lich Material und Soldaten leiten. Den Russen, die noch in der Gegend von Wilna kämpften, stehe nur noch der Weg nach Süden und Südwesten über Lida und östlich Lida zur Verfügung. Dort drängten aber gewaltig die Deutschen hervor, und die Russen seien auf der ganzen Front in schnellem Rückzug! Es sei nicht unwahrscheinlich. dag den Russen um Wilna eine Katastrophe drohe. Die nächsten Tage würden zeigen, eb die Russen die notwendigen Anstalten zur Rettung von möglichst viel Material und Menschen von Wilna getroffen haben. Anscheinend würden die Rückzugsoperationen des Zaren nicht mit der eisernen Energie des Großfürsten Nikolai geleitet. Der russische Angriff in Galizien scheine an der Strypa völlig zusammengebrochen zu sein. §
(WTB.) Paris, 21. Eept. In der „Gaerre Sociale" s erklärt Herve, die deutsche Heeresleitung wolle anscheinend das russische Zentrum umschließen und de» Russen ein ungeheures Sedan bereiten. Von drei Rückzugslinien seien heute bereits zwei abgeschnitten. Wenn das deutsche Umzingelungsmanöver nicht angehalten werden könne, werde in wenigen Tagen die dritte und letzte Linie Brest-Litowsk—Minsk—Moskau abgeschnitten sein. Die Lage in Rußland sei zwar noch nicht verzweifelt, aber schlecht genug, sodaß man sich ans alles gefaßt machen müsse. Das russische Zentrum stehe vor der Wahl, sich umzingeln zu lassen, oder 150—200 Kilometer zu- rückzugehen. Herve erklärt sodann, das deutsche Manöver sei großartig und wünscht, daß die französische Heeres- ! Leitung sich die Lektion von Initiative und Kühnheit,? die Hindenburg augenblicklich gebe, als Beispiel dienen lasse.
(WTB.) Bern, 20. Sept. Der Mailänder „Avanti" führt in einem Leitartikel aus, daß die militärische Vor- bereirung Deutschlands und seine Siege über Rußland daraus beruhten, daß Deutschland moderner und üemo- kratschcr regiert werde als Rußland. Obwohl dieses von demokratischen französischen Bankiers finanziert worden sei, habe es die ihm von der gesamten Demokratie übertragene Aufgabe nicht lösen können. In ihrer Sophis-, terci habe die Demokratie gehofft, daß die barbarischen Horden Deutschlands durch die Männer eines noch barbarischeren Landes unterjocht werden würden. Aber die deutsche Technik und Strategie habe die brutale Macht der Zahl überwunden.
Deutsche O-Boote im Schwarzen Meer.
Berlin, 20. Sept. Van der russischen Grenze berichtet die „Nationalzeitg.": Der Odessacr „Lipos" bespricht die neue v Bootgefahr im Schwarzen Meer und führt aus, daß das Auftauchen deutscher U-Boote mit großem Aktionsradius im Schrvarzen Meer ein schwerer Schlag für die russische Schwarzmeerschisfahrt sei. Zweifelsfrei seien feindliche Unterseeboote vor Sebastopol, Odessa uird Datum, den wichtigsten russischen Schwarzmeer- häfcn, festgestellt worden.
Bon unseren Feinden.
Zur Vertagung der Duma.
