vordringenden linken Flügel der Heerestruppe des Generalfeldmarschalls v. Mackensen. Auf der Front von Ostrom bis zum Bug wurden die Nachhuten auf ihre Hauptkräfte zurückgeworfen.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 10. Aug. Amtliche Mitteilung vom 10. Aug. mittags: Russischer Kriegs­schauplatz. Die Verfolgung des aus dem Weichsel­lande weichenden Gegners dauert an. Die Truppen des Generals Koevecs haben den Raum südöstlich Zelechow genommen. Ihnen schlossen sich die über den unteren Wieprz vorgerückten Teile der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdinand an. Auch das Wieprz- knie bei Kozk ist an mehreren Stellen überschritten. Weiter östlich in der Front bis zum Bug nahmen unsere Verbündeten eine Reihe von feindlichen Nach­hutstellungen. Am Bug und an der 3lota-Lipa ist die Lage unverändert. Bei Czernelica auf dem Süd­ufer des Dnjestr bemächtigten sich inneröstereichische und küstenländische Heeres- und Landwehrregimenter einer briickenkopfartigen Stellung, welche die Russen bisher hartnäckig zu behaupten wußten. Der Feind flüchtete über den Fluh und lieh 32 Offiziere und 2800 Mann als Gefangene, sowie 0 Maschinenge­wehre, viel Fuhrwerk- und zahlreiches Kriegsmate­rial in unserer Hand.

Italienischer Kriegsschauplatz. Die täglichenGeschützkämpfe an der Südwestfront hielten auch gestern an. Im Görzischen und bei Plawa stei­gerten sie sich zuweilen zu bedeutender Heftigkeit. Drei italienische Angriffe gegen den nach Westen vorspringenden Teil des Plateaus von Doberdo und ein Vorstoß des Feindes bei Zagora (südöstl. Plawa) wurde abgewiesen. Sonst hat sich nichts von Be­deutung ereignet.

Großer Lustschiffangriff auf England.

(WTB.) Berlin, 10. Aug. In der Nacht vom 9. zum 10. August führten unsere Marineluftschiffe Angriffe gegen befestigte Küsten- und Hafenplätze der englischen Ostkiiste aus. Trotz starker Gegenwir­kung wurden britische Kriegsschiffe auf der Themse, die Docks von London, ferner der Torpedobootsstiitz- punkt Harwich und wichtige Anlagen am Humber mit Bomben beworfen. Es konnten gute Wirkungen beobachtet werden. Die Luftschiffe sind von ihrer er­folgreichen Unternehmung zurückgekehrt.

Der Stellvertreter des Chefs des Admiralstabs: gez. Behacke.

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Der fluchtartige russische Rückzug.

Berlin, 10. Aug. Aus dem k. und k. Kriegspresse­quartier wird demBerl. Tagebl." gemeldet: Der russische Rückzug ist mit dem Durchbruch bei Lubar- tow-Miechow in eine schwere Krise geraten. In wil­der Flucht suchen die Russen die Rückzugsmöglich­keiten teils in nördlicher, teils in östlicher Richtung. Der bei Lubartow erfolgte Durchbruch macht es fraglich, ob die geschwächten russischen Kräfte die schwierige Rückzugsoperation gegen unsere frontal und flankierend angreifenden Truppen durchführen können. Die Russen fluten auch vor den Armeegrup­pen Woyrsch und Koeveß zurück und dadurch wurde auch ihr am östlichen Weichselufer bisher verhältnis­mäßig unerschütterlich stehendes Zentrum in Mit­leidenschaft gezogen. Seit dem Durchbruch bei Lub­lin und Cholin, seit dem Weichselübergang, seit der Erstürmung der Vorwerke von Jwangorod ist ihre strategische Lage unhaltbar, und sie kämpfen nur da­für, ihre Umgruppierung womöglich unbehelligt durchführen und die großen, in diesem Raume ge­sammelten Vorräte in Sicherheit bringen zu können. Die Siege der Verbündeten bei Lubartow und am Narew gefährden die Durchführung aller dieser Pläne.

Bor der Räumung Beffarabiens.

Bukarest, 10. Aug. DerNationalzeitung" wird von hier berichtet: Die russischen Behörden Beffara- biens treffen, wie die in Jassy erscheinende Zeitung Opinja" mitteilt, Maßnahmen, die darauf schließen lassen, daß man stark mit einem Aufgeben dieser Provinz rechnet. Die Behörden und Privatpersonen haben den Befehl erhalten, die Ernte so schnell wie möglich in Sicherheit zu bringen und die Getreide- vorräte ins Innere zu schaffen. Der Mangel an rollendem Material macht jedoch eine schnelle Siche­rung der Ernte unmöglich. Ebenso ist der Personen­verkehr stark beschränkt, da die Eisenbahnen aus­schließlich Verwundete und Truppen befördern.

Ein russischer Trostbericht.

Petersburg. 10. August. Die amtliche Peters­burger Telegraphenagentur meldet: Nach den er-

Amtliche Beka»»t«achi»«g.

