deutsche Soldat habe infolgedessen sein Leben einge­büßt oder doch mindestens schwere Schädigungen der Gesundheit davongetragen. Auch die sanitären Ein­richtungen der Lager wurden als sehr mangelhaft be­zeichnet. Allgemein wurde auch über die schlechte Kost geklagt. Infolge dieser Mängel war es nicht zu verwundern, dag ansteckende Krankheiten ausbrachen und der Tod reiche Ernte hielt. Nicht allen Sani­tätsleuten war es vergönnt, in den Lazaretten ihre verwundeten deutschen Kameraden zu pflegen. Die meisten mutzten schwere körperliche Arbeit verrichten, und zwar in Bergwerken, bei Hafen- und Bahnkan­ten usw. Dabei hatten sie eine äußerst magere Kost und eine Löhnung von nur 16 Pfennig pro Tag. Schwer hatten die deutschen Sanitätsleute oft unter der Behandlung der Bevölkerung, manchmal aber auch unter der Bosheit des Aufsichtspersonals zu lei­den. Eine auffallende, übrigens bereits bekannte Tatsache war die, daß man den Polen und Elsässern überall eine Sonderbehandlung angedeihen lassen wollte. Zu Ehren der Polen und Elsässer jedoch sei, es gesagt, datz sie diese Behandlung, von einigen Aus­nahmefällen natürlich abgesehen, durchweg ablehn­ten, und das Los ihrer Kameraden teilen wollten. Nicht wenige von ihnen wandelten deshalb sogar ins Gefängnis. Mit Gefängnisstrafen waren die Franzosen übrigens im allgemeinen sehr freigebig. Sehr interessant erzählt ein älterer freiwilliger Sa­nitätsmann über seinen Aufenthalt in Reims: Die Franzosen legten zum Schutze der Kathedrale eine große Anzahl deutscher Verwundeter in dieselbe, von denen bei der Beschießung viele ums Leben kamen. In den französischen Gefangenenlagern wurde auch eine in deutscher Sprache abgefatzte Zeitung für Kriegsberichte verbreitet, die die unglaublichsten Lü­gen über die Kriegslage enthielt. Morgen früh um 8.30 Uhr trifft wieder ein Zug mit deutschen Schwer- verwundeten hier ein.

Die deutschen Kriegsinvaliden aus Frankreich.

(WTB.) Konstanz, 14. Juli. Die heute hier aus Frankreich angekommenen deutschen Kriegs­invaliden erzählen wiederum, mehr als die gest­rigen von schlechter Behandlung und Pflege in den französischen Gefangenenlagern und von schlech­ten Aufenthaltsorten in Lyon. Im übrigen war der Empfang auf dem hiesigen Bahnhof derselbe, wie beim gestrigen Transport. Auch heute war Prinz Max wiederum beim Enrpfang anwesend und hielt mittags beim Essen eine kurze Ansprache, wo­rin er die Kriegsinvaliden auf deutschem Boden vor allem auf badischem Boden, auch im Aufträge des Erotzherzogs herzlich begrüßte. Die Grotzherzogin Luise hatte wiederum Blumen zu der Begrüßung der deutschen Krieger gesandt. Um 2. 10 Uhr ging der Lazarettzug nach Karlsruhe ab.

Wie in Deutschland Kriegsgefangene behandelt werden.

