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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 294
Alten st eig, Samstag, den 14. Dezember 1s40
8S. Jahrga,»
Flandin über den Kriegsausbruch
Paris» 13. Dez. Der ehemalige französische Ministerpräsident Flandin äußerte sich einem Vertreter des „Matin" gegenüber zur Kriegsschuldsrage, in der Daladier mit die Hauptverantwortung trägt. Das sogenannte Eelbbuch, so erklärte Flandin, sei absichtlich erst spät herausgegeben worden, denn es enthalte nur die unwichtigsten Telegramme und sei im übrigen vollkommen gefälscht.
Flandin schildert eine Unterhaltung mit Daladier, die am 27. August 1939 stattsand. Daladier sei überzeugt gewesen, -atz Hitler vor der französisch-englischen Entente nicht standhalten werde. Außerdem habe Reynaud dem Ministerpräsidenten ständig wiederholt, daß der Führer von Stunde zu Stunde weicher werde. Auch der französische Botschafter in Berlin, Coulondre, habe telegraphiert, daß Hitler am Ende sei. (!!) Man müsse deshalb,Widerstand leisten. Daladier habe seine Informationen fast ausschließlich vom Intelligence Service und von deutschen Emigranten erhalten. Es sei erwiesen, daß die jüdische Clique überall die Männer beseitigt habe, die einen friedlichen Einfluß ausübten. Er, Flandin, könne versichern, und dies im Gegensatz zu den amtlichen Erklärungen des früheren englischen Botschafters in Berlin, Henderson, der sehr gut deutsch verstanden habe, daß Henderson sehr wohl die ihm vom Reichsaußenminister vorgelesenen deutschen Vorschläge hinsichtlich Polens verstanden habe. Er, Flandin, könne garantieren, daß Polen niemals von diesen Vorschlägen Kenntnis erhalten habe, weil sie ihm weder von England noch von Frankreich jemals unterbreitet worden seien. Er, Flandin, sehe außerdem in der unvollständigen Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen dem Führer und Daladier die feste Entschlossenheit der französischen Regierung, der französischen Öffentlichkeit die Lage in einem falschen Licht erscheinen zu lassen. Dazu habe Dalumer schon am 27. August die Zensur in Frankreich eingeführt. Jede peinliche Wahrheit sei so verheimlicht worden, und alles, was dazu hätte beitragen könnnen, den Frieden zu retten, sei unterdrückt worden.
Ungarns Kultusminister in Berlin
Ungarns Kultusminister in Berlin
Berlin, 13. Dez. Der ungarische Minister für Kultur und öffentlichen Unterricht, Valint Homan, traf Freitag in Begleitung einiger Herren seines Ministeriums auf dem Bahnhof Friedrich- praße in der Reichshauptstadt ein. Zu seinem Empfang waren 1>ie Vertreter des Präsidiums der deutsch-ungarischen Gesellschaft zowie der ungarische Gesandte in Berlin Sztojay mit Mitgliedern der Gesellschaft erschienen, Der Minister ist East der deutschungarischen Gesellschaft und wird sich einige Tage in Berlin, München und Wien aushalten.
Der ungarische Minister sür Kultus und Unterricht stattete nach seinem Eintreffen in Berlin in Begleitung des ungarischen Gesandten dem Reichserziehungsminister Rust einen Besuch ab.
Ungarisch-jugoslawischer Freunbschaflsvertrag
Belgrad. 13. Dez. Am Donnerstag nachmittag wurde zwischen Jugoslawien und Ungarn ein Freundschaftsvertrag im Belgrader Außenministerium unterzeichnet. Die Unterzeichnung nahmen der jugoslawische Außenminister Cincar Markowitsch und der ungarische Außenminister Graf Csaky vor.
