Amtliche Beka»ot«achn»gen.
Bezug von Kleie für Herbst- und Winterbedarf.
Durch Absperrung des Auslandverkehrs stehen für Herbst und Winter nur ganz geringe Mengen Oelkuchen, Leinmehl, Reisfuttermehl, Futtergerste, Mais usw. zur Verfügung. Es ist daher sehr erwünscht, daß die Bezugsvereinigung der deutschen Landwirte Berlin der Landesbezugsstelle für das Königreich Württemberg, der Kaufstelle des Verbands landw. Genossenschaften in Stuttgart, zurzeit reichlichere Mengen Kleie wie früher zuteilt.
Der von der Bezugsvereinigung festgesetzte Verkaufspreis von 7,50 für den Zentner ohne Sack frei Empfangsstation, wiM noch ein kleiner Unkostenzuschlag kommt, ist wohl etwas höher als der Preis der aus der Selbstwirtschaft der Kommunalverbände anfallenden Kleie. Wird aber in Betracht gezogen, datz, wie schon erwähnt, die großen Mengen Futtermittel, die vor dem Krieg aus dem Ausland bezogen wurden, fast ganz in Wegfall kommen, so darf von den Landwirten gewiß erwartet werden, datz sie die gebotene günstige Bezugsgelegenheit ausgiebig benützen, um so mehr, als Kleie in trockenen, luftigen Räumen leicht gelagert werden kann.
Die Kleie wirkt in nicht zu grotzen Gaben günstig auf die Verdauung der Tiere ein. Ihre Hauptverwendung findet sie bei der Mast von Rindvieh und Schweinen. Ferner eignet sich die Kleie, insbesondere die Weizenkleie, für die Milchkühe, da sie einen nicht ungünstigen Einfluß auf die Beschaffenheit und den Geschmack der Butter oder Milch ausübt. Bei Pferden ist Kleie nur als Nebenfutter am Platze. Um für das Geflügel ein verhältnismäßig nährstoffreiches Weichfutter herzustellen, ist die Weizenkleie sehr geeignet, worauf die Geflügelzüchter, die ja wegen der Beschaffung von Futter so sehr in Sorge sind, aufmerksam gemacht > werden. ^
Bestellungen können bei den Darlehenskassenvereinen und sonstigen landw. Genossenschaften, sowie bei den Gemeinden behufs Einreichung bei dem Kommunalverband (Oberamt) gemacht werden.
Calw, den 29. August 1915.
Namens des Kommunalverbands: _ Reg.-R at Binder.
Verfügung der Landesgetreidestelle und der Landesfuttermittelstelle, betr. die Anzeige ausgedroschenen Getreides, vom 27. Aug. ISIS. („Staatsanzeiger" Nro. 201.)
Auf Grund von 8 3 Abs. 7, 8 »9 der Bundesrats- Verordnung (BVO.) über den Verkehr mit Brotgetreide und Mehl aus dem Erntejahr 1915 vom 28. Juni 1915 (Reichs-Gesetzbl. S. 363), 8 9 Abs. 2, 8 99 der BVO. über den Verkehr mit Gerste aus dem Erntejahr 1915 (Reichs-Gesetzbl. S. 384), 8 3 Satz 2. 8 24 der BVO. über die Regelung des Verkehrs mit Hafer vom 28. Juni 1915 (Reichs-Gesetzbl. S. 394) wird verfügt:
1. Die Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe und etwaige sonstige Besitzer von Brotgetreide (Roggen, Weizen, Dinkel, auch mit anderer Frucht auher Hafer gemengt), Gerste und Hafer sind verpflichtet, am Ende jeder Woche die im Laufe der Woche ausgedroschenen Eetreidemengen dem Ortsvorsteher des Lagerortes auf dem vorgeschriebenen Vordrucke anzuzeigen. Sie sind verpflichtet, das Gewicht der angezeigten Getreidemengen durch Wägen vor der Anzeige festzustellen.
