2

Zchwarzwaldtt TagrszeUnng

241

.Weißen Meeres liegt, wellen die Briten ein Expeditionskorps von 40 000 Mann an Land gesetzt haben. In einem zwei­ten Hafen derselben Gegend sollen kanadische Truppen ausgeschifft worden sein, jedoch ist man vorsichtig genug, den Na­men dieses anderen Landungsplatzes nicht zu nennen.

In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ist diese Lan- Lungsnachricht zunächst mit Begeisterung ausgenommen und ver­breitet worden. Dann aber müssen Bedenken und Zweifel auf- getaucht sein. Wahrscheinlich ist jemand auf den klugen Einfall gekommen, den Atlas zur Hand zu nehmen und den Ort Archan­gelsk zu suchen. Irgendwo erwachten Gewissenhaftigkeit und Ver­antwortungsbewußtsein. die zu einer Rückfrage in London führ­ten. An der Themse aber bekamen die amtlichen Stellen plötzlich kalte Füße und beeilten sich zu erklären, keine Bestätigung Dieser britischen Truppenlandungen an der Küste des Weißen Meeres geben zu können. Rasch warf man darauf in den USA. Die schöne Sensationsnachricht der britisch-bolschewistischen Mär- Henerfinder beiseite, tat so, als ob nichts gemeldet worden sei »nd'nahm die Rolle des klugen Schreibtischstratcgen an. Mit er­hobenem Zeigefinger wurde erklärt, daß einer solchen Landung, jam Weißen Meer keine große strategische Bedeutung bsizumessen isei und daß allenfalls von einer guten moralischen Wirkung auf Die Bolschewisten mit Hilse einer solchen Meldung gesprochen werden könne. Die Bolschewisten freilich werden sich für solche Hilfe aus dem Aether bestens bedanken.

Bedeutung des Donezgebietes

Zwei Drittel -er sowjetischen Kohlenproduktion, ein Drittel der Schwerindustrie im Donezbecken Britische Besorg­nisse:Nur ein Viertel der sowjetischen Jndustriekapazität außerhalb des Operationsgebietes"

DNV Berlin, 14. Okt. Nachdem den Briten bis vor kurzem versichert wurde, die Bolschewisten hätten mit Erfolg alle Vor­stöße der Deutschen in der Ukraine abgewiesen, hören sie jetzt vom Londoner Nachrichtendienst:Das Gebiet des Dönezbeckens ist bedroht." Was das heißt, erfahren die Hörer gleichzeitig in derTimes", die ausrechnet, daß nur ein Viertel der sowje­tischen Jndustriekapazität außerhalb des gegenwärtigen Opera­tionsgebietes liegt, denn sie ist sich klar darüber, daß die Lenin- grader Industrie ausgeschaltet und die von Moskau gleichfall­bedroht ist. Es kommt hinzu, daß Moskau durch die Vorgänge rm Süden noch mittelbar gefährdet ist, denn das Donbas, di, in der Sowjetunion übliche Abkürzung für das Donez-Vassin liefert die Steinkohlen für die Moskauer Industrie.

Die Sowjets geben an, sie hätten bis zum Kriege die Lei­stungsfähigkeit des Donezgebietes aus 78 Millionen Tonnen jährlicher Produktion steigern können. Das Moskauer Revier, das durch seine Braunkohle ausgezeichnet ist, lieferte nur 9 Mil­lionen. Weitere 8 Millionen wurden im Ural-Gebiet produ­ziert. Insgesamt wurden im Donbas zwei Drittel der Kohlen­produktion der Sowjetunion überhaupt gefördert. Ein solcher Verlust kann also aus keine Weise auch nur annähernd wieder ausgeglichen werden. Das gleiche gilt auch für alle übrigen Wirtschaftsgebiete. Im Donbas befindet sich auch noch ein Drit­tel der ganzen bolschewistischen Schwerindustrie, denn die Donez- kohle eignet sich besonders gut zur Verkokung, und das Erz konnte bisher aus dem Gebiet von Krywoi Rog bezogen wer­den, das jetzt in deutscher Hand ist. Als Härtcmetall diente das Mangan von Nikopol, das gleichfalls bereits besetzt ist.