Zum Abschluß des Staatsbesuches des ungarischen Außenministers Graf Lsaky in der jugoslawischen Hauptstadt wurde folgend» amtliche Mitteilung ausgegeben:
Während des Belgrader Aufenthalts des ungarischen Außenministers Graf Csaky wurden zwischen ihm und dem jugoslawischen Außenminister Cincar Markowitsch am 11. und 12. Dezember in einer freundschaftlichen und herzlichen Atmosphäre Besprechungen über die Beziehungen zwischen Ungarn und Jugoslawien geführt. Sie haben außerdem ihre Gedanken ausgetauscht über die Fragen, die sich auf die internationale Lage in diesem Teile Europas beziehen. Bei dieser Gelegenheit haben die beiden Minister auch einen Freundschaftsvertrag zwischen Ungarn und Jugoslawien unterzeichnet.
Der Vertrag umfaßt eine Präambel und drei Artikel. In der Präambel werden die gutnachbarlichen Beziehungen, dis aufrichtige Achtung und das gegenseitige Vertrauen, welches glücklicherweise zwischen dem ungarischen und dem jugoslawischen Volk besteht, hervorgehoben. Gleichzeitig wird der Wunsch unterstrichen, diesen Beziehungen eine solide und dauerhafte Basis zu geben. Die lleberzeugung wird ausgedrückt, daß die Konsolidierung und Festigung der gegenseitigen Beziehungen auf politischem, wirtschaftlichem und kulturellem Gebiete den Interessen der leiden benachbarten Länder ebenso wie dem Frieden und dem Wohlstand im Donauraum dienen werden.
Der Artikel 1 des Vertrages besagt: Zwischen dem Königreich Ungarn und dem Königreich Jugoslawien wird ständiger Friede herrschen und ewige Freundschaft bestehen.
Artikel 2 lautet: Die hohen vertragschließenden Parteien sind sich einig, alle Fragen, die ihre gegenseitigen Beziehungen betreffen, miteinander zu besprechen.
Großangriff aus Sheffield
Meder 18800 BRT. versenkt
Rollender Einsatz mit geätztem Erfolg auf die Schwerindustrie von Sheffield
Der Großangriff auf Birmingham — Tagesangrrffe gegen London und Südengland — Bomdenvolltreffer auf einen Handelsdampfer; ein weiterer schwer getroffen — Zwei britische Flugzeuge von einem Aufklärer abgeschossen
DNB Berlin, 13. Dez. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
In der Nacht vom 11. zum 12. Dezember fand, wie bereits gemeldet, ein erneuter Großangriff starker Verbände der deutschen Luftwaffe gegen Birmingham statt. Heftige Explosionen im Südteil, Treffer in Bahn- und Industrieanlagen der Stadt, Explosionen eines Gaswerks mit anhaltend großer Brandwirkung sowie weitere zahlreiche große, mittlere und kleine Brände wurden beobachtet.
Im Laufe des 12. Dezember richteten sich Tagesang r i f s e gegen London und einige andere Ziele in Südengland.
In der Nähe von Harwich an der englischen Ostküste gelang es, aus einem Eeleitzug einen Dampfer von 3VVV BRT. mit Bomben zu belegen. Durch Volltreffer wurde er am Bug und Heck derart beschädigt, daß mit seinem Verlust zu rechnen ist. Ein weiterer Handclsdampfer wurde ! schwer getroffen.
^ In der Nacht zum 13. Dezember griffen sehr starke deutsche ! Kampffliegerverbände die Schwerindustrie von Sheffield in rollendem Einsatz mit größtem Erfolg an.
^ Die Verminung englischer Häfen konnte fortgesetzt werden.
' Ein Unterseeboot, von dessen Unternehmung ein Teilergebnis bereits bekanntgegeben wurde, meldet als ! deren Eesamterfolg die Versenkung von insgesamt 27 üllü l BRT.
! In der Nacht zum 13. Dezember flog nur ein britisches Flugzeug in deutsches Reichsgebiet ein, ohne ! Bomben abzuwersen.
! Die Gesamtverluste des Gegners am 12. Dezember betru- ! gen vier Flugzeuge, von denen zwei durch Flak und zwei im ! Luftkampf durch einen Aufklärer abgeschossen wurden. Vier eigene Flugzeuge sind nicht zurückgekehrt.
