Weiterleben braucht. Die Sozialdemokratie Eng­lands hat nicht dagegen protestiert, als ihre Regie­rung den ruchlosen Eroberungskrieg gegen die Bu­renrepubliken führte, sie hat sogar einen Ministersitz in dem Augenblick angenommen, da England in sei­ner unersättlichen Habgier ein neues Stück fremdes Land gegen alles Völkerrecht raubte. Und die fran­zösischen Genossen? Haben sie sich etwa gegen die blutigen Eroberungskämpfe der Franzosen in Ma­rokko gewehrt? Machen sie heute nicht neben den ärgsten Chauvinisten den Revancherummel mit, der nach einer Wiedereroberung des nach rechtlichen Grundsätzen deutschen Elsatzes trachtet; und haben sie sich vielleicht sehr viel darum gekümert, als man ihren Führer gleich zu Anfang des Krieges einfach ermorden ließ? Und weiter, ist es unfern Unent­wegten, und nach der Erklärung des sozialdemokra­tischen Parteivorstandes auch diesem, unbekannt, wie man glaubte, mit den deutschen Grenzen umspringen zu dürfen, wenn wir vernichtet worden wären? Diese Herren mit ihrem naiven internationalen Gemüt sollen erst einmal sich die Fragen vorlegen, was den jetzigen Vierverband veranlasst hat, in den Krieg zu ziehen, dann erst werden wohl einige von ihnen sich darüber klar sein, welche hirnverbrannten Forderungen sie an die deutsche Regierung im jetz­igen Augenblick gestellt haben.

Wir glauben heute noch nicht, dag der Partei­vorstand der deutschen Sozialdemokratie sich als Sprachrohr der Mehrheit der Anhänger der Partei gerieren kann, wir glauben, daß es in der Partei noch Männer genug giebt, die gegenüber dem Ter-! rorismus eines Liebknecht und einer Rosa Luxem- ^ bürg den Mut besitzen, die Partei von einem Schritt! abzuhalten, der im Ausland nur falsche Vorstellun- gen über die Stimmung in Deutschland Hervorrufen, würde, und der andererseits von verhängnisvoller Bedeutung für die innere Entwicklung Deutschlands wäre. O. 8.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung Letr. das Verbot des Bor Verkaufs der Ernte des Jahres ISIS und des Vorverkaufs von Zucker.

Nach § 1 der Bundesratsverordnung vom 17. Juni 1915 (Staats anzeiger" Nr. 143) sind Kauf­verträge über

a) Roggen, Weizen, Spelz (Dinkel, Fesen) Emer, Einkorn, Hafer, Gerste, allein oder mit an­derem Getreide gemengt, ferner Mischfrucht, worin sich Hafer befindet, aus der inländi­schen Ernte des Jahres 1915,

b) Futtermittel aus der inländischen Ernte des Jahres 1915, die der Bekanntmachung über den Verkehr mit Futtermitteln vom 31. März 1915 (Reichs-Eesetzbl. S. 195) unterliegen,

c) Rohzucker, soweit die Verträge nach dem 31. August 1915 zu erfüllen sind,

nichtig. Dies gilt auch für Verträge, die vor In­krafttreten dieser Verordnung geschloffen find.

Calw» den 26. Juni 1915.

K. Oberamt: Amtm. Rippmann.

K. Oberamt Calw.

Auf die imStaatsanzeiger" Nr. 146 erschienene Be- tanntmachung der Direktion der K. landwirtschaftlichen An­stalt in Hohenheim vom 22. Juni 1915

betr. Aufnahme in die Gartenbauschule

werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Ortsvorstehern eingesehen werden.

Den 26. Juni 1915.

Amtmann Ripp mann.

Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die deutschen amtlichen Meldungen.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 28. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Die seit Tagen ununterbrochen geführten Nahkämpfe um die noch in der Hand des Feindes befindlichen Teile unserer Stellungen nördlich von Souchez und halbwegs Souchez-Neuville sind beendet. Heute nacht wurden die letzten Franzosen aus unfern Gräben geworfen. Zu ihrer Unterstützung hatte der Feind noch gestern abend frische Kräfte sowohl beiderseits der Lorettohöhe wie südlich Souchez zum Angriff vorgeführt. Sie wurden abgeschlagen. In der Cham­pagne, bei Souain, sprengten wir Teile der feind­lichen Stellungen. Oestlich Perthes vernichteten die Franzosen eigene Verteidigungsanlagen durch Fehl­sprengungen. Auf den Maashöhen, westlich von Woeore wurde hart gekämpft. Dort setzte der Geg­ner beiderseits der Tranch e viermal mit stets neuen Truppen in einer Frontbreite von etwa 3 Kilometer zu tief gegliederten Angriffen an. Diese brachen fast überall schon in unserem Feuer zusammen. Wo der Feind in unsere Gräben drang, wurde er unter größ- teu Verlusten im Handgemenge zurückgeworfen. Im Nachstotz eroberten wir westlich der Tranchce eine vorgeschobene feindliche Stellung» östlich derselben hält der Feind noch ein kleines Stück des am 28. Juni eroberten Grabens. Angriffe des Gegners auf un­sere Vorposten bei Leintrey (östlich von Luneville)

