Südöstlicher Kriegsschauplatz. Deutsche Verbände wiesen weitere Angriffe unter schweren Ver­lusten des Feindes ab.

Oberste Heeresleitung.

Russische Flugzeuge gegen einen deutschen Kreuzer.

(WTB.) Berlin. 12. Sept. Am 12. Sept. vormit­tags haben mehrere russische Wasserflugzeuge einen deutschen kleinen Kreuzer vor Windau mit acht Bom­ben angegriffen, die sämtlich ihr Ziel verfehlten. Ein feindliches Flugzeug wurde heruntergeschossen, nach Windau eingebracht und seine Besatzung, zwei russische Offiziere, gefangen genommen.

Der stellv. Chef des Admiralstabs der Marine.

Die österreichisch-ungarischen Tagesberichte.

(WTB.) Wien, 11. Sept. Amtlich wird verlaut­bart vom 11. Sept. mittags: Russischer Krieg s- s chauplatz. Derazno am Eoryn ist in unserem Be­sitz. Bei Tarnopol versuchten die Russen in scharfem An­sturm in die Stellungen der Verbündeten einzudringen. Der Feind wurde unter schweren Verlusten abgewiesen. Weiter südlich nahmen wir unsere Serethfront vor über­legenen feindlichen Kräften aus die Höhen östlich der Strqpa zurück. Nordöstlich und östlich von Buczacz ver­lies der Tag ruhig. Auf den Höhen westlich des unteren Sereth heftiger Kampf. Oestlich der Sereth-MLndung und an der bessarabischen Grenze ist die Lage unverän­dert. Auf dem Kriegsschauplatz in Litauen erstürmten unsere Truppen das zäh verteidigte Dorf Alba, westlich von Kossow.

Italienischer Kriegsschauplatz. Seit längerer Zeit wieder zum ersten Male entfaltete die feindliche Artillerie gestern eine lebhaftere Tätigkit an der ganzen küstenländischen Front. Gegen den Südost­abschnitt der Hochfläche von Doberdo ging heute nacht Infanterie in der Front BermiglianoMonte Cofich zum Angriff vor. Von Lberaschendem Minenwerferfeuer empfangen, fluteten die Italiener in ihre Deckungen zurück. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

(WTB.) Wien, 12. Sept. Amtliche Mitteilung vom 12. Sept. mittags: Russischer Kriegsschau­platz. Unsere in Wolhynien kämpfenden Streitkräfte haben gestern bei Derazno den Goryn und bei Dubno die Jkwa überschritten. Die russischen Angriffe bei Tar­nopol nahmen an Heftigkeit zu. Nordwestlich der Stadt gelang es dem Feind, in unsere Schützengräben einzu­dringen und das Dorf Dolzanka zu gewinnen. Aber die aus den Nachbarabschnitten herbeieilenden deutschen und Honvedbataillone faßten den Gegnerin beiden Flanken und eroberten das ebengenannte Dorf zurück und war­fen die Russen wieder auf ihre Briickenkopfstellungen. Die gegnerischen Verluste find groß. Auch die feindlichen Vorstöße südlich von Tarnopol wurden abgewiesen. Bei unseren Fronten auf dem östlichen Strypaufer, am un­teren Sereth und an der bessarabischen Grenze verlief der Tag ruhig. Die K. und K. Truppen in Litauen ent­rissen dem Feind das bei Kossowo liegende stark ver­schanzte Dorf Szkuraty.

