Sette S
Schwarzwälder Tageszeitung
Nr. 294
»as urrett ver Reiscnsen war schon vor dem Kriege sehr abfällig. Da heißt es einmal kühl und nüchtern, Sheffield ist eine häßliche und düstere Industriestadt". Und in einem anderen Bericht: »Sheffield ist fast immer in Rauch gehüllt, und nur in den Vorstädten kann man einigermaßen die frische Luft und die uhöne Eegend genießen."
Das war im Frieden. Die Rauchwolken sind unterdessen noch viel dichetr geworden, denn genau so wie Coventry und Birmingham ist Sheffield ganz auf die englischen Rüstungspläne umgestellt worden. Tag und Nacht rasseln die Maschinen, glichen küe Gießereien, donnern die Walzwerke und qualmen die Schlote, um die Stahl- und Eisengrundlage für die massierte Industrie der Midlands zu sichern. Ist es da ein Wunder, wenn Sheffield ein beachtlicher Faktor in den Planquadraten der deutschen Blinden- ziele geworden ist?
Etwa 600 00l> Einwohner sind im Industriegebiet oon Sheffield zu Hause. Merkwürdigerweise haben sich in diesem schmutzigen Häusermeer große Teile der englischen Vildungsanstalten niedergelassen; man hat in Sheffield eine Universität, eine Medizin- schule, ferner Seminare für Lehrer und Lehrerinnen und für wesleyanische Priester, mehrere Gymnasien, Museen, Bildergalerien und Kunstschulen. Eine dünne Oberschicht kommt in den Genuß dieser Einrichtungen; die erdrückende lleberzahl des Volkes von Sheffield wohnt in menschenunwürdigen Behausungen; sie vegetiert dahin, denn Sheffield in den Midlands ist die Stadt der rücksichtslosen großindustriellen Großverdiener.
Sheffield, ein einziges Flammenmeer
Von Kriegsberichter Julius Heidrich.
DNB .... 13. Dez. (PK.) Wieder hangen wir mit unseren braven He 111 über dem Kanal. Langsam gewinnen wir an Höhe, Die schwache Wolkenschicht liegt bald unter uns. Im bellen Mondlicht können wir von der Bodenwanne aus die Bomben schwersten Kalibers unter dem schlanken Leib unserer Maschine hängen sehen. Diese eisernen Grütze sind für das englische Industriezentrum Sheffield mit ihren 20 und mehr Stahlwerken, Motorenwerken, Chemischen Fabriken, Gas-, Wasser- «nd Elektrizitätswerken und sonstigen Fabriken bestimmt. Mit ! Recht hat Sheffield den Namen „( 'mielztiegel" Englands erhalten. Hier entstehen vom feinsten s 'rkzeugstahl bis zum hochwertigsten Flugmotor alle nur erdet, ichen Kriegsmaterialien.
Die Wolkendecke hat aufgehört und nur vereinzelt kleine Wölkchen stehen wie verlorene Schäfchen am klaren Nachthimmel. Wir haben die englische Küste erreicht. Trotz unserer Höhe können wir die schroffen Kreidefelsen und die Stellungen längs der !Kiiste mit bloßem Auge sehen. Aber wir müssen weiter. Vereinzelte Scheinwerfer tasten mit ihren Spinnbeinen den Himmel ab. Jedoch die mondhellen Nächte läßt sie nicht richtig zur Wirkung kommen. Auch die jeweils zu einem Strahlenbündel zusam- mengekoppelten Scheinwerfer können uns nichts anhaben und müssen uns ziehen lassen. Da sehen wir, wie die Flak mit Hilfe der Scheinwetfer bemüht ist, eine» Angriff auf Southampton abzuwehren, während einige Zeit später über London das gleiche Schauspiel angeht. Wir wären auch gerne mit dabei, aber unser Ziel ist heute Sheffield, der „Schmelztiegel" Englands.
