Erchwarzwälder Tageszeitung

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Nr. 161

aus mit seinen Stabsoffizieren den Einsatz der fliegenden Ver­bände zu befehlen. Es kommt eben darauf an, in jeder Situation das sofortige Eingreifen der Luftwaffe sicherzustcllen.

5. Juli, 16.20 Uhr! Das Schicksal der sowjetischen Truppen ist besiegelt: Deutsche Verbände haben sich eben an der Einschlictzungsfront die Hand gereicht! Ein letzter verzweifelter Ausbruchsversuch wurde unter hohen blu- tigen Verlusten abgeschlagen ... In Scharen strömt schon jetzt der gefangene Feind, endlose Kolonnen in die bereits ein­gerichteten Gefangenenlager!

Die eigenen Verluste sind denkbar gering. In den ersten Tagen i lehrten alle Flugzeuge vom Einsatz, zurück. Im Stab ist die i Stimmung denkbar gut. Er hat, reich an Fronterfahrung, mit größtem taktischen Verständnis in die Schlacht eingegriffen, hin­reichenden Jagdschutz gestellt und die fliegenden Besatzungen so zum Angriff befohlen, das, sie ein Höchstmaß an Leistungen bei geringstem Risiko erzielen konnten. Das Heer hielt'denn auch M seiner Anerkennung nicht zurück.

Unsere Besatzungen haben mit Schneid und Kühnheit ange­griffen. Tag für Tag stehen ebenbürtig neben den Vermch- 'jungszahlen schlichte Beispiele soldatischer Größe und kämpfe­rischer Härte: Einen Flugzeugführer trifft in der entscheidenden Phase des Bombenwurfs das feindliche G. '^asi, die Kugel durch­bohrt seine Brust. Unter Ausbietung letzter Kraft, mit zusam- rnengebissenen Zähnen, fliegt er die weite Strecke zum Heimat­horst zurück und landet wie so oft vorher Flugzeug und Besatzung. Mit kopfgrotzcn Löchern in den Tragflächen, mit zer­schossenem Leitwerk erzwingenalte Hasen" die Heimkehr; zwi­schen den Linien notgelandete Männer schlagen sich zur Truppe durch.

Das Bordpersonal besserte die Schuhschäden in Tages- und Nachtarbeit aus. Mit der Sehnsucht im Herzen, auch einmal auf Feindflug zu sein, leben sie jeden Angriff mit, tun ihr möglich­stes für die Sicherheit von Besatzung und Flugzeug.

Die Kesselschlacht geht weiter bis zur restlosen Vernichtung oder Gefangennahme der eingeschlossenen bolschewistischen Truppen!

Selbst den Engländern zu viel!

Die russischen Lügen über Woronesch

DNB Genf, 12. Juli. Die sturen Ableugnungsmethoden der Bolschewisten finden nun selbst in England keinen Glauben mehr. Tagelang sprach Moskau vonKämpfen westlich Woro­nesch", nachdem das OKW. längst die Einnahme der Stadt ge­meldet hatte. Am Samstag stellt nun der LondonerDaily Telegraph" in seinem Leitartikel mit der ruhigen Nüchternheit des im Lügen gewitzigten Engländers fest,sowjetischerseits werde der Verlust von Woronesch noch nicht eingestanden, aber man dürfe vernünftigerweise (!!) doch wohl annehmen, daß die Stadt gefallen sei,,. Aus der deutschen Offensive, so fährt das Blatt fort, habe sich langsam, aber sicher ein Vormarsch in brei­ter Front entwickelt, bei dem nicht nur schwere, sondern auch vernichtende Schlüge die sowjetischen Truppen getroffen hätten: Hunderte von Meilen seien die Sowjets an diesem Kampfab­schnitt in nicht mehr als 14 Tagen in einer Frontbreite von ebenfalls einigen hundert Meilen zurückgeworfen worden. Das heiße mit anderen Worten, daß die Sowjets hier allein schon Eebietsverluste erlitten hätten, die sie sich unter den gegenwär­tigen Umständen nicht mehr leisten könnten

