Unsere V-Boote.

(WTB.) London, 5. Okt. Das Reutersche Bureau meldet aus Marseille: Ein Unterseeboot hat am 3. Okt. auf der Höhe von Cerigo an der griechischen Küste den französischen DampferProvincia" (3523 Tonnen)ver- senkt. Die Besatzung durfte in die Boote gehen.

Don unsere« Feinden.

Die Pumpgeschäfte des BierverLands.

(WTB.) London, 5. Okt. DerEconomist" meint, datz allein England und Frankreich die amerikanische Anleihe trotz 7 Prozent erreichen konnten. Das Blatt sagt: Der passive Widerstand der Deutsch-Amerikaner gegen die Anleihe mutz furchtbar gewesen sein. Es führt eine Stelle aus demNewyork Commerce Journal" an, worin es heitzt: Eine Prozession von Männern zog durch das Vankenviertel mit grotzen Plakaten. Die Aufschriften lauteten: Wallstreets Schande! Der Eeld- trust leiht Millionen amerikanischen Geldes dem banke­rotten England, dem bankerotten Frankreich, dem ban­kerotten Rußland. Milliarden für König Georg." Die Prozession hielt vor dem Morganschen Hause, wo eine Menschenmenge sich ansammelte. Die Polizei forderte zum Auseinandergehen auf. Das Blatt sagt: Die Be­schreibungen erinnern an einen erbitterten Wahlkainpf. Wir können uns Glück wünschen, datz das Geschäft ab­geschlossen worden ist. Das Blatt schlicht, indem es den Abschluß als höchst unbefriedigend bezeichnet und die Nation auffordert, sich durch Sparsamkeit weiteren solchen Notwendigkeiten zu entziehen.Daily Mail" sagt in einem Leitartikel, unter den obwaltenden Um­ständen müsse man mit der amerikanischen Anleihe zu­frieden sein. Die Anleihe bedeute eine neue Aera in der internationalen Finanz. Amerika höre auf, ein Schuldnerstaat zu sein und beginne, eine Gläubiger- nation zu werden . Es sei ein Borgeschmack von dem was geschehn müsse, wenn ein völlig erschöpftes Europa Kapital suche, um ein neues Leben zu beginnen.

(WTB.) Zürich, 5. Okt. Ueber die Ergebnisse der Reise des russischen Finanzministers Bark nach London erfährt dieNeue Zür. Zeitg." aus Amsterdam, datz Rutzland nicht nur von England einen Barvorschuh für die Kriegführung erhielt, sondern die Londoner Groß­banken würden auch einen beträchtlichen Teil des Be­standes der russischen Staatsbank an Auslandswechseln diskontieren, um dadurch de*? Rubelkurs zu stützen. Fer­ner sei auch die weitere Bezahlung der Zinsscheine der 'russischen Anleihe in Englarkd gesichert.

(WTB.) London, 5. Okt. ^Wie dieTimes" melden, hat der Besuch des russischen Finanzministtsrs Dark zur Folge, datz die Bank von England vorbereitende Schritte zur Einräumung eiliges grotzen russischen Han­delskredits von 20 Miillonen^fund Sterling getan hat.

Englische Demoralisation.

(WTB.) London. 5. Ott.Daily Mail" teilt mit. datz Engländer am Sonntag abend den Gottesdienst in der Kirche am Montpellier Place in London gestört haben. Während die Orgel das Präludium spielte und der Pastor vor dem Altar stand, erhob sich ein Eng­länder und fragte, ob der Pastor den Gottesdienst in englischer Sprache führen wlKe. Der Pastor erwiderte, nein, er werde das nicht tun. Darauf trat der Eng­länder vor Len Altar und sägte:Ich erkläre den deut­schen Kaiser für einen Schandfleck der Zivilisation und einen Schimpf für das Christentum." Darauf verließ die Gruppe der anwesenden Engländer die Kirche und veranstaltete vor der Kirche ^eine Protestversammlung. "Der Gottesdienst wurde in deutscher Sprache fortgesetzt.

Straßenkampf in Moskau.