(WTB.) London, 20. Sept. „Times" melden aus Petersburg vom 16. d. M.: Heute mittag wurde der kaiserliche Ukas in der Duma verlesen. Ehe der Präsident Rodzianko damit fertig war. verließen die Sozialisten und die Progressisten deinonstrativ den Saal. Alle anderen Mitglieder hörten die Vorlesung stehend und in tiefem Stillschweigen an. Zum Schluß wurde das übliche Hurra gerufen. Dieser Beifall wurde jedoch durch aufrührerische Rufe der sich entfernenden Sozialisten gestört. Sofort nach der Verlesung des Ukases leerte sich der Saal. Man hatte einige Mühe, das Publikum zum Verlassen der übervollen Galerien zu bewegen. Die Duma zog sich nun zu einer allgemeinen vertraulichen Beratung zurück. Alle Journalisten und anderen Nichtmitglieder wurden entfernt. Man glaubt, daß darüber beraten wurde, daß Präsident Nadzianko beauftragt werden möge, eine Audienz beim Zaren im Hauptquartier nachzusuchen, damit er die Krone von der Auffassung der Duma über den Ernst der Lage in Kenntnis setze. Alle Parteien, mit Ausnahme der äußersten Rechten, betrachten Goremykin als allein verantwortlich. Man glaubt, daß er der Krone falsche Aufschlüsse gegeben hat und dadurch den Vertagungsbeschluß verursachte. Selbst in den gemäßigten Parteien der Duma war der Unwille heute früh sehr groß, so daß die Führer alle Ueberredungskünste nötig hatten, um die Mitglieder zu einer ruhigen und gemäßigten Haltung zu bewegen.
Die russischen Offiziersverluste.
Von der russischen Grenze, 20. Sept. Nach angeblich zuverlässigen Mitteilungen, die der „Nat.-Zcitg." zugehen, ist das russische Gardeoffizierskorps in den bisherigen Kämpfen völlig aufgerieben worden. Allein die Offiziersverluste der vornehmsten Petersburger Regimenter werden auf über 800 geschätzt. Auch die Offizierskorps der sog. ausgezeichneten Brigaden sind vollständig vernichtet worden. Aktive Offiziere sind nur noch in verschwindender Anzahl vorhanden und, soweit
Zeichnet die »i. Kriegsanleihe.
Letzter Z-ichrmngstag: Mittwoch, den 22. September.
sie sichtbar werden, sind sie schwer verwundet oder leidend geworden. Auch der aktive Mannschaftsbestand der bevorzugten Regimenter ist völlig dezimiert. So ist heute von dem bekannten Regiment Wiborg nicht ein einziger aktiver Soldat noch vorhanden.
Russische Kriegführung.
Pest, 20. Sept. Aus Czernowitz wird dem „Lokal- Anzeiger" berichtet: Die Rüsten haben in Ostgalizien furchtbar gewütet. Abgesehen davon, daß sie sämtliche Gutshöfe in Brand steckten und alle Vorräte wegsiihrten, schleppten sie auch sämtliche männlichen Angehörige, die dort ansässig waren, ohne Rücksicht auf deren Alter fort. Zahlreiche Männer sind grundlos erschossen worden, viele Ortschaften wurden gänzlich niedergebrannt, während deren Bewohner einfach weggeschlcppt wurden. Die Mädchen wurden abgesondert und ins Offizierslager geschleppt. Eine große Anzahl anständiger Mädchen wurde dort mißbraucht und zu Tode gemartert.
Lloyd George für die Dienstpflicht.
(WTB.) London, 20. Sept. Lloyd George hat eine Erklärung veröffentlicht, daß die Negierund vollständig einsche, daß man dem Lande die Dienstpflicht auserlegen müsse, wenn aus den Ziffern hervorgehe, daß dieser Zwang zum Schutze Europas gegen den Sieg des militärischen Despotismus nötig sei. Niemand werde sich, soweit er sehen könne, diesem Zwange widersetzen. Nur wenn England alle seine Kräfte anspanne, könne es siegen.
Die Neutralen.
Die Bieroerbandsanleihe abgeschlossen?
Paris, 20 September. Wie die „Ag. Hav." aus Newyork meldet, haben die Verhandlungen über die englisch-französische Anleihe einen erfolgreichen Abschluß gefunden. Als Betrag sind 2'/, Milliarden festgesetzt.
