den Feind aus der Gegend nordwestlich Kozk und setzten die Verfolgung in nördlicher Richtung fort. Zwischen der oberen Tysmienica und dem Bug, wo die Russen an der Linie Ostrow-Uchrusk neuerlich festen Fuß gefaßt haben, ist der Angriff der Verbün­deten im Gange. Sonst im Nordosten nichts Neues.

Italienischer Kriegsschauplatz. Die Artillerie- und Jnfanterietätigkeit der Italiener an der küstenländischen Front nahm gestern wieder an Umfang zu. Am Rande des Plateaus von Doberdo griffen stärkere feindliche Kräfte unsere Stellungen östlich Monfalcone an. Diese verblieben nach erbit­terten Kämpfen ausnahmslos in unserem Besitz. Der abgeschlagene Gegner erlitt namentlich durch flan­kierendes Geschlltzfeuer schwere Verluste. Zwei An­griffe gegen den nach Westen vorspringenden Pla­teanteil wurden schon durch unsere Artillerie erstickt. Gegen den Kürzer Brückenkopf versuchten sich die Ita­liener bei Pevma an die Hindernisse heranzuarbei­ten. Hier wurden sie mit Handgranaten vertrieben. Ein in der Dunkelheit bei Zagora südöstlich Plava angesetzter feindlicher Angriff mißlang, ebenso wie der vorgestrige. Im Kärntner und Tiroler Grenz­gebiet ist die Lage unverändert.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Hofer, Feldmarschalleutnant.

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Der allgemeine Rückzug der Russen.

Wien, 11. Aug. Das Vordringen der Verbün­deten drängt die Russen mit jedem Tag auf engere Gebiete ihrer Front zurück. Der Rückzug ist äußerst beschwerlich. Nach der Eroberung von Lomsha sind alle Brückenköpfe und festen Punkte in unserem Be­sitz. Das erleichtert das Vorgehen der Armeen Scholtz und Galllvitz. Gleichseitig gehen die Truppen des Prinzen Leopold von Bayern östlich der Weich­sel vor, ebenso die Truppen von Woyrsch und Koevics, während die Armee Mackensen schon halb­wegs Brest-Litowsk ist und Joseph Ferdinand nord­östlich der Milinia vordringt. Immer enger wird der den Russen verbleibende Raum, immer verzwei­felter ihre Lage.

Basel, 11. Aug. DerKriegszeitung" werden folgende Meldungen derBasler Nachrichten" über­mittelt: Einer Havas-Meldung zufolge warf ein Zeppelin über Vjelostok 12 Bomben ab. darunter 5 Zündbomben. Zwei weitere Zeppeline bombar­dierten den Bahnhof Kovel. Der Spezialbericht­erstatter derBasler Nachrichten" meldet, das ganz eingeschlossene Nowo-Georgijewsk werde bombar­diert. Keine Narew-Festung sei mehr russisch. Die Verbindung zwischen der Narewlinie und der deut­schen Front östich Warschau sei hergestellt. Am Nje- men und bei Riga habe sich nichts geändert. Die Russen werden kaum der Einschließung entgehen und der unsinnige ewige Rückzug höre auf. Vorteile zu bieten. Das russische Defizit in physischer und moralischer Hinsicht sei kolossal.

Wien. 11. Aug. DieReichspost" meldet, laut Deutsch. Tagesztg.", daß man in unterrichteten Kreisen Petersburgs sage, daß Nowo-Georgijewsk feiner Ausrüstung nach nicht imstande sei, den schwe­ren deutschen Belagerungsgeschützen zu widerstehen.

Wien, 11. Aug. DieReichspost" läßt sich, laut Bericht an dieDeutsch. Tagesztg." aus Lugano drahten, daß derCorriere della Sera" mitteilt, daß die Russen aller Voraussicht nach auch Brest-Litowsk räumen werden, es sei aber auch möglich, daß sie sich darin umklammern lassen, um auf diese Weise feind­liche Kräfte zu binden. (Wenn nicht sich selbst!)

