Noosevelts Generalangriff auf Südamerika

Arrangierte Putschabsichten Gefälschte Dokumente. Eang- »ermanieren und Agententricks sollen USA.-Abfichten tar­nen. Verdächtigung Deutschlands als Borwand USA^> Uebergrisf aus Souveränität südamerikanischer Staaten

Berlin, 26. Juli. Im Zug seiner imperialistischen Politik und ,ls Vorbereitung seiner kriegerischen Absichten gegen Europa nnd Ostasien beabsichtigt Roosevelt, die Unterwerfung der un­abhängigen ibero-amerikanischen Länder unter die USA. in ,aschen Schlägen durchzusühre«. Um die eigenen aggressiven Absichten aus südamerikanische Stützpunkte und die wirtschaft­liche Unterwerfung der ibero-amerikanischen Länder unter die rdamerikanische Kontrolle zu verschleiern und um im Kongreß >ie Verhängung des nationalen Notstandes durchzudriicken, hat Präsident Roosevelt aus dem gesamten ibero-amerikanischen Aaum eine Hetzkampagne gegen die Achsenmächte auf alle« Sebieten entfesselt, die vor keiner Methode zurückschreckt. Roose- velt unterstellt in bewährter Methode den Achsenmächten Me eigene Absichten. Der politische und moralische Terror, mt dem dabei gegen die südamerikanischen Staaten vorgegange« vird, scheut dabei nicht vor glatten Dokumentenfälschungen und den übelsten Agententricks zurück.

Dabei weicht Roosevelt jeder klaren Frage, worin die Ame­rika drohende Gefahr eines Angriffes bestehe, mit der vielsagen­den Formel aus, er könne nicht definieren, was ein Angrisfsver- M sei. Hingegen läßt er durch General Marshall und Welkes wider besseres Wissen deutsche Angriffe auf Neutrale und bevor­stehende Putschversuche, zum Beispiel in Bolivien, Brasilien nd Columbien, ankündigen.

Der Terror, mit dem Roosevelt die betreffenden Regie­rungen unter seinen Willen zwingt, ist derartig stark, daß die Regierungen entweder nicht wagen, zu widersprechen oder sogar den nordamerikanischen Intrigen ihre Unterstützung leihen.

In Bolivien

Im Zuge dieser Kampagne ist der Fall Bolivien beson­ders bezeichnend. Hier gab sich die Regierung eines souveränen Maies dazu her, dem deutschen Gesandten das Agrement unter dem Vorwände zu entziehen, er habe mit bolivianischen Kreisen Men die Sicherheit des Staates und der Regierung konspiriert. Als die Ablehnung der sowohl vom deutschen Gesandten wie vom Diplomatischen Korps vorgebrachten Forderung nach Ein­sicht in die Unterlagen für das völkerrechtlich unqualifizierbare Verhalten zu einer peinlichen Situation für die bolivianische Re­gierung und ihrer USA.-Drahtzieher wurde, veröffentlichte man gestern nachträglich einen angeblichenBriefdesboli- vianischen Militärattaches in Berlin, Bel- monte, an den deutschen Gesandten Wendler als Beweisstück. In diesem angeblichen Brief wird ein Putsch­plan gegen die bolivianische Regierung und gegen den nord- amerikanischen Einfluß entwickelt, der mit Hilfe der deutschen Gesandtschaft durchgeführt werden sollte.

Nach Inhalt und Form erweist sich der Brief auf den ersten Blick als eine ebenso freche wie dumme und naiv« Fälschung. Die bolivianische Regierung will ihn von eine« fremden Macht erhalten haben. Wenn das der Fall ist, dann stammt er zweifellos aus der nordamerikanischen Fälscherzen­trale, was auch daraus hervorgeht, daß darin sämtliche nord- amerikanische Zwecklügen in einer geradezu klassischen Zusam­menstellung enthalten sind. Es ist bezeichnend, daß die bolivia­nische Regierung der deutschen Gesandtschaft vor der Abreise des Gesandten die Einsicht in diese Unterlagen ver­weigert hat.

Es ist ferner bezeichnend, daß bolivianische Staats­bürger, die im Interesse der Aufklärung und der Wah­rung der Neutralität die Veröffentlichung dieser Unterlagen verlangten, sofort verhaftet und zwei Zeitungen amf die Schwarze Liste gesetzt wurden.