2. Die Ortsvorsteher stellen sämtlichen Eetreidebe-
sitzern ihrer Gemeinden die erforderlichen Vordrucke unentgeltlich zur Verfügung. Die Vordrucke sind j von den Kommunalverbänden auf ihre Kosten zu beschaffen. Muster gehen ihnen von der Landesgetreidestelle zu. !
3. Die Ortsvorsteher haben die Anzeigen auf ihre Richtigkeit und Vollständigkeit sorgfältig zu prüfen und bei Bedenken sowie außerdem stichprobenweise das Gewicht der angezeigten Eetreidemengen durch Wägen nachzuprüfen. Die Eetreidebesitzer sind verpflichtet, die für die Gewichtsfeststellung erforderlichen Hilfeleistungen unentgeltlich zu verrichten.
Die Ortsvorsteher haben die Anzeigen nach den Namen der Anzeigepflichtigen geordnet aufzubewahren und die angezeigten Eetreidemengen auf einer für jeden Eetreidebesitzer anzulegenden Karte zu verbuchen.
5. Die Anzeigen sind erstmals bis 4. September zu erstatten und haben die sämtlichen bis dahin ausgedroschenen Eetreidemengen der Ernte 1915 zu enthalten.
Nicht mehr vorhandene (schon verbrauchte oder veräußerte) Eetreidemengen sind mit ihren genauen Gewichten besonders anzugeben.
Indem ich obige Verfügung hiemit bekannt gebe, werden die
Gemeindebehörden
beauftragt, die Verfügung sofort auf ortsübliche Weise zu veröffentlichen und auf genaue Durchführung der Vorschriften bedacht zu sein. - /
Auf spätestens 1L Sept/ d. I. ist zu berichten, ob F die Anzeigen im Sinne der Ziffern 1 und 4 der Verfügung erstattet, durch den Ortsoorsteher geprüft, sowie ordnungsmäßig aufbewahrt und verbucht sind.
! Die Vordrucke i. S. der Ziffer 2 der Verfügung werden ! tunlichst bald ausgegeben werden.
Calw, den 31. August 1915.
l K. Oberamt: Binder.
bucht unter dem Schutz zahlreicher Kriegsschiffe fünf Infanteriedivisionen, eine Kavalleriedivision, die als Infanterie verwendet wird, und starke Artillerieabteilungen. Insgesamt belie-f sich das Landungskorps auf 100 000 Mann. Die Angriffe wurden von einer Süd- und Nordgruppe ausgeführt. Die Südgruppe hatte die Aufgabe, durch eine Reihe von Angriffen die türkischen Kräfte auf dem linken Flügel zu binden. Die Angreifer gewannen trotz rücksichtsloser Einsetzung von Truppen nicht einen Fußbreit Boden, das Ergebnis war hier gleich Null. Die Nordgruppe machte ihre Angriffe von einer brückenkopfartigen Stellung aus, die die Engländer früher in der Gegend von Ari Burnu in einer Ausdehnung von etwa 5 Kilometer und ungefähr 1 Kilometer vom Meere entfernt angenommen hatten. Den Engländern gelang es, im ersten Anlauf den türkischen rechten Flügel zurückzubiegen; ein sofort eingesetzter Gegenstoß der Türken brachte sie zum Stehen und warf sie wieder zurück. Die Engländer konnten im ganzen ihre Stellungen auf 16 Kilometer ausdehnen, die sich ungefähr 2 Kilometer von der Küste befinden. Die Verluste der Angreifer waren ungeheuer groß, was ja auch von der feindlichen Presse zugegeben wurde. Die augenblickliche Lage der Engländer ist äußerst schwierig, da ihre in der Ebene befindliche Streitmacht von den Höhen der türkischen Stellungen beherrscht wird. Die Meldung, die Türken seien von ihrer Basis abgeschnitten, ist somit grobe Unwahrheit. Nach allem stellt sich der englische Landungsversuch vom 6. Aug. als eine schwere Niederlage heraus, und die Lage der türkischen Truppen kann nach wie vor als unverändert günstig bezeichnet werden.
Die Lage auf dem Balkan.
Bulgarien und Rumänien.