stück gestürmt und gegen mehrere französische Gegen­angriffe gehalten. Nachdem wir auf den Maashöhen in den letzten Tagen die Versuche des Feindes, sich in den Besitz des ihm am 24. Juni entrissenen Ge­ländes beiderseits der Tranch e zu setzen, vereitelt hatten, überraschten wir den Gegner mit einem An­griff auf den Höhenrücken hart südwestlich von Les Eparges, der nach kurzem Kampf in unseren Händen war. Der Gegner machte während der ganzen Nacht Anstrengungen, den Rücken wieder zu nehmen, aber seine Angriffe schlugen fehl. Die Angaben der amt­lichen französischen Mitteilung vom 26. Juni über die Fortnahme von 4 deutschen Maschinengewehren bei Ban de Sapt ist erfunden. Der Feind ist nach seiner Niederlage dort niemals bei seinen Gegenan­griffen auch nur bis in die Nähe der von uns erober­ten Stellung genommen. Hingegen hat unsere Beute sich auf 268 Gefangene, 2 Revolverkanonen, 5 Ma­schinengewehre, 7 grötzere und kleinere Minenwerfer erhöht. ^

Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine wesentlichen Veränderungen.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Deut­sche Truppen haben nach hartem Kampfe die Höhen des nördlichen Dnjestrufers zwischen Bukaczowcc (nordwestlich von Halicz) und Chodorow gestürmt und in der Verfolgung die Gegend von Hrehorow (halbwegs Zurawno-Rohatyn) erreicht. Feindliche Stellungen nordwestlich von Rawa-Ruska wurden von hannoverschen Truppen genommen. Wir mach­ten dabei 3388 Gefangene und erbeuteten mehrere Maschinengewehre. Auch bei dieser Gelegenheit wandten die Russen ihren Brauch, unsere Truppen durch Winken mit weitzen Tüchern heranzulocken, um sie dann niederzuschietzen, an. Diese russischen Trup-

ist vollkommen unverändert. Das Honvedhusaren- regiment Nr. 6 und kroatische Landwehr haben sich in diesen Kämpfen besonders ausgezeichnet. Bor der übrigen Front der Armee Pflanzer herrscht Ruhe. Auf den Höhen nordöstlich Zurawno und bei Cho­dorow dauern die Kämpfe fort. Die verbündeten Truppen erstürmten mehrere Ortschaften und wiesen russische Gegenangriffe ab. Die sonstige Lage in Ga­lizien ist unverändert. In Russisch-Polen haben sich an der Linie Zawichost-Sienno Jlza Kämpfe ent­wickelt.

Italienischer Kriegsschauplatz. Das feindliche Artilleriefeuer an der Jsonzofront hält an. Mehrere Angriffe auf unseren Brückenkopf von Görz wurden wieder unter grotzen Verlusten der Italiener abgeschlagen. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet hat sich nichts von Bedeutung ereignet.

(WTB.) Wien, 27. Irma. Amtlich wird mit­geteilt vom 27. Juni, mittags: Russischer Kriegsschauplatz. Nach der Niederlage bei und südlich Lemberg zogen sich die Russen mit den Hauptkräften in östlicher Richtung zurück und stell­ten sich auf den Höhen östlich der Dawidowka, östlich Miklascow und bei Jariczowtary neuerdings mit starken Kräften. An dieser Front haben unsere Trup­pen in mehrtägigen Kämpfen die Vorstellungen des Feindes genommen, sich bis auf Sturmdistanz an die feindliche Hauptstellung herangearbeitet und sind schlietzlich an zahlreichen Stellen in diese einge­drungen. Namentlich im Abschnitte bei und südlich Bobrka wurde der Gegner aus einem zusammen­hängenden Frontstück geworfen. Seit heute früh sind die Russen wieder auf der ganzen Front im Rück­züge. Auch nördlich Zolkiew und nördlich Rawa- Ruska weicht der Feind vor verfolgenden verbünde­ten Truppen. Am oberen Dnjestr dauern die Kämpfe fort. Deutsche Truppen haben nach hartem Kampfe die Höhen bei Vukaczowce erstürmt. Flutzabwiirts Halicz und an der beffarabischen Grenze herrscht im allgemeinen Ruhe. In den Kämpfen der letzten Tage hat die Armee Boehm-Ermolli allein vom 21. bis 25. Juni 71 Offiziere und 14188 Mann ge­fangen und 26 Maschinengewehre erbeutet.

Italienischer Kriegsschauplatz. Am Kanal von Monfalcone wurde gestern ein feind­licher Angriff südlich Sagrado abgeschlagen. Sonst fanden am Jfonzo wie an den übrigen Fronten nur Geschützkämpfe statt.

Der Stellvertreter des Chefs des Eeneralstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.

Ein italienisches Torpedoboot vernichtet.

(WTB.) Wien, 27. Juni. Amtlich wird mit­geteilt vom 27. Juni nachmittags: Eines unserer Unterseeboote hat am 26. Juni in der Nordadria ein italienisches Torpedoboot torpediert und versenkt.

