Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Begrunöet 1877
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Nummer K7 Altensteig. Dienstag, den 19. März 1949
Eine bedeutsame Begegnung
Führer und Duee auf dem Brenner
verlin, 18. März. Anläßlich des Besuches des Reichs, autzenministers von Ribbentrop in Rom wurde die seil längerer Zeit vorgesehene Begegnung zwischen dem Führe, ,«d dem Duce vereinbart. Adolf Hitler und Mussolini tra- sen sich am Montag morgen auf dem Brenner.
Der Duce war am Sonntag nachmittag 13.30 Uhr in Veglei- tung des Außenminiestrs Grasen Liano in Rom mit Sonderzuz »ach dem Brenner abgereist. Der Sonderzug des Führers kam am Montag früh um 10.10 Uhr auf dem mit den deutschen uni italienischen Farben geschmückten Bahnhof auf dem Brenner an »us dem Bahnsteig erwartete der Duce in der Uniform de, faschistischen Miliz und der italienische Außenminister Graf Ciam den Führer. Die Ehrenkompagnie, die auf dem Bahnsteig an. getreten war, präsentierte. Der Führer verließ als erster de, Zug und wechselte mit dem Duce einen herzlichen Händedruck Anschließend begrüßte er den italienischen Außenminicher Gras Liano. Hinter dem Führer folgte Reichsaußenminister vor Ribbentrop, den der italienische Außenminister Graf Eiam ebenfalls herzlich willkommen hieß.
Unter den Klängen der deutschen und italienischen Nationalhymnen schritten der Führer und der Duce die Front der angetretenen Ehrenformation des italienischen Heeres ab und begaben sich sodann mit den beiden Außenministern zu dem gegen- äberstehenden Sonderzug des Duce, wo die Bespre- Hungen unverzüglich ausgenommen wurden.
Die Begleitung des Führers hielt sich während der Besprecht!»- gen mit dem Gefolge des Duce und dem deutschen Botschafter in Rom, von Mackensen, der den Duce aus seiner Fahrt zum Brenner begleitet hatte, in einem anderen Wagen des italienischen Sonderzuges auf. Man sah von italienischer Seite u. a. de« thef der Privatkanzlei des Duce, Sebastiani, vom italienischen Kuswärtigcn Amt Kabinettsches Anfuso, den Protokollchef Baron Beißer Celesta und Marchese Lanza d'Ajeta, ferner den Präfekten von Bozen und den Leiter der faschistischen Parteiorganisation in Bozen. Von deutscher Seite bemerkte man u. a. Reichspresseches vr. Dietrich, die persönlichen und militärischen Adjutanten des Führers, unter ihnen Obergruppenführer Brückner, Gruppenführer Schaub und Oberst Schmundt, weiter Reichsleiter Bormann, keneralleutnant Vodenschatz, vom Auswärtigen Amt u. a. den khef des Protokolls Gesandten von Dörnberg und einige Herren vom persönlichen Stabe des Reichsministers des Auswärtigen.
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Ts ist dies diefünfteVegegnungdes Führers mit dem vuce nach dem Treffen von Venedig im Juni 1834, nach der veutschlandfahrt des Duce im September 1937, nach der Italien- reife des Führers im Mai 1938 und der gemeinsamen Arbeit »ährend der Münchener Konferenz im September 1938. Und vieder — wie jedesmal zuvor, blickt die Welt auch dieses Mal in ttemloser Spannung auf die Begegnung dieser beiden Männer, lie das Schicksal ihrer Völker lenken und darüber hinaus das Besicht Europas entscheidend mitbestimmen. Die Begegnung ist von beiden Seiten mit jener schnellen Entschlossenheit und zugleich absoluten Diskretion vorbereitet worden, die seit jeher ein vesentlicher Bestandteil der engen faschistischen und nationalsozialistischen Zusammenarbeit sind.
Der 1370 Meter hohe Brennerpaß zeigte noch ein winterliches Besicht. Tief verschneit sind die Berge und Hänge, und knietiefer Bchnee liegt aus den Almen und Mattte« — eine prächtige löinterlandschast.
Die Regierungschefs der durch den Bündnisvertrag Berlin- Rom miteinander verbundenen beiden europäischen Großmächte sind zusammengekommen, um die Fragen zu besprechen, die beide Länder berühren, Fragen, die sich aus der Tatsache ergeben, daß »as nationalsozialistische Deutschland heute in dem von den pluto- katischen Westmächten aufgezwungen entscheidenden Kamps feiler Geschichte steht, während das faschistische Italien als „nicht «eutrale, sondern nichtkriegführende" Nation ebenfalls für ach kas Lebensrecht der jungen Völker geltend macht.
Zweieinhalbstündige herzliche Unterredung
Am Brenner. 18. März. Der Führer nnd der Duce hatte» «u Montag morgen am Brenner i« Salonwage« des Duce eine Unterredung von zweieinhalb Stunde«, die in herzlichem Seifte -erlief. Bei der Unterredung waren Reichsanßeaminister von Ribbentrop und der italienische Außenminister Graf Liano Zugegen.