Man schreibt derFrkf. Ztg.": Unsere Feinde, die zu einer menschenwürdigen und dem Völkerrecht entsprechenden Behandlung deutscher Kriegsgefange­ner vielfach erst durch energische Gegenmatzregeln ge­zwungen werden müssen, hören nicht auf, uns der Sünden anzuklagen, die sie selber begehen. Wie we­nig sie damit im Recht sind, geht aus zahlreichen Veröffentlichungen über deutsche Gefangenenlager aus neutralen und deutschen Federn hervor, die ne­ben der Fürsorge für die Gesundheit mit Befriedi­gung auch die Sorge für das geistige Wohl der Ge­fangenen feststellen können. Wie sich aber in dieser Beziehung selbst der einzelne Gefangene mannig­facher Rücksichten und wohlwollenden Entgegenkom­mens erfreut, mag folgender Fall aus der jüngsten Zeit beweisen: Im Gefangenenlager zu Darmstadt befindet sich ein junger französischer Gelehrter, der seine viele sreie Zeit zur Ausarbeitung einer Doktor- dissertation benutzt. Zu diesem Zweck bedurfte er kürzlich eines größeren wissenschaftlichen Werkes. Durch Vermittlung seines Bataillonskommandos wandte er sich mit einem Entleihungsgesuch an die Großherzogliche Hofbibliothek in Darmstadl. Dort war das Werk nicht vorhanden, aber die Bibliotheks­verwaltung machte den Gesuchsteller darauf aufmerk­sam, datz es voraussichtlich in der Universitätsbiblio­thek in Gietzen zu haben sein werde. Das Entleih­ungsgesuch wanderte darauf nach Gietzen. Hier be­saß man zwar das Werk, allein gerade der gewünschte Ergänzungsband fehlte noch. Nun wird er schleunigst beschafft und dem gefangenen Gelehrten zugestellt werden. Ob auch ein deutscher Gelehrter in fran­zösischen Gefangenenlagern soviel freundliches Ver­ständnis finden würde? Oder bleibt solche Förde­rung wissenschaftlicher Arbeit ausschließlich ein Kennzeichen deutschen Barbarentums?

Zum Schutze bedrohter Menfchheitsinterefsen.

(WTB.) Lausanne. 15. Juli. Hier tagen Ver­treter zahlreicher Kulturvereine aus den kriegführen­

den und neutralen Staaten zur Bildung einer stän­digen internationalen Kommission zum Schutze be­drohter Menschheitsinteressen. 40 Verbände aus den verschiedenen Ländern haben bisher ihren Beitritt angemeldet. Die Kommission hat beschlossen, die Se­kretariatsarbeiten dem Vorstande des Bundes für Menschheitsinteressen, Bern, Erlachstratze 23, anzu­vertrauen. Die Kommission hat eine Resolution an­genommen, in der die Kulturvereine aller Länder aufgefordert werden, den gemeinsamen Kampf ge­gen die unser kulturelles Erbgut bedrohenden Gefah­ren und die solidarische Arbeit für Fortschritt und Kultur wieder aufzunehmen. Darauf wurde die Ge­fahr einer Annexion irgendwelchen Landgebiets ge­gen den Willen seiner Bewohner behandelt. Man sprach sich gegen die Annexion Belgiens durch Deutschland, des slawischen Dalmatien durch Italien, des türkischen Kleinasien durch Rußland und Per­siens durch irgendwelche europäische Mächte aus. Die Kommission wandte sich gegen eine längere Kriegs­dauer und befürwortete eine Verbesserung des Loses der Gefangenen. Sie begrüßte den von schweizerischen Delegierten unternommenen Versuch, in Frankreich und Deutschland zu berichten, was sich über gute Be­handlung der Gefangenen in anderen Ländern sagen läßt, um so die Stimmung in der Richtung auf eine beiderseitige Besserung der Behandlung der Gefange­nen umzuwandeln. Schließlich erhob die Kommission Einspruch gegen das harte Vorgehen der russischen Regierung gegen die jüdische Bevölkerung in Ruß­land.

Vermischte Nachrichten.

Schweden bleibt fest.

(WTB.) Petersburg, 13. Juli, (lieber Stock­holm.)Rjetsch" teilt aus völlig zuverlässiger Quelle mit, datz die schwedische Regierung die Frage der Aufgabe des Transitverbots für Güter nach Ruß­land offen gelassen habe, bis Schwedens Verhältnis zu England zufriedenstellend geordnet sei. Möglicher­weise werde ein Teil der Güter nach Rußland ab­gehen dürfen. In russischen Diplomatenkreisen, sagt das Blatt, halte man diese Lösung für ein schlechtes Zeichen.

Niederträchtige englische Machenschaften.

