Leite 2

Schwarzwälder Tageszeitung

Nr. 28 z

Daladier fordertmaterielle Garantien"

Neuauflage Versailles, der Wunschtraum der Alliierte» 175 Stimmen gege« Daladier

Brüssel, 1. Dez. In der französischen Kammer wurde von Da­ladier und im französischen Senat von Chautemps eine Regie­rungserklärung abgegeben, in der die Einsatzbereitschaft der fran­zösischen Armee und das unverbrüchliche Bündnis mit England »«feiert wurden. Den angeblichen Greueln in Polen wobei i«des nicht an die unmenschlichen Massenmorde von Bromberg gedacht wurde wurde breiter Raum gegeben, offenbar um die Kriegsbegeisterung zu schüren. Als Kriegsgrund wurde äußer­te« angegeben die Notwendigkeit, Frankreichs Sicherheit und Dreiheit vor einem Deutschland verteidigen, das Frankreich m Wirklichkeit nie bedroht hat. Zum Schluß kündigte Daladier M», daß Frankreich nach einem siegreichen Kriege die Forderung ^naterieller Garantien" stellen würde, von denen jeder weiß, daß sie Versailles bedeuten würden.

Nach Abgabe der Regierungserklärung durch Ministerpräsident Daladier unterbrach die französische Kammer ihre Sitzung bis gegen 21 Uhr. Nach Wiederzusammentritt stimmte sie in Gegen­wart sämtlicher Minister über den Gegenentwurf des Vorsitzenden des Finanzausschußes ab. Ein rechtsgerichteter Abgeordneter er­läuterte diesen dahin, daß die Kammer der Regierung die ver­langten außerordentlichen Vollmachten gewähren, «ber nicht von ihren Rechten abtreten wolle. Ministerpräsident Daladier lehnte den Antrag des Finanzausschusses ab und stellte die Vertrauensfrage. Daraufhin zog der Vor­sitzende des Finanzausschusses seinen Antrag in seinem persön­lichen Namen zurück,um nicht die Existenz der Regierung in dieser tragischen Zeit aufs Spiel zu setzen". Da der Antrag aber weiterhin vom Finanzausschuß unterstützt wurde, kam es zur Ab­stimmung, wobei der Gegenvorschlag des Finanzausschusses aus Abänderung des Gesetzes über die Organisation der Nation in Kriegszeiten mit 399 gegen 189 Stimmen abgelehnt wurde.

Die französische Kammer hat daraus die Gesamtheit des Ge­setzentwurfes über die Regieruugsvollmachten mit 318 gegen 17S Stimme« angenommen.

Argevümev gegen englische SeerSnSemertzoden

Buenos Aires, 1. Dez. Die gesamte argentinische Presse ver­öffentlicht den Wortlaut eines gleichlautenden Memorandums an die hiesigen diplomatischen Vertretungen Englands, Frank­reichs und Deutschlands, worin Argentinien Vorbehalte gege» die von kriegführenden Staaten letzthin beschlossenen Maßnah­men erhebt. Bekanntlich hat sich Argentinien bereits zu Kriegs­beginn gegen das englische Kriegskonterbande-System verwahrt. Die Note weist daaruf hin, daß die durch Großbritannien und Frankreich angekündigte Beschlagnahme deutscher Exportwaren den neutralen Handel am schwersten gefährdet. Die Rechte krieg- führende: Mächte sind jedoch nicht unbegrenzt. Die Pariser Deklaration von 18S6 besagt klar und deutlich, daß die neu­trale Flagge mir Ausnahme von Kriegskontsrbande selbst aus Feindesland stammende Waren schützt. Angesichts dieser neuen Sachlage, so heißt es abschließend, werde Argentinien zu gegebe­ner Zeit die Interessen seines Landes zu vertreten und zu wahren wissen.

Amerikanischer Militärattache

weist Greuelmeldungen zurück

Neuyork, 1. Dez. Der stellv. amerikanische Militärattache ii Berlin, Major Percy Black, der nach dreijähriger Anwesenhei in Deutschland wieder aktiv wird, erklärte bei seiner Ankunf in Neuyork, er glaube nicht an die Ereuelgeschichten, die dei deutschen Truppen in Polen angedichtet wurden. Im Gegenteil die Truppen hätten die polnischen Kriegsopfer sogar verpflegt Black lehnte eine Erklärung zu der Frage ab. wer den Kriez zewinnen werde, indem er hinzufügte, daß Deutschland keiner «ktiven Nahrungsmittelmangel habe. Die Stimmung dei deutschen Volkes sei gut, da das deutsche Volk von da Gerechtigkeit seiner Sache überzeugt sei und sich als angegriffen betrachte. Jeder Deutsche fürchte nichts mehr als eine Wieder^ tzolung des Versailler Diktats. "

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Der Krieg im Weste«

Die Soldaten im Vorfeld Träger des bisherigen Kampfes.