Marknestoßlruppen auf der Inlei Someri

78 Bolschewisten als Gefangene eiu^rbracht

DNB Berlin, 11. Juli. Auf der Insel Someri hatten, wie bas Oberkommando der Wehrmacht ergäin uo mitteilt. Sowjet­landetruppen Fuß gefaßt und standen im Kampf gegen die fin­nische Besatzung. Leichte Seestreitkräfte gerieten bei Erledigung des Auftrags, weitere Feindlandungen zu verhindern, in der Nacht vom 8. zum 9. Juli in ein Gefecht mit feindlichen See­streitkräften, zu denen der MonitorMoskau". Eeleitboote, Ka­nonenboote und Schnellboote gehörten. In einer Gefechtspause entschloß sich der Kommandant einer der deutschen Boote, Ober­leutnant zur See Llltzow, aus der Besatzung gebildete Stoßtrupps

an Land zu setzen, uin der finnischen Jnselbesatzuna Verstärkung und Munition zu bringen.

Unter Führung des Leutnants Dickhaur und des Obersteuer­mannes Müler griffen die deutschen Seeleute in dem zerklüfteten Felsengelände der Insel die feindlichen Stellungen an, die gleich­zeitig von See aus durch die deutschen Boote unter Artillerie­feuer genommen wurden. So wurde der Widerstand des Gegners gebrochen und die Stoßtrupps nahmen 78 Mann, darunter vier Offiziere, gefangen, die an Bord der Boote gebracht wurden. Kaum war die Uebernahme der Gefangenen beendet, als die deutschen Boote von Sowjetschnellbooten angegriffen wurden. Es entspann sich ein heftiger Kampf, in dessen Verlauf mehrer Sowjetschnellboote durch Artillsriefeuer stark beschädigt und zum Teil vernichtet wurden. Bei der erfolgreichen Abwehr dieser An­griffe hatten unsere Boote gleichzeitig gegen die größeren feind­lichen Einheiten zu kämpfen, die aus der Entfernung in das Gefecht einzugreifen suchten.

Die Japaner vor Wenlfchau

Schlüsselstellung an der Ostküste der Tschekiang-Provinz erreicht

DNB Tokio, 11. Juli. Die japanischen Streitkräfte, die sich in der Zeit vom 7. bis 10. Juli im Abschnitt südlich von Lischui in der Provinz Tschekiang im Vormarsch befanden, haben einen 5 Kilometer vor Wentschau gelegen Ort, eine Schlüsselstellung der Ostküste der Tschekiang-Provinz, erreicht.

Wie erinnerlich, haben die japanischen Streitkräfte bereits im Mai 1941 Wentschau im Verlauf von Kampfhandlunge, die ge­meinsam mit der japanischen Flotte ausgeführt wurden, besetzt. Die Hauptverteidigung des Feindes im Abschnitt von Wentschau scheint die zeitweilig organisierte 33. Division zu bilden. Der Verlust von Wentschau droht ein ernster Schlag für die Tschung- king-Regierung zu werden, da es einer der letzten Stützpunkte ist, die'dem Gegner verbleiben, nachdem die Japaner alle Stra­ßen, die. für den Nachschub Tschungkings wichtig waren, ein­schließlich der Burma- und Hongkongstraße, kontrollieren. Wen­tschau liegt an der Mündung des Flusses Pu und hat ein frucht­bares, hauptsächlich für die Landwirtschaft verwendetes Hinter­land, das berühmt ist für den Anbau von Tee, Reis, Bohnen und Kartoffeln, während die Salzminen an der Küste bei Wen­tschau als einzige Quelle für die Salzversorgung für Tschung- king von vitaler Wichtigkeit waren.

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Wenrschau voWütrdig besetzt

DNB Schanghai, 12. Juli. Wie das Hauptquartier der japa­nischen Streitkräfte in Zentralchina am Sonntag bekannt gab, wurde die in Südost-Tschekiang gelegene strategisch wichtige Stadt Wentschau am Samstag von den japanischen Streitkräf­ten vollständig besetzt. Diese Besetzung erfolgte nach einer fünf­tätigen, unter Einsatz aller Kräfte geführten Offensive, bei der auch Einheiten der japanischen Sesstreitkräfte mit den japa­nischen Truppen zusammenwirkten.