(WTB.) London, 5. Ott. DieTimes" berichtet aus Petersburg: Zn einer amtlichen Mitteilung des Präfekten von Moskau wird eine Erklärung für den blutigen Strahenkampf gegeben, der sich am 27. Sept. zwischen der Polizei und der Bevölkerung in der Stadt abgespielt hat. Nach den amtlichen Mitteilungen be­freite die Volksmenge einen betrunkenen Soldaten, der von der Polizei verhaftet wurde. Dann hielt die Menge die Straßenbahnwagen an und baute aus Bän­ken eine Barrikade quer übey, den Boulevard. Nachdem man vergeblich versucht hatte, den Pöbel zum Ausein­andergehen zu bewegen und bereits einige Offiziere durch Steinwürfe ernstlich vorletzt worden waren, er- öffnete die Polizei das Feuer. 3 Personen wurden durch Schüsse getötet, 13 verwundet. Die Bevölkerung ist sehr unzufrieden darüber, datz die 'Polizeibeamten vom Mi­litärdienst befreit find. i

(WTB.) Berlin. 6. Oktu,- Russische Blätter berich­ten, wie demBerl. Lokalanz." aus Kopenhagen ge­meldet wird, über die Moskauer Unruhen noch nähere Einzelheiten. Nach den ersten Zusammenstößen erhielt die Polizei Verstärkungen. Die Menge schwoll aber im­mer mehr an und schließlich wurden die Tumulte so

groß, daß Militär gegen die Menge Vorgehen muhte. Eine Anzahl Personen wurde getötet oder verwundet. Viele wurden verhaftet. Der Stadtkommandant erließ eine Bekanntmachung, in der alle, die an den Unruhen teilgenommen haben, als Strolche und Lärmmacher be­zeichnet werden. Die Bevölkerung wurde streng ge­warnt. Sie solle zur Aufrechterhaltung der Ordnung beitragen. Auch die Stadtverordneten hielten eine Sitzung ab, um Maßnahmen zur Beruhigung der auf­geregten Menge zu beschließen.

Vermischte Nachrichten.

Das richtige Mittel.

(WTB.) Budapest. 5. Okt. DerPester Lloyd" meldet: Nachdem die Getreideernte nicht in der erwar­teten Menge in den Verkehr gebracht wird, so wird, falls diese Stockung anhalten sollte, der bisherige Höchst­preis nach einem Zeitraum von einigen Wochen einen Abbau erfahren und bei diesen herabgesetzten Höchst­preisen Requirierung der Eetreidevorräte stattfinden.

Da» einzige Hilfsmittel.

Berlin, 4. Okt. Aus Zürich wird derNational- Zeitung" gemeldet: Wie derMatin" meldet, hat sich die Kommission für Heeresangelegenheiten an den Mi­nister des Auswärtigen mit der Bitte gewendet, die Aufmerksamkeit des Ministers möchte sich auf die Ver­geltungsmaßregeln lenken, die Deutschland den fran­zösischen Gefangenen gegenüber in Anwendung bringe. In der Erwiderung des Ministers wird mitgeteilt, daß Frankreich alle Ausnahmebestimmungen gegen deutsche Gefangene in allen Punkten aufgehoben und die Be­dingungen der deutschen Regierung erfüllt habe. Die französische Regierung habe nun durch Vermittlung des spanischen Botschafters eine Benachrichtigung der deut­schen Regierung empfangen, datz, nachdem Frankreich den Grund zu Repressalien aus der Welt geschaffen habe, die deutsche Regierung sofort die nötigen Schritte eingeleitet habe, die die Vergeltungsmatzregeln gegen französische Gefangene aufheben sollen. Am 31. August seien alle von den Repressalien betroffenen Gefangenen in die ordnungsmäßigen Gefangenenlager zurück über­führt worden. >

Immer noch derArabic"-Fall.