Wien, 11. Aug. DieZeit" läßt sich von ihrem Kriegsberichterstatter im Kriegspressequartier mel­den, daß im Befsarabischen Grenzgebiete österreich­ische Landwehr starke und wichtige russische Stel­lungen genommen und dabei viele Gefangene ge­macht hat.

Preisgabe von Wilna und Riga?

Köln, 11. Aug. Wie derKöln. Zeitg." von der Schweizer Grenze berichtet wird, erfährt das Reuter- sche Bureau aus Petersburg, daß die russische Mili­tärbehörde die Räumung Wilnas angeordnet habe, da sie auf die militärische Verteidigung der litau­ischen Hauptstadt verzichte. Die Regierungs- und städtischen Behörden, sowie die Banken und Handels­kreise haben die Stadt bereits verlassen. Die Museen und Bibliotheken wurden geleert und alle Kunst­schätze fortgeführt. Die Maschinen der Fabriken wer­den ebenfalls fortgeschafft und die Vernichtung aller Gebäude, die zu militärischen Zwecken verwendet werden können .vorgenommen. Gleichzeitig über­nimmt dieKöln. Volksztg." eine ebenfalls über die Schweiz kommende Meldung des Londoner Bericht­erstatters desSecolo", die besagt, die russische Räu­mung Wilnas und dig Besetzung auch dieser Stadt Durch die Deutschen wurde die sofortige Preisgabe Rigas bedeuten. Die Zukunft gestalte sich immer dunkler.

Die Belagerung von Korvno.

(WTB.) Petersburg, 11. Aug. Mitteilung des Großen Een'eralstabs. Nach den hier eingelaufenen Nachrichten ist der Angriff der Deutschen auf Kowno am 8. August folgendermaßen verlaufen: Der Feind machte einen Angriff von der Front unserer Werke bei dem Dorfe Piple bis zur Front von Elisental am Flusse Jessja. Die Belagerungsartillerie des Fein­des begann die Beschießung nach Mitternacht mit Ge­schützen jeden Kalibers bis zu 16 Zoll (40 Zentim.) einschließlich, und dieser Orkan von Feuer dauerte nicht weniger als zwei Stunden. Unsere Batterien antworteten kräftig. Gegen 3 Uhr nachts rückten die Sturmkolonnen möglichst gedeckt in dichten Reihen gegen unsere Stellungen an, aber schon um 5 Uhr morgens war der Feind durch unser konzentriertes Feuer, durch die Explosion von Flatterminen und schließlich durch kräftige Gegenangriffe unserer Trup­pen auf der ganzen angegriffenen Front zurückge­worfen. Die Deutschen fluteten erschöpft und unter ungeheuren Verlusten in die benachbarten Eelände- falten zurück, wo sie sich anscheinend wieder sammel­ten, um einen neuen Angriff vorzubereiten. Gegen Mittag verstärkte das feindliche Feuer sich von neuem zu einem wahren Orkan. Trotz seiner Hef­tigkeit und der Zerstörungskraft der feindlichen schwe­ren Geschütze hielten unsere Truppen dem Geschoß­hagel. der auf sie niederprasselte, wacker aus. Unsere Artillerie unterstützte diese Helden durch ihr Feuer kräftig. So verrann der ganze Tag. Bei Einbruch der Nacht ergossen die nach und nach vor unseren Stellungen angehäuften feindlichen Kolonnen sich zu einem neuen Ansturm, der zwei Stunden dauerte. Es gelang ihnen, sich eines Teiles der Schützengrä­ben unserer vorgeschobenen Stellungen zu bemäch­tigen. die sein Feuer gefegt hatte, aber durch die heldenhaften Anstrengungen unserer herbeigeeilten Reserven wurden die Deutschen abermals mt unge­heuren Verlusten zurückgetreben. Der Feind behaup­tete nur (!) die Werke beim Dorfe Piple. die er um den Preis ungeheurer Anstrengungen und Verluste erobert hatte.

Ein englischer Torpedojäger gesunken.