Italienischer Kriegsschauplatz. Wie er­wartet wurde, kam es gestern an der küstenländischen Front, und zwar namentlich in ihrem nördlichen Ab­schnitt. zu einer Reihe größerer Kämpfe, die sämtlich mit dem vollen Mißerfolg der angreifenden Italiener endigten. Im Flitscher Becken drang der wiederaufge­nommene feindliche Jnfanterieangriff überhaupt nicht vorwärts. Gegenüber Jablonica zwang unser Feuer den Gegner zum fluchtartigen Zurückweichen. Ebenso wurden Angriffsversuche italienischer Abteilungen, die sich südlich des Javozek eingenistet hatten, abgewiesen. Zm Vrsik-Gebiete tobte der Kampf Len ganzen Tag hef­tiger denn je. Hier schlug die St. Poeltener Landwehr mit bewährter Tapferkeit den feindlichen Angriff 'zu­rück. Wieder blieben alle Stellungen fest in unserer Hand. Das Vorfeld ist mit toten Italienern bedeckt. Vom Tolmeiner Brückenkopf stand der südliche Teil wie­der unter starkem Eeschiitzfeuer. Wie sich nun heraus- stellt, waren an dem am 9. September hier geführten Angriffe von seiten des Gegners die 7. Infanteriedivi­sion, eine Alpinigruppe und 2 Bersaglieribataillone be­teiligt. Das italienische Infanterieregiment Nr. 25 ver­lor dabei allein 1VVV Mann. Zm Abschnitte von Do­berdo wurden mehrere Vorstöße des Feindes am vor­springenden Teil der Hochfläche, wie immer, abgewiesen. An der Tiroler Front griffen die Italiener gestern nach­mittag und heute früh im Raume westlich des Monte Piano mit Gruppen bis zur Stärke eines Bataillons unsere Stellungen im Popena-Tale und im Christallo­gebiet vergeblich an.

Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Die Lage im^Südosten.

Wien, 11. Sept. Durch die fortgesetzte Offensive der Armee Puhallo. die unverdrossen die Schwierig-

. keiten des Geländes der zu Morasten verwandelten Nie­derung überwand, um den Feind nicht zu Atem kom-^ men zu lassen, ist dieser in der Linie RudaKlewna^ Stary-ZakowZariezk und noch weiter nach Süden über den Stubiel (Stubla) zurllckgeworfen. Ob der Gegner imstande ist, dort am Ostufer dieses Flusses noch Widerstand zu leisten, ist fraglich. Wahrscheinlich ist die nächste Verteidigungsline der Gürtel der äußeren Werke von Rowno, von denen allerdngs nur vier von den fünf westlich des Ustje gelegenen in Frage kommen. Nun dringen aber auch von Südwesten Teile der Armee von Böhm-Ernwlli zu beiden Seiten der Straße Dubno Rowno energisch vor. Die heftigen, durch neue Kräfte genährten Gegenstöße der Russen bei Tarnopol und Trembowla werden mit zäher Ausdauer abgewehrt; sie sind um Tarnopol auch schon als mißlungen anzu­sehen und beruhen mehr auf durchsichtigen politischen Gründen als auf strategischen. (Franks. Zeitg.)

Russische Pläne.

Berlin, 12. Sept. Aus Stockholm meldet derBer­liner Lokalanz.": Wie zu erwarten mar, plant die rus­sische Armeeleitung energischen Widerstand. In militä­rischen Kreisen verlautet, daß die Hauptkräfte in der Wilnaer Gegend und Südgalizien gesammelt werden. Auf einem Eisenbahnknotenpunkt zwischen Wilna und Minsk befindet sich angeblich das russische Hauptquar­tier. Hier ist der Hauptstoß geplant, der die gefährdete Dünastellung erlösen, während die galizische Offensive günstigen Eindruck auf Rumänien machen soll. Daß je­doch die russische Heeresleitung selbst keinen Erfolg er­wartet, beweist die Räumung Kiews und Dünaburgs.

Der wirkliche Oberkommandierende.

Bukarest, 12. Sept.Az Eft" meldet: Die Blätter veröffentlichen ein Petersburger Telegramm, wonach der Zar den General Rntzki zu seinem General- adjndante« ernannt habe, auf welche Weise es man bemänteln wolle, -atz General Rutzki -er tatsächliche Oberkomman-teren-e -er russischen Armee ist.

Auch Kiew aufgegeben?