Wachen und warten» anfklären und vorstotzen

DNB. . . 1. Nov. (P. K.)

Der Krieg im Westen ist in seiner jetzigen Form etwas Neuartiges. Auf beiden Seiten liegen sich mit den modern­sten Waffen der Welt ausgerüstet Armeen gegenüber, ohne daß die Funken gegenseitiger Spähtruppgeplänkel die gewaltigen Ladungen der für den Krieg aufmarschierten Kräfte bisher entzündet haben. In fast allen europäischen Kriegen der jünge­ren Vergangenheit, im Weltkrieg und noch im Polenfeldzug war gleich bei Beginn des Kriegszustandes die geballte Wucht der Heere eingesetzt worden, um nun, da alle anderen Mittel ver­sagt hatten, mit Waffengewalt eine neue Lage zu schaffen. -

Der Satz, daß derKrieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei", kann aber für die Lage im Westen nur bedingt gelten, denn die Grenzen beider Machtmittel sind hier fließend geworden. Die deutsche Zurückhaltung, fran­zösisches Gebiet nicht zu betreten und nur Vergeltungsfeuer zu geben, wenn der Feind seinerseits ein: Angriffshandlung durch­geführt hat, geht nicht auf eine militärische, sondern auf eine politische Erwägung zurück: Die Schaffung des West­walles, des Ausdruckes der politischen Ueberzeugung des Füh­rers, zwischen beiden Ländern endgültig eine Befriedung der Grenze» zu erreichen.

Die Begründung dieser Haltung ist aus der militärischen Lage im Westen zu erkennen, die bestimmt ist durch das Bestehen von beiderseitigen, modern ausgebauten Festungsgürtels, dem West­wall und der Maginot-Linie, die zumindest im Augenblick Momente für das Beharren der gegenüberliegenden Heeres­massen zu sein scheinen. Die Tatsache der Existenz der beider­seitigen Vunkerwerke läßt einen Vergleich mit der Kriegslage des Jahres 1914 nicht zu. Der westliche Kriegsschauplatz des Jahres 1939 mußte ein anderes Aussehen erhalten. Dennoch erfordert die heutige Lage die gleiche Einsatzbereitschaft »nd Hingabe des Soldaten wie ein Krieg der Bewe­

gung. Nur ändern sich die Mittel, und in seinen Formen wirrr sich der Kampf anders aus.

Die Franzosen machten schon im Vorfeld halt

Der Aufmarsch der deutschen Westarmee vollzog sich ungestört vom Feinde. Während des dreiwöchigen Siegesfeldzuges der deutschen Armee in Polen war der Gegner im Westen nur äußerst vorsichtig und bewußt zögernd in die aus strategischen Gründen frei gegebenen schmalen deutschen Grenzbezirke gerückt, ohne einen direkten Angriff auf den Westwall ansetzen zu können. Die überall im Vorfeld sich verteidigenden deutschen Vorposten und nicht zu umgehende Minensperren brachten den Gegner schon unmittelbar nach dem Einmarsch in diesen wenigen kleinen Abschnitten zum Bewußt­sein, daß ihn in dem deutschen Verteidigungswall die Vernich­tung treffen würde.

Bei Saarbrücken und im Bliestal fielen die ersten Schüsse des Westens. Eine durch Panzer- abwehrgeschütze und Granatwerfer verstärkte Kompanie hielt in einem Abschnitt während der ersten Tage des Krieges den in Stärke von zwei Bataillonen angreifenden Feind auf, ver­nichtete einen Panzerkampfwagen und brachte das gegnerische Vorgehen zum Stehen. Eine bei diesen Kämpfen verlorene Panzerabwehrkanone konnte von einem Stoßtrupp am nächsten Tage unbeschädigt zurückerobert werden. So überzeugend wiesen unsere Soldaten bereits im Vorfeld den Gegner zurück. Starkes feindliches Artilleriefeuer zeigte, daß die Franzosen viel stärkere Kräfte auf Grund der hervorragenden Tapferkeit unserer Sol­daten und des Schneides ihres Auftretens vermuteten.