Den umfangreichen Energiebedarf des Gebietes deckt eine Reihe von Großkraftwerken, die sämtlich auf der Kohle basieren. Die Buntmetallindustrie ist mit einer Zinkhütte vertreten. In Nikitowka wird das bisher einzige größere Quecksilbervorkom­men der Sowjetunion ausgebeutet.

Seiner Bedeutung als Schwerpunkt der Maschinen- und che­mischen Industrie entsprechend, ist das Donbas zugleich ein wichtiges Zentrum der Rüstungsindustrie. Es steht hinsichtlich der unmittelbaren Rüstungsproduktion gleich hinter Moskau und Leningrad. Im Donezgebiet befinden sich zahlreiche Werke zur Herstellung von Munition, Geschützen, Pulver und Sprengstoffen, Handfeuerwaffen und, mehrere Fa­briken für Flugzeugzellenbau. Blickt man auf diese Tatsachen, so versteht man die Besorgnisse der Briten.

Lttwinow-Finkelstein auf der Vettelreise

DNB Reuyork, 14. Okt. Wie United Preß aus London be­richtet, meldetLondon Star", daß der frühere Sowjetaußen­kommissar der Jude Litwinow-Finkelstein demnächst in London zu Besprechungen wegen der beschleunigten Sowjethilfe erwartet werde. Er werde sich anschließend vielleicht nach den Vereinig­ten Staaten begeben.London Star" appelliert aus diesem Anlaß an die USA., die mehr leisten müssen, weil das britische Reich dazu allein nicht fähig ist.

Ahnungsvolle Stimmen aus den NSA.

DNV Reuyork, 14. Okt. ImNeuyork Journal American" schreibt der Korrespondent von Wiegand, die Niederlage Des Bolschewismus stehe bevor. Die Sowjetunion und damit der Kommunismus sei in 3)4 Monaten geschlagen worden und breche militärisch zusammen.Zu spät" habe man in großen Lettern über der Tür des Verhandlungsraumes im Kreml geschrieben, wo die kapitalistisch-bolschewistische Drei- müchtekonferenz getagt habe, um die Sowjetunion zu retten. London stehe im Begriff, seinen letzten Verbündeten auf dem europäischen Kontinent zu verlieren. Englands Blockade, so heißt es weiter, habe sich als Illusion erwiesen. Auch der Gedanke, daß «an. einen Mann wie Hitler mit einem Land wie Deutschland durch Propaganda schlagen könne, habe sich als nicht richtig ge­zeigt. Aus irgendwelchen Gründen habe England jede sonstige Gelegenheit verpaßt einschließlich der größten, als Deutschland «rit der Sowjetunion beschäftigt gewesen sei. Daß die Erkennt­nisse des USA.-Korrespondenten von Wiegand im übrigen nicht vereinzelt dastehen, ergibt sich aus einer Aeußerung des demo- «rtischen Abgeordneten Sulec, der laut Associated Preß erklärte, i« Washington bezweifle niemand, daß die Sowjetunion »öllig zusammenbrechen werde.

41 Eeleitzüge sicher durch den Kanal gebracht

DNV Berlin, 14. Okt. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh auf Vorschlag des Oberbefehlshabers der Kriegsmarine, Großadmiral Raeder, das Ritterkreuz des Eiser­nen Kreuzes an Leutnant zur See Porath. Leutnant zur S« Porath hat als Kommandant eines Vorpostenbootes bisher 41 Geleitzüge sicher durch den Kanal gebracht. Bei zahlreiche» feindlichen Schnellboots- und Flugzeugangriffen hat er mit sei­nem Boot zwei Flugzeuge abgeschossen und fünf Schnellboote ver­senkt. Er hat damit unter rücksichtslosem persönlichem Einsatz, entscheidend dazu Leigetragen, daß der Eeleitverkehr im Kanal glatt durchgeführt werden konnte und tz^EStpvv-biaer Nach­schub gesichert wurde.

