Bluff!
lWTB.) Paris. 3. Sept. „Petit Parisien" schreibt: Don Journalisten befragt, wie es mit einer Intervention Japans an den Dardanellen stehe, antwortete der japanische Botschafter in Rom, der sich augenblicklich in Paris aufhält, er könne nichts darüher sagen, denn der Feind dürfe aus Nachrichten über irgendwelche Truppenbewegungen Japans keinen Nutzen ziehen.
Italiens Pläne.
lWTB.) Rom, 3. Sept. „Jdea Nazionale" schreibt in einem Leitartikel zur Orientfrage u. a.: Italien müsse im Orient eine seinen Traditionen würdige Stellung einnehmen, vor allem in Kleinasien. Die kleine Zone von Adalia könne nicht mehr für Italien genügen. es müsse vielmehr von Smyrna über Adana bis nach Alexandrette herrschen. Deutschland wolle zwar diesen Hafen für sich beanspruchen, aber für Deutschland sei im Mittelmeer kein Platz mehr, denn der Eintritt Deutschlands unter die Mittelmeermächte würde die Knechtung aller Mittelmeervölker bedeuten. Jalien sei die einzige wirkliche Großmacht des Mittelmeeres und brauche die Freiheit des Mittelmeeres.
Die Lage auf dem Balkan.
Eine Hilfsarmee für Serbien.
lWTB.) Genf, 2. Sept. „Journal de Eöneve" läßt sich aus Paris berichten, es sei unbedingt notwendig, daß Serbien dem Rate des Bierverbands vollständig Nachkomme. Ein Eingreifen Bulgariens scheine zur Einnahme Konstantinopels unbedingt notwendig. Die Regierungen des Bierverbandes seien gerne bereit, bei Griechenland und Serbien energische Schritte zu unternehmen, um sich der Mitwirkung der bulgarischen Regierung zu versichern. In Paris sei die Red« davon, eine Armee, und zwar vielleicht diejenige, mit deren Oberbefehl General Sarrail betraut wurde, Serbien zu Hilfe zn schicken und zu diesem Zwecke die Strecke von Saloniki nach Nisch zu besetzen. Die Verbündeten würden Serbisch-Mazedonien besetzen und es Bulgarien ausliefern, falls dieses seine Mitwirkung gegen Konstantinopel zugestehen würde. Dies würde auch ein Eingreifen Rumäniens zur Folge haben. Durch ein solches Vorgehen würde die ganze Balkanfrage gelöst werden, da auch Griechenland gezwungen wäre, Partei zu ergreifen. Bisher habe man in Paris von solchem Vorgehen nur Abstand genommen, weil man Griechenland keine Gewalt antun wollte. Da aber Griechenland der Bundesgenosse Serbiens sei, sei das wenigste, das man von ihm erwarten könne, daß es sich der Landung in Saloniki nicht widersetze. — So faßt der Vierverband den Schutz der kleinen Staaten auf!
Verworrene Stimmung.