Nach Beendigung der Besprechung nahmen der Führer und der Duce sowie die beiden Außenminister in» Salonwagen des Du« «tuen kleinen Imbiß «in.
Sodann geleitete der Duce den Führer wieder zu seinem Zug. Unter den Klängen der deutschen und der italienischen Nationalhymnen schritten der Führer und der Duce wieder die Front der Ehrenkompagnie ab. Mit einem festen und langen Händedruck und herzlichem Lächeln verabschiedeten sich der Führer and der Duce auf dem Bahnsteig voneinander. Vom offenen Fenster seines Salonwagens aus setzte der Führer noch einige Minuten die Unterhaltung mit dem Duce fort, bis sich dann um 13.11 Uhr, genau drei Stunden und eine Minute nach der Ankunft, der Zug des Führers wieder in Bewegung setzte.
Mussolini wieder in Rom
Rom, 19. März. Mussolini ist um 23.45 Uhr in Begleitung des Außenministers Graf Ciano sowie des deutschen Botschafters in Rom, von Mackensen, in Rom eingetroffen.
Obwohl die Ankunft durchaus privaten Charakter hatte» waren verschiedene Mitglieder der Regierung auf den Bahnhof gekommen, um den Duce zu begrüßen. Beim Verlaßen des Bahnhofes bereitete eine zahlreiche Menge dem Duce trotz der späten Abendstunde stürmische Kundgebungen.
Protest Amerikas im »Wakama"-Fall
New Park, 18. März. Das amerikanische Staatsdepartement gab bekannt, daß der Präsident von Panama, Boyd, im Namen der 21 amerikanischen Republiken einen einmütigen Protest an die britische Regierung wegen der Verletzung der amerikanischen Nsutralitätszone gerichtet hat. Es handelt sich dabei um den Fall des britische« Kriegsschiffes, das am 12. Februar nur etwa IS Meilen von der brasilianischen Küste entfernt den deutschen Frachtdampfer »W akama" anhielt, worauf sich dieser bekanntlich durch Selbst- versenkuug der Aufbringung entzog.
8 3. Jahrgang
Der Wehrmachtsbericht
Feindliche bewaffnete Handelsschiffe und Borpostenbaote an der schottischen Ostküste angegriffen
^ i n, 18. März. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Hart ostwärts der Mosel und im Grenzgebiet südlich Zweibrücker» wurden feindliche Spähtrupps unter Ber» lüsten für den Gegner abgewiese« und dabei mehrere Ge» sangene gemacht.
Die beiderseitige Artillerietätigkeit war etwas lebhafter als an den Vortagen.
Die Luftwaffe setzte die Aufklärung gegen Frankreich und Großbritannien fort. An der schottischen Ostküste wnrden feindliche bewaffnete Handelsschiffe und Vorpostenboote angegriffen. Ein Vorpostenboot wurde versenkt.
Der Tod an Englands Küste
Amsterdam, 18. März. Die britische Admiralittä hat nach eine, Reuter-Meldung aus London amtlich mitgeteilt, daß der bewaffnete englische Fischkutter „Maida" auf eine Mine gelaufe» «nd gesunken ist. Der Kommandant und süns Matrosen, so heißt es weiter, werden vermißt. Wie Reuter weiter mitteilt, ist de» jugoslawische Dampfer „Clav" (4S12 BRT.) am Samstag an der Küste von Wales gesunken. Ein Mannschaftsmitglied ist verloren, die übrigen wurden au Land gesetzt. Kriegsschiffe waren Zeuge« des Unterganges.
Amsterdam, 18. März. Wie Reuter aus London berichtet, ist der britische Dampfer „Tiber ton" (5225 BRT.) bereits einen Monat überfällig und man kann ihn deshalb als mit seiner gesamten Besatzung verloren betrachten.
Oslo» 18. März. Der unter der Flagge von Panama fahrend« Dampfer „Basra" (3193 BRT.) ist, wie „Haugesunds Dagblad" meldet, in der Nordsee nach einem Zusammenstoß gesunken. Di« aus 26 Mann bestehende Mannschaft wurde von einem norwegischen Schiff gerettet.
Die Welt blickte nach dem Brenner
Stärkster Eindruck der Besprechung
Berlin, 18. März. Die überraschende Begegnung zwischen dem Führer und dem Duce am Brenner hat überall in der Welt stärksten Eindruck gemacht. Die Zeitungen des neutralen Auslandes bringen die Nachricht in großer Ausmachung und an hervorragender Stelle. Allgemein glaubt man, daß dieser Aussprache größte Bedeutung zukommt.