Unsere Westtruppen hatten während des Polenfeldzuges die Aufgabe, sich in hinhaltendem Widerstand zu verteidigen, um den Feind unter möglichst großen Verlusten bis an die deutschen Bunkerlinien heranzulocken, wo er endgültig zum Stehen kom­men und sich hätte verbluten müssen, hätte er es wagen sollen, gegen diesen modernsten Festungswall der Welt anzurennen. Der Franzose hat es rechtzeitig vorgezogen, schon im Vor­feld Halt zu machen. Nirgends ist er bis an die Vunker- inie selbst vorgedrungen. Die gewaltige Verteidigungskraft des Westwalles hat der Gegner überhaupt noch nicht zu spüren bekommen. Als der Polenfeldzug siegreich geschlagen war und viele Divisionen aus dem Osten nach dem Westen kamen, schwan­den beim Gegner jegliche Hoffnungen, auch nur einen Schritt weiter in deutsches Gebiet eindringen zu können. Schon der erste tastende Versuch der Franzosen, während der Belastung unserer militärischen Kraft durch den Polenfeld­zug bis an den Westwall heranzukommen, war mit über­legener Feuerkraft abgewiesen worden. An einen Durchbruch der deutschen Verteidigungszone konnte er niemals ernsthaft auch nur denken. Wir Deutschen haben an das Versprechen des Führers, der Westwall ist unbesiegbar, auch vor Beginn des Krieges geglaubt. Unsere Gegner holten sich den Beweis im vernichtenden Feuer der deutschen Abwehr.

Unter kräftigen Schlägen ging der Feind zurück

Als nach Beendigung des polnischen Feld­zuges die Wucht der vermehrten deutschen Truppen im Westen noch stärker spürbar wurde, zogen sich die französischen unter den kräftigen Schlägen der »achstoßenden deut­schen R-..imenter bis auf die Reichsgrenze zurück. Von dem groß aller Welt verkündeten französischen Vormarsch in deut­sches Gebiet blieb nur eine klägliche Entschuldigung übrig, daseroberte" Gelände austaktischen" Gründen wieder geräumt zu haben, um bessere Stellungen für den Winter zu gewinnen. In wenigen Tagen waren die französischen Vor­posten auf ihre Ausgangsstellung zurückgedrängt. Hierbei ist es interessant, übereinstimmend von deutschen Offizieren an allen Teilen der Front die Feststellung zu hören, daß Frankreich wohl politisch die Zurückhaltung des Führers, die deutsch-französische Grenze achten zu wollen, nie gelten lassen wollte und nicht anerkannt hat, jedoch in militärischer Hinsicht stets damit rech­net. Die kleinen Kampfhandlungen unmittelbar an der Grenze, die in ihrer taktischen Durchführung, an den oft winkligen Verlauf der Grenze gebunden sind, lassen erkennen, daß der Franzose aus dieser deutschen Zurückhaltung französisches Gebiet zu schonen, stets militärische Vorteile zu ziehen suchte. Damit erkennt der Franzose militärisch an, was er politisch den Deut­schen nie zugeoen wollte. Für einen wirklich entscheidenden Vorstoß fehlte dem Gegner nicht nur der starke Wille zum letzten Einsatz, sondern der triftige Grund.

Mit großer Sorgfalt und viel Mühe hatten die Franzosen in der kurzen Zeit, wo ihre Vorposten auf deutschem Grenz­boden standen, bereits Erabensysteme ausgehoven und sich auf eine Verteidigung eingerichtet. Die zahlreichen Gefangenen und viele Beutestücke bewiesen, daß der Gegner oft überraschend und fluchtartig die Stellungen hatte räumen müssen.