^ Da meldet auf einmal der Funker, Achtung, Nachricht von den zurückkehrenden Maschinen: „Sheffield brenntan allen ^EckenundEnde n". Nach kurzer Zeit sehen wir vor uns einen ^Riesenbrand. Wir müssen noch viele Minuten fliegen, bis wir nähere Einzelheiten feststellen können. Jetzt sind wir heran. Unter uns scheint die Hölle los zu sein. Die Flak bedient uns bestens mit allen Kalibern, die ihr zur Verfügung stehen. Auch die Scheinwerfer sind sehr rege und versuchen uns einzufangen. Aber diesen Hexenkessel durchfliegen wir seelenruhig, drehen um und können jetzt, nachdem wir noch heruntergegangen sind, mit guter Erdsicht und Mondlicht, das jedes Wasser zu einem Spiegel macht, unsere Bomben ins Ziel werfen. Wir erkennen die markante Doppelschleife des River Don, an dessen Ufern ein Stahlwerk lag. Aber wie sieht das jetzt aus? Zu beiden Seite« des Flusses Brand an Brand. Die kleinen Brandherde, die vielleicht in Stunden ebenfalls Riesenfeuer sind, haben wir gar nicht zählen können. Dort im Nordweste» einst das Gaswerk, jetzt ein zuckenddr Feuerherd. Gleich daneben die Chemische Fabrik, aus deren Tankanlagen dicke schwarze Rauchschwaden gegen Himmel steigen. Und dort im Südwesten der Stadt die Motorenwerke. Die rotglühenden Stahlgerüste der heruntergebrannten Hallen und Lagerhäuser sehen wie die Esse eines Hochofens aus.
> Wir mußten heimwärts. Wir verlassen den fürchterlichen Schauplatz der Vergeltung, um anderen Maschinen Platz zu mache«, ^ie das Werk des Zerstörens vollenden. Hinter uns leuchtet glut- ^ot Sheffield, der einstmals stolze „Schmelztiegel" Englands.
j Bristols Industrieanlagen zertrümmert
Lilderkundung beweist de« Erfolg der drei Großangriffe
> a«f Bristol.
' Berlin, 13. Dez. Die am 12. Dezember durchgeführte Bild- Erkundung erbrachte den Beweis, daß die gegen Bristol 4» diesem Monat durchgeführten drei Angriffe von bestem Erfolg gekrönt waren. Ein wichtiges Gebiet mit zahlreichen Industrieanlagen ist in einer Ausdehnung von 120ümal 1200 Metern vollständig zertrümmert und ausgebrannt. Ein umfangreicher Teil der Kai- und Hafenanlagen ist eingestürzt. Ein Gaswerk erhielt mehrere Volltreffer. In dem benachbarten Hafen von Avonmouth konnten ähnliche Zerstörungen fest- bestellt werden.
Italienische Erfolge bei Pogradetsch
-Breme" über die Eefechtstatigkeit a» der albanische« Grenze.
Belgrad, 13. Dez. Don der jugoslawisch-albanischen Grenze meldet der Berichterstatter der „Vreme" u. a. aus Birolj Mona- stir daß die Eefechtstätigkeit an der Front um Pogradetsch am Donnerstag äußerst gering gewesen sei. Den Italienern sei es gelungen, am Mittwoch und Donnerstag den Bergabhang oberhalb des Dorfes Starove, drei Kilometer nördlich von Pogradetsch wieder zu besetzen. Ebenso sei es ihnen gelungen, südwestlich von Pogradetsch bei dem Dorfe Trebanije eine neue wichtige Stellung, der eine große Bedeutung zukomme, zu beziehen. Ferner hätten die Italiener in diesem Abschnitt neue Truppen an di« Front gebracht.
Der italienische Wehrmachisbericht
Rom, 13 Dez. Der italienische Wehrmachtsbericht vom Freitag hat folgenden Wortlaut:
Das Hauptquartier der Wehrmacht gibt bekannt:
An der Cyrenaika-Krenze im Gebiet von Sollum und Sidi Voran! sowie im südöstlichen Wüstengebiet wurden die heftigen Kämpfe zwischen unseren Truppen, die sich mit großer Tapferkeit schlagen, und den feindlichen Panzerkolonnen fortgesetzt.
Unsere Jagd- und Bombenstaffeln sind trotz heftiger Sandstürme ununterbrochen von Tagesgrauen bis Sonnenuntergang in der Luft gewesen und haben feindliche Einheiten mit Bomben belegt und dabei auch Brände ausgelöst.
Die Gesamtzahl der am 9. Dezember im Luftkampf abgeschossenen feindlichen Flugzeuge hat sich auf 18 erhöht. Am gleichen Tage sind zwölf eigene Flugzeuge nicht zurückgekehrt.
In Ostafrika Patrouillentätigkeit an der Sudangrenze mit Unterstützung unserer Luftwaffe, die den feindlichen motorisierten Abteilungen Verluste beibrachte. Ein feindliches Flugzeug wurde abgeschossen.