Säuberung Serbiens und Bosniens

Von Banden organisierter Straßenränder

DNB Berlin, 11. Juli. Serbische Kommunisten, geführt von bolschewistischen Agenten und verstärkt durch versprengte Reste der geschlagenen ehemaligen jugoslawischen Armee, führen seit Abschluß der Kampfhandlungen auf dem Balkan einen Ban­denkrieg auf eigene Faust. Die Masse dieser organisierten Banden besteht aus berufsmäßigen Straßenräubern und Wege­lagerern, die sich in schwer zugänglichen Ecbirgsteilen des Lan­des, in einsamen Felstülern und Höhlen versteckt halten, um von dort aus ihre Ileberfälle auszuführen. Raubend, mordend und brennend überfallen sie einsame Gehöfte und entlegene Dörfer, und wollen die Bevölkerung zwingen, sich ihnen anzuschließen.

Den Kampf gegen diese sichnational" tarnenden Verbrecher führen seit Jahresfrist deutsche, italienische und kroatische Truppen mit wachsendem Erfolg. An der Säuberung der Flußgebiete sind auch die deutsche'und ungarische Donau­flottille beteiligt. Nach der Vernichtung der Banden in Ser-

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! (8. Fortsetzung.)

Konnte ein Vater sein Kind mehr lieben, als er an Jo­chen hing? Konnte ein Vater seinem Kinde eine weitere Echan in die Geheimnisse dieser Welt erschließen, als es der Wissende Mann getan hat, der doch nur der Onkel war? Konnte aber auch ein Sohn seines Vaters Liebe schöner belohnen als es Jochen tat? So gesund, so jung und so tüchtig! Nein, Voglsang mochte mit keinem glücklichen Vater tauschen. Er hatte seinen Jochen, und wenn ihm in seiner Abwesenheit etwas fehlte, dann sah er hinaus in das Getümmel der Jugend um ihn herum, und immer blieb er selbst jung.

So stand alles wohl, als der Kalender den 2. Juli zeigte und damit den Anbruch jener Zeit verkündete, die jeder als die schönste Schulzeit liebt: die Ferien.

Herr Kleemann hat sich beleidigt in seine Turmgemächer zurückgezogen. Es ist sechs Uhr nachmittags, also nach der Hausordnung Arbeitsstunde. Da haben Jungen und Mädel pflichtgemäß ihre Nasen in die Bücher zu stecken, was natürlich voraussetzt, daß Ruhe im Haus herrscht. Stattdessen tobt es auf Gängen und in Zimmern wie in Anem Äienenkorb vorm schwärmen. Tiiren knallen, Koffer stolpern über Treppen. Hier werden Schränke ausgeräumt. In Reisetaschen verschwinden Hemden, Fuß­ballstiefel. Schwimmanzüge.

Ferien! Morgen brechen die großen Ferien aus!

Wohin?"

Norderney!"

Mensch, ich fahre in die Alpen! Ich treff mich mit Vater in Bayrisch-Zell!"

Keine Ahnung. Soll nach Berlin. Mutter will mich bei sich haben. So 'n Kotz! Wir gehen ins Landhaus, mrd My verrecke vor Langeweile."

Eine Seereise?! Kinder, habt ihr's gehört? Margot fährt mit ihrem neuen Herrn Papa und der alten Mutti nach Norwegen! Drei Wochen! So 'n Glück möcht ich auch mal haben. Aber mein alter Herr hat dazu keine Zeit. Der schickt mich mit Mutter einfach zu Tante Berta nach Hannover."

Väter haben nie Zeit. Meinen kenn ich bloß vom Mittagessen."

Pfui, Erika! Du solltest dich schämen!"

Wieso?" Die rundliche Erika sieht gleichmütig von ihrem Buch auf. Sie ist auch durch den größten Trubel nicht aus der Ruhe bringen.Da ist gar nichts mit Pfui getan. Mein Vater hat seit meiner Geburt keine Zeit für mich. Aber wenn ein Geschäftsfreund bloß die Nase ins Büro steckt, hat er mit einem Male soviel Zeit, daß er erst morgens um vier nach Hause kommt. Macht euch doch bloß nichts vor! Weshalb hat man mich denn hier nachHahnen- grund geschickt?"

Bitte es ist eine erstklassige Anstalt! Du kannst kaum eine bessere Ausbildung erhalten!"

Erika schnaubt verächtlich durch die Nase.Du Küken! Das ist doch so 'nein Vater ganz wurscht! Ich jedenfalls bin hier, weil ich ihnen zu Hause unbequem wurde. Vater ist nie da, Mutter hat Nerven, du lieber Gott, und dann 'ne erwachsene Tochter? Kommt nicht in Frage. Also ab mit ihr nach Hahnengrund! Vater gibt 'ne Daueranwei­sung für die Bank fertig. Der Fall ist erledigt."