WTB. Nkwyork. 20. Sept. Reuter meldet: Die Anleihe, deren Betrag sich zwischen 600 und 800 Dollars stellen wird, wird von einem große« Syndikate abgeschlossen werden Die dem Syndikate Angehörigen werden eine kleine Provision, wahrscheinlich '/- Prozent erhalten. Die Sicherheit für die Anleihe wird durch britische und französische fünfprozentige Reglerungsbonds gebildet werden. Der Uebernahmrpreis wird sich auf pari stellen
(WTB.) Rotterdam, 20. Sept. Nach einer Meldung des „Nieuwe Rotterdamsche Courant" besprechen die amerikanischen Blätter den Widerstand, auf den der Abschluß der englisch-französischen Anleihe überall im Lande stößt. Sie erwarten, daß, wenn die Anleihe schließlich doch untergebracht würde, dies unter ungünstigeren Bedingungen geschehen werde, als von der englisch-französischen Finanzkommission erhofft werde. Senator Lo- wis aus Illinois hat bei dem Staatssekretär der Finanzen in aller Form gegen die Anleihe protestiert, da sie den gesunden ökonomischen Zustand in den Ber- , einigten Staaten bedrohe. Der Chef der öffentlichen : Arbeiten in New Jersey, Mc. Carter, hat sich in einer allgemeinen Versammlung der Edison Ey. gegen die Munitionsausfuhr ausgesprochen. Auch sollten sich die Vereinigten Staaten auf die Anleihe nicht einlasten.
Die Vereinigten Staaten und Mexiko.
(WTB.) Haag. 20. Sept. Nach einer Meldung des „Nieuwe Courant" aus Newyork hatte Staatssekretär Lansing heute mit Vertretern der panamerikanischen Konferenz eine Besprechung. Es wurde beschlosten, den amerikanischen Negierungen mitzuteilen, daß man die Zeit für gekommen halte, wo die tatsächlich bestehende Regierung in Mexiko anerkannt werden solle. Die nächste Zusammenkunft soll in drei Wochen in Washington stattfinden. Man nimmt an, daß Carranza anerkannt werden wird.
Die englische Seeräuberei.
als in Friedenszeiten folgere man ohne irgend welchen Beweis, daß die Waren für Deutschland bestimmt seien, vergesse dabei aber völlig, daß in Friedenszeiten über Hamburg große Warenmengen nach Dänemark gingen. Man handle in England völlig blind ohne Berücksichtigung der veränderten Verhältnisse.
Aus Stadt und Land.
balw, den 2l. September 1915.
Freiwillige Sanilätskownne Calw.
Infolge vermehrter Einberufungen ihrer Mitglieder zum aktiven Heer ist die freiwillige Sanitätskolonne Calw wieder in die Lage versetzt, neue Mitglieder auszunehmen. Die Kolonne fordert daher alle diejenigen, welche keine Gelegenheit haben, dem Vaterland mit der Waffe zu dienen oder dem ungedienten Landsturm zweiten Aufgebots angehören, auf, sich dem Noten Kreuz zur Ausbildung und zum Dienst im Etappengebiet zur Verfügung zu stellen. Zu jeder weiteren Auskunft ist der Führer der Kolonne, Herr Friedrich Eisenhardt, Stuttgarterstraße, gerne beeit.
Bor dem letzten Zeichnungstag.