(WTB.) London, 5. Okt. Das Reutersche Bureau meldet aus Washington: Wie aus befugter Quelle ver­lautet, wird die Regierung an dem Verlangen festhal- ten, daß die Versenkung derArabic" entsprechend des­avouiert und Sicherheit dafür gegeben wird, daß Der­artiges sich nicht wieder ereignet. Die letzte Mitteilung Bernstorffs an Lansing ist, Reuter zufolge, ebenso un­bestimmt gehalten, wie die anderen deutschen Noten.

Aus Stadt und Land.

Calw, den 6. Oktober 1916. Erhöhung der Familienunterstützung.

DemBerl. Lokalanzeiger" zufolge ist auf das an den Reichskanzler gerichtete Gesuch des Reichsvevbandes deutscher Städte um Erhöhung der Unterstützungen für die Familien der Kriegsteilnehmer der Berbandsvor- sitzende die Nachricht erhalten, datz eine Erhöhung vom 1. November ab in Aussicht genommen ist und eine ent­sprechende Verfügung demnächst ergehen werde.

Verlustliste für den Oberanttsbezirk Calw.

Au« der amtlichen wiirttembergischen Verlustliste 280.

Grenadier-Regiment Nr. 123, Ulm.

Schnitzler, Hugo, Gefr., Holzbronn, schw. verw.

Infanterie-Regiment Nr. 128, Stuttgart.

Fuchs, Ernst, Simmozheim, gef. Leiser, Gottlieb, Simmozheim, l. verw. Schaub, Wilhelm, Wildberg OA. Nagold, schw. verw. Reich, Karl, Simmozheim, l. verw. Maisenbacher, Michael, Würzbach, l. verw. b. d. Tr. Furthmüller, Jakob, Stammheim, schw. verw. Rentschler, David, Altbulach, l. verw.

Pharmazeutische Vorprüfung.

Die pharmazeutische Vorprüfung hat bestanden Fräulein Edith Keller aus Murrhardt, frühere Schü­lerin des Realprogymnasiums in Calw; sie ist dadurch zur Uebernahme von Apothekergehilfenstellen be­rechtigt.

Deutscher Schulverein.

Der Weltkrieg, den Deutschland führt, stellt auch an den Deutschen Schulverein große Anforderungen; auch für ihn gilt es heute dur^uhalten in seiner Ar­beit für Erhaltung des Deutschtums im Ausland.

Aus dem Vaterland wie aus den Reihen der im Ausland lebenden Deutschen sind viele Mitglieder un­seres Vereins unter die Waffen getreten, gar manche

derselben vor dem Feind gefallen, so aus unserer Stadt der Lehrer Hermann Zahn. Gewachsen sind aber die Aufgaben des Schulvereins. Unsere wortbrüchigen ita­lienischen Verbündeten haben in den von ihnen besetz­ten Dörfern Südtirols die deutschen Schulen zerstört; ebenso haben in Galizien die Russen gehaust, in den schwäbischen Dörfern an der Donau die Serben. Die ausgeplünderten Deutschen dieser Gegenden vermögen nicht die Mittel aufzubringen, um ihre Schulen wieder in Stand zu setzen. Und doch ist es dringend notwendig, dem Heranwachsenden Geschlecht durch die Schule die Muttersprache zu erhalten, damit es in italienischer, polnischer, serbischer Umgebung dem deutschen Volks­tum erhalten bleibt. Für Hunderte von deutschen Schulen, die außerhalb der deutschen Grenzen nur durch Privatmittel bestehen, sorgt der deutsche Schulverein.

Vertrauensvoll wenden wir uns auch in diesem Jahr, welches so große Anforderungen stellt an die Gebcfrcudigkeit der Bürgerschaft, an die Bewohner von Stadt und Land mit der Bitte, eine Gabe für den Deut­schen Schulverein gelangen zu lassen an Dr. Eberhard Müller und Carl Seeger.

Die Bahn BöblingenRenningen.