Du Aermste! Darum fährst du nicht nach Hans?"

Würdest du in ein leeres Haus zu Besuch fahren?"

Sie wartet die Antwort nicht ab, bohrt beide Zeige­finger in die Ohren, stützt die Arme auf und liest ruhig weiter. Die kleine verlegene Panse füllt sich bald mit neuem Lärm und Gelächter.

. 9.

In Käthchcns Zimmer ist eigentlich immer Besuch. Es scheint eigenartigerweise der zweite Mittelpunkt der An­stalt zu sein. Käthchen das ist Katharina Johannsen. In ihren Personalakten heißt sie auch Studienassessor. Aber hier fragt man sie nicht nach englischen Verbal- formen oder nach Wallensteins Charäktertiefen, hier kommt man zu ihr, wenn man mit seinen Strümpfen nicht weiter weiß oder am 28. Geld für eine Fahrt in die Stadt braucht. Nirgends sitzt man so traulich wie in Käthcheus weichen Stühlen, nirgends kann man sich so alles vom

bien liegt der Schwerpunkt des gemeinsamen Kampfes gegen diese Horden jetzt in Bosnien. Zahlreiche Bandengruppen wurden bereits in ihren Höhlengebieten eingeschlossen und ver­nichtet. Ostbosnien ist damit befriedet. In den letzten Tagen ver­loren die Banden in Westb osnien allein 2000 Tote. Das schwierige Gelände, in dem auch in normalen Zeiten das Bandenunwesen eine bekannte Erscheinung war, erfordert ge­bietsweise Säuberungsaktionen, die planmäßig und erfolgreich fortschreiten.

Norwegische Handelsflotte verlor 300 Schiffe

DNV Madrid, 12. Juli. Wie in amerikanischen Schiffahrts- Kreisen verlautet, hat die Norwegische Handelsflotte seit Kriegsaus­bruch im Dienste der USA. und Englands rund 300 Schiffe ver­loren. In Washington habe man jetzt eine Woche lang über dir Frage des Ersatzes dieses für die Alliierten geopferten Schiffsrau­mes verhandelt. Präsident Roosevelt habe aber mitgeteilt, der ame­rikanische und englische Schiffsbau könnten zur Zeit nicht daran denken, der norwegischen Handelsflotte Ersatzbauten zur Verfü­gung zu stellen. Es sei beabsichtigt, Norwegen den verlorenen Bestand an SchiffenNach Möglichkeit" nach Kriegsende zurück­zuerstatten.

Kleine Nachrichten aus aller Wett

Staatspräsident Dr. Hacha 70 Jahre alt. Der Staatspräsident des Protektorats Böhmen und Mähren, Dr. Emil Hacha, feierte am 12. Juli in Prag seinen 70. Geburtstag. Nach dem Zusam­menbruch der Kalastropheupolitik Veneschs im Herbst des Jah­res 1938 wurde Dr. Hacha am 30. November 1938 einstimmig zum Präsidenten der früheren tschecho-slowakischen Republik ge- wählt. Als infolge der Nachwirkungen der verfehlten Politik seines Vorgängers, der inzwischen vor seinem eigenen Volke ins Ausland geflüchtet war, der ehemalige tschecho-slowakische Staat im Jahre 1938 zerfiel, war es Dr. Hacha, der mit Billigung der verfassungsmäßig gewählten Prager Regierung für sein Volk den Schutz des Reiches erbeten hat. Das historische Ergebnis seiner Reise zum Führer in den Märztagen 1939 war die Er­richtung des Protektorats Böhmen und Mähren, die im Erlaß des Führers vom 16. März 1939 ihre staatsrechtliche Festlegung fand.

. Der Führer hatzdem Staatspräsidenten des Pr^...^cs Böh­men uns Mähren, Dr. Hacha, zu seinem 70. Geburtstag durch den Reichsminister und Ehej der Reichskanzlei Dr. Lammers seine Glückwünsche überbringen und ein Handschreiben über­reichen lassen.

