde. Die Antwort der griechischen Regierung auf die deutschen Vorstellungen liegt noch nicht vor. Eröffnet sich jetzt ein neues Kapitel in der militärischen Geschichte dieses Krieges, so bilden die jüngsten Demarchen der Entente in Sofia und Athen das Schlußwort zu dem Kapitel in der diplomatischen Geschichte der Entente, das die Nachwelt einmal mit dem Motto versehen wird: „Geschichte der Heuchelei".
Das Schwert hat das Wort.
(WTV.) Budapest, 6. Okt. Nach hier eingetroffe- nen Sofioter Berichten veröffentlicht das Organ Ra- doslawows „Narodni Prawa" einen Artikel, betitelt: „Das Schwert hat das Wort", in dem an das Manifest des Königs an seine Soldaten vor zwei Jahren erinnert wird. Das Wort des Königs, sagt das Blatt, daß wir unsere ruhmvollen Fahnen eingerollt für bessere Tage bewahren sollen, hat sich aus die jetzige Zeit bezogen. Wir entfalten nunmehr unsere Fahnen. Die Nation schart sich um das Panier, auf das der Ruhm des Vaterlandes und die Freiheit Mazedoniens geschrieben ist. Noch ist das Zeichen zum Aufbruch nicht gegeben, aber die Luft bebt schon vom Rufe: „Vorwärts bulgarische Soldaten!" Die Diplomaten sind mit ihrem Latein zu Ende. Das bulgarische Schwert muß nun erweisen, daß es stärker ist, als alle Umtriebe der feindlichen Diplomaten. Der feurige Appell des Blattes schließt: Bürger! Eure Sehnsucht wird in Erfüllung gehen. Das Zeichen z»m Aufbruch kann nicht lange mehr ausbleiben.
(WTV.) Berlin, 7. Okt. Laut „Berl. Lokalanz." melden Budapester Blätter aus Sofia vom 6. Oktober: Die Mitglieder des Kabinetts hielten bei Radoslawow einen mehrstündigen Ministerrat ab. Darauf fuhr Ra- doslawow mit dem Generalissimus des Balkankrieges, Cawow, zum König zu einer dreistündigen Beratung. Es folgte eine Besprechung Radoslawows mit den Gesandten Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und der Türkei. Als während dieser Besprechung der englische Geschäftsträger im Präsidium erschien, konnte er von Radoslawow nicht empfangen werden.
Die Enlenledipsomalen bei Radoslawow.
(WTB.) Sofia. 6. Okt. Amtlich wird mitgeteilt: Am Montag zwischen 4 und 6 Uhr nachmittags empfing der Ministerpräsident den Besuch der Vertreter Rußlands, Frankreichs und Großbritanniens. Die beiden elfteren übereichten ihm Noten, die den Charakter eines Ultimatums tragen und durch die sie eine gezwungene Auslegung der von Bulgarien proklamierten bewaffneten Neutralität und dem Zwecke der bulgarischen Mobilmachung geben und unter Androhung des Abbruchs der Beziehungen darauf bestehen, daß Bulgarien offen binnen 24 Stunden seine Beziehungen zu den Mittelmächten abbreche und die deutschen und österreichisch-ungarischen Offiziere entferne, die sich angeblich bei den verschiedenen Eeneralstäben der bulgarischen Armeen befinden. Der britische Vertreter übereichte eine kurze Verbalnote, wonach Großbritannien seine Beziehungen zu Bulgarien abbrechen werde, falls auf dem Balkan aus der Tatsache der bulgarischen Mobilmachung Feindseligkeiten ausbrechen. Infolge fehlender Instruktionen hat sich der Vertreter Italiens noch nicht diesem Schritt seiner Kollegen angeschlossen.
(WTB.) Paris. 6. Okt. (Agence Havas.) Anschließend an die Erklärung, in der der russische Gesandte in Sofia von der bulgarischen Regierung die Zurücksendung der deutschen und österreichisch-ungarischen Offiziere binnen 24 Stunden forderte, gaben die Gesandten von Frankreich und England dem bulgarischen Kabinett bekannt, daß Frankreich und England sich der Forderung Rußlands vollkommen anschließen. Ferner erklärten sie, daß die früher von den Verbündeten Bulgarien gemachten Vorschläge für null und nichtig angesehen werden müssen.
Deutsche D-Boote für Bulgarien.
Stockhol«, 6. Okt. „Birschewia Medomosti" melden aus Athen, daß in Warna 4 deutsche Unterseeboote angekommen seien, um Warna gegen einen russischen Flottenangriff zu verteidigen und eine Truppenlandung zu vereiteln.
Rußland und Bulgarien.