(WTB.) Konstantinopel, 12. Juli. (Agence Milli.) Die britische Regierung erklärt, daß Eng­land, da die türkischen Militärbehörden in Hedschas Getreide requiriert hätten, die Ausfuhr von Getreide verboten, aber dann, als es von der Notlage der un­schuldigen Bevölkerung erfuhr, aus Mitleid mit ihr die Ausfuhr wieder gestattet habe, indem es aller­dings von den Arabern gefordert habe, sich der Re­quisition zu widersetzen. Diese scheinheilige Erklä­rung Englands, das noch in der jüngsten Zeit heilige Städten bombardierte und zerstörte, Dörfer an der Küste in Brand steckte und überall die Barken der Araber, das einzige Mittel der Bevölkerung, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, versenkt hat, ist zy­nisch. Wir erklären, datz die türkische Regierung, weit entfernt davon, Lebensmittel in Hedschas zu requirieren, alles tut, um den Lebensunterhalt der eingeborenen Bevölkerung sicherzustellen.

Die Italiener ihrer Verbündeten würdig.

(WTB.) Wien, 14. Juli. Die Kriegsberichter­statter heben die Tatsache hervor, datz mit Ausbruch des italienischen Krieges sich auch in den bisher am stärksten irredentistisch gesinnten Gegenden Istriens die Bevölkerung sofort auf das heftigste gegen Ita­lien und gegen den Jrredentismus gewandt hat. Den irredentistischen Führern wurde am Tage der Kriegserklärung die Fenster eingeschlagen. Flücht­linge aus den von den Italienern besetzten Grenz­dörfern schildern voll Empörung die Untaten ihrer Befreier. Schändungen von Kindern, Vergewalti­gungen von Frauen und Mädchen, brutale Mißhand­lungen und Grausamkeiten jeder Art sind die täg­lichen Arbeiten der italienischen Patrouillen. Wie unbedingt kaisertreu der weitaus überwiegende Teil der welschtirolischen Bevölkerung ist, zeigt sich erst jetzt, da> sie selbst den Kampf um die Scholle mit­macht. Aus den kleinsten und ärmsten istrischen Dör­fern laufen Spenden und Liebesgaben für Soldaten unserer Südarmee ein. Die Wiedereroberung Lem­bergs wurde in Labo d'Jstria ohne vorherige be­hördliche Einladung mit Beflaggung sämtlicher Häuser mit schwarz-gelben Fahnen gefeiert.

RussischeGroßzügigkeit."

Berlin, 15. Juli. Wie nach derDeutschen Tageszeitung" Krakauer Blätter melden, haben die Russen in Galizien 173 Erdölschächte i« Werte von 40 Millionen Kronen und 15000 Erdölzisternen durch Brandlegung vernichtet.

Aus Stadt und Land.

Cal», den 15. Juli ISIS. Das Eiserne Kreuz.

Der Telegraphentruppenführer Georg Schütz von Calw, im Landw.-Jnf.-Regt. 120, hat das Eiserne Kreuz erhallen.

Markt.

* Der gestrige Krämermarkt war von den Land­leuten der Umgebung, wenn man die Kriegsver­hältnisse gebührend berücksichtigt, sehr gut besucht. Die Stände zeigten das gewöhnliche Bild der Dar­bietung von Gegenständen für den Bedarf des Haus­halts und der Kleidung. Natürlich fehlten auch nicht die Ausruferbuden die dem Markt so recht das Cha­rakteristikum geben, und die doch immer am meisten umstellt sind. Nach unsern Erkundigungen haben die Händler ganz gute Geschäfte gemacht, und auch die hiesigen Geschäftsleute können mit dem Verlauf des Markttages verhältnismäßig zufrieden sein.

Auf dem gestern stattgehabten Dich- und Schweine- markt waren zugesührt: 4 Pferde, 298 Stück Rindvieh, und zwar 76 Stück Ochsen und Stiere, 130 Stück Kühe, 84 Stück Jungvieh und 8 Kälber. Vertäust wurden bei schleppendem Handel 20 Paar Ochsen und Stiere, wobei bezahlt wurden für 1 Paar Ochsen 18001955 für 1 Paar Stiere 5201100 Weiter wurden verkauft 60 Stück Kühr pro Stück zu 420705 45 Stück Jung­vieh pro Stück zu 300450 8 Kälber zu 80110

pro Stück. Auf dem Schweiuemarkt wurde bei schlep- pendem Handel ziemlich viel abgesetzt; es wurde bezahlt für 1 Paar Läufer 100160 für ein Paar Milchschweine 6085 ^ Die Händler mußten wieder viele Tiere nach Hause nehmen.