Entlohnung der zu landwirtschaftlichen Arbeiten während der Dauer des Krieges beurlaubten Mannschaften.

Zur einheitlichen Regelung der Entlohnung der zu land- wirtschaftlichen Arbeiten während der Dauer des Krieges be­urlaubten Mannschaften wird bestimmt:

Neben Unterkommen und Verpflegung ist den Mann­schaften ein« bare Entlohnung von 1 Mark auf den Kopf und Arbeitstag zu bezahlen

Eine über diesen Mindestsatz hinausgehende weitere Vergütung für besonders anstrengende oder langandauernde Arbeitsleistungen ist dem billigen Ermessen der Arbeitgeber überlassen. Die Mannschaften haben keinen Anspruch darauf.

Die Beurlaubten sind in der gleichen Weise wie Zivil­personen während der Dauer ihrer Verwendung in land­wirtschaftlichen Betrieben der gesetzlichen Versicherung unter­worfen.

Stuttgart, den 7. August 1915.

Der stellv. kommandierende General des XIII. A.-K. von Marchtaler.

Aus obige Bestimmungen werden die Beteiligten hiemit hingewiesen.

Calw, den 10. August 1915.

K. Oberamt: Binder.

Maul- und Klauenseuche.

Die Maul- und Klauenseuche in Roh rau, Oberamts Herrenberg, ist erloschen. Sämtliche Schutzmoßregeln sind ausgehoben.

Calw, den 10. August 1915.

K. Oberamt: Binder.

haltenen Nachrichten wurde Warschau von all dem entblößt, was eine militärische Bedeutung haben könnte. Die Bahnhöfe, die Brücken, die Landungs- brllcken waren zerstört, das ganze technische Material der Eisendraht, wurde hinter der Armee in Sicherheit gebracht. Selbstverständlich wurden auch die Kriegs­munition, die Regierungsinstitute und die öffent­lichen Banken geräumt. Die strategische Lage hätte der russischen Armee gestattet, Warschau noch länger zu halten. Aber ein längerer Aufenthalt auf dem linken Weichselufer hätte die freie Bewegung der Armee gehindert und die Stadt der Gefahr einer Be­schießung und der Zerstörung ihrer historischen Denk­mäler ausgesetzt (die jetzt von den Russen selber be­schossen werden!) Die deutsche Armee hat in War­schau nichts vorgefunden, was ihre Lage hätte ver­bessern können. Andererseits hat der Empfang,den ihr die polnische Bevölkerung bereitete, gezeigt, wie heikel die Lage der Deutschen in der polnischen Hauptstadt sein wird. Die Nachrichten bezüglich eines Sonderfriedens (?), den Deutschland abschließen wolle und die aus Kopenhagen stammten, zeigen deutlich, daß die Deutschen sogar an dem auf die Ein­nahme Warschaus folgenden Tage keine Freude empfinden. Offenbar hat die Erklärung der Duma, den Krieg bis zu einem siegreichen Ende fortzusetzen, die deutsche Freude anläßlich der Besetzung Warschaus ernstlich gestört und dies vor allem nach den Artikeln der russischen Blätter von gestern und heute.

Warschaufieber der französischen Presse.

Genf, 10. August. Die französische Presse ist durch die letzten Meldungen vom russischen Kriegs­schauplätze völlig fassungslos, da nunmehr die wei­tere Gefährdung der russischen Rückzugslinie bestätigt wird.Euerre Soziale" erfährt, daß eine neue rus­sische Armee mit dem Standort in Petersburg in Bildung begriffen ist, um nötigenfalls die Hauptstadt zu beschützen. Die meisten Blätter rechnen ernstlich damit, daß Deutschland auch Livland besetze, um den Frieden in Petersburg zu diktieren. DerTemps" dagegen glaubt, daß der nächste Schlag gegen Serbien gerichtet sein werde. Hervö erwähnt in einem Leit­artikel die Möglichkeit eines Durchmarsches deutscher und österreich-ungarischer Truppen durch Bulgarien, um die Dardanellen zu entsetzen. DerEclair" schreibt, statt einer Invasion Englands dürfte Kaiser Wilhelm eine Aktion gegen den Suezkanal planen. Paris Midi" ist derselben Meinung, denn die Deut­schen scheinen Aegypten als die Achillesferse Eng­lands zu betrachten.

Die Lage auf dem Balkan.

Stimmungsumschwung auf dem Balkan?

