Nr. 244
Schwarzwälder Tageszeitung
Seit» S
zu verhaften. Er wurde Montagabend dem Militärgericht eingeliefert. Es handelt sich um einen „Journalisten" namens Heinrich Goldman«, einen übel beleumundeten Juden. Es konnte xachgewiesen werden, daß Eoldmann die von ihm selbst fabri- ^erten Gerüchte fernmündlich nach Bukarest an eine englische Pressestelle gab, die sie dann nach London weiterleitete.
Aus dem amerikanischen Senat
Heftige Beschwerden gegen England und Frankreich
Washington, 17. Okt. Im Senat richtete Senator Lun- Leen aus Minnesota weitere scharfe Angriffe gegen England und Frankreich. Dabei forderte er Roosevelt auf, lieber die Schriften George Washingtons und Thomas Jeffersons zu lesen, als in ihrem Namen Bankette zu feiern. Er wolle an die gebrochenen Versprechen Englands und Frankreichs erinnern. Das britische und das französische Imperium seien die größten der Erde, und trotzdem behaupteten beide, sie könnten ihre Schulden nicht bezahlen. Lundeen rief aus: „Sie sind für den Frieden, solange sie den Löwenanteil des Raubes bekommen und sie find für den Krieg, um auch noch den Rest zu schlucken. Warum sollten die Vereinigten Staaten den europäischen Demokratien Helsen oder ihre Kriege finanzieren? Bloß weil diese behalten wollen, was sie zusammengerafft haben?"
Während Lindberghs Vorschlag, zwischen offensiven und deven- fiven Waffen zu unterscheiden, von der Mehrzahl der Senatoren, darunter auch den isolationistischen, als unpraktisch abgelehnt wurde, findet der Gedanke, England zur Abtretung st rategisch wichtiger amerikanischer Inseln zu zwingen, unter den Mitgliedern der Opposition um so mehr Anklang. Senator Lundeen schlägt sogar vor, die USA.-Regierung solle die westindischen Besitzungen Englands und Frankreichs sofort von bewaffneten Streitkräften besetzen fassen. Er garantiere dafür, daß kein einziger Schuß abgefeuert werde. Die Alliierten seien bekanntlich an der Westfront ziemlich beschäftigt.
Der republikanische Senator Danaher aus Connecticut erklärte daraufhin, die Senatoren seien sich doch wohl darüber einig, daß die Aushebung des Waffenaussuhrverbotes England und Frankreich helfen würde. „Warum also", so fuhr Danaher fort, „mache« junr nicht die Aufhebung im voraus von der Abtretung englischer Mnd französischer Inseln abhängig?" Der nächste Redner, der demokratische Senator Reynolds aus Nordkarolina, ging noch einen Schritt weiter und schlug vor, die USA.-Regierung solle von England die Abtretung der Bermudas- und Bahama- Jnseln, von Trinidad, Labrador und Neufundland sowie eiuew SO bis 100 Meilen breiten Streifen durch Britisch-Columbien znm Bau einer Straße von Seattle nach Alaska vorschlagen.
Südafrika sendet keine Truppen
General Smuts muß der Bolksstimmung uachgebe«
Amsterdam, 17. Okt. Wie stark in der Südafrikanischen Union der Druck der öffentlichen Meinung ist, sich ganz aus dem von England entfesselten Krieg herauszuhalten, und wie sehr die andersgesinnte Regierung Smuts dadurch gezwungen wird, der Volksstimmung Zugeständnisse zu machen, geht aus einer amt- itichen Bekanntmachung hervor, nach der in der Südafrikanische» Union keine militärischen Werbebüros errichtet werden dürfen. Die in Südafrika lebenden Australier, Kanadier und Neuseeländer, die sich als Freiwillige für den britischen Militärdienst melden wollen, können das nicht innerhalb der Grenzen der Union tun. Staatsangehörige der Südafrikanischen Union dürfen ohne besondere Erlaubnis das Land nicht verlassen. Es sei vielmehr die Absicht der Regierung, keine Männer z« Kriegsdiensten nach Uebersee zu schicken, „weil die Union ihre ganze Stärke für Südafrika braucht".
200 Tonnen Flugzeugzubehör untverfenkt. Wie die „Los Angeles Times" mitteilt, beförderte der torpedierte br-- stische Frachtdampfer „Loc Avon" 30 heimlich verstame Kisten Flugzeugzubehör im Gesamtgewicht von 200 Tonnen.