Berlin, 2. Sept. Wie der Athener Korrespondent des „B. T." erfährt, hat die griechische der serbischen Regierung erklärt, daß sie in die hier bekanntgegebenen Gebietsabtretungen, die Serbien an Bulgarien machen will, zustimmt, nur dürfe das Gebiet um Doiran und Gevgeli aus strategischen Gründen nicht bulgarisch werden und die direkte Verbindung zwischen Griechenland und Serbien im Gebiete von Monastir müsse erhalten bleiben. Die „Reichspost" meldet aus Athen: Der hiesige türkische Gesandte weilte mehrmals beim König, mit dem er lange Zeit konferierte, lleber den Inhalt der Unterredung wird natürlich nichts bekanntgegeben, doch zeigte der Gesandte beim Verlassen des königlichen Palastes eine zuversichtliche Stimmung. In hiesigen politischen Kreisen ist das Gerücht verbreitet, daß in Konstantinopel von griechischer Seite Fühlung genommen wurde, ob es nicht möglich wäre, über ein griechisch-türkisches Bündnis zu verhandeln. Die türkische Regierung hat sich angeblich auch nicht abgeneigt gezeigt, sich auf solche Verhandlungen einzulassen. — Das „Neue Wiener Journal" meldet aus Sofia: Die serbische Heeresleitung versammelte an der Grenze Bulgariens große Truppenmassen. Der Ministerpräsident Pafitsch gab in einer Unterredung mit dem Sonderberichterstatter des „Corriere della Sera" diese Trup- penzusammenziehungen auch zu und behauptet, Serbien sei durch den drohenden Einfall bulgarischer Banden dazu gezwungen. Dazu wird noch aus Saloniki berichtet, daß bei Kumanowo und Jstip Zusammenziehungen großer serbischer Truppenmassen zu verzeichnen seien. — Die „Neue Freie Presse" läßt sich aus Athen telegraphieren: Der Vierverband hat Griechenland bedeutende Zugeständnisse an der kleinafiatischen Küste angeboten, falls Griechenland gestatte, über Saloniki Bievverbandstruppen nach Serbien zu befördern.
Kopenhagen, 2. Sept. Die Korrespondenten der Londoner Blätter in Rom telegraphieren, wie dem „Lokalanz." von hier berichtet wird, sie könnten die Meldung vom Abschluß des türkisch-bulgarischen Abkommens dementieren, wonach die Türkei an Bulgarien gewisse Landesteile abtritt. Die Korrespondenten fügen
hinzu, die Meldungen seien nur in der Absicht verbreitet worden, um Rumänien vom Eingreifen in den Krieg abzuhalten. Bulgarien werde erst eine Entscheidung treffen, wenn es die Antwort Griechenlands und Serbiens auf die Note der Ententemächte kenne.
Die Balkanlage nach englischem Urteil.
(WTB.) Manchester, 2. Sept. Der „Manchester Guardian" schreibt in einem Leitartikel über die Balkanfrage: Eine baldige Entscheidung ist kaum wahrscheinlich. Die Balkanstaaten sind arm und klein und müssen für ihr Eingreifen doppelte Bürgschaft verlangen, daß sie auf der siegreichen Seite stehen und daß der Krieg kurz ist. Die russischen Niederlagen sprechen für einen Aufschub. Die wiederholten Erklärungen der Verbündeten, daß der Krieg lange dauern werde, sind keine Verlockung zu frühzeitigem Eingreifen. Der Schluß liegt nahe, daß die Balkanstaaten unwiderrufliche Schritte möglichst lange hinausschieben werden. Sie werden schließlich eingreifen, aber der Zeitpunkt ist noch nicht in Sicht, wenn nicht eine schnelle Entscheidung an den Dardanellen oder ein angriffsweises Dorgehen Deutschlands ihn beschleunigt.
Die Neutrale«.
Wieder ein deutsches Entgegenkommen an Amerika und dessen Aufnahme.
(WTB.) Berlin, 2. Sept. Wie wir erfahren, hat der deutsche Botschafter in Washington, Graf Bern- storff, der Regierung der Vereinigten Staaten wei- sungsgemäß mitgeteilt, daß nach den bestehenden Instruktionen Passagierdampfer nicht ohne vorherige Warnung und ohne daß das Leben der Nichtkombattanten in Sicherheit gebracht sei, versenkt werden sollen. Hierbei wird natürlich vorausgesetzt, daß die betreffenden Schiffe nicht zu fliehen versuchen und keinen Widerstand leisten, widrigenfalls sie sich ohne weiteres der Zerstörung aussetzen, — Es ist anzunehmen, daß die Zwischenfälle mit Amerika dadurch ihre Erledigung finden.
