Die Neutralen.

Der Schutz der Schwachen durch England.

(WTB.) Stockholm, 5. Juli.Stockholms Dag- blad" vom 4. Juli klagt über die vermehrten Schwie­rigkeiten. die die Engländer neuerdings dem schwe­dischen Kaffeeimport bereiten. Die Engländer for­dern verschärfte Garantien dafür, datz der Kaffee vor Freigabe bereits an die Konsumenten in Schweden oder für den Export nach Rußland verkauft sein mutz. Dieser neue Eingriff in unser Recht und in den freien Handel, sagt das Blatt, rief grohe Entrüstung und kräftige Qpopfition unter den schwedischen Kaffeeimporteuren hervor, die wahrscheinlich schon heute in einer Konferenz über ein gemeinsames Vor­gehen gegen diese unmögliche Forderung beraten werden.

(WTB.) Athen. 5. Juli. Aus Saloniki wird ge­meldet, datz ein englisches Kriegsschiff in dem Hafen von Dedeagatsch einen neutralen Dampfer ange­halten und ihn unter dem Verdacht, datz er Bann­ware an Bord führe, untersucht habe.

(WTB.) Konstantinopel, 5. Juli. Das in Smyrna erscheinende BlattKeuylu" meldet ge­rüchtweise, datz die Engländer auf Mytilene in der Umgebung der Hauptstadt der Insel Truppen und Kanonen ausschisfen, als wenn die Insel ihnen gehöre.

Kopenhagen, 4. Juli. England hindert hart­näckig die Ausfuhr englischer Baumwolle nach Däne­mark und hält trotz Proteste alle amerikanischen Baumwolladungen für Dänemark zurück. Viele dä­nische Baumwollspinnereien stellten ihren Betrieb ein und in vierzehn Tagen müssen die meisten däni­schen Baumwollwebereien wegen Earnmangels schließen. Die Lage ist wegen der großen drohenden Arbeitslosigkeit ernst. Die dänische Regierung ist eifrig bestrebt, England darüber aufzuklären, datz eine Weiterausfuhr von Baumwolle aus Dänemark nicht statfinde. da ein Ausfuhrverbot bestehe und Dänemark selbst dringenden Baumwollbedarf habe. Politiken" schreibt, England habe nicht die geringste Veranlassung, für Dänemark bestimmte Ware, die die dänische Industrie dringend benötige, zurückzu­halten. und hofft deshalb noch auf ein günstiges Er­gebnis der dänisch-englischen Verhandlungen über die Freigabe von Baumwolle.

Eine schwedische Note an England.

Stockholm, 4. Juli. Schweden richtete lt.Deut­scher Tageszeitung" eine scharfe Note nach London wegen der Anhaltung seiner Schiffe durch englische Kriegsschiffe. Die Note droht völlige Einstellung des schwedischen Schiffsverkehrs nach England.

Spanische Neutralität.

(WTB.) Paris, 3. Juli. DerTemps" meldet aus Madrid: Die Abgeordneten der Linken benach­richtigten den Ministerpräsidenten Dato, datz sie we­gen des Versammlungsverbots einen Kampf gegen das liberale Kabinett einleiten werden. Dato er­widerte. er lasse Versammlungen zu, aber nur unter der Bedingung, datz nicht über die Neutralität ge­sprochen werde, was nur Anlatz zu Kundgebungen für oder gegen die einzelnen Krieqsparteien geben würde.Petit Parisien" meldet aus Havre: Auf Befehl des spanischen Ministers des Innern ist ein Vortrag über Belgien den der französische Priester Lugend in Barcelona und Zaragoza halten wollte, untersagt worden.

Don unseren Feinden.

Italien und Albanien.

(WTB.) Bern, 3. Juli. In einem Artikel des römischen Korrespondenten der TurinerStampa" heißt es, der Nachricht, datz griechische Banden Dörfer an der Straße nach Berat besetzten, werde in ganz Italien große Bedeutung beigemessen. Die italieni­sche Regierung protestiere gegen die Besetzung Sku- taris. Der Vierverband schloß sich diesem Protest an. Eine Vereinbarung zwischen den mit Italien ver­bündeten Mächten erklärt die Besetzung Skutaris durch montenegrinische Truppen für null und nich­tig. Zu gleicher Zeit macht Italien Vorbehalte we­gen der Besetzung von Elbastan durch die Serben. Es besteht zwar ein italienisch-serbisches Abkommen, welches Serbien einen Zugang zur Adria gewährt, wahrscheinlich auch Durazzo, aber die Bewilligung des Hafens kann erst nach dem Kriege erfolgen. Am schwersten wiegt die Frage von Berat, das in dem Gebiet liegt, das an Valona grenzt. Außerdem sei es in das Hinterland des von Italien besetzten Ge­biets einbegriffen. Italien könne daher die Besetz­ung Berats durch griechische Banden nicht zulasten. Die italienische Regierung warte auf bestimmte Nach­richten. Im Falle einer Bestätigung werde Italien

von Griechenland Erklärungen fordern, da es sich hier um eine Verletzung der Entscheidungen der Lon­doner Konferenz handeln würde. Eine energische Haltung werde auch gegenüber der Türkei eingenom­men werden, mit der Italien gegenwärtig in heik­len Beziehungen stehe. Italien wünsche Garantien in der Frage der Behandlung der Italiener in der Türkei als auch wegen der Intervention türkischer Elemente in Lybien.

