läufig nur Vermutungen zulässig. Einmal sollten nach dom Muster der Vernichtung des deutschen Uw terseebootes17 W" österreich-ungarische oder deut­sche Unterseeboote angolockt werden und der Vernich­tung verfallen, oder das italienische Kriegsfahrzeug wollte an der griechischen Küste ein scheinbares De­pot von Benzin anlegen, um unsere oder deutsche Unterseeboote in die Falle zu locken oder doch den Vorteil zu haben, Griechenland des Neutralitäts­bruches durch Unterstützung der Zentralstaaten be­schuldigen zu können. So geht leider eine Nation erwiesenermaßen vor. die zur Entschuldigung ihrer Nachlässigkeit unsere Kriegsmarine zu bezichtigen wagt, daß sie ihren Angriff auf Ancona am 4. Mai unter falscher Flagge gemacht hätte.

Englische Diplomatenpraxis.

Sofia, 11. Juli.Dnovnik" bringt eine Auf­sehen erregende Meldung über die Ursache des plötz­lichen Scheidens des englischen Gesandten in Sofia, Bux Jronside, von seinem Posten. Wie das genannte Blatt wissen will, hatten in dem Prozeß wegen des Bekannten Mordanschlags gegen den Zaren Ferdi­nand von Bulgarien einige Angeklagte Aussagen ge­macht, wodurch der Gesandte schwer bloßgestellt wurde, so daß die bulgarische Negierung gezwungen wurde, von der englischen Regierung die Rückbe­rufung dieses Diplomaten zu verlangen. Auch der Ministerrat beschäftigte sich mit dieser Angelegen­heit und beschloß, das Kriegsgericht anzuweisen, daß es die im Laufe der Verhandlung gemachten, den englischen Gesandten betreffenden Aussagen unbe­rücksichtigt lasse.

Norwegischer Protest gegen England.

(WTB.) Christiania, 10. Juli.Morgenbla- ded" schreibt zu der von England begangenen Ver­letzung der norwegischen Neutralität auf norwegi­schem Seegebiet: Obgleich der Vorfall, sowie der Einspruch bereits 14 Tage zurücklieyt, liegt noch im­mer keine Erklärung oder Aeußerunq des Bedauerns der britischen Regierung vor. deren zögernde Hal­tung im Vergleich mit der Haltung Rußlands im Falle des Seekampfes bei Gotland um so mehr auf­fällt, als die englische Neutralitätsverletzung im Grunde noch schwerer ins Gewicht fällt, weil die englischen Schiffe, die als Wachschiffe genau wissen mußten, wo die Gebietsgrenzen liegen, sich demnach im vollen Bewußtsein und bei ruhiger Ueberlegung über das Völkerrecht hinweggesetzt haben. Dazu kommt, daß immer beunruhigendere Nachrichten über das Auftreten englischer Kreuzer an der nor­wegischen Küste in den letzten Tagen einliefen. Die britische Flotte scheint, obwohl sie keine amtliche Er­klärung darüber abgegeben hat, tatsächlich die Blok- kierung der ganzen norwegischen Küste ins Werk ge­setzt zu haben, eine Aufmerksamkeit Englands, auf die der kleine neutrale Staat überraschend wenig Wert legt. Unter diesen Umständen muß es gestattet sein, daran zu erinnern, daß man in Norwegen mit einer Aufmerksamkeit, die sich der Ungeduld zu näh­ern beginnt, fragt: Was antwortet die britische Re­gierung auf den Einspruch der norwegischen Regie­rung?

Vermischte Nachrichten.

Deutschland ist unbesiegbar."

Köln, 10. Juli. DieKöln. Zeitung" meldet aus Stockholm: Als Sven Hedin gestern nach Stock­holm zurückkam, wurde er selbstverständlich von Zei­tungsleuten umringt und befragt. Einem von diesen sagte er: Deutschland kann nie militärisch besiegt werden. Es spielt für Deutschland keine Rille, wie lange der Krieg dauert. Diese ausgezeichnete Rasse, diese Disziplin, diese Ausbildung und dieser militä­rische Geist, wovon das ganze Volk durchdrungen ist, dies alles bewirkt, daß das Land aus diesem Kriege unbesiegt hervorgehen wird. Die Aushungerungs­versuche sind mißglückt, man hat mehr als genügend Lebensmittel. Deutschland ist unbesiegbar.