Petersburg, 12. Sept. Eine derVoss. Zeitg." zu­gegangene Meldung besagt, daß in den jüngsten Tagen in Kiew Zeichen einer beginnenden Panik wieder be­merkbar wurden. Der Kiewer Bürgermeister Diakow und der Dumaabgeordnete der Stadt, Demthenko, die sich zum Oberbefehlshaber der Südostfront begeben hat­ten, haben wenig befriedigende Nachrichten mitgebracht. Der Oberbefehlshaber soll ihnen erklärt haben, es sei nicht ausgeschlossen, daß das Oberkommando in Anbe­tracht der Lage auf den übrigen Fronten und geleitet von allgemein strategischen Gesichtspunkten vielleicht das russische Südwestgebiet und am Ende Kiew selbst wird zeitweise aufgeben müssen, wenn auch nicht zu vergessen sei, daß Rowno 311 und Sarny 291 Werst von Kiew entfernt liege. Das Kiewer halbamtliche Organ ver­öffentlicht einen von der Militärzensur genehmigten Leitartikel, der ebenfalls die Aufgabe von Kiew als nicht unmöglich darstellt.

Petersburg im Verteidigungszustand.

Berlin, 13. Sept. Verschiedene Morgenblätter bringen eine Petersburger Meldung desTemps", nach der in Petersburg der Verteidigungszustand hergestellt wird. Nachts sei jeder Verkehr untersagt. Längs der Küste seien schwere Geschütze aufgestellt.

Bor neuen Dardanellenangriffen.

Wien, 12. Sept. DieNeue Freie Presse" meldet aus Athen: Blättermeldungen berichten von der An­sammlung verbündeter Truppen an den Dardanellen. Mudros und Lemnos sind in ungeheure Heerlager ver­wandelt. Gegenwärtig befinden sich auf Mudros 115 000 Mann verbündeter Truppen, davon 45 000 Engländer, englische Freiwillige und australisches Militär, 70 000 sind französische Truppen, die vor einigen Tagen mit Ozeandampfern eingetroffen sind. Mit diesen Verstär­kungen werden die Streitkräfte der Verbündeten, die bis jetzt 200 000 Mann stark waren, auf 35» »00 Mann gebracht. Diese Zahl wird für entscheidende Operationen an den Dardanellen für ausreichend erachtet, doch wird zur Ausfüllung der Verluste in den Kämpfen die Ent­sendung von weiteren 15» »Oll Mann vorbereitet, die Frankreich allein stellen wird. 40 »»» Mann sind bereits von Marseille unterwegs.

Zürich, 11. Sept. DieNeue Züricher Zeitung" erfährt aus Genf, daß zurzeit in Frankreich ein Fliegerkorps für -ie Dardanellen errichtet werde, das voraussichtlich aus 400 Flugzeugführern und Beobachtern bestehen wird.

Unruhen in Indien und Persien.

(WTB.) London, 11. Sept. Das Indische Amt gibt bekannt: Infolge der Unruhen im Mohmand-Gebiete an der Nordwestgrenze von Indien kam es am 5. Sep­tember zur Schlacht zwischen 10 »00 Mohmands und den Uasrigen. Der Feind, der große Hartnäckigkeit an den,

^ Tag legte, wurde überall zurückgeschlagen. Unsere Ver­luste waren: 3 britische Offiziere und 4 (?) Mann tot, 53 verwundet, 2 vermißt. Auf Seiten der Inder wur­den 31 getötet und 4 verwundet.

(WTB.) London, 11. Sept. Das Reutersche Bureau meldet, daß, nachdem zwei britische Offiziere am 12. Juli bei Buschir getötet worden waren, Buschir am 8. August von den Engländern ohne Widerstand besetzt worden ist. Dies sei als Protest gegen die Unfähigkeit der persischen Regierung, die Häuptlinge des Stammes zu bestrafen, geschehen. Privatnachrichten zufolge ent­stand anfangs August eine neue persische Kabinettskrise. Privatbriefe vom 9. August schildern die Lage als sich ständig verschlechternd. Seitdem die Zentrale der per­sischen Telegraphenlinie am 15. August durchschnitten worden ist, erreichen keine Depeschen Europa. Die Straße nach Buschir ist gänzlich gesperrt.

Deutsche l^-Boote an der Westküste Frankreichs.