DerLufitania"-Fall.

(WTB.) London, 3. Juli. Die Untersuchung über den Untergang derLusitania" ist gestern von dem Handelsamt hier eröffnet worden, um die neuen Zeugen zu vernehmen. Der französische Sprachlehrer Marichal sagte aus, die Explosion, die beim Sinken des Schiffes erfolgte, habe dem Knattern eines Ma­schinengewehres geglichen. Er habe angenommen, datz die Explosion des Torpedos das geheime Vor­handensein von Explosivstoffen an Bord des Schiffes beweise. Er habe als früherer französischer Offizier Erfahrung mit Explosivstoffen. Der Zeuge sagte fer­ner aus, Kapitän und Mannschaften derLusitania" hätten versagt. Das Rettungsboot, in dem er sich befunden habe, habe Ruder aber keine Ruderkram­pen, einen Mast aber keine Segel gehabt. Auch sei es leck gewesen.

Irland und der Krieg.

(WTB.) London. 3. Juli. In einer Rede in Dublin sagte Redmond, Irlands höchstes Interests sei jetzt eine baldige Beendigung des Krieges. Ir­land habe zwei große Pflichten: 1. Die Pflicht be­treffend des Krieges, 2. die Pflicht, für sich selbst Ga­rantien zu erhalten, um die politische und militäri­sche Organisation zu stärken. Bis zum 6. Juni wa­ren 120 741 Iren in das Heer eingetreten, von denen 71 494 katholisch und 49 247 protestantisch sind

Der Ruf nach japanischer Hilfe.

(WTB.) Berlin, 5. Juli. Aus Rotterdam wird demBerl. Lokalanzeiger" berichtet, datz wie aus Newyork gemeldet wird. Holt auch eingestanden habe, der Urheber der Explosion im Washingtoner Capitol zu sein. Uns erscheinen die Meldungen Reuters zum Zweck der Stimmungsmache gegen Deutschland frisiert.

Ein Beschluß des sozialistischen Parteiausfchuffes.

(WTB.) Berlin. 6 . Juli. DerVorwärts" mel­det, daß der sozialdemokratische Parteiausschutz am 30. Juni und 1. Juli beschlosten hat 1) die Haltung des Parteivorstandes und der Reichstagsfraktions­mehrheit zu billigen, auch die Aktion zu einer Ver­ständigung mit den ausländischen Parteigenosten an­zuerkennen, 2) die offenbar von einer Zentralstelle ausgegangene Minierarbeit zu verurteilen und für unvereinbar mit der Parteieinheit zu erklären, 3) das Verhalten des Genossen Haase für nicht im Ein­klang mit den Pflichten eines Parteioorfitzenden stehend zu erklären. Nummer 1 wurde gegen 8. Num­mer 2 gegen 7, Nummer 3 gegen 12 Stimmen be­schlosten bei 41 Abstimmenden.

Unsere U-Boote.

(WTB.) London, 3. Juli. Zu der Versenkung des italienischen Segelschiffes »San Domene" durch ein deutsches Unterseeboot melden römische Blätter folgende Einzelheiten: Das Schiff, das 2000 Tonnen Wasserverdrängung hatte, war mit einer Holzladung von Australien nach Carston bei Liverpool unter­wegs. Die Torpedierung erfolgte in den irischen Gewässern. Der Kapitän und 6 Mann gingen unter. 9 Mann wurden gerettet. DieSan Domene" ist das erste italienische Schiff, das deutschen Untersee­booten zum Opfer gefallen ist.

Aus Stadt und Land.

Cal», den 5. Juli 1918.

Genf, 4. Juli. Von französischer Seite, und zwar auf Veranlassung von Parlamentariern, die die ja­panische Intervention auf dem europäischen Kriegs­schauplatz befürworten, soll im englischen Ministe­rium des Auswärtigen angefragt werden, ob und welche Schwierigkeiten bestehen, die die Hilfe der japanischen Regierung im Occident und über den Stillen Ozean hinaus hindern könnten.

Die Unruhen in Rußland.

Bukarest, 3. Juli. Hiesige Blätter melden in­direkt aus Petersburg, datz trotz aller offiziösen Ab­leugnungen »die Unruhebewegung und die Friedens­agitation gegen die Regierung sich in Rußland über­raschend schnell ausbreite. In Kiew sollen bei den letzten Haussuchungen Pläne einer über das ganze Reich verbreiteten Organisation aufgefunden worden sein. Zahlreiche Attentate gegen die führenden Per­sonen Rußlands habe man dadurch verhindert. Ein immer stärkeres Verlangen nach einer Beendigung des Krieges, der das Volk schwer treffe, zeige sich auch in den auffallend zahmen Leitartikeln der Peters­burger Kxiegshetzeblätter.