Deutschland und Japan.

Petersburg, 10. Juli. DerRjetsch" berichtet: Die japanische ZeitungIamate", die offen für ein russisch.japanisches Bündnis eintritt, äußert, daß nach dem Kriege eine AnuSherung zwischen Japan und Deutschland nicht ausgeschloffen sei.

Auch ein Opfer des Krieges.

Berlin, 12. Juli. Aus Graz wird demBerliner Lokalanzeiger" berichtet: In WindischFeistritz erschoß sich die Gräfin Therese v. Thur«Balsasfina ans Kummer über den Tod ihres Satten, des Divisionskommandeurs Grafen Thurn, der in der Schlacht bei Lemberg gefallen ist.

Die italienische SchurkenpolitiL.

(WTB.) Wien. 10. Juli. In derWiener All­gemeinen Zeitung" veröffentlicht der Chefredakteur Dr. Julius Szeps eine Erinnerung aus den Alge- cirastagen, worin es heißt: Am 10. Januar 1906 suchte ein maßgebender französischer Politiker Dr. Szeps auf und überbrachte ihm eine Einladung des Ministerpräsidenten und Ministers des Aeutzern, Rouvier, den er seit langer Zeit kannte, zu einer Unterredung, da er darin seine Meinung in einer höchst wichtigen Angelegenheit zu hören wünsche. Der französische Ministerpräsident sagte bei dieser Gelegenheit zu Dr. Szeps: Wir stehen vor der Kon­ferenz von Algeciras. Die italienische Regierung hat uns die Versicherung gegeben, auf der Konferenz mit uns durch dick und dünn zu gehen, aber da noch im­merhin die Möglichkeit vorhanden ist, daß die Kon­ferenz zu keinem Ergebnis führt u. aus der Marokko­frage ein bewaffneter Konflikt zwischen Deutschland und Frankreich entstehen könnte, so hat die italieni­sche Regierung uns ihre Geneigtheit erklärt, im Falle eines deutsch-französischen Krieges Frankreich eine Hilfsarmee von 690 000 Mann zur Verfügung zu stellen. Sie hat jedoch die Erfüllung dieses Verspre­chens an die Bedingung geknüpft, Frankreich müsse Italien die Garantie schaffen, daß in einem solchen Falle Oesterreich-Ungarn nicht über Italien Hersalle. Er, Rouvier, möchte nun meine Meinung hören, ob es möglich wäre, darauf zu rechnen, daß Oesterreich Ungarn in einem solchen Falle gegen Italien nicht feindselig auftreten würde. Ich erlaube mir. kurz zu bemerken, daß, soweit meine Kenntnis der öster­reichisch-ungarischen Politik reiche, es ganz ausge­schlossen erscheine, daß die habsburgische Monarchie nicht voll und ganz ihre Bündnispflicht dem Deut­schen Reiche gegenüber erfüllen werde. Rouvier meinte, daß es selbstverständlich wäre, daß die öster­reichisch-ungarischen Interessen gegenüber Italien vollständig gewahrt bleiben sollten. Italien solle Tripolis erhalten, wogegen Frankreich Sorge tragen würde, daß Italien keinen Einspruch erheben würde, falls Oesterreich-Ungarn zur Besetzung von Albanien schreiten würde. Ich konnte nur Rouvier nochmals die Versicherung wiederholen, daß eine Stellung­nahme der Monarchie gegen das verbündete deutsche Kaisereich zu den Dingen der Unmöglichkeit gehöre. Damit schloß der politische Teil seiner Unterredung mit dem französischen Ministerpräsidenten.

Die Kohlennot der Alliierten.