?n Argentinien

Nach Bolivien Argentinien, -uch in Argentinien wurde ein neuerZwischenfall" arrangiert. Im Verlauf der letzten zwei Jahre waren von nordamerikanischer Seite in die­sem Lande bereits mehrere Male angebliche deutsche Putschver­suche unter Zuhilfenahme gefälschter Dokumente erfunden wor­den. Es wurde ein großer Untersuchungsapparat in Bewegung gesetzt, dessen Arbeit aber vollständig ergebnislos war und zur Rechtfertigung der beschuldigten Deutschen führte. Die Fälle Argens, Missiones und Patagonien schlossen mit der Entlar­vung der gekauften Denunzianten.

Bei der nunmehr von den Kriegshetzern ine Washington neu gestarteten Deutschlandhetze in Argentinien bedient sich die amerikanische Regierung willfähriger Parlamenta­rier, die Mitglieder der berüchtigten argentinischen Parla­mentskommission sind, gegen deren die Ruhe des Staates gefähr­dende Betriebsamkeit im Dienste einer von den USA. gewünsch­ten Kriegspsychose erst in diesen Tagen die Regierung in einer ausführlichen Erklärung Stellung zu nehmen sich gezwungen sah.

So wurden am 23. Juli unter Arrangierung sensationeller Begleitumstände in den Heimen deutscher Vereine der deutschen Wohltätigkeitsgesellschaft in Anwesnheit des Vorsitzenden der berüchtigten Parlamentskommission, Tavorda, und eines Rich- ttts mehrere Stunden lang Haussuchungen vorgenommen. 2« brr berechtigten Erwartung, daß sie ergebnislos verlaufen mußten, hat man sich nicht gescheut, auf Wildwestmethoden zu- uuazugreisen und zu Beginn der Durchwühlung belastendes Ma­terial einzuschmuggeln, um es nachher von der Polizei beschlag­enen lasten zu können. Die Polizei beschlagnahmte dann auch rinen äußerlich als angebliches Privateigentum des frühere« Landesgruppenleiters Gottfried Brandt gekennzeichnete«, den Angeblichen Besitzer und jedem Mitglied der deutsche« Vereine ms zu diesem Augenblick völlig unbekannten Schnellhefter, in «m man, um die argentinische Öffentlichkeit vor Furcht «nd ««hrecken erzittern zu lasten, sage und schreibe einen Dolch ohne Scheide eingekelmmt hatte.

Man kann die. Liquidation auch dieses Zwischenfalles «me Objektivität der argentinischen Behörden und Ke­uchte überlassen.

2n Paraguay

Blnch ;» Paraguay: Nicht nur vom deutschen, sonder» «ch «tandpuukt der übrigen, bei ibero-amerikanischen Länder» , Staate« hat befonders die Einmischung Noosevelts

öcr Erteilung des Agrements für den deutsche« imidteu Barandon bei der Regierung von Paraguay A»s- Die Regierung von Paraguay, mit der Deutschland ""'Hfttlche Beziehungen verbindet, hatte oas Agrement olick " bereits mündlich zugesagt. In diesem Augen-

«njchtr sich die amerikanische Regierung durch ihren Ge»

jandten Forst in die Angelegenheit ein und ließ beim para- guayschen Außenminister und Staatspräsidenten drohen, man werde im Falle der Genehmigung des Agrements wie bei der Nichtregelung gewisser politischer Angelegenheiten nach ameri­kanischem Wunsch die versprochenen Anleihen znriickhalten sowie Wafsenlieserungen einstellen. Dieser Fall einer frechen und bru­talen Erpressung einer Regierung steht bisher in der Ge­schichte der Diplomatie einzig Sa. Wie im Falle des Vorgehens gegen den deutschen Gesandte» in Bolivien hat auch die Ein­mischung in die Angelegenheit Paraguays im ganzen diploma­tischen Korps dieser Länder größtes Aussehen und Abscheu erregt.

Dem Präsidenten Roosevelt blieb es Vorbehalten, nun auch aus dem Ebiet der Diplomatie zwischen Kulturvölkern die Mit­tel und die Moral von Gangstern eingeführt zu haben.

Roofevett Lernst Slreilkrafle der Philippinen ein

Neuyork, 27. Juli. Roosevelt berief sämtliche organisierten mili­tärischen Streitkrärte der Philippinen in den aktivenDienst. Die Streitkräfte werden unter das Kommando eines Offiziers der USA.-Armee im Range eines Generals gestellt, der den Zeit­punkt bestimmt, wann die einzelnen Einheiten in die nord­amerikanischen Streitkräfte eingegliedert werden. Eine beson­dere Erklärung für diesen Schritt ist nicht gegeben worden. Laut Associated Preß ist man jedoch allgemein der Ansicht, daß die Maßnahme als ein weiteres Anzeichen der amerikanischen Ver­ärgerung über die Haltung Japans angesehen werden müsse. Die Einberufung erfolgte unmittelbar nach der Einfrierung der japa­nischen Guthaben.