Am 1. Oktober ds. Zs. ist die Bahn Böblingen Renningen auf ihrer ganzen Länge in Betrieb genom­men worden; die Teilstrecke BöblingenSindelfingen war schon seit dem 23. Dezember 1914 dem öffentlichen Verkehr übergeben. Die Bahn wurde auf Grund des Eisenbahnbaugesetzes vom 15. August 1911 als voll- spurige Nebenbahn gebaut. Die Länge der Gesamt­strecke von Böblingen bis Renningen beträgt, wie der Staatsanz." mitteilt, 14,26 Kilometer, der kleinste Halbmesser der Bahn ist 300 Meter, die größte Stei­gung 1 :85. Der Bahnhof Böblingen hat eine Schwel­lenhöhe von 437,06 über N. N., der Bahnhof Renningen eine solche von 410,37; den höchsten Punkt erreicht die Bahn bei der Unterführung der Straße von Maichingen nach Stuttgart mit der Schwellenhöhe von 460,41. Die Bahnhöfe Sindelfingen, Maichingen und Magstadt sind je mit einem Kreuzungsgleis und mit Verlade- und Abstellgleisen versehen. Der Haltepunkt Renningen- Siid dient nur dem Personenverkehr. Auf den Bahn­höfen Sindelfingen, Maichingen und Magstadt wurden je ein Verwaltungsgebäude, ein Güterschuppen und ein Nebengebäude errichtet. Die Gebäude, zu denen Bau­stoffe aus der Umgebung verwendet wurden, sind in einfacher Form gehalten. Die Kosten der Bahn aus­schließlich der Erweiterung der Bahnhöfe Böblingen und Renningen betragen für den Grunderwerb 250000 Mk., für den Bau 1650 000 Mk. Die Kosten des Erund- erwerbs wurden von den beteiligten Gemeinden ge­tragen, die außerdem zu den Baukosten einen baren Be­trag von 142 000k Mk. leisteten. Die Bahn wurde un­ter der Oberleitung der Bauabteilung der Eeneral- direktion der Staatseisenbahnen von der Eisenbahn­bausektion Böblingen gebaut. Die Unterbauarbeiten waren wiirttembergischen Bauunternehmern über­tragen, die Hochbauarbeiten wurden von Unternehmern und Handwerksmeistern der umliegenden Orte ausge- fiihrt.

Die evangelischen Geistlichen und das Theater.

Stuttgart, 6. Okt. Die evangelischen Pfarrer Stutb garts geben in ihrer Gesamtheit folgende Erklärung ab: Wenn je, so hätte das Theater in unserer ernsten Zeit allen Grund, sich alsmoralische Anstalt" und Träger geistiger Kultur zu bewähren und aus das Em­pfinden weiter Kreise des deutschen Volkes Rücksicht zu nehmen. Manche Darbietungen der Schaubühnen stehen in schroffem Gegensatz dazu. Zn einer Zeit der höchsten Spannung und blutigsten Kämpfe wird in Schauspiel und Oper statt sittlich Erhebendem vielfach herabzieh­endes und Zersetzendes geboten. Während wir ganz auf Treue und Zucht angewiesen sind und unser ganzes Da­sein durch heiligen Opfermut unserer Krieger bedingt und geschützt ist, wird leidenschaftliche Sinnlichkeit und zügelloser Lebensgenuß vorgeführt. Draußen spielt sich das größte Drama der Weltgeschichte ab und in der Hei­mat soll man sich an Darstellungen des Verbrechens er­götzen. Wir sind daran, uns auf unser innerstes und bestes deutsches Eigentum zu besinnen und hier wird welschem Geist gehuldigt. Es geht um die höchsten Gü­ter nicht bloß unseres deutschen Volkes, sondern der Menschheit und hier klatscht man fader Oberflächlichkeit und Zweideutigkeit Beifall. Welchen Eindruck vom Leben in der Heimat müssen die Krieger mitnehmen, die Zeugen solcher Schaustellungen werden! Gibt es nicht Stücke genug, um einen Spielplan aufzustellen, der der heutigen inneren und äußeren Lage des deut­schen Volkes gerecht wird? Wir bitten die Theater­leitungen und die Theaterbesucher, hier Wandel zu schaffe« und in ihrem Teil deutsche Kraft uud deutsche Würde zu stärken.

Für die Schrift!, verantwort!. Otto Seltmann, Calw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'fchen Buchdruckerei, Calw.