Nur ein Tag noch trennt uns vom Schluß der Zeichnungen auf die neue fünfprozentige Reichsanleihe. Mittwoch, den 22. September, mittags 1 Uhr, werden die Zeichnungslisten geschlossen. Wer bis heute versäumt hat, seinen Anteil von der dritten Kriegsanleihe zu übernehmen, der beeile sich, die kurze Zeit, die noch zur Verfügung steht, auszunutzen. Zeichnungsscheine sind bei allen Banken und Bankiers, bei allen öffentlichen Sparkassen, bei jeder deutschen Lebensversicherungsgesell- schast und Kreditgeirossenschaft und an jedem Postschaltcr zu haben. Es ist doch gewiß nicht schwer, eine Anlage zu wählen, die auf 9 Jahre mehr als fünf Prozent Zinsen abwirft, und deren Kapital vor jeder Entwertung sicher ist! Jeder überlege sich doch einmal, welche Wertobjekte er früher wählen mußte, um einen so hohen Ertrag zu erzielen. Einen so sicheren Besitz hat jedenfalls keine andere Kapitalsanlage vor der fünfprozentigen Reichsanleihe gewährt. Deutschlands Erfolge auf den Schlachtfeldern sind die wirksamste Empfehlung seiner Kriegsanleihen. Jede verfügbare Summe und jede Möglichkeit, in den nächsten Monaten zu Geld zu kommen, muß der dritten Kriegsanleihe dienstbar gemacht werden. Das deutsche Volk besitzt alle Mittel, um den Feinden zu beweisen, daß der hämische Spott, mit der sie die deutschen Anleiheerfolge zu verkleinern suchen, bewußter Unwahrheit entspringt. Keine schlimmere Enttäuschung kann dem Gegner zugefügt werden, als ein weiterer Milliardensieg. Die dritte Kriegsanleihe bietet eine neue Gelegenheit, dem Feinde zu zeigen, wieviel das deutsche Volk sich selbst borgen kann. Jeder trage das Seine dazu bei, diesen Beweis zu erbringen; und wer noch keinen Zeichnungsschein ausgefüllt hat, der tue es schleunigst. Niemand darf sich nachsagen lasten, er sei dem Nuf des Vaterlandes nicht gefolgt, obwohl er die Möglichkeit gehabt hätte, sich an der Uebernahme der neuen Reichsanleihe zu beteiligen. Gedenket der Tapferen, die rückhaltslos ihr Leben für Deutschlands Zukunft ein- setzen, und ermeßt, wie wenig es dagegen heißt, daß ihr auf die dritte Kriegsanleihe zeichnen sollt! Nutzet also die letzten Stunden, die noch zur Anmeldung zur Verfügung stehen!
Hirsau, 18. Sept. Auf 1. Nov. d. I. tritt Kameral- amtsdiener Zeiher, der durch seine Fremdenführung auch in weiteren Kreisen bekannt ist, in den bleibenden Ruhestand. Bei diesem Anlaß wurde ihm vermöge allerh. Entschließung vom 4. d. M. die Berdrenstmtdaille des Friedrichsordens verliehen. Zufällig ging ihm an demselben Tage auch das seinem vor dem Feinde gefallenen Sohne Ernst verliehene eiserne Kreuz zu. Mehr als 23 Jahre hat er die hiesige Kameralamts- dienerstelle versehen und wir wünschen ihm von Herzen den langen Genuß eines glücklichen und gesegneten Ruhestands.
Sommenhardt, 20. Sept Hier findet eine reg- Beteiligung der Etnwobnerschaft an der Zeichnung der 3. Kriegsanleihe stcttt. Bis heute wurden bei der Darlehenskasse, bei Sparkasien und Banken insgesamt ca. 22 OVO Mark gezeichnet.
Für die Schriftl. verantwort!. Otto Seltmann, Calw. Druck u. Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei, Calw.
(WTB.) Kopenhagen, 20. Sept. Nach „Sozialdemokraten" hat sich der norwegische Generalkonsul Pay über das Urteil des englischen Prisengerichtes betreffend Beschlagnahme von amerikanischen Konserven im Werte von KV Millionen Kronen dahin ausgesprochen, daß die Kopenhagens Firmen einen Schaden von über einer Million Kronen und amerikanische Firmen erheblich mehr Schaden erlitten hätten. Er mache kein Geheimnis daraus, daß er das englische Urteil völlig ungerechtfertigt halte. Es mangle England gänzlich an Verständnis für die politischen Verhältnisse in neutralen Ländern während der Kriegszeit. Aus der Tatsache, daß jetzt nach Dänemark mehr Waren eingeführt werden,
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