Flottenkommando.

Ichlug^n !°h^^ ^ d «-i ^ Ed-»--Nichts

kämpfen dort unsere Flieger mit ihren Gegnern um ^ Oberste Heeresleitung,

die Vorherrschaft in der Luft. Beide Teile hat der Die österreichisch-ungarischen Tagesberichte. Kampf Verluste gekostet. Die unsrigen sind nicht vergeblich; seit einigen Tagen haben wir sichtlich die Oberhand gewonnen.

D e st l icher Kriegs sch au plaH- Würt- Panzer schlug zwischen Dnjestr und Pruth den An- tembergrsche Regimenter stürmten sudostlrchOglenda ^itüberleqener russischer Kräfte neuerdings (nördlich Prasnicz) beiderseits des Murawka-Baches > ^ russische Stellungen und hielten sie gegen mehrere, auch nächtliche Gegenangriffe. Die Beute beträgt

(WTB.) Wien. 26. Juni. Amtlich wird ver­lautbart vom 26. Juni mittags: Russischer Kriegsschauplatz. Die Ostgruppe der Armee

638 Gefangene und 4 Maschinengewehre.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Die Armee des Generals von Linsingen ist in fortschrei­tendem Angriff auf dem nördlichen Dnjestrufer. Das rechte Ufer wird von dem Gegner noch bei Halicz gehalten. Seit Beginn ihres Angriffs über diesen Fluß am 23. Juni nahm die Armee 3586 Mann ge­fangen. Zwischen Dnjestr und der Gegend östlich von Lemberg wird weiter verfolgt.

(WTB.) Grotzes Hauptquartier, 27. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Neben der Kathedrale von Arras stehende feindliche Artillerie wurde von uns beschossen. Ein Muni­tionslager flog in die Luft. In den Argonnen, nord­westlich von Vienne le Chateau, wurde ein Graben-

ab. Im Verlauf dieser Kämpfe gelang es dem Feind unsere Front an einer Stelle zu durchbrechen. In mehreren Reihen nachts zum Angriff vorgehend, kam die vorderste feindliche Linie, da sie vollkommen unbewaffnet war, die Hände als Zeichen der Erge­bung hoch empor hielt, weshalb nicht geschossen wurde, dicht an unsere Stellung heran. Unmittelbar vor dieser warfen die Russen, die in den Montur­taschen verborgen gehaltenen Handgranaten gegen unsere Schützengräben, worauf die rückwärtigen Reihen des Feindes vorstürmten. Eingetroffene Verstärkungen von uns warfen nach schwerem Kam­pfe die Russen aus den Stellungen wieder zurück und nahmen mehrere Hundert gefangen. Tagsüber und auch heute nacht wiederholte der Feind die Angriffe an verschiedenen Stellen der Front. Alle diese Vor­stöße der Russen wurden unter schweren Verlusten des Gegners zurückgeschlagen. Unsere Eefechtsfront

Don unseren Feinden.

Italien nimmt an der Dardanellenaktion teil.

Rom. 27. Juni. DieTribuna" meldet aus London: In politischen, namentlich in Marinekreisen spricht man von einem baldigen Eingreifen Italiens in die Dardanellenaltion. Italien bleibe vorläufig auf die Mitwirkung zur See beschränkt. Man wolle einige große englische Kriegsschiffe, deren Anwesen­heit anderswo nötiger ist, durch italienische Schiffe ersetzen.Eiornale d'Jtalia" meldet, man berichte amtlich, daß die Operationsbafis gegen die Darda­nellen demnächst nach Italien verlegt werde. Mili­tärische Kreise versichern, daß Italien zwei Armee­korps und einen Teil seiner Flotte nach den Darda­nellen entsenden werde. Den Oberbefehl über die verbündete Flotte vor den Dardanellen werde der Herzog der Abruzzen übernehmen.

Italiens Absichten in Kleinasien.

(WTB.) Konstantinopel. 27. Juni. Die erst jetzt der hiesigen Oeffentlichkeit ganz bekannt gewor­dene Rede des italienischen Gesandten in Athen, die in Griechenland Unzufriedenheit hervorgerufen hat, ruft auch hier Mißstimmung hervor, da der Gesandte offen über die italienischen Absichten sprach, die Zwölfinselgruppe zu behalten und in Kleinasien Fuß zu fassen. DerTanin" erinnert daran, daß Italien sich vertraglich verpflichtet habe, die Inseln zurückzugeben. Was Italiens Ansprüche auf Ana­tolien betrifft, so stellt das Blatt fest, daß es den diplomatischen Beziehungen zwischen der Türkei und Italien widerspreche, wenn ein Vertreter Italiens öffentlich die italienischen Gelüste nach türkischem Gebiet verkünde. Das Blatt drückt sein Erstaunen und Bedauern über die unbesonnenen Worte des Gesandten aus.

Schlechte Stimmung in Italien.

Köln» 27. Juni. DerKöln. Zeitung" zufolge ist in Italien nichts mehr von dem Ueberschwang

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