Gute Leistung eines kleine« U-Vootes
DNB Berlin, 13. Dez. Ein kleines Unterseeboot hat drei bewaffnete feindliche Handelsschiffe mit insgesamt ! IS 8W BRT. versenkt.
Angriff auf Sheffield „sehr folgenschwer-
Mehrere Stunden lang ohne Unterbrechung mit Bomben ! ohne Kaliber. — Die ersten Auslandsberichte über den
> letzten Nachtangriff der Luftwaffe.
j DNB Stockholm, 13. Dez. Die Engländer geben die Schwere
> des Angriffs, der sich in der vergangenen Nacht gegen Sheffield , richtete, vernünftigerweise ohne, weiteres zu, selbstverständlich i unter Zugrundelegung der formelhaften Ausdrucksweise ihrer
> amtlichen Berichte. Reuter teilt mit, daß der Luftangriff auf die ! Industriestadt „einige" Stünden dauerte, und bezeichnet seine
Auswirkung als „ziemlich heftig".
Mehr an Einzelheiten verrät schon der Londoner Rundfunk. Darnach seien dienördlichenMidlands „Hauptziel" ! ziemlich schwerer deutscher Luftangriffe gewesen.
Artikel 3 steht vor, daß der Vertrag am Tage des Austausches der Ratifikationsurkunden in Kraft tritt, was sobald als möglich in Budapest stattsinden soll.
Zu Ehren des ungarischen Außenministers Graf Csaky gab der jugoslawische Außenminister Cincar Markowitsch ein Ealadiner, dem Mitglieder der jugoslawischen Regierung, der ungarische Gesandte und die Begleitung des Grafen Lsaky sowie zahlreiche jugoslawische Würdenträger beiwohnten.
*
Der ungarische Außenminister Graf Lsaky hat in der Nacht zum Freitag nach zweitägigem Staatsbesuch die jugoslawische Hauptstadt wieder verlassen. Er begibt sich im Sonderzug in das königliche Jagdrevier in den Steiner Alpen (Kanniker, Oberkrain), wo er zwei Tage auf Eemsjagd gehen wird. Zur Verabschiedung aus dem Bahnhof hatten sich Außenminister Linear Markowitsch mit den Staatssekretären des Außenministeriums und den Abteilungsleitern eingefunden.
Eine „gewisse Stadt — Sheffield — habe schwer zu leiden gehabt. Brandbomben und Sprengbomben hätten die deutschen Flugzeuge abgeworfen und es sei "eine ganze Reihe von Bränden" ausgebrochen. „Eine Zahl" Personen sei getötet worden.
In einem späteren Rundfunkbericht wird zugegeben, daß ep ficH um Sheffield handelte, auf das sich der Angriff konzentrierte. Hier wird von einer Menge Bomben gesprochen. Eine „Anzahl von Gebäuden" sei zerstört und Straßen beschädigt worden, so daß man den Verkehr sperren (!) mußte.
Nach den bei der Stockholmer Presse vorliegenden ersten Eigenberichten setzten die neuen schweren Angriffe bereits vor EinbruchderDunkelheit ein. Selbst nach englischen Meldungen seien sie sehr folgenschwer gewesen. Sheffield sei mehre« Stunden lang ohne Unterbrechung mit Bomben aller Kaliber belegt worden. Besonders schwer betroffen aourde das Geschäftsviertel, wobei es sich wohl um die Bezirke der östlichen Schwerindustrie handeln dürfte. Man vergleiche die dort angerichtete» Zerstörungen mit denen in Coventry, Bristol, Southampton und anderen stark heimgesuchten englischen Industriestädten.