An der griechischen Front keine besonderen Ereignisse. Kleine Angriffe lokalen Charakters wurden abgeschlagen.
„Humane" englische Kampfmelhoden
Mit der Hungerpeitsche gegen die Neuordnung Europas
Berlin, 13. Dez. Seitdem nicht nur die amerikanische Oeffentlichkeit, sondern auch amtliche Kreise in Washington sich m-r der Frage der Rückwirkungen der Blockade auf die Zivilbevölkerung befassen, gibt man sich in England erneut die allergrößte Mühe, um die Rechtmätzigkeit der von England erössneten Blockade zu begründen und nachzu- weisen, daß sie sogar eine besonders humane Kampfmethode sei.
Der englische Nachrichtendienst versuchte sogar in einer Sendung glaubhaft zu machen, daß diese englische Kampf- methode, von der England angeblich „nur widerstrebend" Gebrauch gemacht habe, „um so menschlicher sei, je lückenloser sie durchgeführt wird" In dieser Sendung wurde behauptet, daß d,e britische Blockade sich „nur gegen kriegswichtige Rohstoffe, wie Gummi, Nickel, Oel, Wolfram, Phosphate, Textilien, eisenhaltige Metalle, Leder usw", richte. Dabei kennt alle Welt die Konterbandeliste, die England am ersten Kriegstage veröffentlichte.
Auch Schiffahrtsminister Croß verteidigte aufs neue in einer Rundfunkrede, daß es das Ziel der englischen Blockade sei, das deutsche Volk auszuhungern. Von englischer Seite ist genügend oft darauf hingewiesen worden, daß das Ziel der englischen Blockade das gleiche ist wie im Weltkriege, und wie die amtlichen Feststellungen ergeben haben hat England damals mit diesem Kriegsziel erreicht, daß in Deutschland 762 000 Frauen und Kinder als unmittelbare Todesopfer der englischen Blockade anzusehen sind. Wenn das gleiche Resultat in diesem Kriege von England nicht erreicht werden kann, so liegt es nicht daran, daß es angeblich nicht das Ziel der britischen Regierung ist, das deutsche Volk auszuhungern, sondern allein daran, daß die deutsche > Regierung in Kenntnis der englischen Kriegsmethoden früh ge- ! nug vorge^orgt hat, um England daran zu hindern, aufs neue ^ sein wirkliches Kriegsziel zu erreichen. ^
Der Schiffahrtsminister Croß widerspricht sich jedoch in seiner eigenen Rundfunkrede selbst, wenn er erklärt, England müsse verhindern, daß Deutschland sein Kriegsziel, nämlich die Neuordnung Europas, erreiche, und daß hierzu das beste Mittel die Blockade sei. Denn Hitler habe keine Aussicht, diese Neuordnung durchzuführen, wenn die Völker Europas Hungers sterben. Damit hat Croß nicht nur zugegeben, daß es das englische Kriegsziel ist. Deutschland durch Hunger an der Wetterführung des Krieges z« hindern, sondern daß England sogar die anderen Völker Europas durch Hunger dazu pressen will, sich der von der deutschen Regierung bereits begonnenen Neuordnung nicht anzuschließen.
Wenn Croß am Schluß seiner Ausführungen sagt: „Wir setzen das Leben unseres eigenen Volkes an erster Stelle, und wir tun recht daran", so kann deutscherseits hierzu nur gesagt werden, daß Deutschland nicht nur für sich, sondern auch für das Gedeihen der anderen Völker Europas genau das gleiche Recht in Anspruch nimmt und daß daher der Kampf gegen England kompromißlos bis zum Ende durchgeführt wird mit dem Kriegsziel, daß England nicht wieder in der Lage sein soll, darüber zu bestimme«, was die Völker Europas tun und lasse» dürfen, was sie essen und womit sie sich kleiden sollen".
Großangriff auf Birmingham zugegeben
Neutrale Berichte sprechen von »riesigen Zerstörungen"
Berlin, 13. Dez. Der neue Großangriff deutscher Bomber gegen Englands Rüstungszentrum Birmingham wird auch von amtlicher englischer Seite notgedrungen eingestanden.