Budapest, 30. Aug. Aus Bukarest wird nach dem „Lokalanz." gemeldet: Die Umgebung des hiesigen bulgarischen Gesandten ist dahin verständigt worden, daß sich die Verhandlungen zwischen Rumänien und Bulgarien in sehr vorgeschrittenem Stadium befinden Mld in den nächsten Tagen abgeschlossen werden dürften. Der Gang der Verhandlungen verheißt befriedigende Ergebnisse. Es gilt als sicher, daß es gelingen wird, nun alle strittigen Fragen zu lösen. Es sei festzustellen, daß beide Regierungen mit größtem Wohlwollen die aufgetauchten Schwierigkeiten zu beseitigen bestrebt waren. Die Vereinbarung wird den Durchgangsverkehr über Rumänien bedeutend erleichtern, durch besten bisherige schwerfällige Abwicklung der bulgarische Handel viel Schaden erlitt und häufig Beschwerde erhob. Infolge der neuen rumänisch-bulgarischen Vereinbarung werden die Hemmungen im Postverkehr vollständig beseitigt. Die rumänische Telegraphenverwaltung wird mit besonderer Fürsorge darauf achten, daß die wegen saumseliger Beförderung ihrer Telegramme laut gewordenen Beschwerden abgestellt werden. Die Dobrudscha-Silistria-Frage wird durch die Vereinbarung nicht gelöst werden, aber hierauf bezügliche Aeußerungen enthalten, indem die ru-
stadt. In den Kämpfen östlich des Njemen hat die Armee des Generalobersten v. Eichhorn die Gegend östlich von Olita erreicht. Es wurden weitere 1600 Gefangene gemacht und 7 Geschütze erobert. In der Richtung auf Grodno wurde Lipsk (am Bobr) ler- stürmt, der Feind zur Aufgabe des Sidra-Abschnittes gezwungen und Sokolka von uns durchschritten, der Ostrand der Forsten nordöstlich und östlich von Bia- lostok an mehreren Stellen erreicht.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern: Im Bialowieskaforst wird um den Uebergang über den oberen Narew gekämpft. Die deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen des Generalobersten v. Woyrsch warfen den Feind aus feinen Stellungen bei Suchopol am Ostrand des Forstes und Szereszowo. Sie find in scharfer Verfolgung begriffen.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls v. M allen s e n: Um den Rückzug ihrer rückwärtigen Staffeln durch das Sumpfgebiet östlich von Pruzana zu ermöglichen, stellten sich die Rüsten gestern in der Linie Poddubno, in Gegend südlich von Kobryn noch einmal zum Kampf. Sie wurden geschlagen, trotzdem sie bereits abmarschierende Teile wieder in den Kampf warfen. Auch die Fortführung des in der Kriegsgeschichte aller Zeiten unerhörten Verfahrens, zum Schutze der flüchtenden Armeen die auf dem Rückzug mitgefchleppte Bevölkerung des eigenen Landes zu vielen Taufenden, darunter hauptsächlich Frauen und Kinder, in- unsere Angriffe hineinzu-
treiben, nützte ihnen nichts.
Oberste Heeresleitung.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
(WTB.) Wien. 30. Aug. Amtlich wird oerlautbart vom 30. August mittags: Russischer Kriegsschauplatz: Die Armeen der Generale Pflanzer-Baltin und Bothmer drangen bis an die Strijpa vor. Der Gegner versuchte in verschiedenen Geländeabschnitten unsere Verfolgung einzudämmen, wurde aber überall zurückgetrieben. Besonders hartnäckiger Widerstand mußte am unteren Poropico- Bach gebrochen werden. Truppen des Generals von Boehm-Ermolli stießen östlich Oloczow und in einer von Bialykamien über Toporow gegen Radziechow verlaufenden Linie auf stark befestigte Stellungen. Der Feind wurde angegriffen und an zahlreichen Punkten der Front geworfen. In Wolhynien haben unsere gegen Luck drängenden Streitkräfte abermals Raum gewonnen. Swiniuchy und andere zah verteidigte Oertlichkeiten wurden dem ^emd entrissen. Die in der Bialo-Wieskaja-Puszcza kampfenden k. und k. Truppen schlugen die Rüsten bei Szereszowo und verfolgen sie gegen Pruszany.