Zürich, 6. Okt. Petersburger Berichten zufolge äußerte sich der russische Kriegsminister, daß die Hoffnung auf eine friedliche Beilegung des bulgarischen Konfliktes äußerst gering sei. Er habe seinen Gesandten in Sofia bereits angewiesen, die Stadt zu verlassen, um nicht durch ein längeres Verweilen die Verzögerung der bulgarischen Antwort gutzuheißen. Im Gegensatz zu der Nachricht, daß, wenn die Antwort auf das Ulti
matum, das am 3. Oktober überreicht wurde, nicht binnen 24 Stunden befriedigend eingehe, die Kriegserklärung erfolgen werde, steht die Meldung der russischen Telegraphenagentur, daß ein Abbruch der Beziehungen in diesem Fall noch nicht den Krieg bedeute.
Griechenland und die Neutralitälsverletzung.
(WTB.) Paris, 6. Okt. Eine von der „Agence Havas" verbreitete Note meldet, daß die Landung von Truppen in Saloniki gestern begonnen habe. Seit mehreren Tagen hätten die verbündeten Regierungen ihre Beschlüsse festgelegt und die nötigen Befehle erteilt. Die Note sagt ferner: Sie verhandelten zuerst mit der griechischen Regierung, die als noch neutrale Regierung Proteste erhob. Gleichzeitig bereiteten die französischen Offiziere in aller Freiheit die Landung der Truppen vor. Die französischen und englischen Offiziere fanden sowohl bei den Zivilbehörden, wie bei den Militärbehörden in Saloniki den herzlichsten Empfang und konnten sofort nach ihrer Ankunft ihre Arbeiten in aller Freiheit beginnen, denn die öffentliche Meinung begrüßt die Notwendigkeit der Unterstützung, die die Verbandsmächte in diesen schwierigen Verhältnissen ihren Freunden bringen, mit denen Griechenland übrigens durch einen Bündnisvertrag verbündet ist.
Venizelos in der Kammer.
Amsterdam, 6. Okt. Nach einer Athener „Times"- Meldung kam es in der Kammer zu einer lebhaften Erörterung, die bis 5 Ubr morgens dauerte. Bei der Abstimmung über die Regierungsautrage wurden 142 Stimme« für die Regierung, 192 aegen sie abgegeben. 13 Mitglieder, darunter 9 Minister, enthielten sich der Abstimmung, wahrend 59 Abgeordnete fehlten.
(WTB.) Paris, 6. Okt. (Agence Havas.) Venizelos erklärte in der Kammer, Griechenland werde die im serbisch-griechischen Vertrag festgesetzten Verpflichtungen schärfstens innehalten, selbst wenn sie Griechenland dazu führen sollten, gegen Deutschland Stellung zu nehmen, was er aufrichtig (?) bedauern würde. Venizelos gab der Ueberzeugung Ausdruck, daß es das Interesse Griechenlands sei, sich an die Seite des Vierverbands zu stellen. Seine Erklärungen wurden mit 50 Stimmenmehrheit gut geheißen. Die mohammedanischen Abgeordneten stimmten dagegen.
Italien.
EKG Genf, 6 Okt. Der Pariser „Matin" meldet zensnrtert aus Rom: Italien wird sich infolge Unbestimmtheit der Kriegslage im Norden vorläufig an keiner Hilfsaktion auf dem Balkan beteiligen, womit die Verbündeten sich einverstanden erklärten.
Ein Vergleich.
(WTV.) Bern, 6. Okt. Das „Berner Tagbl." zieht einen Vergleich zwischen dem deutschen Einmarsch in Belgien und der Verletzung der griechischen Neutralität durch die Verbandsmächte. Das Blatt sagt: Auch Griechenland ist unter Beihilfe der Großmächte geschaffen worden. Es war kein Lehensstaat, sondern ausgerüstet mit voller Souveränität. Trotzdem wird es nun vergewaltigt. Die Mächte, die das tun, haben keine andere Entschuldigung anzuführen, als die Staatsräson und das militärische Interesse, das sie zwingt, zu einem bestimmten Zwecke durch das neutrale Gebiet zu marschieren. Sie handeln also geradeso, wie Deutschland gehandelt hat. Damit wird alle Entrüstung, die von Frankreich und England künstlich erzeugt worden ist, vor den Augen der Welt entlarvt und verurteilt.
Die Lage auf den Kriegsschauplätzen. Dis deutsche amtliche Meldung.
(WTB.) Großes Hauptquartier, K. Okt. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. An der Höhe nordöstlich Neuville wurde ein französischer Handgranatenangriff abgewiesen. In der Champagne versuchten die Franzosen auch gestern aus der «bisherigen Angriffsfront die Offensive wieder aufzunehmen. Mit starkem Artilleriefeuer, das sich nachmittags zu größter Heftigkeit steigerte, glaubte der Feind, unsere Stellung für den allgemein beabsichtigten Angriff sturmreif machen zu können, während er auf der ganzen Front seine Sturmtruppen bereitstellte. Unter unserem auf der feindlichen Ausgangsstellung liegenden Artilleriefeuer gelang es den Franzosen nur, an einigen Stellen ihre Truppen zum Sturm oorzubringen, und wo sie stürmten, wurden sie wieder unter schweren Verlusten zuriickgeworfen. So brachen an der Straße Somme—Py Souain mehrfach wiederholte Sturmangriffe gänzlich zusammen. Auch nördlich und nordöstlich der Beau-sSjour-Ferme und nordwestlich von Bille sur Tourbe waren die Angriffe völlig erfolglos.