(WTB.) Washington, 3. «Sept. Das Reutersche Bureau meldet: Während Graf Bernstorff die Ansicht vertritt, daß das einzige was noch zu tun übrig bleibt, um die deutsch-amerikanischen Schwierigkeiten aus der Welt zu schaffen, eine formelle Erklärung aus Berlin sei, weisen die amerikanischen Autoritäten darauf hin, daß der Befehl an die Kommandanten der Unterseeboote sich allein auf Passagierschiffe erstrecke, während die Amerikaner wünschte«, daß alle Handelsschiffe dieselben Vorrechte genießen sollten, wenn sie Neutrale an Bord haben, gleichgültig ob als Passagiere oder als Besatzung. Man sei auch noch nicht darüber im klaren, was mit den Bemerkungen von deutscher Seite gemeint sei, daß Deutschland beabsichtige, von Wilsons Angebot der Zusammenarbeit in der Frage der Freiheit der Meere Gebrauch zu machen. — Reuters Meldungen ist ja nicht zu trauen, es ist aber wohl möglich, daß die amerikanische Regierung sich zu solchen einseitigen Anschauungen bekennt.
Gärung in Perfie«.
Stockholm, 2. «Sept. „Dagens Nyheter" -erfährt, daß die Lage in Persien infolge der um sich greifenden Agitation des heiligen Kriegs für die Russen und die Engländer gefahrdrohend zu werden beginnt. Die russischen Konsulate Nordpersiens haben ihre Bureaus geschlossen und sind in Teheran eingetroffen.
Schweden und die russischen Niederlagen.
Berlin, 2. Sept. Aus Stockholm meldet die „Deutsche Tageszeitg.": Der durch seine Studien über die Großmächte rühmlichst bekannte Dr. Rudolf Kjelln schreibt: Es gilt, den steifen Nacken des Russen nach Osten zu wenden, auch wenn darüber ein paar Halswirbel brechen sollten. Es gilt, den Wall von Fremd- stämmigen Rußland zu entreißen und ihn zu einer Schutzwehr Europas auszubauen. Das große Rad der Ereignisse rollt nach Norden. Deutschland wird seinen Siegeslauf nach Petersburg fortsetzen, bis es das alte Baltenland befreit hat. Dann aber steht es an einer natürlichen Grenze, dem finnischen Meerbusen. Dann aber muß sich Finnland entscheiden. Wird es den Ruck tun, ohne den die Fesseln niemals von seinen Gliedern fallen werden? Wird es zur Erhebung schreiten oder eine Einwirkung von außen her, allein geleitet durch die Gunst der Ereignisse, abwarten. Geschieht das, so steht auch Schweden vor seiner entscheidenden Stunde.
Vermischte Nachrichten.
Kriegerische Mädchennamen in Frankreich.
Mit großer Befriedigung stellt der „Figaro" fest, daß im Frankreich die Namengebung bei Kindtaufen stark unter der Einwirkung des Krieges stehe, und daß besonders den Mädchen von ihren Eltern krieg- und sieghafte Vornamen gegeben werden. Groß ist die Zahl der Jungfrauen, die „France"
oder „Victoire" getauft sind. Andere junge Damen heißen „Joffrette". Mädchen, die am Tage des „großen Sieges" an der Marne geboren wurden, nannte man kurzweg „Marne" oder neckischer „Mar- nette" oder „Marnon". Den Vogel hat ein höherer Offizier abgeschossen, indem er. wie er seinen Freunden durch eine Anzeige kund und zu wissen tat. sein vor kurzem geborenes Töchterchen „Aötia" nannte, zur Erinerung an den Sieg, den einst Aötius über die Hunnen davontrug. Die „Franks. Zeitg." schreibt dazu: Wir meinen, daß die Franzosen mit den mitgeteilten Mädchennamen die Möglichkeiten, die sich ihnen bieten, noch lange nicht erschöpft haben. Wie wäre es z. V. mit Frenchiska, Poincarline, Grey- chen, Nikolaufalie, Nowo-Georgette, Brest-Litowska und Dardanelly?
Friedensfreunde.
Amsterdam, 2. «Sept. Wie die Blätter melden, ist am 30. August aus Rotterdam eine Abordnung von 43 internationale« Friedensfreunden nach Amerika abgefahren, um sich zu Präsident Wilson zwecks Aufnahme von Friedensverhandlungen zu begeben. Präsident Wilson hat den Empfang der Deputation zugesagt. — Herr Wilson erscheint uns gerade als die richtige Persönlichkeit zur Friedensvermittlung.