Aus Stadt und Land
Altensteig, den 18. Oktober 1939.
Große Vorräte und doch Bezugscheine?
Immer wieder wird betont, daß unsere Vorräte an lebenswichtigen Nahrungsgütern unwahrscheinlich groß sind, so daß die Frage naheliegt, warum dann ein Teil von ihnen dennoch rmter Bezugsscheinpflicht gestellt wurde. Wir könnten dieser Frage eine Gegenfrage stellen: Warum wurden zwar ähnliche, nur durchweg wesentlich straffere Verfügungen und Beschränkungen im engeren und weiteren auch neutralen Ausland getroffen?
Außergewöhnliche Geschehnisse erfordern allezeit auch außergewöhnliche Maßnahmen, um nicht nur den gegenwärtigen Ansprüchen gewachsen zu sein, sondern auch um noch wesentlich gesteigerten Anforderungen gerecht werden zu können. Und hiermit scheint das Problem in großen Zügen Umrissen. Hinzu kommt aber noch, daß nicht alle Volksgenossen über jenes Maß von Selbstdisziplin verfügen, welches die normale Abwicklung des inneren Warenverkehrs auch in Zeiten höchster Anspannung ermöglicht. Keinem von uns aber wäre damit gedient, wollte unsere Wirtschaftsführung die Bevölkerung jetzt gewähren lassen, um erst dann, wenn auf Grund von Hamsterei und Unvernunft Verknappungserscheinungen sich zeigen, regelnd einzugreifen.
Es ist das Gebot der Stunde, daß wir alle Kräfte anspannen, auch die des guten Willens, und das Weitreichende, aus der Fülle schöpfende der getroffenen Maßnahmen verstehen. Wenn wir uns einzig die Tatsachen vor Augen halten, daß alle Vorsorge getroffen ist, um ungerechtfertigte Preissteigerungen unmöglich zu machen, so llberkommt uns doch allesamt ein Gefühl der Geborgenheit, von dem wir uns willig tragen lassen. Da aber jeder Annehmlichkeit auch ein Körnchen Unbequemlichkeit anhaftet, so wollen wir von uns aus dem begegnen, um es so unwirksam als irgend möglich zu machen.
Amtliche Dienstnachrichten
Ernannt: Den Rechnungsrat Wörner beim Württ. Innenminister, Hauptvermessungsabteilung XII, zum Regierungsamtmann.
Aus dem Schuldienst: Ernannt: Zu Oberlehrern an Ländl. Berufsschulen Hauptlehrer Ludwig Zitterell in Uttenweiler, Lehrer Wilhelm LSyrer in Neuenstadr, Kr. Heilbronn, zum Hauptlehrer an Hilfsschulen Lehrer Leo Weideltin Stuttgart- Hofen, zu Hauptlehrern die Lehrer Otto Beck in Schafhausen, Karl Greeb in Lautenbach, Erwin Knödler in Lorch, Paul Knödler in Hochmössingen, Kr. Rotweil, Willi Manch in Mitteltal, Wilhelm Stolzenberger in Eschenral und Karl Würth in Hochdors, die Turnlehrer Erwin Jauch in Bad Tannstatt, Bernhard Fauser und Otto Stehle in Stuttgart sowie den Hilfslehrer Joseph Eos er in Vaiersbronn zu Reallehrern, zu Gewerbelehrern die außerplanmäßigen Gewerbelehrer Hans Bächle in Schw. Gmünd, Ludwig Gollwitz in Schorndorf, Ernst Ehrhardt und Philipp Grein er in Stuttgart. Versetzt: Oberlehrer Anton Bosch in Hirrlingen, Kr. Tübingen, nach Reutlingen, die Hauptlehrer Paul Geiger in Aixheim nach Reutlingen, Otto Hofmann in Schmalfelden nach Hermuthausen, Kr. Künzelsau, Alfred Kercher in Oberwälden nach Steinbach, Kr. Backnang, Heinrich Kleemann in Aufhausen nach Stuttgart, Franz Lang in Oberndorf nach Brochenzell, Kr. Friedrichshafen, und Oskaü Wörnerin llntersont- heim nach Kuchen, Kr. Eöppinoen.
