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Krieg eingreisen muh, es muß aber einen günstrgen Augenblick abwarten, wo es seine nationalen Ideale verwirklichen kann. Bulgarien kann nicht länger im Zustande der aktiven Mobilisierung bleiben.
Sofia. 7 Aug. Von maßgebender Negierungsstelle erfährt die „Köln. Zoitg". daß die Vertreter des Vierverbandes nacheinander sämtlich der bulgarischen Regierung Erklärungen abgegeben haben, die aber gegen die Haltung Serbiens noch nicht alle von der bulgarischen Regierung gewünschten Aufklärungen enthalten. Es wurden keine schriftlichen Noten überreicht. Die Regierung bezeichnet die Lage Bulgariens im Hinblick auf die Kriegsereignisse als sehr günstig. Die türkisch-bulgarischen Verhandlungen gehen auf freundschaftlicher Grundlage weiter.
Haag, 7. Aug. „Havas" meldet aus Saloniki: Wie in Bukarest verlautet, werden am 6. August 10 Reserveklassen des bulgarischen Heeres, zunächst 40 000 Mann, angeblich zu Uebungszwecken einberufen. Alle längeren Urlaubsbewilligungen für Offiziere des bulgarischen Heeres sind gestrichen worden. In der Nähe von Naja und Predeal werden große Verteidigungsbauten ausgeführt.
Budapest, 8. Aug. „Az Est" meldet der „Deutschen Tagesztg." zufolge aus Sofia: Die Aussichten des Vierverbands haben sich, wie auch russenfreundliche hiesige Blätter offen zugeben, wesentlich verschlechtert durch die Einnahme Warschaus durch die Verbündeten. Diese Erfahrung machte insbesondere der französische Gesandte Lrupi bei seinen jüngsten Besuchen bei bulgarischen Staatsmännern, wo ihm überall bedeutet wurde, daß Bulgarien unbedingt auf der Rückgabe ganz Mazedoniens bestehe. Dazu meldet „A Nap", daß der Fürst Trubetzkoi vollständig daraus verzichte, Serbien zur Rückgabe von Mazedonien zu bewegen. — „A Nap" meldet aus Sofia: Die Bevölkerung der bulgarischen Hauptstadt erfuhr gestern nachmittag den Fall Warschaus durch Sonderausgaben der Blätter. Darauf sammelten sich große Menschenmassen an. die zuerst vor die österreichischungarische und dann vor die deutsche Gesandtschaft zogen und den beiden Zentralmächten begeisterte Kundgebungen darbrachten.
Berlin, 8. Aug. Wie das „Berliner Tageblatt" aus Wien erfährt, hatte der neue Schritt des Vierverbands in Sofia ebensowenig Erfolg wie die vor- hergeqangenen. Die Regierung erklärte den Gesandten der Ententemächte, daß die neue« Vorschläge die Haltung Bulgariens nicht zu ändern vermöge«, da fie jeglicher Garantien entbehrten und demnach nur als leere Berfprechuuge« betrachtet werden müßten.
Wien, 7. Aug. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Athen: Drei bulgarische Offiziere haben in Dedeagatsch den dortigen italienische« Konsul überfallen und blutig geschlagen. Der italienische Gesandte in Sofia verlangte strenge Bestrafung der Schuldigen.
Rumänien.
Bukarest. 7. Aug. Der „Universal" erörtert an leitender Stelle die Frage der Durchlassung von Waffen und Munition für die Türkei und sagt, die Neutralität Rumäniens könne in keiner Weise ein Hindernis dagegen sein, Kriegsgeräte für die Türkei durchzulassen, denn was andere Staaten tun, kann Rumänien auch für sich in Anspruch nehmen. Deswegen könne Rumänien kein Vorwurf treffen, umso weniger, als durch sein Gebiet es schon früher Kriegstransporte für die gegnerische Seite durchgelassen habe. Zu bedenken wäre auch, daß der Vertrag Rumäniens mit den Zentralmächten nicht gekündigt wurde, weshalb eine Verhinderung der Munitionszufuhr eine Aufhebung der Vertragspflichten durch herausforderndes Benehmen bedeute. Eine solche Handlung müßten jedoch die Zentralmächte als einen Akt des Wohlwollens für ihre Gegner betrachten. So weitergehen könne es auf keinen Fall. Entweder Krieg oder Neutralität, nicht aber beides zugleich. Der gegenwärtige Zustand könnte für Rumänien in Zukunft schwere Konflikte z ur Folge haben. _
Bon unseren Feinden.