In Kopenhagen wird die Begegnung zwischen dem Führer und Mussolini in der Oeffentlichkeit lebhaft besprochen. In der Presse wird in diesem Zusammenhang vermerkt, daß Deutschland niemals so gute Chancen gehabt habe wie gegenwärtig. Auch das norwegische Volk beschäftigt sich stärkstens mit diesem Ereignis. Die Zeitung „Aftenposten" spricht von einer „Woche der deutschen Diplomatie". Die holländischen Abendzeitungen am Montag heben übereinstimmend hervor, die Unterredung am Brenner habe erhebliches Gewicht. Die Zeitungen versehen ihre Berichte mit großen Balkenüberschriften. In Brüssel steht die Nachricht vom Brenner im Mittelpunkt des Interesses. Obwohl die Zeitungen keinerlei Anhaltspunkte über den Inhalt der Besprechungen besitzen, ergehen sie sich, wie übrigens auch die holländischen Blätter, in den verschiedensten Vermutungen. Gleichzeitig wird auf die enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Italien hingewiesen. So sagt „Der- nisre Heure", die Solidarität der Achse werde von Tag zu Tag stärker. Wie aus Sofia gemeldet wird, beherrscht die deutsch-italienische Aussprache das Bild der Presse. Das Abendblatt „Slowo" erblickt darin eine besonders eindringliche Bestätigung der Achsenpolitik. Mussolini stehe fest an der Seite des Bundesgenossen. Im Kampfe nicht nur um die gleiche Idee, sondern auch um die für beide Staaten unentbehrlichen Lebensräume. Die SchweizerPresse kann sich die üblichen Kombinationen nicht verkneifen. Einigen Blättern merkt man an, wie wenig ihnen die Begegnung Führer—Duce ins Konzept patzt. Immerhin mißt man ihr für die weitere Entwicklung des gegenwärtigen Krieges die größte Bedeutung bei.
In den Vereinigten Staaten von Nordamerika hat sich die Spannung gesteigert. Außenminister Hüll hatte am Montagvormittag eine lange Unterredung mit Präsident Roose- velt. Die gesamte USA.-Presse erblickt in der Zusammenkunft am Brenner, die der amerikanischen Oeffentlichkeit völlig überraschend kam, ein Ereignis von weittragender Bedeutung. Biele glauben, daß die Achsenpolitik eine weitere Aktivierung bringen werde.
c Berichten aus Buenos Aires zufolge sind öffentliche Meinung, Presse und Rundfunk ausschließlich von der Aus-
zwischen dem Führer und dem Duee
spräche zwischen Adolf Hitler und Benito Mussolini beherrscht. In politischen Kreisen und in Gesprächen des Mannes auf der Straße weiden die möglichen Auswirkungen leidenschaftlich dis-i kutiert. Wie in Argentinien unterstreichen auch in Montevideo die Blätter durch große Schlagzeilen die Bedeutung des überraschenden Treffens zwischen dem Führer und dem Duce.
Die römische Zeitung „Teuere" meldet aus Kairo, daß auch die ägyptische Presse das Zusammentreffen der beiden führenden europäischen Staatsmänner in größter Aufmachung verzeichnet. Die Zeitung „Misri" schreibt von einem Ereignis von außerordentlicher Bedeutung.
Bestürzung in Paris und London
Berlin, 18. März. Nach den bisher aus dem Ausland vorliegenden Nachrichten hat die Meldung von der stattgefundenen Zu--' sammenkunst des Führers mit dem Duce auf dem Brenner über« all wie eine Sensation gewirkt.
In Paris und in London hat die Kunde von der Begeg«, «ung des Führers mit dem Duce wie ein Blitz aus heiterem Himmel gewirkt. In Pariser politischen Kreisen hat man di« Empfindung, daß das Treffen der beiden führenden Männer Deutschlands und Italiens eine neue Situation schaffe, di» man nicht vorhergesehen habe. Die Folge davon ist eine allgemeine Bestürzung in Pari».
Rom, 18. März. Die Begegnung zwischen dem Du« und de« Führer wird von der Presse in allergrößter Aufmachung unter über die ganze Breite der Seite gehenden Ueberschriften an» gekündigt. Photographien des Duce und des Führers beherrsche» das Bild der Titelseite«. Sämtliche Blätter unterstreichen, daß da» deutsch-italienische Treffe» am Brenner die Aufmerksamkett der ganzen Welt auf sich lenke. Man müsse daran erinnern, daß zwischen dem Duce und dem Führer seit der Begegnung vo» München im September 1938 keine persönliche Aussprache mehr stattgefundeu habe. Scho» hieraus ergebe sich die Zweckmäßigkeit der neuen Begegnung, die übrigens, wie die deutsche Verlautbarung feststelle, bereits seit längerer« Zeit vorgesehen worden war.
Rom, 18. März. Uebereinstimmend betonen die Blätter t« Ihren Berichten vom Brenner die überaus herzliche Begrüßung nnd den ebenso herzlichen Abschied der beiden Staatsmänner, »ährend gleichzeitig in den Berliner Berichten die Freude de» deutschen Volkes hervorgehoben wird, das im Geiste das Treffe» der beiden Führer verfolgt habe, deren persönliche Begegnung«» stets zu überaus sirchtbaren Ergebnissen führten.