Deuc,che aus Venezuela angetommen. Im Nahmen der vom Auswärtigen Amt durchgesührten Heimkehraktion für deutsche Staatsangehörige aus Amerika sind am Samstag mit dem spa­nischen DampferEabo de Hornos" 11b deuyche Staatsangehörige aus Venezuela in Lissabon eingetrossen. Bei ihrer Ankunft wur­den sie vom deutschen Gesandten von Hoyningen-Hüne im Namen des Auswärtigen Amtes begrüßt.

Japan errichtet Zivilverwaltung auf Sumatra. Die japanische Militärverwaltung von Sumatra, die seit Mitte März dieses Jahres besteht, wird nunmehr, Berichten aus Schönau zufolge, in eine Zivilverwaltung umgewandelt werden.

rm tz-aronm, oer Juvenmetropole Griechenlands, wurden am Samstag etwa 6000 bis 7000 männliche Juden im Alter von 18 bis 45 Jahren von der Polizei registriert. Sie hatten bisher ihren Unterhalt größtenteils durch Schwarzhandel und durch Ge­schäfte übelster Art ergaunert. Nun werden sie einer überaus nutzbringenden Arbeir, dem Straßenbau, zugejührt werden. Von den 300 000 Einwohnern Salonikis sind schätzungsweise so 000 bis 60 000 Juden, die einen beherrschenden Einfluß auf den Handel der Stadt ausüben.

Oberkommandierender über alle amerikanischen Land-, See- und Luftstreitkräste. Die USA.-Regierung erwägt ernstlich die Ernennung eines Oberkommandierenden für alle amerikanischen Land-, See- und Luftstreitkräfte. In den Kreisen der Vereinig­ten Nationen in Washington wurde auch davon gesprochen, daß schließlich einalliierter" Oberkommandierender ernannt wer­den könnte und daß möglicherweise auf diesem Posten ein hoher amerikanischer Offizier berufen werde.

Herzen reden, wie abends zwischen Hellsein uns Dunkel ^ an ihrem Fenster. Käthchen hilft immer, Käthchen hört I vor allen Dingen ganz wunderbar zu. Wenn sie dann ! zum Schluß meint:Och, ischa allens nöch so schlimm!", ' dann sieht auch der verzwickteste Fall schon harmloser ans. .

Auch heute abend sitzt man bei iyr zusammen.

In dem großen Ohrbackensessel hockt Dr. Kramer, ein hagerer, großer Mann, der nicht mehr jung ist und ewig blinzelnd durch zwei dicke Brillengläser sieht. Jochen Malzahn marschiert mit langen Schritten durch das Zimmer.

Ich finde es hübsch von Ihnen, Jochen, daß sie Ihr Auto in den Schuppen stellen und mit uns bescheidenen Leuten Rad fahren. Ueberhaupt, daß sie die Ferienfahrt mitmachen, ist ein netter Zug von Ihnen. Für die Jungen hat die Sache dadurch erst die rechte Würze bekommen. Man sieht in Ihnen das Ideal eines welterfahrenen Mannes," meint Käthchen.Ja, ja, Sie können viel, aber Stillsitzen, sehen Sie, das haben Sie nicht gelernt. Da haben Sie wahrscheinlich gefehlt, als das dnrchgenommen wurde "

Jochen lacht, gibt aber keine Antwort darauf, sondern legt eine große Karte auf den Tisch.

Laßt uns lieber noch einmal die Fahrtstrecke durch­gehen," sagt er.Morgen in der Frühe geht's los, und die Horde will was schaffen!"

Ich denke, das ist alles längst besprochen und fest- gelegtsHerr Malzahn?"

Dr. Kramer blinzelt ihn voll Humor an.

Oder haben Sie sich's doch überlegt und mit Rück­sicht auf die wenig geübten Radfahrer noch eine Ueber- nachtnng eingelegt?"

Deswegen fange ich ja noch einmal an! Auf alle Fälle ist es doch besser, wir kommen nicht wie die Scheintoten in Warnemünde an. Oder was meinen Sie?"

Käthchen legt die Tischdecke, an der sie stickte, beiseiteund tritt zu den beiden Männern.

Tscha, ich bin ja man bloß eine Frauensperson, und ihr seid Mannskerle, aber das ist doch ganz klar, daß ihr na, sagen wir mal siebzig Kilometer als Höchst­leistung verlangen könnt. Also ist die Sache ganz einfach. Paßt mal auf!"

Sie rückt sich die Karte zurecht.

(Fortseduna folat.l