Im Bereich des Obsrfinanzpräsidenten Württemberg in Stuttgart wurden ernannt: zum Regierungsrat: Steueramtmann Wille, Vorsteher des Finanzamts Wangen, Steueramtmann Maisack, Vorsteher des Finanzamts Neuenstadt, zu Obersteuerinspektoren: die Steuerinspektoren Wilhelm Hübner-Waiblingen, Karl Härer-Neuenbürg, Gustav Müller- Stuttgart-Nord.
Im Bereich der Neichspostdirektion Stuttgart ist der Oberpostmeister Hammelchle in Plochingen nach Schwäbisch Hall und der Postmeister Steuer in Stuttgart 7 unter Ernennung zum Postinspektor nach Stuttgart Obcrpostkasse versetzt worden.
Von der Deutschen Stenograsenschast. Der regelmäßige Unterricht im Ortsverein der Deutschen Stenografenschaft wird ab morgen Donnerstag in dem seitherigen Unterrichtslokal wieder ausgenommen.
stilick, komm heim!
Roman von I. Schneider-Foerstl
Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau 39. Fortsetzung
Johanna hatte ganz recht gehabt: Er hätte viel früher kommen müssen — dann wäre vielleicht auch Lenore nicht von dem Unglück betroffen worden. Dann wäre möglicherweise überhaupt alles anders gekommen.
Ob man Johanna verständigen sollte, daß Schwester und und Schwager eingetroffen waren? — Lieber nicht! Sonst forschte sie womöglich wieder mit ihren großen dunklen Augen, weshalb er selber nicht geblieben sei. Sie konnte so schonungslos ehrlich sein.
Dr. Elbach, so hatte die Mutter verraten, warte auf sie. Sie war viel zu schade für einen Arzt. Sie gehörte nicht Mischen Verbandzeug und Arzneiflaschen, gebrochene «eine und verstauchte Knöchel. Als Arztfran mußte sie ja immer bereit sein, sich in die Arbeit ihres Mannes zu teilen.
Wie sie sich damals um die Ricke angenommen hatte Nd wie zutraulich die Kitze zu ihr gewesen waren! Und vie sie das gesagt hatte: „Es ist doch auch im Frühjahr gemäht worden, wo du nicht da warst!" Und wie ehrlich sie gestanden hatte, es gehe eben doch nicht immer ohne Mann.
Man konnte ihr ja Bescheid sagen, daß Besuch da war. Wenn man nur wüßte, wo sie hingegangen war. Im märten war sie nicht. Er hatte sie den Rain entlanggehen und hinter den Erlenbüschen am Bach verschwinden sehen. Ob sie sich in den Wald geflüchtet hatte? — Sie schien gern, allein zu sein . . .
Am Eingang des Waldes höhlte er die Finger und rief Hren Namen.
Ein Eichelhäher zeterte erschrocken über ihn hinweg, »ud die Schwarzplatte, die im Busch gesessen hatte, schimpfte Mörderisch über die Störung. Es war ja auch sträflich, °en Sonntagsfrieden so zu entweihen!
Er ging eine Strecke tiefer hinein und rief noch einmal.
Eine Eidechse, die sich auf einem Stein sonnte, schlüpfte «re ein Blitz ins Laub, und ein Eichhörnchen wippte «underrot den Fichtenstamm empor.
Wenn sie hier gewesen wäre, hätte sie sicher geantwortet. „Johanna!" schrie er erneut.
Welch eine Ironie, dachte er verärgert, als ein altes Weib zwischen den Stämmen auftauchte und ihm mit zahnlosem Gebiß einen guten Abend bot. Die Alte hatte einen Riesenbusch Heidekraut im Arm und einen Strauß Korallenblumen, die zwischen den Buchen flammten. Dazwischen blauten Glockenblumen und Marienpantöffelchen in grellem Gelb.
Ohne erst groß gefragt zu werden, erzählte sie ihm, daß die Blumen zu einem Kranz für ihren toten Enkel gehörten. „Wir haben kpin Geld, Herr, daß wir einen kaufen können", erklärte sie. „Das Fräulein, das sie rufen, ist über's Moor gegangen, meinen Schwiegersohn zu verständigen, daß der kleine Peter gestorben ist."
„Wer ist Ihr Schwiegersohn?" fragte er.
„Der Mcwrgräb'ep Hannes. Meine Tochter ängstigt sich schon, weil sie noch nicht zurück sind. Das Fräulein wollte ihn doch gleich mitbringen."