Gegen den Lebensmittelwucher..

* Das württembergische Generalkommando hat

folgende erfreuliche Verfügung erlassen: Die in der letzten Zeit eingetretene Steigerung der Preise für die notwendigen Lebensmittel und Bedarfsgegen­stände ist zum Teil auf Auswüchse des Zwischenhan­dels und auf unlautere Machenschaften einzelner Personen zurückzuführen. Um wucherischem Treiben auf diesem Gebiete entgegenzutreten, bestimme ich für den Groß- und Kleinhandel mit Gegenständen des täglichen Bedarfs, insbesondere Brot, Mehl, Teigwaren, Milch, Butter, Schmalz, Fett. Käse, Eiern, Salz, Zucker, Kartoffeln, Gemüsen, Salat, Hülsenfrüchten, Zwiebeln, Obst. Fleisch und Fleisch­waren, Kaffee, Tee, Kakao, Seife, Leuchtölen, Holz, Kohlen, Koks auf Grund des § 9 Buchst, b des Ge­setzes vom 4. Juni 1851 über den Belagerungszu­stand und des Art. 68 der Reichsverfassung: Mit Ge­fängnis bis zu einem Jahre nach § 9 des genannten Gesetzes wird bestraft: 1. wer beim gewerbsmäßigen Einkauf von Gegenständen des täglichen Bedarfes unverhältnismäßig hohe Preise bietet, wenn nach den Umständen des Falles die Absicht anzunehmen ist, eine Preissteigerung oder eine Hinaufsetzung be­stehender Höchstpreise herbeizuführen; 2. wer Vor­räte von Gegenständen des täglichen Bedarfs, die an sich zum Verkaufe bestimmt sind, aus dem Verkehr zurückhält, um eine ungerechtfertigte Hochhaltung oder eine Steigerung der Preise oder eine Hinauf­setzung bestehender Höchstpreise herbeizuführen; 3. wer beim gewerbsmäßigen Verkauf für Gegenstände des täglichen Bedarfs unverhältnismäßig hohe Preise fordert oder annimmt; 4. wer als Verkäufer von Ge­genständen des täglichen Bedarfs ohne rechtfertigen­den Grund einem Käufer die Abgabe seiner verfüg­baren Verkaufsgegenstände gegen Barzahlung ver­weigert. Die Bezirkspolizeibehörden werden ermäch­tigt, die auf Grund dieser Verfügung ergehenden Verurteilungen durch die Tageszeitungen öffentlich bekannt zu machen. Stuttgart, den 14. Juli 1915. Der stellv. kommandierende General: v. March- t a ler.

DerBerliner Lokalanzeiger" kann mitteilen, daß sich die zuständigen Stellen zu einem tatkräftigen Vorgehen mit durchgreifenden Maßnahmen gegen die Verteuerung des Lebensunterhalts entschlossen haben.

Zur Erhaltung unserer Getreidevorrüte.

Man schreibt uns: Wer viele Güter und Kräfte hat, der geht nicht hin und verschwendet, bis die Tage der Not kommen und ihn zwingen, innezuhalten mit seinem Reichtum; sondern er legt ihn in nutzbringenden Unternehmungen an und sammelt für die Jahre der Armut. Wir Deutsche sind dankbar dafür, daß selbst die Menge der Feinde uns noch nicht in Not bat bringen können. Aber unser Dank mutz in einer Tat zum Aus­druck kommen. Wir müssen Haushalten mit Nahrungs­mitteln und mit unserer Volkskraft. An beiden Vor­räten zehren wir, solange wir geistige Getränke trinken. Sie bedürfen großer Mengen von Gerste, Weizen. Kar­toffeln und Obst zu ihrer Herstellung. Lasten wir die Nahrungsstoffe vergären, so fehlt es uns nicht allein an fühlbaren Mengen täglichen Kraftersatzes, sondern