Der moderne Stellungskrieg

Jetzt erleben wir im Westen die Erscheinung eines modernen Stellungskrieges, der sich nicht mehr wie im Weltkrieg in den Gräben abspielt, sondern sich auf die Vunkerlinien stützt. Dort liegt die entscheidende Widerstandskraft. Die taktisch wohl überlegt eingesetzten Vorposten halten unmittelbar Wacht an der Grenze. Auf Grund der starken Befestigungszonert der Bunkerlinien kann es der Feind nicht wagen, in das deutsche Vorfeld einzudringen, ohne sich dem vernichtenden Abwehr­feuer der deutschen Vorposten auszusetzen, die sich trotz stärkster Belastung durch feindliches Feuer mit zäher Widerstandskraft verteidigen und durch ihr heldenmütiges Ausharren bereit find, den ersten Stoß eines feindlichen Angriffes aufzufangen. Vor dem unerschütterlichen Wall im Westen mit seinen unzähligen Bunkern, die sich in endloser Kette durch das Erenzland ziehen, muß jeder noch so starke Ansturm zusammenbrechen.

Der Soldat des Vorfeldes

Die Soldaten im Vorfeld waren die Träger der bisherigen Kämpfe. Sie haben den modernen Krieg kennengelernt. Die Einsamkeit des Vorfeldes mit der ungewissen Stille, die jede» Augenblick von der Gewalt einer tödlichen Feuerkraft unter­brochen werden kann, die stets lauernde Minengefahr, die stolze Gewißheit, bei Spähtruppunternehmungen als einfacher Soldat auf sich allein gestellt, seine ganze, junge Kraft einsetzen zu können, gibt dem Kampferlebnis des Westens sein Gepräge. Es ist im allgemeinen nur einKleinkrieg" mitnur geringer Artillerie- und Spähtrupptätigkeit", fast eine persönliche Aus­einandersetzung der jeweils gegenüberliegenden Truppen. Das entsicherte Gewehr und die in den Stiefelschast gesteckten Hand­granaten sind die Kennzeichen dieser Kampfhandlungen. Wohl sind sie für das Gesamtaesthehen scheinbar unbedeutend, auch!

doch erfordern sie von jedem einzelnen das Höchste und den tapfersten Einsatz, den er zu geben vermag.

Wache« «nd warten! Bereit sein und stark bleibe»! A«k klären und oorstoßen! Deutsch und soldatisch sei«! Das ist A, Haltung unserer Soldaten im Westen, die sich aus der bi» herige» Lage ergab und ergeben mußte.

Aufklärungsflieger

das Auge der Führung

Berlin, 1. Dez. Von besonderer Seite wird uns geschrieben:!

Der aufmerksame Leser der täglichen Berichte des Oberkom, mandos der Wehrmacht ist in der letzten Zeit häufig der Vokabel Aufklärung" begegnet. So wurde aus der Tätigkeit unserer Luftwaffe einmal gemeldet, daß die Aufklärung sich auf bestimmte Teile von Frankreich erstreckt habe, ein anderes Mal,j daß sie auf den gesamten französischen Raum ausgedehnt wor-> den sei. An einem dritten Tag wieder wurde berichtet, datzj in England Scapa Flow, Schottland und Südengland auf­geklärt wurde. Nicht anders bei der Kriegsmarine.

Eine planmäßige Aufklärung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen der erfolgrei­chen Kriegführung. Es liegt in der Natur der Sache, daß der Flieger am besten für diese Aufgabe geeignet ist. Er hat den weiten Ueberblick über große Abschnitte und ist am eheste« in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen und ein schlüssige, Urteil über die Lage beim Feinde zu geben. So wurde der Auf­klärungsflieger zum Auge der Führung. Seine Waffe ist Li» Kamera; das von ihr gelieferte objektive Bildmaterial bildit eine wertvolle Ergänzung der subjektiven Eindrücke der Beobachters.

Ausländische Zeitungen wußten in der letzten Zeit zahlreiche Fälle von Luftalarmen zu melden, die durch das Erscheine» unserer Aufklärungsflugzeuge ausgelöst wurden. Selbstver­ständlich hat sich der Gegner nicht mit dieser passiven Reaktion auf den Besuch der deutschen Flieger begnügt, aber auch sein» aktive Abwehr hat es wie das Oberkommando der Wehr­macht meldet nicht vermocht, unsere Flieger an der plan­mäßigen Ausführung ihrer Aufträge, die obendrein durch di» Ungunst der herbstlichen Witterung erschwert wurden, zu hin­dern. Hinter der sachlichen Knappheit der amtlichen Meldungen verbirgt sich eine Feststellung von außerordentlicher Tragweite: Dir deutsche Führung, die bisher diesem Krieg, wie Her» Chamberlain betrübt seststellte» eine ganz andere Wendung gegeben hat, als man es sich in England dachte» wurde durch die ungestörte Aufklärung in die Lage versetzt, die nötige» Entschlüsse zu fassen, um auch weiterhin dem Gegner ihre« Willen aufzuzwingen. Das ist das große Verdienst der Auf­klärer, die ihre Pflicht und Schuldigkeit in unermüdlichem Ein­satz meist fern von der beglückenden Aussicht auf kämpferisch« Leistungen tun.