In dem englischen Bericht vom 1. Oktober ISIS wird behauptet, daß die Engländer im Luftkampf die
Oberhand über unsere Flieger gewonnen hätten. Hierüber gibt folgende Zusammenstellung den besten Aufschluß: Zm September sind an deutschen Flugzeugen verloren gegangen: im Luftkampf 3, vermißt 2, durch Abschuß von der Erde aus 2, im ganzen 7 Flugzeuge. Im gleichen Zeitraum verloren unsere Gegner: Engländer — Franzosen im Luftkampf 4 — 11; durch Abschuß von der Erde aus: 1 — 4; durch Landen in und hinter unserer Front: 3 — 7. im Ganzen: 8— 22 — 30 Flugzeuge.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: Der Feind hat gestern zwischen Driwjatysee und Krewo erneut zu größeren Angriffen eingesetzt. Sie find abgeschlagen oder im Feuer zusammengebrochen. Anfänglich erzielte der Feind Erfolge bei Kosianq und hart nördlich des Wiszniewfecs. Durch Gegenangriffe wurde die Lage für uns unter schweren Verlusten für den Feind wieder hergeftellt. i
Heeresgruppen des Generalfeldmarfchalls Prinz Leopold von Bayern und v. Mackensen: Die Lage ist unverändert.
Heeresgruppe des Generals o. Linsingen: Zn der Gegend westlich von Czartorys haben sich Kämpfe entwickelt.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB.) Wien, 6. Okt. Amtliche Mitteilung vom 6. Okt. mittags. Russischer Kriegsschauplatz. Keine Veränderung.
Ztalienischer Kriegsschauplatz. Auf der Hochfläche von Vielgereuth wurde um Mitternacht ein starker feindlicher Angriff, der stellenweise nahe an unsere Hindernisse herankam, restlos abgewiesen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues.
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Ein russisches Urteil zur Lage.
Berlin, 0. Okt. Din „Nat.-Zeitg." meldet von der russischen Grenze: Wie die Militärkritiker der Moskauer Blätter feststellen, haben sich die Deutschen den Werken von Dünaburg bis auf 15 Kilometer genähert. Das Artilleriefeuer ist hier immer noch überaus heftig. Die Deutschen setzen in Bestimmten Abschnitten ihre Offensive mit der Sappe fort. Die Kritiker des „lltro Rossij" bemerkt, daß es außerordentlich anerkennenswert sei, daß die Verbündeten im Westen sich zu einem großen Schlag aufgerafft hätten, doch komme dieser Schlag für Rußland reichlich spät. Wären gewisse unliebsame Vorkommnisse im Großen Hauptquartier der Verbündeten unterblieben, dann stände die russische Armee wahrscheinlich heute noch in den Karpathen und dis gesamte miltärische und politische Lage hätte ein viel freundlicheres Aussehen. Was das Blatt mit den unliebsamen Vorkommnissen im Großen Hauptquartier der Verbündeten meint, ist nicht recht ersichtlich. Es scheint, daß im Frühjahr und Sommer dieses Jahres die Zusammenarbeit der englischen und französischen Kommandostellen an der Westfront viel zu wünschen übrig gelassen hat.
Pause vor den Dardanellen.
EKG. Genf, 6. Okt. Die Mailänder Blätter melden, daß eine Panse in den Kämpfen auf Galli- polt und vor den Dardanellen etngetreten sein und zwar sowohl des verstärkten türkischen Widerstandes wie auch des vorzeitigen Auftretens der Herbststürme wegen.
England.
Englands Truppenerforderniffe.
(WTB.) London, 6. Okt. Der parlamentarische Korrespondent des „Daily Chronicle" schreibt: Asquith und Kitchener würden es vorziehen, daß kein Systemwechsel in der Rekrutierung nötig werde. Kitchener sei kein Freund der Wehrpflicht, aber er brauche Soldaten. Er habe dem Kabinett die Schätzung angegeben, daß man im nächsten Jahre 70 Divisionen gleich 1400 000 Mann im Felde haben müsse. Er machte diese Schätzung vor dem Eintritt der neuen Wendung auf dem Balkan, die neue große Ansprüche an die Verbündeten stellen möge. Der Zuwachs an Rekruten müsse bis zum Januar gewaltig steigen .
Gegen die Wehrpflicht.
(WTB.) London, 7. Okt. Arnold Bennett erörtert in der „Daily News" die Wehrpflichtfrage und sagt: Frankreich kann seinen jetzigen Heeresstand nicht aufrecht erhalten. England hat auf Grund des Freiwilligensystems 3 Millionen Mann gleich einem Fünfzehntel der Bevölkerung ausgehoben. Rußland muß nach dem gleichen Verhältnis 16 Millionen aufstellen können. England kann nicht eine viel größere Zahl von Soldaten als bisher aufbringen, da es die industrielle