(WTB.) Paris, 13. Sept. Die Versenkung fran­zösischer Schiffe durch deutsche Unterseeboote an den Kü­sten Frankreichs rief in Marseille große Erregung her­vor. DerTemps erklärt, die Torpedierungen, die von österreichischen oder deutschen Unterseebooten im Ozean oder im Golf von Eascogne ausgeführt worden seien, bewiesen, daß die Unterseeboote die englischen Gewässer infolge der wirksamen Verfolgung durch englische Schiffe hätten verlassen müssen. Der Tätigkeit der deutschen Unterseeboote könne, so weit von ihrer Basis entfernt, eine gewisse moralische Wirkung nicht abgesprochen wer­den. (Die Torpedierung englischer Schiffe um die ganze englische Küste herum ist der beste Beweis für die Un­richtigkeit der Behauptung desTemps".)

Wieder ein großer feindlicher Dampfer versenkt.

Berlin, 13. Sept. Nach einer Meldung der Vosfischen Zeitung" aus Bordeaux wurde der von einem deutschen Unterseeboot versenkte Dampfer Caroni" (18500 Tonnen) nördlich der Insel Oleron angegriffen. Zuerst wurde der Dampfer von dem Tauchboot beschoffen und sodann, nachdem die Be­satzung das Schiff verlassen hatte, mittels Torpedos versenkt.

Deutsche U-Boote im Mittelländischen Meer.

(WTB.) Algier, 12. Sept. Der Frachtdampfer Ville de Mostaganem" (Compagnie Eänärale Trans- atlantique), der den Dienst zwischen Cette und Mosta­ganem (an der Nordküste Afrikas) versieht, wurde am 9. Sept. von einem deutschen Unterseeboot nordöstlich von Mostaganem beschaffen und versenkt. Man ver­mutet, daß es dasselbe Unterseeboot ist, das dieAude" zwei Stunden zuvor versenkte. Zwei Rettungsboote derVille de Mostaganem" wurden von einem engli­schen Dampfer ausgenommen. Sie trafen in Algier mit der Besatzung ein, von der 3 Leute durch Granatsplitter leicht verletzt waren.

Der Fall Dumba.

Der Brief Dumbas.

Berlin, 11. Sept. DasVerl. Tagebl." ist in der Lage, den Brief zu veröffentlichen, der der Regierung der Vereinigten Staaten den Anlaß gegeben hat, die Abberufung des Botschafters Dumba von der österreich­isch-ungarischen Regierung zu verlangen. Der Brief Dumbas, der dem Journalisten Archibald übergeben wurde, hat folgenden Wortlaut: Newyork, 20. August 1915. Euer Gnaden! Gestern abend erhielt General­konsul von Nuber das beigefügte Aide Memoire von dem Chefredakteur des am Orte wohl bekannten Blat­tesSzabadsag" nach einer vorausgegangenen Konfe­renz mit ihm und im Verfolg seiner Vorschläge zur Her­beiführung von Ausständen in den Kriegswerkstätten der Bethlehem-Stahlwerke von Schwab und ebenso im mittleren Westen. Dr. Archibald, der Euer Gnaden wohl bekannt ist, fährt heute um 12 Uhr an Bord der Rotterdam" nach Berlin und Wien ab. Ich benutze diese seltene und sichere Gelegenheit, um den Vorschlag Euer Gnaden geneigtester Erwägung anzuempfehlen. Es ist mein Eindruck, daß wir die Herstellung von Geschaffen in Bethlehem und im mittleren Westen auf Monate hin stören und einhalten, wenn nicht gar gänzlich verhin­dern können, was nach Meinung des deutschen Militär­attaches von großer Wichtigkeit ist und reichlich die Eeldausgabe aufwiegt, die dabei in Frage kommt. Aber selbst wenn die Ausstände nicht ausbrechen sollten, ist es wahrscheinlich, daß wir unter dem Druck der Krisis günstigere Arbeitsbedingungen für unsere armen ge­drückten Landsleute erzielen könnten. In Bethlehem arbeiten diese weißen Sklaven jetzt 12 Stunden täglich und 7 Tage in der Woche. Alle schwachen Personen er­liegen der Arbeit und werden schwindsüchtig. Was die deutschen Arbeiter angeht, die unter den gelernten Kräf­ten gefunden werden, so wird für ihren Lebensunter­halt gesorgt werden. Außerdem ist ein privater deutscher