London, 11. Aug. Reuter meldet:Wie die Admiralität mitteilt, ist der englische Torpedojäger Ly«x" in der Nordsee auf eine Mine gestoßen und gesunken. 23 Mann wurden gerettet."Lynx" wurde 1912 vom Stapel gelassen und matz 950 Tonnen. Die Besatzung bestand aus 100 Mann. Es sind also ungefähr 70 Mann umgekommen.

Der englische Bericht über den Lustschiffangriff.

London, 11. Aug. Amtlich wird gemeldet: Tin Geschwader feindlicher Luftschiffe besuchte in der letzten Nacht die Ostküste. Einige Brände wurden durch Brandbomben verursacht, aber schnell gelöscht. Kein Materialschaden, (?) 13 Personen sind tot, 12 Personen verwundet. Ein Luftschiff wurde durch Artilleriefeuer vom Lande her beschädigt. Es wird berichtet, daß das Luftschiff heute früh nach Ostende geschleppt wurde.

Die Neutralen.

Wilsons Antwort an Oesterreich-Ungarn.

WTB. Washington, 11. August. Meldung des Reuterschen Bureaus. Die Regierung hat die Antwort auf die österreichisch-ungarische Note nach Wien abgesandt, in welcher die Darstellung, als ob die Ausfnhr von Munition an die Alliierten mit der amerikanischen Neutralität nicht vereinbar sei, zurückgewieseu wird.

Um Mazedonien.

Wien, 11. Aug. DasWiener Journal" mel­det, wir wir derDeutsch. Tagesztg." entnehmen, aus Sofia: Die serbische Skuptfchina ist für den 16. August zu einer außerordentlichen Sitzung einbe­rufen, in der die mazedonische Frage entschieden wer­den soll. Die Regierung ist in einer schwierigen Lage, der erste Präsident hat den Gesandten der Entente mitgeteilt, daß ihnen der Standpunkt der Regierung in einer Note klargelegt werde. Beson­ders der bulgarische Gesandte unterhandelte lange mit Pasitsch. Die Ententemächte haben in Serbien eine neue Demarche unternommen, um Serbien für die Abtretung Mazedoniens zu gewinnen.

(WTB.) Zürich, 11. Aug. DieNeue Züricher Zeitg." teilt aus derJdea Nazionale" sehr skep­tische Aeußerungen des englischen Gesandten in Rom über den Kollektivschritt des Vieroerbandes bei Ser­bien mit. Pasitsch werde nicht allein entscheiden, sondern die bedeutendsten und angesehensten Per­sönlichkeiten Serbiens zu Rate ziehen. Kein Serbe willige aber in eine Verkürzung der serbisch-griechi­schen Grenze. Der Gesandte hielt den Schritt des Bierverbandes für einen Fehler, der in Serbien ver­urteilt werde. Pasitschs Antwort werde kaum nach den Wünschen des Vierverbandes ausfallen. Auf die Frage, ob er eine sofortige Intervention Bulgariens

für möglich halte, falls die griechisch-serbischen Ge­bietsabtretungen verwirklicht werden könnten, ant­wortete der Gesandte, daß er an eine Einigung Bulgarien mit dem Vierverbande nicht glauben könne.

Vermischte Nachrichten.

Eine Erklärung des Reichskanzlers.

(WTB.) Berlin, 11. Aug. DieNordd. Allgem. Zeitg." schreibt: Auf eine an Se. Majestät den Kaiser gerichtete Bitte des amerikanischen Nachrichten­bureaus United Preß um eine Kundgebung anläßlich der Erfolge der verbündeten deutschen und österreich­isch-ungarischen Armeen in Polen hat der Reichs­kanzler geantwortet, daß Se. Majestät der Kaiser aus prinzipiellen Gründen nicht in der Lage sei, die­ser Bitte zu entsprechen. Indessen hat der Reichs­kanzler seinerseits diesen Anlaß benutzt, um der Uni­ted Preß zu erklären, daß Deutschland an die Siege in Polen vor allem die Hoffnung knüpfe, daß sie die Beendigung des Krieges beschleunigen würden. Da­bei hat er daran erinnert, wie der Kaiser in allen seinen Kundgebungen und zuletzt noch am 31. Juli ds. Js. betont hat, daß Deutschland für einen Frieden kämpft, der ihm mit den Mächten, die an seiner Seite den großen Kampf führen, diejenige feste Sicherheit gewährt, deren Deutschland für einen dauernden Frieden und seine nationale Zukunft bedürfe. Ueber Deutschlands Grenzen hinaus werde der Frieden, den wir erstreben, allen Völkern die Freiheit der Meere verbürgen und allen Nationen die Möglichkeit eröff­nen, in freiem Wettbewerb den Werken des Fort­schritts und der Gesittung zu dienen.