Italienischer Kriegsschauplatz. Gestern unterhielten die Italiener an der ganzen küstenländischen Front ein Artilleriefeuer von wechselnder Stärke. An mehreren Stellen unternahm ihre Infanterie Annäherungsversuche und kleinere Angriffe, wurde aber immer wieder abgewrefen. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet ist die Lage unverändert.
Der Stellvertreter des Ehefs des Generalstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.
Zur Lage im Osten.
(WTB.) Berlin. 31. Aug. Dem „Verl. Tageblatt" wird aus dem Kriegsprestequartier von gestern gemeldet, daß die Heeresgruppe Prinz Leopold von Bayern parallel der Bahnstrecke nach Wolkol- wisk weiter Raum gewinnt. Die Heeresgruppe Mackensen rückte bereits 50 Kilometer über Brest Litowsk hinauf. — Zu der Bedrohung von Wilna heißt es in einem Telegramm des „Berl. Tagebl." aus Kopenhagen: Die dänische Regierungszeitung „Politiken" hält jetzt die Lage der russischen Armee für verzweifelt. Die deutsche Verfolgung habe in den letzten Tagen ein derartiges Tempo angenommen, daß die Widerstandskraft des russischen Heeres gebrochen erscheine Die Deutschen näherten sich Wilna. — Der „Berliner Lokalanzeiger" meldet aus Budapest. Die bei Kobryn zusammengedrängten Russen befinden sich in einer kritischen Lage, da die meisten Rückzugslinien stark bedroht sind. Selbst den einzigen offenen Weg nach Nordosten bedrohen die vordringenden Verbündeten bereits. — Verschiedene Morgenblätter bringen Kopenhagens: Nachrichten, nach denen die Bedrohung Wilnas immer ernster wird. Verschiedentlich wird eine große Schlacht bei Wilna angekündigt.
Russische Kriegführung.
Berlin, 31. Aug. Zu der parlamentarischen Studienfahrt durch Ostpreußen erfährt die .,Morgenpost", daß festgestellt wurde, die Rüsten hätten 24 Städte, beinahe 50V Dörfer, ungefähr 300 Güter, über 30 OVO Gebäude zerstört und mehr als 100 OVO Wohnungen geplündert.
Die englischen Verluste an den Dardanellen.
(WTB.) Konstantinopel, 30. Aug. Das Große Hauptquartier meldet von der Dardanellenfront: Der Feind erneuerte am 28. August seine Angriffe vom 26. und 27. August in der Gegend von Ana- forta. Die feindlichen Angriffe waren in den letzten drei Tagen besonders zäh. Der Feind wurde nichtsdestoweniger völlig zurückgeschlagen und erlitt ungeheure Verluste. Wir eroberten durch Gegenangriffe einige in unserem Zentrum gelegene Schützengräben zurück, die vom Feind besetzt waren, und töteten die Besatzung. Während der Kämpfe in den letzten zwei Tagen verlor der Feind 10000 Mann an Toten. Unsere Verluste sind im Vergleich dazu gering. Unsere am Kampfe teilnehmenden Flugzeuge warfen mit Erfolg Bomben auf die Stellungen und Lager. Sonst hat sich nichts Wichtiges ereignet.
Berlin, 30. Aug. Ueber die letzten Kämpfe an den Dardanellen sind im Auslande durch englische Meldungen unrichtige Darstellungen verbreitet, so daß es den Anschein hat, als ob das jüngste Unternehmen der Engländer auf Gallipoli besonders an der Suwlabucht zu größeren Erfolgen geführt hätte. Wie die „Deutsche Tageszeitung" von zuständiger Seite hört, haben die Engländer wieder einmal die wirklichen Tatsachen in das direkte Gegenteil umgedreht. Ihre Angriffe haben mit einer völligen Niederlage geendet. Die Vorgänge rmf Gallipoli haben sich etwa in folgender Weise abgespielt: Am 6. August landeten die Engländer in der Sulroa-