(WTB.) Manchester, 11. Juli. DerManchester Guardian" erörtert die Frage der Kohlenlieferung für die Alliierten, über die im Juli eine Konferenz abgehalten werden wird. Da Italien keine Kohlen hat und der größte Teil der Kohlenfelder Frank­reichs und des polnischen Kohlenreviers in deutschen Händen sind, so kann allein England Kohlen liefern. Diese Lieferung wäre möglich, sie müßte aber zu einem billigen Preis erfolgen. Während die fran­zösische Industrie über unerträgliche Preise der eng­lischen Kohle klagt, spricht man in Rußland von einer bevorstehenden Kohlennot im nächsten Winter selbst in den größten Städten.

Aus Stadt und Land.

Cal», den 12. Juli ISIS. Beförderung.

Unteroffizier Hermann Niethammer von Alt» hengstett, im Res.-Regt. 12l, ist zum Vizefeldwebel befördert worden und hat die silberne Verdienst­medaille erhalten.

Telegraphenhilfstelle.

In Kentheim ist eine Telegraphenhilfstelle für den öffentlichen Verkehr eingerichtet worden, die am 10. ds. Mts. in Betrieb genommen worden ist.

Zugendturntag.

* Wenn heute die deutschen Waffen auf allen Kriegsschauplätzen siegreich bestanden haben, so ist es nicht der geringste Anteil an dem ruhmreichen Kampfe unserer Heere, der der deutschen Turner­schaft zufällt. Die Organisation der deutschen Tur­ner, die mehr als 1 Million Männer aller Jahres­klassen umfaßt, hat in Jahrzehnte langer, zäher und planmäßiger Arbeit, deren Wert leider nicht immer die gebührende Beurteilung gefunden hatte, Kräfte im deutschen Volk entwickelt, die heute, wo es um die Existenz unseres Vaterlandes geht, unserm Heere die wertvollsten Dienste leisten. Den römischen Wahlspruchin einem gesunden Körper wohnt eine gesunde Seele" hat sich auch die deutsche Turnerschaft zu eigen gemacht und sie ist deshalb gerade im jetz­igen Augenblick, trotzdem ihre Organisation natür­lich wesentlich geschwächt ist, auf den Plan getreten, um der deutschen Jugend den Wert, aber auch die

Pflicht vor Augen zu führen, nicht nur im eigenen gesundheitlichen, sondern auch im vaterländischen Interesse sich an der Erhaltung und Ausbildung der körperlichen und damit auch der geistigen Kräfte un­seres Volkes zu betätigen. Das deutsche planmäßige Turnen verlangt Disziplin des Körpers, und damit auch Disziplin des Geistes, diese aber ist der Aus­gangspunkt für die Entwicklung der sittlichen Kräfte sowohl des Einzelindividuums als auch eines ganzen Volkes, und diese Disziplin des Körpers und Geistes ist es, die es dem deutschen Volk ermöglicht hat, einer Welt von Feinden gegenüber Stand zu halten.