England hat die harte Faust des Krieges in den letzten Tage» in zunehmendem Maße gespürt. Diese Erfolge, ob sie nun von der englischen Regierung zugegeben oder zum Teil auch tot­geschwiegen werden, sprechen eine eindringliche Sprache. Eng­land ist nicht in der Lage, die Sicherheit seiner Küsten zu garantieren.

England hat lange Zeit praktisch und theoretisch aus sein« insularen Lage einen Machtanspruch hergeleitet, aus dem heraus es sich das Recht anmaßte, andere Volker zu bevormunden. Nicht willens, sich diesem Anspruch zu fügen, steht das deutsche Volk heute vor der Aufgabe, England, das sich im Guten nicht überzeugen ließ, mit den drastischen Mitteln einer moderne» Kriegführung zu beweisen, daß der Traum der unangreifbaren Isolation" ausgeträumt ist. (Rr.)

Meldefahrer

P. H. Weißen Reif harte der Frost über Nacht über die Felde»! geschüttet; als der Morgen kam, verkroch er sich in der Straß«. Wagen um Wagen hatte tiefe Furchen in den Schlamm de» vorangegangenen' Regentage gerissen; jetzt waren sie in wirrem Durcheinander erstarrt. Stoßend und schlagend bahnt« sich die Maschine ihren Weg, hielt vor dem Gebäude des Divk- fionsstabes.

Wenige Minuten nur konnte der Meldefahrer in der Wärm« des Dienstzimmers verweilen gerade so lange, bis er di« Meldungen seiner Abteilung gegeben und bis er die neue» Befehle, die Feldpost für seinen Truppenteil, erhalten hatte.

Dann ging es zurück. Kurve um Kurve umfegte die Maschine, bis sie auf der großen Straße war. Jetzt dröhnte nur noch de« Motor den Takt, und schneidend kalter Wind pfiff dazu di« Melodie. Er fraß sich durch Kopfschutz und Mantel und Uniform, preßten die Lippen zu gefühllosen Strichen zusammen, ließ die Augen stechende Schlitze werden, machte die Beine bleier» und steif.

Und doch: hundertmal besser noch so als die Tage vorher durch den schüttenden, strömenden Regen, durch hochaufklatschend« Pfützen, durch den morastigen Waldweg, in dem die Räder ver­sackten. Da hieß es herunter von der Maschine, schiebe» und zerren mit keuchendem Atem, pumpenden Lungen, hämmerndem Herzen. Die Stiefel schwer von klebendem Lehm, die Hand« starr und klamm vor Nässe und Kälte und weiter und weiter. Wieviel besser als das die Kälte von heute! "

In den kahlen Weinbergen schimmerte die Sonne; aber ihr« Strahlen hatten keine Kraft. Blaue Schleier lagen über de« Feldern, für einen Augenblick wehte der herbe Duft eines Kar­toffelfeuers über die Straße vorbei und hindurch! Krähe» waren nahe an den Weg herangerückt, blieben träge sitzen: jetzt eine Patrouille zu Pferde, jetzt eine Kolonne ein Dorf ein lachendes, winkendes Mädchen vorbei und vorbei!

Und jeden Tag dasselbe, und jeden Tag und jede Nachl diesen Weg von der Abteilung zur Division, von der Division zur Abteilung: bei Sonne und Staub, bei Kälte und Regen, bei Nebel und Schnee. Jmer und immer des Motors dröhnen^ des Lied, immer und immer den pfeifenden Wind um di«> Ohren, immer und alle Knochen hindm gehorchend.

Abenteuer und Glück, Mädchenlachen und Vecherklang liege» am Wege immer vorüber, und immer vorbei!

Vielleicht wird ein Tag sein, da wird hier diese Stelle dev Straße unter feindlichem Feuer liegen und genau so wie heM wird der Meldefahrer feine Pflicht tun. Denn er gehorcht »nr einem Befehl: er hat auch ein Ziel vor Augen. - >

das Schlittern der Maschine durw