Städteeinkaufsgenoffenfchast.

Heidelberg, 11. Aug. Bei einer gestern hier stattgehabten Zusammenkunft der Städte Mannheim, Karlsruhe, Pforzheim, Heidelberg und Ludwigshafen wurde die Gründung einer Einkaufsgesellschaft m. b. H. zwecks gemeinsamer Beschaffung von Lebens« Mitteln beschlossen. Die Geschäftsanteile dieser Städte wurden vorläufig auf zusammen 100000 festgesetzt. Der Beitritt anderer Städte ist vorge« sehen. Nach der Ausarbeitung eines Gesellschafts­vertrags wird die entgiltige Beschlußfassung in kürzester Zeit vorgenommen. Der Sitz der Gesell­schaft und der Geschästsleitung befindet sich in Mannheim.

Die verkrachte Huldigungsadreffe.

Stockholm, 11. August. DieNationalzeitung" läßt sich von hier berichten: Aus Petersburg wird gemeldet: Der Präsident der Duma hat den Antrag, dem Zaren eine Huldigungsadreffe der Duma zu überreichen, zurückgenommen, nachdem die 95 Mann starke Linke der Duma gegen die Abfassung der Huldigungsadreffe protestiert und die Obstruktion in der Duma angedroht hatte. Das Präsidium der Duma begibt sich nunmehr ohne Huldigungsadreffe am Sonntag zur Audienz an das kaiserliche Hoflager.

Ein starkes Erdbeben in Süditalien?

Leibach. 11. Aug. DerFranks. Zeitg." wird gemeldet: Außergewöhnlich starke Nachbeben zu den bereits gemeldeten Erdbeben dauern fort. Fast stünd­lich erfolgen Aufzeichnungen, die stärkste heutige, dem Anschein nach von zerstörender Wirkung, 10 Uhr 14 Min. 11 Sek. vormittags. Nachbebenschwärme von solcher Stärke sind seit Bestand der Warte nicht beobachtet worden. Die sekundäre Schütterzone um­faßt ganz Siiditalien, wo starke wellenförmige Erd­stöße aufgetreten sind. Von der Hauptschütterzone stehen die Meldungen noch immer aus.

Die letzte Waffe der Russen.

WTB. Berlin. 10. August. DieNordd. All­gem. Ztg." schreibt unter der Ueberschrift: Russische Lügen: Wie aus der russischen Presse zu entnehmen ist, hat die in Rußland eingesetzte Greuelkommission unter dem Vorsitz des Senators Kriwzow einen Be­richt zusammengestellt, die in Tausenden von Exem­plaren versandt worden ist. Aus Einzelnotizen der russischen Blätter ergibt sich, was man russischerseits wagt, den deutschen Soldaten zur Last zu legen: Ver­brennen russischer Gefangener, Erschießen friedlicher Einwohner, Marterung von Gefangenen, Abschneiden von Fingern. Foltern mit glühenden Eisenstangen, das sind einige der wirsameren Nummern aus diesem Schreckenskabinett. Wir sind überzeugt, daß niemand außerhalb Rußlands diesen allzudummen Lügen Glauben schenken wird. Die russischen Greuelberichte, die gerade so unglaubwürdig sind, wie die russische Behauptung, daß die russischen Truppen Warschau verlassen hüten, um der Stadt die Beschießung zu er­sparen, richten sich selbst. Ihnen im einzelnen zu widersprechen, wäre zwecklos, da sie unkontrollierbar sind und der Greuelfeldzug von der russischen Re­gierung zur Verhetzung der kritiklosen Menge gegen