Der italienische Wehrmachtsdericht

Torpedotreffer auf feindlichem Schlachtschiff und Kreuzer

Erfolgreicher Angriff italienischer Torpedoflisger Jagd­staffeln griffen Vritenflugplatz Micabba auf Malta an Acht feindliche Flugzeuge abgeschossen, drei am Boden zerstört

DNB. Rom, 14. Okt. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Dienstag hat folgenden Wortlaut:

Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:

In Nordafrika wurde ein neuer nächtlicher Angriffsversuch gegen eine unserer Stellungen an der Tobruk-Front abgewiesen. In einer daraus folgenden Aktion wurde eine Abteilung feind­licher Panzerwagen durch das Feuer unserer Panzerabwehr und das Eingreifen deutscher Kanzer rasch zurückgeschlagen.

An der So Ilum-Front Artillerietätigkeit.

In Luftgefechten über Bug-Bug und Sollum schossen deutsche Jäger fünf englische Flugzeuge ab.

Feindliche Flugzeuge bombardierten erneut Derna, ohne Opfer zu verursachen und warfen auf den Hasen von Tripolis Vwiiben ab, die alle ins Wasser fielen. Eines der Flugzeuge wurde ab­geschossen.

InOstafr i'k a, im Gebiet des Tanasees, führten starke Späh­truppabteilungen unserer Truppen weit ausgedehnte Aufrlä- rungsstreifen durch.

Im östlichen Mittelmeer wurde ein aus zwei Schlachtschiffen, einigen Kreuzern und Zerstörern bestehender feindlicher Flotten­verband von unseren Torpedoflugzeugen überrascht. Trotz heftiger Flakabwchr gelang es unseren tapferen Fliegern, Torpedotresser aus einem Schlachtschiff und einem 1V OVO-Tonnen-Kreuzer zu er­zielen, der starke Schlagseite zeigte.

Alle unsere Flugzeuge, darunter ein schwerbeschädigtes, dessen Besatzung jedoch unversehrt blieb, find zu unseren Flugstützpunk­ten zurückgekehrt. Die Flugzeuge, die die Torpedierungen durch­führten, standen unter dem Befehl der Flugzeugführer Oberleut­nant Cesare Eraziani, Carlo Faggioni und Eiusepep Cimicchi.

In den frühen Morgenstunden des Dienstags griffen Jagd­staffeln unserer Luftwaffe im Tiefflug den Flugplatz von Micabba (Malta) an. Drei feindliche Flugzeuge wurden am Boden zerstört und andere wirksam mit Maschi - »nengewehrfeuer belegt. Unsere begleitenden Jagdflug­zeuge gerieten mit einem feindlichen Luftverband in Kampf und schossen zwei Flugzeuge ab. Keines unserer Flugzeuge ging dabei verloren.

Torpedo klar, Schutz?

Vorstoß unserer Schnellboote in der Nacht zum 13. Oktober

DNB Berlin, 14. Okt. Deutsche Schnellboote stießen in der Nacht zum 13. Oktober gegen die britische Küste vor und griffen einen Eeleitzug an, der durch Zerstörer überaus stark gesichert war. In der Hellen Nacht, die die Sicht erleichterte, meldete der Ausguck einen britischen Zerstörer. Unruhig kreuzte er im Zick-Zack-Kurs in unmittelbarer Nähe der deutschen Boote. Nun tauchten auch die großen Schatten der im Geleit fahrenden bri­tischen Dampfer auf. Die deutschen Schnellboote setzten sich zwi­schen Zerstörer und Geleit und wählten die größten Dampfer aus. Mit eiserner Ruhe gab der Kommandant seine Befehle. Zischend schlugen die Torpedos aufs Wasser und gingen aus ihre Ziele. Detonationen zerrissen die Lust. Im Dunkeln wurden Rauchwolken, starker Feuerschein und sinkende Schiffe beobachtet. Mündungsfeuer von den britischen Zerstörern blitzten auf. Rote und gelbe Leuchtspurgranaten schlugen knapp vor und hinter den deutschen Schnellbooten in die See. Britische Flugzeuge um­kreisten die Boote und beschossen sie mit ME.-Feuer. Aber die deutschen Schnellboote zogen eine schützende Nebelwand um sich, so daß die Briten sie nicht mehr entdeckten. Alle Boote versam­melten sich um das Führerboot und erreichten unversehrt ihren Hafen.