Der Bericht des Luftfahrtministeriums und des Ministeriums für innere Sicherheit vom Donnerstag morgen sprach zunächst allerdings nur davon, daß feindliche Angriffe „in ziemlich großem Maßstabe" aus eine Stadt in Mittelengland konzentriert worden seien. Der Hauptangriff habe die ganze Nacht durch gedauert und eine Anzahl von Bränden sei verursacht worden. 2m übrigen sei die Tätigkeit des Feindes geringer gewesen, obwohl „einige Schäden" verursacht worden seien. In späteren Berichten hat man dann die übliche Verschwsigetaktik aufgegeben, da man ihre Sinnlosigkeit offenbar doch einzusehen beginnt und hat amtlich bekanntgegeben, daß Birmingham wiederum das Hauptziel des feindlichen Angriffes war, der als „ziemlich heftig" bezeichnet wird. Wer den sattsam bekannten Wortschatz der Londoner Jllu- silnsmacher richtig zu lesen versteht, kann keinerlei Zweifel darüber hegen, daß damit ein Großangriff mit gewaltigen Schäden zugegeben wird.
Die verheerende Wirkung des Angriffes wird daher auch in den neutralen Presseberichten in vollem Umfange bestätigt. So meldet die amerikanische Agentur UnitedPreß aus London, daß eine Stadt im westlichen Teil der von Luftangriffen bereits stark mitgenommenen Midlands während der Nacht zum Donnerstag und in den frühen Morgenstunden angegriffen worden sei. Welle auf Welle deutscher Bomber ging mit Unterbrechungen von nur zwei bis drei Minuten über diese Stadt (Birmingham) hinweg und richtete riesige Zerstörungen an. Auch der Vertreter des fin
nischen Blattes „Kauppaleyt" berichtet über staxke Angriffe der deutschen Luftwaffe auf eine Stadt in den Midlands und den Abwurf schwerer Bomben auf London und Liverpool. Der erste Angriff auf die britische Hauptstadt erfolgte nach einem Bericht der amerikanischen Agentur INS. bereits kurz nach 18 Uhr Londoner Zeit. Auch dieser Bericht hebt hervor, daß in London Bomben schwersten Kalibers explodiert sind und straft damit die amtlichen britischen Berichte, die den Angriff auf die Hauptstadt zu bagatellisieren versuchen, Lügen. Nach dem INS.-Bericht war der A b en d h i m m e l über London durch explodierende Bomben und durch die entstandenen Brände bell erleuchtet, was immerhin zeigt, daß auch in der britischen Hauptstadt wieder einmal etwas mehr als „einige Schäden" entstanden sein dürsten.
Die Verluste der „Carnaoon Castle-
Maschinenanlage war halb zerstört
Montevideo, 13. Dez. Das Mittagsblatt „Tribuna Populär" teilt mit, daß laut Bericht der technischen Prüfungskommission, die die Regierung von Uruguay vor der nachgesuchten Verlängerung der Liegezeit des britischen Hilfskreuzers „Carnarvon Castle" eingesetzt hatte, die Zahl der Toten aus dem Schiff noch um 10 höher gewesen sei als gemeldet. Sie beträgt damit 37, während 82 Mann verwundet wurden. Zehn uruguayische A-rzte wurden zur Betreuung der Verwundeten herangezogen. Dem Kommissionsbsricht zufolge, der 200 Seiten umfaßt, hatte der britische Hilfskreuzer zwei schwere und mehrere mittlere Treffer. Die Maschinenanlage war halb zerstört.
Beim drillen Großangriff
Spitzenreiter «egen Birmingham — Und dazu »Sauwetter".
Wolken und Flak.
Von Kriegsberichter Günter Lenning
DNB —, 13. Dez. (PK.) Wenn irgend jemand irgendwo über England säße und gleichzeitig den ganzen Luftraum ganz genau beobachten könnte, so würde er heute nacht wieder in der frostklaren, mondhellen Luft zahllose weiße, sich auch durch Flak und Scheinwerfer unbeirrbar vorwärtsschweb-nde Linien verfolgen können; sie kommen von Süden her, von Frankreich, in br-iten Wellen und zielen fast alle auf einen Punkt zu, in den Midlands, im Herzen der verlorenen Insel. Dieser Punkt heißt Virming. Ham. Und die weißen Linien sind die Kondenzstreifen vieler deutscher Kampfflugzeuge.