Wie aus Honolulu gemeldet wird, besetzten auf Befehl des USA.-Oberkommandos des Wehrkreises Hawaii Truppen mit aufgepflanztem Bajonett alle lebenswichtigen Betriebe, Piers und Ladehäuser auf Oahu sowie auf anderen Inseln der Hawaii-Gruppe. Laut Associated Preß soll es sich hierbei lediglich um eine Vorsichtsmaßnahme handeln.

31o zum Abkommen mit Indochino

Verantwortung für alle Folgen trifft die USA

Tokio, 27. Juli. (Ostasiendienst des DNB.) In einer an das japanische Volk gerichteten Rundfunkansprache teilt der Präsi­dent des Informationsbüros der Regierung, Jto, die Einfrierung der japanischen Guthaben in USA. mit und stellte dazu fest, daß die japanische Regierung entsprechende Gegenmaßnahmen er­greife.

Anscheinend solle die USA.-Maßnahme die Reaktion aus das Abkommen zwischen Tokio und Vichy über die gemeinsame Verteidigung Französisch-Jndochinas darstellen, führt Jto aus. Dies zeige jedoch, daß die USA. das japanische Vor­gehen nicht verständen. Hier handle es sich um ein auf fried­lichem Wege und in gegenseitigem Einverständnis abgeschlossenes Abkommen zwischen Frankreich und Japan, das niemanden her­ausfordere und keinesfalls unter Zwang abgeschlossen worden sei. Unter großen Gesichtspunkten seien beide Länder übereingekom­men, sich gemeinsam fürdenFrieden imFernenOsten einzusetzen. So sei das japanisch-französische Abkommen zumindest wesentlich friedlicher als eine USA.-Vesetzung. Sollten die USA Japans wirkliche Absicht nicht verstehen oder sich weigern, die« zu tun, und entschlossen sein, Japan weiterhin unter Druck zu setzen, dann könne man nur feststellen, daß die Verantwortung für alle Folgen eines derartigen Vorgehens die USA. treffe Die neue Maßnahme der USA. werde praktisch und vom wirt­schaftlichen Standpunkt aus gesehen keine großen Auswirkungen auf Japan haben. Das japanische Volk solle daher in Ruhe aus die entsprechenden Gegenmaßnahmen der Regierung vertrauen.

Chile gegen die Schwarzen Listen

Bruch der inter-amerikanischen Vereinbarungen

Santiago de Chile, 26. Juli. Das bedeutendste chilenische Han­delsblattMercurio" schreibt in einem Leitartikel zu Noosevelts Schwarzen Listen, dieses Vorgehen der USA.-Regierung sei von der öffentlichen Meinung Südamerikas mit Ueberraschung aus­genommen worden. Es werde zweifellos ernste Schäden für die Wirtschaft zeitigen, die zu den als Folge des Krieges be­reits erlittenen Schäden und Beschränkungen des neutralen Han­dels hinzutreten. Auffallend sei, daß ein Entschluß von solcher Tragweite durchgeführt worden sei ohne vorherige Füh­lungnahme mit den Regierungen der betroffenen Länder und ohne Beratung durch die panamerikanische« Wirt­schafts- und Finanzausschüsse in Washington. Der Artikel erin­nert an frühere interamerikanische Vereinbarun­gen, die den USA. ein anderes Vorgehen zur Pflicht gemacht hätten. Die Panama-Entschließung über die Schaffung von Wirtschafts- und Finanzausschüßen, sowie die Havanna-Ent­schließung werden hier angeführt und es wird auch an die dem Neutralitätslomitee in Rio de Janeiro übertragenen Aufgaben erinnert. Die chilenische Regierung sei stets Gegner des Systems der Schwarzen Listen gewesen.

Der Exekutivausschuß derFederacion de Comerciantes" ver­öffentlicht einen energischen Protest gegen Noosevelts Schwarze Listen, die eine schwere Schädigung der natio­nalen Wirtschaft und einen Eingriff in die nationale Souveräni­tät der südamerikanischen Länder bedeuteten. Das Verfahren der USA. widerspreche der von Noosevelts stets verkündeten Politik der guten Nachbarschaft".

ASA.-Matznahmen gegen Japan

Einfrierung der japanischen Guthaben in USA.