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Wirkung des deutschen Erotzangriffes ähnlich wie auf Coventry
DNB Berlin. 13. Dez. 8» der Nacht vom IS. aus 13. Dezember wurde erstmalig Sheffield, das Zentrum der englischest Schwer-Jadustrie — wie bereits im OKW.-Bericht angegeben —« von einem Großangriff deutscher Kampfverbände betroffen. Günstiges Angrifsswetter mit Erdsicht gestattete den Besatzungen unserer Kampfverbände, die befohlenen Jndustrieziele klar auszumachen und die Wirkung einwandfrei festzustellen. Uevereinstim- mend melden die Besatzungen» daß der Eesamteindruck der erzielten Angriffswirkung ähnlich war wie Lei dem Großangriff auf Coventry. Besonders stark wüteten die Brand« in den großen Werksanlagen im Nordosten der Stadt, die sich dicht entlang der Straße nach Rotherham hinziehen. Auch in der Stadtmitte und nördlich davon breiteten sich schnell die Brandherde aus. Zahlreiche große und viele kleine Brände, untermischt von Detonationen und Stichflammen jeden Ausmaßes, reihte» sich aneinander und bildeten bald ein einziges Flammenmeer.
Die zuletzt eingesetzten Besatzungen haben allein KV Brandherde auszähle« können.
Trotz starker Flakabwehr und eingesetzter Nachtjäger gelang es dem Gegner nicht» den Angriff irgendwie wirksam zu behindern, von Sheffield für unsere Besatzungen noch deutlich z« erkenne». Auf über 188 Kilometer Entfernung waren die Brandfackel« von Sheffield für unsere Besatzungen noch deutlich zu erkenne«. Die Zerstörung des Jndustrjebereiches von Sheffield in de» Ausmaße, wie sie in der vergangenen Nacht erreicht wurde, bedeutet einen schweren Schlag gegen die Edelstahlerzeugung nnd -Verarbeitung in Großbritannien. Die britische Rüstung? nd>» ftrie ist hierdurch besonders nachhaltig getroffen worden.
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Sheffield
Eine Stadt von industrieller Tradition
Ein fein ziseliertes und biegsames Damaszener Schwert, eine schlanke und harte Degenklinge aus Toledo, ein handfester Dolch aus Sheffield: das waren im Mittelalter für jeden richtige» Kriegsmann drei Dinge von hohem Wert. Aus der Messerschmiede von Sheffield sind die Sheffielder Panzerplattenfabriken von heute geworden. Heber der Stadt steht da» Motto: Schwerindustrie! Eisenbahnschienen .Stahlblöcke. Maschinenteile, Eisenguß- und Messingstäbe stehen auf dem Produktionsprogramm der Sheffielder Grotzfabriken. In der zweite» Reihe folgen die Werkstätten für Motore, Kraftwagen, Präzisionsinstrumente, Fahrräder, Nickclgeschirr und Silberwaren. Al» dritte Gruppe präsentieren sich die Werkstätten, die mit dem in Sheffield erfundenen Britannia-Metall arbeiten; das ist eine Zinn-Antimon-Legierung, eine bläulich-weiße, harte Metallmasfe, die sich leicht walzen und polieren läßt und als sogenanntes englisches Zinn bei der Herstellung von Hausgerät Verwendung findet. In Sheffield haben früher sehr kluge Leute gelebt, den» dort wurden schon vor 298 Jahren, also eia Jahrhundert vor der Anwendung der elektrolytischen Veredelungsprozesse, im Walzverfahren silberplattierte Waren hergestellt.
Sheffield hat also Tradition; es ist nicht die leere Zopf- und Perückentradition der englischen Gesellschaft auch nicht die bornierte und rückständige Tradition der englischen Politik, sonder» eine Tradition, die auf den immerhin beachtlichen technischen Leistungen verflossener Jahrhunderte beruht. 2n echt .mglischer Kapitalistcnmanier gehört aber der Raum der Stadt den Fabriken und Schornsteinen. Die Sheffielder Industriellen verdienen sehr gut dabei; sie verlangen bei schlechten Löhnen eine unerhört schwere Arbeit, und es interessiert sie sehr wenig, daß die Ehef- fielder Arbeiterschaft selbst in englischen Zeitungen als da» »dreckigste Volk^ in ganz Großbritannien bezeichnet wird. Auch