Sechs bewaffnete britische Handelsschiffe mit iansgesamt 18 000 BRT. wurden in der Nacht zum 13. Oktober von den deutschen Schnellbooten im kühnen Einsatz versenkt.

Absolutes UebergewW der deutschen Lustrmsse

Bericht eines bolschewistischen Regimentskommissars über die Zustände auf Oesel

DNB Berlin, 14. Okt. Wie es auf der Insel Oesel kurz vor der Einnahme durch die Deutschen auf der bolschewistischen Seite aussah, zeigt ein erbeuteter Bericht des Regimentskom­missars Kopnow an den Divisionskommissar Lebedjeff. Nüchtern und sachlich zählt Kopnow alle Batterien und Kom­panien auf, die bereits vernichtet sind. Daran schließt er dis Gründe, die nach seinen Beobachtungen die hoffnungslose Lage der Bolschewisten verursacht haben. Er nennt die Ablehnung der estnischen Bevölkerung, die sich den Deutschen zuneigte, die sich mehrenden Fälle von Feigheit und Panikstimmung, Ver­sagen des politischen Apparates im modernen Kampfe und mangelhafte Unterstützung durch die Vorgesetzten Stellen. Ei berichtet, daß kein Benzin auf den Flugplätzen eintraf, solange noch bolschewistische Flugzeuge vorhanden waren. 18 000 Flieger­bomben,die zu spät übersandt worden waren, mußten von den Bolschewisten selbst vernichtet werden.

Der wichtigste Punkt dünkte dem Regimentskommissar jedoch dasabsolute Uebergewicht der feindlichen Luftwaffe" zu sein. Kopnow berichtet darüber seinem Vorgesetzten:Vom 30. August bis zum 10. September bombardierte der Gegner ununterbro­chen unsere Flugplätze, Schiffe und militärischen Anlagen. In­folgedessen ist ein großer Teil der Vorpostenboote und Schlepper gesunken. - Seit dem 13. September greift die Luftwaffe des Gegners unsere Stellungen und Batterien ununterbrochen an und macht jegliche Bewegung unmöglich. Im Zusammenwirken mit der Luftwaffe bewegen sich die Truppen des Gegners schnell vorwärts; unsere Luftwaffe dagegen kann ihnen infolge ihrer geringen Zahl keinen wirkungsvollen Widerstand, entgegensetzen.

Engländer Lombardierten Schweizer Dorf

Bern, 14. Okt. Wiederum haben englische Flieger bewiese«, daß sie die Neutralität der Schweiz nicht im geringsten achten. Rach Schweizer amtlichen Mitteilungen haben Flugzeuge in der Nacht zum Montag aus das Dorf Vuwiel im Kanton Thurgau Bomben abgeworfen. Die Untersuchung ergab, daß die Bombe» englischer Herkunft waren. Drei Personen wurden ge­lötet, vier verletzt. Ein Haus ist völlig zerstört worden.

Deutschland-Besuch des Chefs der norwegischen Polizei. Im Einvernehmen mit dem Reichskommissar für die besetz­te« norwegischen Gebiete, Terboven, ist der Chef der nor­wegischen Polizei. Staatsrat Jonas Lie. einer Einladuna

des Chefs der Sicherheitspolizei und des SD., ^-Obergrupl penführer Heydrich, nach Deutschland gefolgt und in Berlin eingetrofsen.