Washington, 27. Juli. Präsident Roosevelt verfügte dir Ein­frierung der japanischen Guthaben in USA.

Gens, 27. Juli. Reuter veröffentlicht eine Anordnung der bri­tischen Regierung, wonach das Schatzamt ab Freitag die Ausfüh­rung sämtlicher Aufträge untersagt hat, die die japanischen Gut­haben in Gold «nd Wertpapieren im Vereinigten Königreich betreffen. Dieselben dürfen ohne Erlaubnis des Schatzamtes in Zukunft nicht ausgeführi werden. Man habe Vorbereitungen getroffen, daß eine gleichlaufende Aktion in den anderen Teilen des britischen Empires ergriffen wird. Die durch die Anweisun­gen des Schatzamtes erfaßten Aktionen und Aufträge ähneln, so berichtet Reuter, der von den Vereinigten Staaten ergriffenen Maßnahme.

Erste japanische Vergeltungsmaßnahme

Tokio, 27. Juli. (Ostasiendienst des DNB.) Als schnelle Ver­geltungsmaßnahme gegen Noosevelts Einfrierungsverordnung hat das Finanzministerium, wie Domei meldet, bekanntgsgeben,

daß mit Wirkung ab Montag für alle in Japan ansässige« Staatsbürger der Vereinigten Staaten, der llSA.-Besttzungen »nd der Philippinen die Bewilligung des Finanzministers für eine Reibe von kinan-nellen Transaktionen erforderlich wird.

Finanzminister Ogura stellte bei der offiziellen Ankündigung der Gegenmaßnahmen gegen die Einfrierung der japanischen Gut­haben in den USA. fest, daß die Auswirkung dieser nord­amerikanischen Maßnahmen verhältnismäßig gering sei. Erstens seien die japanischen Guthaben in den USA. nicht groß und zweitens sei der Handel zwischen beiden Ländern seit Monaten ständig zurückgegangen.

Japanische Schiffe laufen Hongkong nicht mehr au

DNB Schanghai, 27. Juli. (Ostasiendienst des DRV.) Die Zweigstellen der japanischen Schiffahrts-Linien gaben einer Hongkonger Meldung zufolge bekannt, daß japanische Pastagier­dampfer und Frachtschiffe Hongkong nicht mehr anlaufen werden.

London kündigt Handels- und Schiffahrtsverträge mit Japan

Tokio, 27. Juli. Im Auftrag der Churchill-Regierung unter­richtete der britische Botschafter Craigie den japanischen Außen­minister Toyoda, daß die Briten alle mit Japan geschlossene« Handels- und Schiffahrtsvertrage kündigen.

Verteidigung Französisch-Jndochinas

Abschluß eines japanisch-französischen Abkommens

Vichy, 27. Juli. Das französische Außenministerium veröffent­lichte am Samstag zu einem grundsätzlichen Abkommen über di« gemeinsame Verteidigung Französisch-Jndochinas folgende Ver­lautbarung: Das Informationsbüro der japanischen Regierung hat am Samstag morgen folgende Erklärung veröffentlicht:

Seit dem Abschluß des im August vergangenen Jahres vom japanischen Außenminister Matsuoka und dem französischen Bot­schafter Henry Unterzeichneten Abkommens haben sich die Freund­schaftsbeziehungen zwischen Japan und Franzöfisch-Jndochina wei­ter gefestigt. Sie haben sich in Verbindung mit den Abmachungen» die darauf folgten, rapide weiter entwickelt. Eine vollständige llebereinstimmung in den Ansichten zwischen den beiden Regie­rungen kam soeben zustande infolge freundschaftlicher Besprechun­gen bezüglich der gemeinsamen Verteidigung Jndochinas. Die japanische Regierung ist fest entschlossen, ihre Pflichten zu erfülle« und die Verantwortlichkeiten zu tragen, die ihr aus den ver­schiedenen, mit Frankreich bestehenden Verträgen zukommen, ins­besondere kraft der feierichen Verpflichtung der japanischen Re­gierung bezüglich der Respektierueg der gebiets­mäßigen Integrität Jndochinas, und der Souve­ränität Frankreichs über die indochinesisch» Union. Indem Japan alle seine Bemühungen darauf richte^ um die Bande der französisch-japanischen Freundschaft noch enger zu gestalten, hofft es, zur gemeinsamen Prosperität der bewen Nationen beizutragen.