Hinter den Kulissen der Duma.
(WTB.) Kopenhagen. 8. Aug. Wie dem „Rjetsch" zu entnehmen ist, hat in der Duma der Kadettenführer Miljukow, dessen Rede in dem amtlichen Auszug unerwähnt geblieben war, unter dem großen Beifall der Linken u. a. ausgeführt: Die Versicherungen der Regierung hätten sich als leere Worte erwiesen. Das Volk wolle jetzt das Versäumte nachholen und sende seine Vertreter mit dem Befehl, der Regierung die Wahrheit zu sagen. Die Regierung habe alles getan, um die patriotische Begeisterung im Volk zu töten. Man habe die unsinnigsten Verfolgungen fremder Böker gesehen, die Rußland in den Augen der ganzen Welt herabsetzten, und die allerdümmsten Maßnahmen zur Rufsifizierung Galiziens.
Erst heute sei nach früher nebelhaften Aufrufen des Generalissimus das Wort von der Autonomie Polens gefallen. Der Redner verlangte schließlich die Rückführung der unter Anklage stehenden sozialistischen Mitglieder in die Duma, da sie völlig unschuldig seien, und sofortige Amnestie für politische Verbrecher. Pogrome und Bestechungen mehrten sich immer fort. Mit dem Abgang des Kriegsministers sei nichts getan, da er die Duma direkt betrogen habe. Miljukow verlangte eine gerichtliche Untersuchung und schloß mit dem Verlangen einer vollständigen Aenderung des inneren Kurses, da für Rußland jetzt alles auf dem Spiele stehe.
Rußlands Kredit in England.
Haag, 7. Aug. Die Londoner Banken haben die Uebernahme einer russischen Kriegsanleihe in diesem Augenblick abgelehnt, und nahmen lediglich nur etliche hundert Millionen Franken russischer Schatzwechsel als Gegenwert für die Bezahlung der fällig gewordenen russischen Staats coupons an.
Unruhen in Moskak.
Berlin, 9. Aug. Nach einer Meldung des „Berliner Lokalanzeigers" aus Stockholm hat in Moskau bei der Einziehung der 19jährigen eine Straßendemonstration von Militärpersonen stattgefunden. Es wurden Rufe laut wie: „Schlachtet keine Kinder!" „Nieder mit dem Krieg!" Als die Polizei sie auseinandertreiben wollte, leisteten fie mit den Waffen Widerstand.
Italien ruft weitere Reserven ein.
Rom, 7. Aug. Die „Kölnische Zeitung" schreibt: Aufsehen erregt in Italien die Einberufung aller zurückgestellten Jahrgänge 1892,1893 und 1894. Der „Eorriere della Sera" gibt die demnächstige Musterung aller alten Jahrgänge voraus.
„Bei vorsichtigem Auftreten".
Mailand, 8. Aug. Nach dem „Secolo" verlas der Kolonialminister Martini im gestrigen Mini- sterrat einen ausführlichen Bericht des Generals Ameglio über Libyen, nach dem damit gerechnet werden könne, daß bei vorsichtige« Auftreten die italienische Trikolore bald wieder über ganz Trip»» Manien wehen werde.
Die Neutralen.
Deutschfreundlichkeit in Spanien.