In allen deutschen Gauen ist nun gestern ein Jugendturnen veranstaltet worden, das einen ein­heitlichen Charakter trug, wobei selbstverständlich aber die Anforderungen in Anbetracht des Umstan­des, daß die meisten geübten Turner im Felde stehen oder doch einberufen sind, auf ein Mindestmaß be­schränkt wurden. Auf diese Weise war es auch mög­lich, eine größere Anzahl von Teilnehmern heranzu­ziehen. Die vorgeschriebenen Hebungen bestanden aus Reck- und Barrenturnen, Freihochsprung, Weit­sprung, Schnellaufen, Kugelstoßen und Seilklettern. Für den unteren Gau des Nagoldgaus fand die Ver­anstaltung in Calw auf dem Brühl statt. Neben den Mitgliedern des hies. Turnvereins beteiligten sich vom unteren Gau nur die Turnvereine von Altburg und Simmozheim, sodann aber in recht großer An­zahl die Jungdeutschland- und Jugendwehrmann­schaften, unter denen sich auch viele Schüler der hie­sigen Handelsschulen befanden. Das Ergebnis des Turnens kann in Anbetracht des Alters der Teilneh­mer und in Berücksichtigung des Umstandes, daß ein großer Prozentsatz an planmäßiges Turnen gar nicht gewöhnt war, als durchaus zufriedenstellend bezeichnet werden. Das Hauptaugenmerk war ja aber überhaupt nicht auf eine genaue Leistungs­prüfung gelegt, die Hauptsache war doch gewesen, unsere Jugend in weitmöglichstem Umfang für den Gedanken planmäßiger körperlicher und geistiger Ertüchtigung heranzuziehen, und diesen seinen Hauptzweck hat der Turntag in Calw nach unseren Beobachtungen sicherlich erreicht. Besonders die jungen Leute, die Gelegenheit haben, regelmäßig die Turnübungen zu pflegen, zeigten recht schöne Leistungen, uni» eine ganz besondere Freude war es für den Zuschauer, die kleinen Schüler von 1012 Jahren am Reck und Barren, die beide einen hohen Grad der Beherrschung der Körperformen erfordern, Hebungen vorführen zu sehen, die an Pünktlichkeit, Schneidigkeit und Wagemut nichts zu wünschen üb­rig ließen. Es genügte denn auch ein großer Pro­zentsatz der Teilnehmer dem Mindestmaß der ge­stellten Anforderungen, sodaß in allen 8 Klaffe« eine schöne Anzahl von Preisen verteilt werden konnte. Das weniger angenehme als arbeitsreiche Kampfrichteramt hatten die Herren Professor Sten­del, Bauinspektor Schaal, Kaufmann Paul Georgii, Bäckermeister Pfrommer, Moros, Marquardt. Fet­ter, Eberhardt. Wackenhuth, Weick (Altburg). Zapp und Eisenhardt übernommen. Den Beschluß des Turntages bildete ein Staffettenlauf, der vom Brühl aus nach Hirsau ging, und zwar die Land­straße entlang, über die Hirsauer Brücke, den Wie­senweg herauf, dann über die Brücke bei der Turn­halle. Der Weg, der etwa 5 Kilometer beträgt, wurde in der kurzen Zeit von 13 Minuten 2 Sekun­den zurückgelegt. Boi der Preisverteilung erinnerte der Eauvorstand, Landtagsabgeordneter Stauden- meqer in einer markigen, von vaterländischem Geist getragenen Ansprache an das Preisturnen vom vo­rigen Jahre, woselbst er, kurz vor Ausbruch des Krieges auf den Ernst der Lage hingewiesen hatte. Heute stehen die meisten der vorjährigen Teilnehmer im Felde, manche seien schon den Tod fürs Vater­land gestorben. Nun sei es auch eine heilige Pflicht der deutschen Jugend, Körper und Geist für den Dienst des Vaterlandes zu stählen. Der Redner schloß mit dem Wunsch, der nächstjährige Turntaq möchte im Zeichen eines sieggekrönten Friedens ab­gehalten werden. Sein Hoch auf das deutsche Vater­land wurde mit Hellem Jubel ausgenommen. Neben den hübsch ausgefertigten Urkunden, die den Preis­trägern ausgestellt wurden, erhielten sie auch recht nette Ehrengaben und der Calwer Preisträger war­tet noch ein weiterer Lohn in Gestalt der Georgii- Reichertschen Stiftung, die bekanntlich auch jedes Jahr an die besten Turner verteilt wird.

I. Stufe, jüngere und ältere Klaffe, 1899/1901.

Ernst Creuzberger 59.6, Paul Entenmann 57,6, Eugen Hammann 53,6, Ernst Schneider 52,9, Earl Frohnmüller

49.8, Emil Georgii 48, Earl Buhl 45,5, Franz Zimmermann

44.8, Carl Schechinger 43. l, Fritz Krauth 41,8, Adolf Schnaufer 38,9, Gottlieb Diesel, Simmozheim 36,7, Ludwig Schädle 36,6, Joseph Frey 36.3, Georg Böttinger 35,8 WIlh. Mast 35,3, Tust. Mungenast 34'/,, Eduard Bürger 34,2 Frist Görkt 32,4, Max Kippendorf 29,6, Carl Geiger, Altdurg 29,1. Theod. Schulmeister 27,8, Georg Ott 27, Wilh. Lutz 18,7 Punkte.