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iung für die englische Rüstungsproduktion. In diesem Vorort befinden sich zahlreiche staatliche Rüstungswerkstätten, die in einem großen Komplex konzentriert sind, der als „Arsenal Wool- wich" bekannt ist. U. a. befinden sich in diesem Komplex Werke für Herstellung schwerer und schwerster Geschütze sowie Werke für die dazu benötigte großkalibrige Munition.
In Birmingham befinden sich die größten privaten Hand- feuerwaffen-Fabriken Englands, die „Birmingham Small Arms", die als die Eroßhersteller von Gewehren und Maschinengewehren aller Kaliber bekannt sind. Außerdem befinden sich in Birmingham noch zahlreiche andere Werke der Rüstungsindustrie.
„Schlecht-Wetter-Flug zu Winston*
Einzelaktionen unserer Kampfflugzeuge auch bei schlechtestem Wetter — Nach sieben Tagen Vergeltung: Kilometerweit kein Stein mehr auf dem anderen
Von Kriegsberichter Emil Weihmüller
DNB., 17. Sept. (PK.) Das war ein böser Reinfall, den
die biederen Londoner Bürger am Samstag mittag erlebten. Endlich glaubten sie, für einige Stunden Ruhe zu haben vor den > deutschen Kampsfliegern, die seit sieben Tagen ununterbrochen damit beschäftigt sind, den Reichtum eines Welthafens zu vernichten und seiner Bevölkerung den ach so bitter nötigen Schlaf zu rauben. Damit fing es an, daß die englischen Wetterpropheten am frühen Morgen einer aufatmenden Millionenstadt zu wissen gaben, daß über ganz Frankreich, über dem Kanal und auch über einem Großteil Süd-Englands sehr schlechtes Wetter herrsche. Sie sprachen gelehrt von Tiefdruckgebieten, von Regenfronten und weiß der Teufel was, und sie wollten damit sagen: „Mit den deutschen Luftangriffen ist in Anbetracht der Wetterlage vorläufig nicht zu rechnen."
Nun sitzt London am Hellen Mittag wieder im Keller und ärgert sich über seine Wettermacher. Nein, sie können wirklich nichts dafür, die Herren, die auf den englischen Wetterwarten sitzen. Eine Lanze für sie: Das Wetter war wirklich so, wie sie es gewsissagt haben, und dieses Zeugnis werden ihnen ihre deutschen Kollegen sowohl als auch die deutschen Kampfflieger, die in diesem blödsinnigen Wetter in der ersten Mittagsstunde über London erschienen, auf Wunsch jederzeit ausstellen.
10 Uhr: es gießt in Strömen, der Gruppenstart fällt voraussichtlich aus. 11 Uhr: Es gießt unvermindert weiter, die Wolken hängen tief über Grund, der Verbandsflug wird endgültig ab- geblasen, dafür soll nun London in Einzelaktionen angegriffen werden. Im übrigen fliegen nur die „alten Füchse". 11.30 Uhr: Der Regen hat etwas aufgehört, die Maschine des Kommandeurs ist bereits in den Wolken verschwunden. Noch zwei Maschinen der Führungskette, dann sind wir an der Reihe. 11.40 Uhr: Es regnet wieder, aber wir haben es geschafft. Nichts ist zu sehen, aber auch gar nichts. Ein Wasserschleier verdeckt jede Sicht nach außen. Dem Funker peitscht der Regen ins Gesicht, und von dort rinnt es in kleinen Bächen zu uns herab. Aber, was macht das schon, Hauptmann E. und sein Pilot, Feldwebel E., kennen den Flugweg wie kaum ein anderer. Meine Fragen über den Standort werden ohne Zögern beantwortet, fast so, als ob sie die Landschaft sichtbar unter sich hätten.
Mitte Kanal: Es hat aufgehört zu regnen, dafür haben wir nun 5, Grad Kälte; die MGs. haben sich mit.einer dünnen Eisschicht überzogen, die bisher undurchdringliche Wolkenschicht hat sich etwas gelockert, aber noch immer ist unten nichts zu sehen. Ueber uns scheint die Sonne. Wenn wir Glück haben, werden wir London doch noch zu sehen bekommen; die Anzeichen sprechen jedenfalls dafür. Ob man uns wohl schon erwartet, jenseits des Kanals? Ob sie den Wahlspruch der deutschen Kampfflieger schon begriffen haben: London darf nicht zur Ruhe kommen! Ich möchte es fast bezweifeln; denn sie sind ja so dumm in ihrer Arroganz, diese Herren „Weltbeherrscher".