Paris, 8. Aug. Der Madrider Korrespondent des „Temps" schreibt, daß die Geistlichkeit in Spa- nie« eine freiwillige Werbetätigkeit zu Gunsten Deutschlands betreibe. Einige Geistliche hätten in ihren Predigten anempfohlen, Sammlungen für Deutschland zu veranstalten. Die linksstehende Presse nehme gegen diese Werbetätigkeit scharf Stellung.
Englische Kontrolle.
Saloniki 7. Aug. Aus Sorge, daß amerikanisches Petroleum den deutschen Unterseebooten geliefert werden könnte, läßt England seinen Verkauf überwachen und will nötigenfalls seine Einfuhr unterbinden.
Amerikanische Stimmen gegen die englische Seewillkür.
(WTB.) Newyork, 8. Aug. Durch Funkspruch vom Privatkorrespondenten des WTB.: Die englischen Antwortnoten auf den amerikanischen Protest wegen Unterbindung des Handels, die von den Blättern in allen Teilen des Landes als unbefriedigend und als einen weiteren Protest erfordernd bezeichnet wurden, werden jetzt von vielen Blättern als eine Beleidigung Amerikas aufgefaßt. Verschiedentlich macht sich ein spöttischer Ton gegen England in den Blättern bemerkbar. Es wird erklärt, daß Amerika seinen Standpunkt nicht ändern könne. England mißbrauche die Kontrolle auf der See in diesem Kriege ebenso wie in früheren Kriegen. Die führenden Bankiers und Baumwollproduzenten im Ealvestoner Distrikt sind, nach der „Newyork Sun" der Ansicht, daß die Haltung Englands lediglich einen Versuch der englischen Finanzleute bedeute, die Kontrolle des Welthandels zu erlangen. Diese Kreise verlangen, daß der Präsident sofort durchgreifende Schritte tue, um die Durchführung der von England vertretenen Grundsätze zu verhindern.
Die Munitionsfrage im Kongreß.
WTB. Manchester» 8. Aug. Der Londoner Korrespondent des „Manchester Guardin" meldet aus bester Quelle, der amerikanische Kongreß werde in wenigen Wochen zusammentreten, und es werde ein Gesetzentwurf eingebracht werden, der die Ausfuhr von Munition a» Kriegführende verbiete» fall. Die Agitation dafür sei überwiegend pazifistisch, aber es bestehe die Möglichkeit, daß fie durch amerikanische Handelsinteressen verstärkt werden.
Ein amerikanisches Fliegerkorps für Frankreich?
Berlin, 8. Aug. Aus Rotterdam meldet die „B. Z.": Ein aus 1000 Flugzeugen bestehendes Fliegerkorps, das aus amerikanischen Mitteln und amerikanischen Fliegern bestehen soll, wird nach einer Meldung der Nerwyorker „World" aus Patis von einer diplomatischen Persönlichkeit, die früher Vertreter der Vereinigten Staaten war, ins Leben gerufen werden und während des Krieges der französischen Heeresleitung zur Verfügung gestellt werden. Es sollen bereits 4 Millionen Mark von reichen Amerikanern für diesen Zweck zusammengebracht worden sein. Die Gründung dieser Truppe ist durch die Absicht bestimmt worden, für die Luftflotte der Vereinigten Staaten im Kriege geschulte Flieger zu schaffen. An die Studenten verschiedener Universitäten sind bereits Aufrufe zur Beteiligung an dem Unternehmen ergangen. Das Korps soll eine selbstständige Truppe unter eigenen Offizieren bilden, für die die bereits im französischen Heere tätigen amerikanischen Flieger Thaw, Norman, Prince und Curtis ausersehen sind.
Der Wert der deutschen Funkenstalionen.