Kampf mit Weller und Landschaft

Von Kriegsberichter Sertorius

PK. 2n breiten, langgeschwungenen Wellen dehnt sich das Land wie die im Fließen erstarrte Dünung eines Ozeans. Endlos der ewige Wechsel von gleich hohen, sanft gewölbten Bodenschwellen und gleich tiefen Muldentälern, auf deren Grunde ein versumpf­ter Bachlauf oder ein Flüßchen sickert. Da und dort an einen Hang geduckt, am gewellten Ackerland fast verschwindend, ein Dorf, eine regellose Ansammlung strohgedeckter Lehmhütten, fast alle von derselben Größe, monoton wie der Gesamtrahmen der Landschaft. Seltener ein Waldstück, ein kleiner verwilderter Forst struppiger Eichen. Noch seltener eine Stadt oder stadtartige Sied­lung, immer jedoch von derselben ermüdenden schmutziggrauen Häßlichkeit. Verkommen und verwahrlost, beileibe nicht etwa verwittert, denn Verwitterung setzt Alter voraus und ein besse­res Einst, zu dem das Heute abaesunken ist. Wer aber könnte in diesen östlichen Städten, die nie Stil hatten und unter der bol­schewistischen Kulturlosigkeit nur an grotesker Verbogenheit und an Schmutz Zunahmen, geformte Schönheit, harmonische Anmut oder etwa die ehrfurchtgebietende Wucht einer großen architek­tonischen Tradition entdecken?

Hier in den unermeßlichen Ackerweiten des Ostens verliert das Stadtbild jeden Belang. Aecker, Aecker und wieder Aecker. End­lose Stoppelfelder zumeist, auf denen vor zwei Monaten noch der goldene Weizen wogte, heute Kahlflächen riesigen Ausmaßes, nur durchsetzt von hohen Getreidediemen und den bizarren Sil­houetten zahlloser Traktoren, die der Feind vor seinem Abzug zerstörte. Zuweilen lange, noch nicht abgeerntete Schläge weißlich grauer, im Winde schwankender Hirse; dann wieder Mais, sandgelb die dicken knotigen Halmschäfte, fahl- grün die wirr geknickten, lanzettförmigen, jetzt verdorrende« Blätter. Oder ein Sonnenblumenfeld, das aussieht, als hätte es ein vorüberrasender Feuerbrand versengt, ruß-schwarz die trau­rig nickenden Dolden und die oberen Stengelbälften. Dies alles in großer Wiederholung. Aecker. Aecker und wieder Aecker, Muk- dentäler und Bodenschwellen, alle gleich tief, gleich hoch, gleich zerdehnt, gleich zerfließend. Unfaßbar beinahe die Vorstellung, daß es hinter der Kimme des ins Grenzenlose fließenden Hori­zonts je noch etwas anderes geben könnte als Ackergroßräume gigantischen Ausmaßes, Land wie Ozeanwogen, die im Flusse erstarrten.

Gelegentlich ist dies alles in Sonne getaucht, in die Fremdheit phantastischer Farbenspiele, indes der Sturm, hohe Sandfahne« vor sich herwirbelnd, über die Flächen fegt. Da gibt es Abende, an denen das scheidende orangensluiende Licht selbst das stumpfe Braun kriegszerpflügter Straßen in leuchtendem Purpur um- malt, an denen tiefviolette Wolkenschiffe durch saphirne und tür­kisblaue Aetherseen segeln. Doch das geschieht in diesen Tage», da der östliche, der kalte, der winternahe Herbst hier seine Herr- schuft antriti, nicht allzu oft. Meist wölbt sich vielmehr ei» eisengrauer Himmel über uns, eine düsterlastende Rie- senglvcke, frostig und unbeweglich und ganz adäquat der große«! unermeßlichen Gleichmäßigkeit der Landschaft.