Als ob uns dieses bißchen Regen, dieses bißchen Eis und diese blöden Wolken hindern könnten, London zu finden! Seit Jahrhunderten waren sie es gewöhnt, an alle Dinge den englischen Maßstab anzulegen. An der deutschen Luftwaffe wird dieser Maßstab zerschellen; Deutschlands Luftwaffe kennt keine Behinderung durch Witterungseinflüsse und wir sind stolz auf unseren Schlecht- wetterflug zu „Winston". Minuten noch, und wir werden ihm unsere eisernen Grüße senden.
Die Sicht wird tatsächlich bester; für Sekunden können wir englisches Land unter uns erkennen, Bauernhöfe, Dörfer, Feldscheunen. Aber die interessieren uns nicht, uns interessiert nur Lie Themse und das, was so an kriegswichtigen Objekten kurz vor ihrer Mündung liegt. Wir sind etwas nach Osten abgekommen, aber das schadet nichts, fliegen wir London eben von rechts an. Wieder hat uns eine dicke undurchdringliche Wolkenwand ausgenommen, die Bodenorientierung hat aufgehört, aber wir wissen genau: In zwei Minuten müssen wir über dem Ziele sein. Da, plötzlich ist die „Suppe" wie weggeblasen, und vor uns zeigt sich in ihrer ganzen riesenhaften Ausdehnung die englische Metropole. Zweifellos ein imposantes Bild, dieses von der Sonne beschienene London. Blitzschnell sucht unser Auge Einzelheiten zu erkennen, aber es sind nicht die historischen Baudenkmäler, es sind nicht der Tower, auch nicht die Westminsterkathe- idrale, die wir suchen, nein, was wir suchen, sind die Erfolge der deutschen Kampffliegerei nach sieben Tagen Vergeltung. Sie sind Dicht schwer zu finden, diese Erfolge. Kilometerweit Pehtoft kein Stein mehr aufdem anderen.
Furchtbar geradezu sind die Verwüstungen in dem Themse- chogen, der einmal eine geballte Kraftzentrale des britischen Weltreiches umschloß. Und heute starren uns ausgebrannte Docks, «ingestürzte Hallen, rauchende Trümmer und verrußte Mauer- !««ste entgegen. Dutzende von Frachtdampfern liegen mit Schlagseite in der Themse, einige brennen, andere ragen nur noch mit Heck oder Bug aus dem grünlich-braunen Master.
Während wir unsere Beobachtung machen, krepieren rechts und Links von uns die Granaten der schweren britischen Flak. Ihr «Feuer liegt gut. Denn wir bieten an diesem klaren Himmel ein Prachtvolles Ziel. Immer wieder verspüren wir den Luftdruck Per Detonationen, zehn, zwanzig schwarze Rauchwolken begleiten uns auf unserem Wege, der uns diesmal zum Hafen führt. Das Feuer der Flak hat aufgehört. Es mag vielleicht verwunderlich lingen, aber diese Tatsache ist uns keineswegs sympathisch, denn ie Flak schweigt nur, um den britischen Jägern den Weg frei- tzumachen. Vorläufig bleiben wir unbehelligt, und wenige Kilo- «netr vor uns liegt derHafen.
Sekunden später gleiten, sich mehrfach überschlagend, unsere Bomben in die Tiefe. Hart am Rande der Mole schlagen sie
Schwarzwälder Tageszeitung
Nr. 219
auf, legen Kräne um und zerreißen in breiter Fläche die Uferstraßen, die zu den Verladerampen führen. Mehr können wir nicht sehen, denn plötzlich rattert über uns das rechte ME., das der Vordwart bedient. Wir haben Besuch bekommen. Nun schießt auch der Funker, die leeren Patronenhülsen bedecken den Boden der Wanne, Feuergarben preschen an der Maschine vorbei, der englische Jäger will uns ins Verderben schicken. Wer besser schießt, wird leben! Anscheinend sind wir die besseren Schützen; denn der Tommy traut sich nur bis 50 Meter an uns heran.
Und nun kommt uns auch die berühmte Wolke von Dunst zu Hilfe. Seltsam, daß sie immer dann erscheint, wenn deutsche Kampfflieger in Gefahr schweben. Unser Flugzeugführer freut sich riesig und drückt mit aller Gewalt. Die „Suppe" hat uns wieder ausgenommen, und der Tommy hat das Nachsehen.
Zweimal nach begegnen wir auf dem Rückweg englischen Jägern. Aber sie sind jo weit von uns weg, daß wir, bevor sie uns erwischen, immer in der nächsten Wolke verschwinden können. Noch einmal faßt uns an der Küste die englische Flak, aber dann ist auch dieses Abenteuer vorüber. Das Wetter ist noch schlechter geworden über dem Kanal. Wir müssen tief hinunter, um uns zu orientieren, wieder peitscht der Regen zu uns herein, aber er kann unsere Stimmung nicht beeinträchtigen. Wir haben unsere Aufgabe erfüllt und England um eine Illusion ärmer gemacht:
Hütet euch! Schlecht-Wettet-Zeiten halten unseren Sieg nicht auf.