An der Spitze des vordersten Streifens hängen wir. Als wir — noch fast am Tage — starteten, herrschte ein Wetter auf unserem Platz, für das es nur einen Ausdruck gibt: „Sauwetter". Die Straßen und Anfahrtswege aufgeweicht, daß man fast mit den Stiefeln steckenblieb. Und dennoch hatten unsere unermüdlich „Schwarzen Jungs" vom Bodenpersonal die Maschinen startklar gemacht mit Bomben, Sprit, Sauerstoff, Funkanlage und MGs. Es kann ja auch gar nicht anders sein. Bei der deutschen Luftwaffe wenigstens. Es ist Großeinsatz befohlen. Da wird startklar gemacht und geflogen. Basta.
Der dritte Großangriff auf Birmingham. Und nun hängen wir schon fast anderthalb Stunden mit unserer He 111 in der Luft. Es ist eins wundervolle Mondnacht, aber bitterkalt. Und es herrscht Schichtbewölkung. Feine Dunstschleier wechseln mit wildgezackten Wolkenbergen. Dazwischen weite Flächen und Schlünde mit klarer Bodensicht. Und wir fliegen als Spitzenreiter gegen Birmingham. Längst haben wir die großen Flak- sperren passiert. Es sind nur noch wen'->e Minnttn bis zum Ziel. Aber sonderbar: kein Scheinwerfer leuchtet mehr auf wie gewöhnlich, kein Flakbeschuß fällt. Aha, die Tommies versuchen es einmal andersrum. Wir werden sehen...
Jetzt liegt Birmingham vor uns, unter uns. Die beiden Großangriffe zuvor, da hatten wir es leicht gehabt: Da stiegen die Flammenmeere blutig gen Himmel. Heule liegt das Ziel noch wie ausgestorben da. Und —wir haben Pech — eine dickhägelige Wolke breitet sich schwer darüber her. Wir sind die ersten. Wir wollen und müssen den nachfolgenden Kameraden das Ziel er- leichtern. Wir müssen unser Ziel so genau finden, daß es zugleich ...brennt.
Die große Wolke hängt tief herab. Wir gehen unter sie. gefährlich tief, so tief, wie wohl kaum zuvor über Birmingham. Wir erkennen Stadtrandsiedlungen. Das sind keine Ziele für^ uns — wieder Kurve. Aber halt: Wir müssen den Mond bekommen, daß sich in seinem Glanz die Erde spiegelt.
Also nochmals Kurve am nördlichen Rand der Wolke — und da: Ein einziger Schrei in unserer Maschine: Da gleißen silbern wie ein Spinnennetz die regenfeuchten Straßen, Plätze, Fabrikanlagen von Birmingham auf. Da, halbrechts, ein großes Jndu- striewerk mit breiten, langgezogenen Hallen. Stumm winkt der Beobachter, unser Staffelkapitän, dem Flugzeugführer zu: Dann fallen unsere Bomben ... — Noch immer schweigt die Flak, aber nun, da es — Sekunden später — unten aufblitzt, Feuerzungen hochschlagen und sich ausbreiten, da schießt auch die Flak jähundheftig und immerhin so, daß wir die einzelnen Granaten glühend auseinanderspritzen sehen. Scheinwerfer lohen auf. Wir aber nehmen schon wieder Heimatkurs mit rauschender Fahrt.
Ueber uns ziehen weiße Streifen im Mondlicht hinweg Glück ab, Kameraden, wir haben unseren Auftrag als Spitzenreiter erfüllt.
Die Doublelte von Southampton
! Wke Hauptmann von Breitnütz in einer Minute zwei Gegner erledigte.
Von Kriegsberichter Robert Vaur
(PK.) Ein wolkenloser Himmel ist über dem Kanal aufgezogen, so recht geschaffen zur freien Jagd über England. Kein Wunder also, daß bereits seit dem frühen Morgen unsere Jagdgeschwader unterwegs sind, um den Gegner zu suchen, ihn zum Kampf zu stellen. Am Nachmittag startet Hauptmann v. V rett»! nütz, der Ritterkreuzträger des Pik-As-Geschwaders, mit seinen! Männern. Sie fliegen die englische Südküste entlang, suchen un- entwegt den Himmel ab, aber nichts, auch rein gar nichts könne» sie vom Gegner entdecke«.
Sie fliegen weiter »ach Westen, wollen heute nicht erfolglos von der freien Jagd nach Hause kommen. Irgendwo wird der Tommy schon stecken. Tie find bereits in die Nabe von Southamv-i