Und hier kämpft nun der deutsche Soldat, kämpft selbstver­ständlich in innerste Linie gegen den Gegner aus Fleisch mH' Blut. Daneben gibt es freilich auch noch andere als Widersacher oft in Betracht kommende Faktoren, die nicht zu unterschätze« sind: die Jahreszeit, die Witterung, das fremde Land. Der Herbst kommt früh in diesen östlichen Breiten. Nachtfröste sind jetzt beinahe schon die Regel, und auch tagsüber steigt die Quecksilber­säule nicht gerade hoch über den Gefrierpunkt. Beim Marschiere» und Stürmen wird einem noch warm; aber Stunden oder halb« Tage lang auf windümpfiffener Fläche in seichten Schützeik- löchern zu liegen, erfordert schon eine Abhärtung, vonder der Nichtsoldat keine Ahnung hat. Nachts vollends frißt sich die bittere Kälte rasch durch Mantel und Zeltbahn, kriecht eisig vom Fuß das Bein hinauf, macht Hände und Fipger so klamm, daß mancher meint, die steifen, schwer bewegliche« Glieder gehörten ihm nicht mehr. Und wie viele solcher Nächte unter freiem Himmel folgen für die fechtende Truppe nicht oft hintereinander! Der Verlauf einer Kampshandlung verbietet häufig zwangsläufig ein Unterziehen, und ist es nicht das, so fehlt es bei der Armut des Landes an Dörfern und Städten zu­meist an ausreichenden Quartieren.

Gut nur. daß es zurzeit selten regnet. Doch wenn es einmal gießt, so ist's. als öffne der Himmel alle Schleusen. Daß man dann bis auf die Haut naß wird und in der Eefechtslinie oder; im feuerlosen Biwak noch« stärker als sonst friert, erscheint fast noch als das geringere Uebel. gemessen an dem schier unergründ­lichen Morast, in dem der Regen alle Straßen und Wege ver­wandelt. Kilometerschwer klebt die nasse Erde am Stiefel, saugt und zieht daran, und so mancherKnobelbecher" bleibt zeitweilig dem Schlamme enger verhaftet als dem Fuß des Marschierer«. Nicht minder groß die Plage der Pferde. Selbst achtspänmg schaffen sie es häufig nicht, die klobigen Geschütze in dem durch­weichten Boden vorwärts zu bringen. Dann muß der Menschen­arm die versagenden PS. ergänzen, und die Kanoniere greife« in die Speichen. Und wer vermag schließlich die Nöte erschöpfend zu beschreiben, die ein ukrainischer Herbstreqen unseren Kraft­fahrern bereitet! Die Anforderungen an Wagen und Wagen­führer steigen ins Beispiellose. Die berühmte ukrainischst Schwarzerde" wird glitschig wie Schmierseife. Die Räder de« Hinterachse finden in ihr keine Ansatzfläche, rotieren zwecklost um sich selbst. Wenn Knüppel zur Hand sind, werden sie unter­gelegt. Dann gebt es vielleicht, schlingernd und rutschend in« 'Schneckentempo einige hundert Meter weit bis zur nächstes! Kleisterstrecke. i

Trotzdem wird der deutsche Soldat dieser Landschaft nicht er­liegen. Seine Erbanlagen, seine Erziehung schützen ihn vor deich Ertrinken in der Unermeßlichkeit des Landes. Dem Zerfließen-, den, Müdemachenden setzt er seine Disziplin entgegen. Vor dem Stumpfwerden, vor dem Fatalismus und Resignation bewahre« ihn die deutsche Wachheit des Geistes, die Klarheit des Denkens, Las eiserne Gesetz der Pflicht, der uralte germanische Tatwille. Und dem Versinken in östlichem Schmutz und Schlamperei wehrt ebenso wirksam die Erziehung im Elternhaus und in der Schule des Heeres, wie das angeborene SauSerkeitsempfinden, das ur­eigene Talent für Organisation und Ordnung. Gewiß fehlt es an Anfechtungen nicht. Doch in seiner Gesamtheit ist der deutsche Soldat stärker als der Dämon desNitschewo", stärker als diese i« unermeßlicher Weite sich dehnende Landschaft. Und das Be­wußtsein soldatischer lleberlegenheit dem sowjetischen Gegner: gegenüber wird noch ergänzt durch ein allgemein menschliches. Höherwertigkeitsgefühl, das Gefühl, auf altem Kulturboden ge­boren und Glied eines mehr als tausendjährigen Kulturvolks z« fein. Wie sollte der deutsche Soldat nicht auch innerlich fertig werden mit der Fremdheit östlich«- Weiten? <