Reue Glanzlalen der Flieger
Zwei deutsche Kampfflugzeuge versenken innerhalb 24 Stunden 26 VVV Tonnen
Von Kriegsberichter LudwrgvonDanwitz
DNB_, 17. Sept. (PK.) Schlag auf Schlag geht es jetzt
gegen die britische Schiffahrt. Zu den immer neuen Erfolgen unserer U-Boote gesellt sich die neue Erfolgsserie deutscher Kampfflugzeuge. Die letzten 24 Stunden sind besonders ereignisreich gewesen. In ihnen gelang es zwei deutschen Kampfflugzeugen, drei britische Handelsdampfer mit insgesamt 26 000 Tonnen zu versenken.
MM
M«
Zm Luftschutzkeller waren sie gesichert
Drei junge Leute vor dem Zerstörungswerk der Königlich Britischen Luftpiraten. Eine Bombe hatte das Wohnhaus in Breme« getroffen und zerstört. Die Bewohner blieben jedoch im Schutzraum ihres Hauses unversehrt. Auch diese drei jungen Leute hatten sich während des Bombeneinschlags im Keller befunden und konnten ihn wohlbehalten durch den Notausgang verlassen.
(Scherl-Wagenborg-M.)
in respektvollem Abstand hielten. Eine neue gewaltige Explosion erfolgte. Dieser Brite war erledigt."
7U Meter hohe Explosionswolke
Hauptmann D., der Kommandant des chnen der beiden so erfolgreichen Flugzeuge, hat in knapp einer Viertelstunde an zwei verschiedenen Stellen des Atlantiks trotz stärkster feindlicher Abwehr drei britische Dampfer bombardiert und zwei davon vernichtend getroffen.
„Im Mondschein hatten wir zunächst einige kleinere Handelsdampfer erkannt", so erzählt der Hauptmann, „aber einen ganz großen Pott hatten wir im Sinn und schonten deshalb vorerst unsere Bomben. Wolken und Regenschauer behinderten die Sicht und ließen nichts Großes mehr erhoffen. Aber das Glück war wieder mit uns, und gerade als wir aus einem Regenvorhang herausstießen, erblickte ich den so begehrten drcken Brocken. Es war ein britischer Dampfer von rund 0000 Tonnen. Vier große Maste und nicht weniger als acht Ladeluken verrieten, daß wir die richtige Beute unter uns hatten, zumal das Schiff schwer beladen war.
Den Engländern selbst war es zweifellos recht teuer, denn sieben bewaffnete Vegleitfahrzeuge hatten den Schutz dieses einzelnen Schiffes übernommen. Diese sieben haben dann auch ern sehr eisriges Abwehrfeuer gegen uns durchgeführt. Allerdings war der Eifer auch das einzig Positive aus der Seite des Gegners. Das Feuer lag kehr schlecht, und daß es unsere Aktion in keiner Weise beeinträchtigte, ist ja selbstverständlich. Wir griffen den dicken Pott also in alter Frische an. Ich warf die erste Bombe. Erwartungsvolle Spannung und da das erlösende Wort des Heckschützen: „Treffer". Kurz danach erfolgte eine Detonation, die wir bis zu unserem Flugzeug herauf spürten. Der Treffer war in der Hinteren Ladeluke ins Heck gegangen und hatte irgend etwas Besonderes zur Explosion gebracht.
Welcher Art die explodierende Ladung war, konnten wir natürlich nicht erkennen Jedenfalls stand die Explosionswolke 70 Meter hoch über dem Schiff, und das ganze Achterteil brannte. Ganz vorn am Bug ging die Besatzung in die Boote, während sich die Begleitfahrzeuge, offenbar aus Angst vor weiteren Explosionen,
UM
Die Anlagen des Kriegshafens Portsmouth km Hagel unserer
Bomben
Tag und Nacht brausen -die Wellen der deutschen Kampfgeschwader über England dahin und werfen ihren vernichtenden Bombenhagel auf Docks und Werften, Flugplätze und Fabriken. Unsere Luftaufnahme zeigt Treffer in dem wichtigsten Kriegs- Hafen Portsmouth. (PK.-Traut-Scherl-Wagenborg-M.)