Vermischte Nachrichten.

Ein Mordanschlag auf Morgan.

WTB. London. 4. Juli. Das Reutersche Bureau meldet aus Newyork: Ein Mann verübte einen Anschlag auf das Leben des Bankiers John P. Morgan. Er gab zwei Schüsse ab, die Morgan trafen. Eine Kugel ging durch oen Arm und durch­bohrte die Brust. Die zweite Kugel ging durch den Schenkel. Der Täter wurde verhaftet. Die Behörden erklären, der Mann habe sich gestern abend im Hause des Morgan verborgen.

Beim Verhör erklärte der Urheber des An­schlages auf Morgan, die Inspiration zur Tat von oben erhalten zu haben. Alle möglichen Explosiv­stoffe und mehrere Revolver wurden bei ihm ge­funden. Der Mann erklärte einem Pressevertreter, er heiße Frank Holt und sei deutscher Professor des Deutschen an der Cornelluniversität. Es bestä­tigt sich, datz der Herr, der den Anschlag auf Mor­gan machte, Frank Holt heißt und Professor des Deutschen an der Cornelluniversität ist. Der Zu­stand Morgans ist günstig.

Newyork, 4. Juli. Reutter meldet: Der An­schlag auf Morgan wurde in besten Sommerwohnung in Clencove auf Lang Island um 9 Uhr morgens ausgeführt. Nach Aussagen der Beamten, die den Urheber des Anschlages verhafteten, erklärte dieser, er sei deutscher Abkunft, und bereit, sein Leben zu opfern, um das Ende des Krieges herbeizuführen. Beim Verhör erklärte er, daß er persönlich nichts gegen Morgan habe und nichts wünsche, als Morgan zu sprechen. Der Mann scheint geisteskrank zu sein.

Das Eiserne Kreuz.

Das Eiserne Kreuz haben erhalten: Musketier Jakob Heselschwerdt von Emberg, im Jnf.-Regt. 121. und Robert Wiech von Calw, im Jnf.-ReK. 114; letzterer wurde zum Unteroffizier befördert.

Für unsere verwundeten Krieger.

* Der Strickkranz, eine Vereinigung von Da­men der hiesigen Gesellschaft, die sich bei Kriegsbe­ginn gebildet hatte, um in Gemeinschaft werktätige j Hilfe zu leisten, wo es nottut, hatte unsere verwun- i deten Krieger vom hiesigen Bereinslazarett am > Freitag nachmittag zu einer zwanglosen Unterhal- i tung in die Räume desBadischen Hof" eingeladen, l Es hatten sich alle eingefunden, denen ihr Gesund­heitszustand ein Ausgehen erlaubte, und so hatten jdie Damen die Freude, eine frohe Schar von etwa ^50 braven Vaterlandsverteidigern bewirten und ! unterhalten zu dürfen. Um unserm Sinn für chrono- ^ logische Reihenfolge zu genügen, haben wir uns her­ausgenommen. den realen Genuß, der den geehrten Gästen gleich beim Empfang geboten wurde, vorweg zu erwähnen. Die Teilnehmer fanden bei ihrem Eintritt in den geräumigen kleinen Saal des Gast- Hofs eine so recht vaterländisch geschmückte und ge­deckte Tafelreihe vor, die ihnen wohl nach dem Schützengrabenkrieg wie ein Tischleindeckdich im Märchen vorgekommen ist. Die Bewirtung halten die Damen in liebenswürdigster Weise selbst über­nommen und an freundlichen und zusprechenden Wor­ten fehlte es ihnen nicht, damit die braven Krieger nun auch die in die Veranstaltung einführende Kaffeeschlacht" würdig bestehen könnten. AnMu­nition" in flüssigem und festem Zustande war kein Mangel, und der würzige Kaffee- u. süße Kuchendust wird sicherlich von allen als willkommene Abwechs­lung gegenüber den reizbaren Gerüchen des Aethers im Lazarett empfunden worden sein. Wie wir ver­traulich verraten wollen, haben die Damen die zur Erlangung der überdurchschnittlichen Menge an Back­werk nötigen Mehlkarten von ihrem eigenen Haus­halt abgespart, was hoffentlich von den Gästen auch gebührend eingeschätzt worden ist. Natürlich fehlte auch nicht das unfern Vaterlandsverteidigern unent­behrlich gewordene Rauchmaterial und so waren alles zusammen gleich die Vorbedingungen gegeben für die gute Stimmung, die das weiterhin Gebotene dann erst zur vollen Entfaltung kommen ließ. Mit einem sinnreichen poetischen Gruß, der in feinsinniger Weise eine Beziehung zwischen unserer Stadt und ihrer Umgebung, dem Krieg und unfern braven Feld­grauen zu flechten wußte, begrüßte Frau Stadt­pfleger Dreherdie Gäste. Die mit innerer Wärme und Ausdruck vorgetragenen Verse, deren Verfasser oder Verfasserin sich leider bisher in ein anonymes Dunkel gehüllt hat, verdienen auch der weiteren Öffentlichkeit kundgegeben zu werden, weshalb wir