In dem amtlichen OFJ-Kommentar über die gemeinsame fran­zösisch-japanische Erklärung hinsichtlich Jndochinas heißt es, Äs Stellung Frankreichs in Jndochina Japan gegenüber müsse kkrr und ohne Widerstreben Umrissen werden. Hätte Frankreich vor­gegeben, Jndochina allein, gegen wen es auch sei, verteidigen z« wollen, so hätte Frankreich dasGesicht" verloren und später die Souveränität über ein Gebiet von 606 006 Quadratkilometer mit 20 Millionen Seelen. Die Japaner wollen uns weder J«ü«o» china wegnehmen, noch über unsere Souveränität diskutier«^ heißt es in der amtlichen Erklärung weiter.Sie kommen ack» Freunde zur gemeinsamen Verteidigung."

Man hatte uns erzählt..

Ein englischer Gefangener berichtet ...

Von Kriegsberichter W. Höppner-Flatow

DNB ..., 26. Juli. (PK) Blaß, ein wenig verlegen und un- ruhig saß er uns gegenüber, die Tressen eines Wings-Comman- ber am Blusenärmel. Drei Landser, mit ihrem LKW. ahnungs­los ihres Weges ziehend, hatten ihn gefunden: Er kauerte ziem­lich mitgenommen und teilnahmslos in einem Straßengraben und leistete ihrer Aufforderung, sie zu begleiten, ohne Widerrede Folge. Ja, er bot ihnen sogar Zigaretten an und schien nachdem er sich etwas erholt hatte, sehr zufrieden mit seinem Schicksal. In dem Zimmer des Ortskommandanten gab er un­umwunden den Grund für diese Zufriedenheit zu: Er hatte den Krieg einfach satt! In Australien geboren und mehr durch Zu­fall als durch eigenes Zutun zur RAF. verschlagen, fühlte er sich von den Engländern betrogen und im Stich gelasten.

Sehen Sie", erzählte er, nachdenklich dem blauen Rauch sei­ner Zigarette nachblickend,als wir vor fünf oder sechs Wochen in England, landeten, da hatte man uns erzählt: Jetzt ist der ganze Krieg für uns nur noch ein Kinderspiel! Göring hat alles, was ihm zur Verfügung stand, nach Osten, gegen den Rüsten werfen müssen. Jetzt fliegen wir ein, wie wir wollen, «nd bringen die ganze Sache in ein paar Wochen zu einem Ende, wie wir es wollen! Wir hatten uns zwar schon auf dem Trans­port Gedanken gemacht über den wilden Zickzackkurs he s Schiffes und die zahllosen Begleitboote. Als uns dann aber alte, ordensgeschmückte Piloten der RAF. erzählten, daß in den von den Deutschen besetzten Gebieten im Westen einfach nichts mehr da sei, glaubten wir tatsächlich, wir würden nichts anders zu tun haben, als mit ungefährlichen Spazierflügen die letzten Reste der deutschen Wehrmacht in Holland, Belgien und Frankreich zu zertrümmern."

Nun, schon bei den ersten dieser Spazierflüge schossen Flak und Jäger vier von sechs schweren Maschinen ab. Beim zweite» Feindflug zerschoß eine Me unserem Wings-Commander scho« über dem Kanal den rechten Motor und er konnte gerade noch mit Mühe und Not nach Hause fliegen. Und jetzt, beim dritte» Versuch, einzufliegen und Schäden anzurichten, erwischte ihn ein junger Gefreiter, der mit diesem Abschuß seinen ersten Luft- fieg erringen konnte. >

Aber das ist doch ein geradezu verbrecherischer Leichtsinn", warf einer von uns ein,jungen Fliegern ohne Fronterfahrunz einen solchen Unfug zu erzählen. Oder hat das einen besondere« Grund?"

Der Mann mit dem Abzeichen der RAF. lächelt bitter:Jak Man sucht Dumme, die sich freiwilligzu FeindfkLge» melden. Denn die alten Hasen, die die Abwehrkraft und de» Angriffsgeist der deutschen Luftwaffe am eigenen Leibe kenne» gelernt haben, die fliegen nicht mehr! Sie behaupten, sich anfspa» ren zu müssen für die Abwehr des großen Schlages gegen die Insel, von dem Hitler sprach. Sie sind es, die mit ihren Mär­chen von den Spazierflügen uns die Freiwillige» aus den Dominions, den Kolonien oder die letzten Franzose« und Polen ins Feuer schicken, damit sie, die die Furchtbarkeit und Unfehlbarkeit der deutschen Luftwaffe zu spüren bekomme« und sie fürchten gelernt haben, nicht mehr selbst den Kopf hm» halten müssen . . .!"