„Und wo ist Ihr Schwiegersohn?" forschte er weiter, unruhig geworden.
Sie lachte, daß ihr zahnloser Mund ein widerliches Grinsen wurde. „Wahrscheinlich wieder im Wirtshaus, Herr! Beim Bier! Beim Schnaps! Es muß ja alles durch die Gurgel, solange er noch einen Pfennig in der Tasche hat! Und wir hungern zu Haus: Ich, sie und das Kind. Und das Kind ist jetzt gestorben. Und das andere wird auch wieder hungern und auch sterben. Man kann's ihm nicht besser wünschen."
„Also, das Fräulein ist über's Moor?" sagte er ungeduldig. „Wissen Sie den Weg?" Er schämte sich einzugestehen, daß er ihn nicht kannte. Früher einmal war er ihn ohne Furcht gegangen. Aber das war schon zu seiner Knabenzeit gewesen.
Sie sah ihn aus rotgerand-eten Augen an und meinte, auf sie könne er sich nicht mehr verlassen. Ihre Augen wären schon zu schlecht. „Sie würden in Ihr Unglück rennen, Herr, wenn ich Sie führen wollte. Aber die Bri- gitt, meine Tochter, könnte Sie wohl hinüberbringen. Allein die sieht heute auch nichts vor Weinen, weil doch der Peter tot ist."
„Ich mutz aber hinüber!" stieß er zornig hervor. „Ich
— Franzosen müssen sich melden. Der Nerchssührer ^ und Chef der deutschen Polizei teilt mit: Auf Grund der Verordnung über die Meldung von Ausländern vom 5. September 1939 werden alle sich im Gebiet des Deutschen Reiches aufhaltenden über 15 Jahre alten Staatsangehörigen Frankreichs, der französischen Kolonien und Protektorate und der unter Verwaltung Frankreichs stehenden Mandatsgebiete aufgefordert, sich inner^ halb von 24 Stunden bei der nächsten Ortspolizeibehörde persönlich zu melden. Innerhalb derselben Frist sind alle unter 15 Jahre alten Personen, die diese Staatsangehörigkeit besitzen, durch ihren gesetzlichen Vertreter der für den Aufenthaltsort zuständigen Ortspolizeibehörde schriftlich oder mündlich anzumelde».
Walddorf, 17. Okt. (Der älteste Einwohner gestorben.) Im Alter von 89 Jahren starb der älteste Einwohner unserer Gemeinde, Johannes Bräu- n i n g. Durch sein Wachholderbe-erpnlver für das Vieh ist er weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannt geworden.
Nagold, 17. Okt. (Die N ag ol der Oelmühlen.) Die Mohnfelder sind seit einiger Zeit geleert, und man sieht Frauen und Mädchen mit Säcken und Blechkannen die Straße zur Oelmühle ziehen. Die Oelmühle für den Bezirk Nagold ist in Iselshaus e n. In Nagold selbst gibt es keine Oelmühle mehr, seitdem die Rentschler'sche Oelmühle nach dem Weltkriege eingegangen ist. 1826 hatte der Seifensieder Müller in unserer Stadt die Erlaubnis erhalten, an der Nagoldbucht aus den Sandwiesen an der Freudenstädter Straße ein Wasserwerk anzulegen, das eine Sägmühle und in Verbindung damit eine Oelmühle treiben sollte. Eine Brücke wurde angelegt, die die Muhle und die Sandwiesen mit der Straße verband. 1831 kaufte der Nagolder Obermüller Rauser das Anwesen und errichtete dazu eine Wollspinnerei. Vier Jahre später ging das ganze Besitztum an Ehr. Rentschler von Spielberg über, der es wesentlich erweiterte. Von seinen beiden Söhnen übernahm später der eine die Spinnerei und der andere die Säg- und Oelmühle. Der Sohn des elfteren, der noch lebende Fabrikant Louis Rentschler erbte die Spinnerei und der Sohn des letzteren erhielt die Säg- und Oelmühle. Das Sägewerk kam später ebenfalls an Louis Rentschler, während die Oelmühle, wie gesagt, einging. — Eine Fabrik zur Gewinnung von Oel entstand 1858 außerhalb der Stadt, an der Straße nach Altensteig. Der von August Reichert ins Leben gerufene Betrieb wurde von seinen beiden Söhnen zu einem in