Konstantinopel, 10. Aug. Der Korrespondent derFranks. Zeitg." meldet: Ein griechischer, mit der Politik Griechenlands und der Balkanländer durch­aus bewanderter, hier auf der Durchreise befindlicher Staatsmann, erklärte mir heute: Die Ueberreichung der Note des Vierverbandes in Athen, welche eine förmliche Abschrift der letzten Vorschläge desselben

an Bulgarien darstellt, sei das beredteste Zeugnis der Kopflosigkeit, welche diese politische Koalition erfaßt habe. Dem Ansehen und den Sympathien, welche immer weitere Kreise Griechenlands dem deutschen Reiche entgegen bringen, sei nichts mehr wie die sich häufenden Fehler des Vierverbands zu statten gekommen. Derselbe sezierte die Balkan­staaten rücksichtslos wie leblose Körper, unbeküm­mert um ihre Zukunft und nur dem eigenen Inte­resse dienend. Die gewaltsamen Praktiken, welche England dem friedlichen Schiffsverkehr der neutralen Staaten entgegensetzt, suche es jetzt auf die Vertei­lung der Balkanstaaten zu übertragen. Die jüngsten Offerten Englands an Bulgarien und Griechenland seien schamlos. Griechenland werde sie in unzwei­deutigster Form ablehnen. Soweit jedoch der Vier­verband sich vermesse, griechisches Territorium wie Kawalla und sein Hinterland an Bulgarien zedieren zu wollen, werde der Ministerpräsident Gunaris außer der Ablehnung noch einen energischen Protest an den Vierverband richten. Mein griechischer Ge­währsmann war vor wenigen Tagen auch in Nisch. Die Stimmung der serbischen Kreise gegen den Vier­verband weife ersichtlich erbitterte Züge auf. Ser­bien weise die ihm vom Vierverband gestellten An­sinnen zurück. Auch in Bulgarien werde man diese Anträge richtig einzuschätzen wissen. Wenn der Vier­verband, so folgert dieser Staatsmann, die einge­schlagenen Bahnen nicht schleunigst verlasse, so werde eine Metamorphose sich vollziehen, welche kein Mensch bei Ausbruch des Krieges vorauszusehen wagte, nämlich die Äbschwenkung der Balkanstaaten zu den Zentralmächten. DieAgence Havas" meldet aus Athen: Amtlich wird die Meldung des Blattes Utro" aus Sofia dementiert, wonach eine Anleihe von 200 Mill. durch die griechische Regierung in Deutschland abgeschlossen worden sein soll.

Bulgariens abwartende Politik.

(WTB.) Wien. 10. Aug. Nach einer Mitteilung derNeuen Freien Presse" aus Sofia hat der Mi­nisterpräsident Radoslawow eine Abordnung der Agrarpartei empfangen, die sich über die politische Lage unterrichten wollte. Radoslawow teilte den Entschluß mit, über den letzten Vorschlag des Vier­verbandes keine Einzelheiten verlauten zu lassen, und erklärte weiter, es bestehe die Hoffnung, daß in der allernächsten Zeit eine friedliche Verständigung mit der Türkei herbeigeführt werde. Die Bezieh­ungen zu Rumänien seien freundschaftlich, aber eine endgültige Verständigung sei bisher noch nicht er­zielt worden. Die rumänische Regierung habe sich damit einverstanden erklärt, die Verpflichtungen be­züglich der Durchfuhr bulgarischer Waren einzuhal­ten. Die griechische Regierung habe in letzter Zeit Maßregeln zur Verbesserung des Schicksals der Bul­garen in Griechisch-Mazedonien versprochen; das Kabinett Gunaris zeige indessen bisher keinerlei Geneigtheit zu einer Verständigung mit Bulgarien auf der Grundage von Landzugeständnissen. Schließ­lich betonte Radoslawow, die Regierung sei ent­schlossen, bis auf weiteres die gegenwärtige Politik loyaler Neutralität fortzusetzen, da der Augenblick noch nicht eingetreten sei, der eine Aenderung dieser Politik erheische.

Griechenland.

Athen, 10. Aug. Die Nachricht, daß der König den Wunsch geäußert habe, Venizelos zu sehen, wird bestritten. Dagegen verlautet, daß der König sämt­liche früheren Ministerpräsidenten vor der Eröffnung der Kammer zur Beratung zu sich kommen lasten wird.

Die rumänischen Landwirte gegen die Regierung.

Es ist -wiederholt schon aus Rumänien gemel­det worden, daß man in rumänischen landwirtschaft­lichen Kreisen in wachsendem Maße erbittert ist über die Ausfuhrschwierigkeiten, die für das Getreide durch die Politik des Finanzministers Costinescu gemacht werden. Diese Mißstimmung ist jetzt auch auf dem Kongreß der rumänischen Landwirte sehr deutlich zum Ausdruck gekommen, und es ist ein­stimmig eine gegen die Regierung gerichtete Reso­lution zur Annahme gelangt. Der Kongreß wurde von dem Großgrundbesitzer Secele-anou eröffnet. Er bezeichnet«, nach derBost. Ztg.", das Gebaren des Finanzministers Costinescu als öffentlichen Skan­dal. Die Korruption habe das ganze Land moralisch zerfreffen. Die ewig wechselnden Maßnahmen des Finanzministers hätten heillose Verwirrung gestiftet, was zu Unterschleifen aller Art geführt habe. Im Namen derVereinigung der landwirtschaftlichen Syndikate" erklärte der Vorsitzende, daß die Finanz­politik und die wirtschaftlichen Maßnahmen des Fi­nanzministers Costinescu für die Interessen der ru­mänischen Landwirtschaft geradezu verhängnisvoll geworden seien. Ein Kammerabgeordneter, der im