Fünf Minuten später
9000 Tonnen, das war schon ein schöner Erfolg. Aber Hauptmann D. und seine Besatzung gaben sich damit noch nicht zu. srreden. Noch hatten sie Bomben an Bord, und vielleicht gab es heute noch einen britischen Dampfer zu knacken. Wenig mehr als
fünf Minuten waren vergangen, da sahen die Flieger, als pe gerade aus einer Wolke herauskamen, einen Kreuzer und dahinter einen hübsch säuberlich gruppierten Eeleitzug, von fünf Zerstörern und kleinen Wachtfahrzeugen umgeben. Die letzten schiffe des Eegleitzuges waren am Wenden. Der ganze Geleit- zug fuhr den üblichen Zick-Zack-Kurs. Ein Tanker von rund 10 000 BRT. hatte gerade gewendet. 2m deutschen Flugzeug war sofort alles klar zum Gefecht. Im nächsten Augenblick erfolgte schon der Angriff, und die Bombe saß genau mittschiffs. Eine riesige Explosion erfolgte. Das Schiff war in der Mitte regelrecht eingeknickt und sank schnell ab. Die Zerstörer gaben sich größte Mühe, den deutschen Vogel, der sich so überraschend aus den stark gesicherten Geleitzug gestürzt hatte, herunterzuholen. Ständig verfolgten sie ihn mit ihrer Breitseite und feuerten viel, aber wirkungslos. All ihr Schießen konnte nicht verhindern, büß die deutschen Flieger sogar noch ein zweites Schiff des Eeleitzuges angriffen, aber diesmal fielen die Bomben zu weit. Die Ausbeute des Fluges war auch ohne diesen Treffer schon groß genug.
Transporter versenkt
Einige Stunden, nachdem Hauptmann D. mit seiner Be- satzung, jubelnd begrüßt, heimgekehrt war, startete Oberleutnant, F. zum Flug nach Englands Westküste. Wenn das Glück den Kameraden so günstig gewesen war, warum sollte es nicht auch ihnen lachen? Auch hier sah der Anflug zunächst wenig nach Erfolg aus» Bei solch schlechtem Wetter konnte man sich wenig Hoffnung machen. Aber drüben an der Küste des Jnselreiches war die Wolkendecke dann doch so dünn, daß man durch sie hindurchschauen und im Mondlicht die auf England-Fahrt befindlichen Fahrzeuge erkennen konnte.
Zunächst sah man einige kleinere Kähne. Die ließ man ungeschoren. Denn der Kommandant war überzeugt, daß auch ihm heute eine besonders fette Beute zugedacht sei. Plötzlich erkannte er im Mondschein einen Dampfer mit zwei Schornsteinen. Das also war der so heiß begehrte Pott, ein Transporter von rund 8000 Tonnen. Scharfe Kurve und drauf. Gleich die erste Bombe war ein Volltreffer aufs Heck. Es gab einen enormen Feuerschein. Bis zur Mitte des Schiffes breitete sich der gewaltig« Brand, und die Erschütterung der Explosion war auch hier sehr stark. Der Dampfer war schon jetzt stsuerlos, und seine Maschine» waren bereits ausgefallen.
Der zweite Angriff unseres Flugzeuges gab dem britische« Dampfer dann endgültig den Rest. Diesmal traf die Bombe da» Vorschiff. Eine riesige Detonation erfolgte und kurz hinterher eine zweite, die annehmen ließ, daß die Munition in die Lust ging. Jetzt war der Dampfer ein einziges Flammenmeer. Noch 80 Kilometer weit war die Riesenglut zu sehen.
»Zerstörung deutscher Wälder und Ernteu-
Eeständnis über de« Abwurf der Zündplättchen
Eens, 17. Sept. Daß die gemeine Kampfesart der britischen Luftwaffe, über deutschen Wäldern und Feldern Zündblättchen chzuwerfen, den Zweck haben soll, die Ernte zu vernichten, gibt Daily Sketch" jetzt zu. Der militärische Mitarbeiter des Londo- ler Blattes schreibt nämlich:
„Die Zerstörung eines Teiles der deutschen Wälder (!) und rrnten (!) durch die Zelluloidplättchen, die bei Nacht abgewor- en werden und bei Sonnenschein Feuer fangen, wird das ganz« Mrfschaftsleben hemmen. Wir haben noch einige ander« leöerrasch ungenbereit, die im gegebenen Moment an- sewendet werden."
Der hinterhältige Anschlag, der durch sofortige deutsche Gegen- naßnahmen vereitelt wurde, wird dadurch bestimmt nicht be- chönigt, daß „Daily Sketch" zynisch drohend hinzufugt, noch inige andere „lleberraschungen" bereit zu haben. Er wird auch »«durch nicht gerechtfertigt, daß dasselbe Blatt mit ekelhafter Scheinheiligkeit den Vorschlag macht, vor oder nach jeder Nach- nchtensendung im Rundfunk ein kurzes Gebet zu sprechen. Verbrechen und Bibel in einem Atemzug — es ist immer dieselbe