ganz Sllddeutschland und darüber hinaus bekannten, mit modernen Maschinen arbeitenden Unternehmen aus-gebaut. In den ersten Jahren, gewann man Lampenöl aus Mohn und Reps. Nachdem aber in den sechziger Jahren des vorig. Jahrhunderts das Erdöl aufkam und sich immer mehr einbllrgerte, verlegt» sich die Firma Reichert ans die Bereitung von Speiseöl aus Mohn und Reps, namentlich aber ans Sesam, der in großen Mengen aus» dem Anslande eingeführt wurde. Das Fertigprodukt wurde vor allem nach Dänemark exportiert. Vongroßer Bedeutung für die Entwicklung der Fabrik war dev Ban der Eisenbahn Nagold—Altensteig, an die das Werk Anschluß erhielt. Im Weltkriege hörte natürlich die Einfuhr des Rohstoffs auf, doch man erfand bald ein Raffinierverfahren, das die Fabrik in die Lage versetzte, «in ausgezeichnetes Speiseöl herzustgllen. Nach dem Kriege schlossen die Inhaber aus Gesundheitsrücksichten den Betrieb, der dann an die Calwer Deckenfabrik überging. Die, Herstellung von Oel hörte damit auf. — So ist alles dem ewigen Wechsel unterworfen, und auch das charakteristische Bild unserer Stadt immer wieder ein anderes. Die Herstellung von Oel aus Mohn und Reps hat aber gerade heute wieder besondere Bedeutung erhalten.
Herrenberg, 17. Okt. (Grundsteinlegung und Richtfest eines n e uen,A rb e its lager s.) Zur festgelegten Zeit, um 14.00 Uhr am letzten Samstag, st an-" den im offenen Viereck vor dem geschmückten Bau Arbeits- maiden, die HI., der BDM. und eine Abteilung der Wehr
werde mich auch schon allein zurechtfinden."
Sie humpelte mit ihrem Strauß neben ihm her und meinte, allein dürfe er nicht gehen. Vielleicht, daß doch die Tochter mitkäme, weil das Fräulein immer so gut zu ihr sei und weil es doch nur hinübergegangen wäre, um ihren Mann zu holen. Sie vermochte kaum noch Schritt mit ihm zu halten, so lief er. Vielleicht hätte sie es -gar nicht sagen sollen, daß das Fräulein übers Moos gegangen sei. Aber arme Leute täten eben auch, was sie könnten, wenn sie auch sonst nichts zu geben hätten als ein „Vergelt's Gott!" Und um das Fräulein wäre es schade. Sie wäre die einzige, vor der der Hannes sich kuschte. Und sie vergäße noch im Sterben nicht, wie sie ihm ins Gesicht geschlagen hätte, als er die Bri-gitt mißhandelte. Das getraute sich nicht jede. Er mit seiner Bärenkraft, und sie mit ihren kleinen Händen, wenn sie auch braun gebrannt wären, . . .
Ab und zu, während sie neben ihm her ging, verlor sie einen Stengel Heidekraut, eine Glockenblume oder eines von den gelben Marienpantöffelchen. Man mußte eben noch einmal davon holen. Zum Bücken und Aufheben war jetzt keine Zeit. Er lief ihr sonst davon. Die Mannsleute nahmen eben keine Rücksicht auf ein altes Weib und noch dazu auf eins, das halb blind war.
Sie sah die Tochter schon bei der Haustür stehen und winkte ihr zu. Das junge Weib kam langsam und etwas mißtrauisch heran. „Der Herr sucht das Fräulein!" sagte die Alte hastig.
„Wissen Sie den Weg?" war Fandors erste Frage. Die Verwunderung -stand ihr offen im Gesicht. Wie sollte sie den Weg nicht wissen, wo sie ihn doch schon tausendmal gegangen war bei Tag, bei Nacht, bei Sturm und Regen, im Winter, im Frühling, wenn das Moor «in einziger Garten war und im Herbst, wenn es noch einmal erblühte.
Er fragte, ob sie glaube, daß dem Fräulein etwas zugestoßen sei.
Sie sah ihn wieder mit diesen verwunderten Angen an: Das Fräulein wisse den Weg vielleicht noch besser als sie. Doch dann kam in ihren Blick etwas wie Angst. „Aber wenn mein Mann-"
„Sie meinen, wenn er betrunken ist —?"
(Fortsetzung folgt) ,