Auf der in vergangener Woche in London gehaltenen Generalversammlung der Marconi-Gesell- schaft für drahtlose Telegraphie kam, wie das „Hamburger Fremdenblatt" berichtet, der Vorsitzende Senator E. Marconi auch auf die deutschen Funkenstationen zu sprechen. Seiner Ansicht nach habe die deutsche Regierung in der letzten Zeit vor Kriegsausbruch für den Bau von Funkenstationen insbesondere in den deutschen Kolonien ein Kapital von 40 Millionen Mark aufgewendet. Es sei durchaus verfehlt, behaupten zu wollen, die Kriegsereignisse in den Kolonien hätten dargetan, daß dieses Kapital völlig zwecklos ausgegeben sei. „Denn", fuhr er wörtlich fort, „man muß sich erinnern, daß England an Deutschland den Krieg am 4. August um 12 Uhr Mitternacht erklärte. Am 4. August 5 Uhr nachmittags sandte aber Deutschland durch seine Stationen für drahtlose Telegraphie die Meldung: „Krieg mit England bevorstehend, so schnell wie möglich neutrale Häfen anlaufen!" Diese Meldung wurde von allen deutschen Stationen unter einander weilergegeben. Jede Station sandte sie aufs Meer hinaus auf einen Aktionsradius von über 20000 Meilen. Durch diese Meldung, die nur ein paar Minuten in Anspruch nahm, gelang es Deutschland, den größten Teil seiner Handelsflotte zu retten. Selbst wenn nur ein einziges Schiff etwa vom Typ „Vaterland" gerettet worden wäre, so würde dadurch der gesamte Kostenaufwand für die drahtlosen Stationen gedeckt sein. Wir wißen aber alle, daß Deutschland durch diese Meldung weit mehr erreichte.
Aus Stadt und Land.
Lal», den 9. August 1918. Verlustliste für den Oberamtsbezirk Ealw.
Aus der amtlichen württembergischen Verlustliste 239 bis 240.
Grenadier-Regiment 119, Stuttgart.
Ginader, Otto — Gechingen — s. verw. — Breit- i ng, Richard — Gechingen — ges. — Ernst, Paul — Stammheim — I. verw.
Safanterie-Regimeut Nr. 128, Stuttgart.
Süßer, Karl — G echingen — verw.
Dragoner-Regiment Nr. 26, Stuttgart-Tauustatt.
Lörcher, Michael — Oberreichenbach — l. verw.
Vom Rathaus.
Sitzung der Ortsarmenbehörde und des Eemeinde- rats am Freitag, den 6. Aug., nachmittags 4)4 llhr. unter dem Vorsitz von Amtsverweser E.R. Eugen Dreiß. Anwesend sind 11 Mitglieder und Dekan Zeller. Der Vorsitzende begrüßt mit freundlichen Worten das neue Mitglied der Ortsarmenbehörde, Herrn Dekan Zeller, und wünscht ihm ein gedeihliches Mitarbeiten mit dem Eemeinderat. — Von den ausmarschierten Soldaten sind dekoriert worden Oberst Scholl, Katastergeometer Leutnant Charrier, der an seiner schweren Verwundung verstorbene Leutnant Steudle, Unteroffizier Buck, Methodistenprediger, Unteroffizier Niethammer und Gefreiter Beutler. Die Kollegien erheben sich zu Ehren der Ausgezeichneten von ihren Sitzen. — Der Vorsitzende verliest mehrere Kartengrüße und Briefe von Stadtschultheiß Conz. Die Ortsarmenbehörde bewilligt hierauf einige Gesuche um Wochengeldbeiträge. — E.R. Stan- denmeqer bringt zur Sprache, daß die alte schöne Sitte, wonach Kinder beim Abendläuten nach Hause gehen muffen, leider ausgehört habe: es herrsche in den Straßen nach dem Läuten oft ein wüster Lärm von Schulkindern und es wäre wünschenswert, daß dieser Unfug besonders in der ernsten Kriegszeit aushören würde. Der Gemeinderat bestätigt diese Abnahme der guten Ordnung und richtet an die Eltern eine energische Aufforderung, für Einführung der alten Sitte wieder zu sorgen und ihre Kinder zum zeitigen Heimgehen zu veranlassen. Die Rektorate der hiesigen Schulen sollen ebenfalls ersucht werden, ihre Mitwirkung zur Steue-