Der Sturzflieger PLgond gefaüen.
(WTB.) Paris, 2. Sept. (Agence Havas.) Im Verlaufe eines heldenhaften Kampfes, der Dienstag vormittag über Petit Croix geliefert wurde, fand Unterleutnant Pögoud einen ruhmvollen Tod. Pögoud, der allein an Bord seines Flugzeuges war, hatte mutig ein deutsches Flugzeug angegriffen und mehrere Patronenstreifen seines Maschinengewehres darauf abgeschossen, als er von einer deutschen Kugel getroffen und auf der Stelle getötet wurde. Das Flugzeug stürzte ab und fiel innerhalb der französischen Linien nieder.
Erregung in Afrika.
(WTB.) Lyon, 2. Sept. „Republicain" meldet aus Paris: Bon zuständiger Seite wird bestätigt, daß der größte Teil der Ernte in Algerien verbrannt worden ist. Trotz der Ueberroachung durch Geheimpolizisten konnten die Brandstifter bisher nicht entdeckt werden. Man ist davon überzeugt, daß von Deutschland orgaüi- fierte Rotten (!) das Land durchstreifen, Brände an- legen und Frankreich und seine Verbündeten bei der Bevölkerung in Mißkredit zu bringen versuchen. Sendlings versuchen eine Bewegung zugunsten der Türkei hervorzurufen, indem sie den Arabern zu verstehen geben, daß der Fall Konstantinopels ein empfindlicher Schlag für den Islam sein würde und daß die Mohammedaner dann Gegenstand von allerlei Verfolgungen sein würden.
(WTB.) Berlin. 2. Sept. Der „Voss. Zeitg." zufolge meldet der „Messagero", in Britisch-Somalilaad seien Aufstände ausgebrochen, die durch arabische Agitatoren veranlaßt worden seien.
„Blockade aller deutschen Küsten.-
Kopenhagen, 2. Sept. Im „Echo de Paris" teilt Jean Herbette mit, daß der deutsche Handel künftig nicht mehr gemäß der Blockadeerklärung der Entente zu einem Drittel stillgelegt sein werde, sondern daß in der Folge die Blockade aller deutschen Küsten teils durch Kreuzer, teils durch Unterseeboote durchgeführt werden würde. Der Pariser Berichterstatter der „Der- lingske Tidende" erhält nach der „Kriegszeitung" die Mitteilung, daß Herbettes Aeußerungen an kompetenter Stelle bestätigt werden, die gleichzeitig daraus aufmerksam mache, daß der Vierverband nicht der deutschen Methode der Zerstörung der Handelsschiffe durch Unterseeboote folgen werde. Man wolle andere Mittel und Wege versuchen, um zu verhindern, daß Deutschland vom Ausland Zufuhren erhalte. Besonders würde man zukünftig streng darauf achten, daß die neutralen Länder nicht größere Mengen Waren erhalten, als der Durchschnitt der letzten drei Jahre ausmache; Vorschläge, die in dieser Richtung gehen, seien bereits ausgearbeitet, aber noch nicht bestätigt.
Aus Stadl und Land.
Tal», den 3. September 1918. Das Eiserne Kreuz.
Landsturmmann Christian Eisenhardt von Alt» hengstett, im Res.-Jnf-Regt. 120, hat das Eiserne Kreuz erhalten.
Keine überstürzenden Einkäufe.
Die Geschäftsstelle des Württ. Kriegsausschusses für Konsumenteninteressen versendet folgenden beherzigenswerten Aufruf: Durch Verordnungen des Bundesrats und durch Erlaß von Ausführungsbestimmungen des Ministeriums ist den Behörden zur vornehmsten Aufgabe gemacht, die Lebensmittelversorgung der Bevölkerung zu mäßigen Preisen ficherzustellen. Um dies