ken und gut vorbereiteten Werescyca-Stellung unser Vordringen endlich zum Stehen zu bringen. Nach heftigem Kampfe hat der Ansturm der heldenmütigen verbündeten Truppen auch diesmal hier dieganze russische Front zum Wanken gebracht. Schon in den Nachmittagstunden war die feindliche Stellung im Angriffsraume der Armee des Generalobersten von Mackensen um Magierow durchbrochen. Der Feind begann gegen Rawa-Rusca und Zollkiew zurückzugehen, während er an der Werescyca noch erbiterten Widerstand leistete. Nachts erstürmten Teile der Armee Boehm-Ermolli die feindlichen Stellungen beiderseits der Lemberger Straße. Gleichzeitig drangen die übrigen Korps dieser Armee überall in die feindliche Hauptstellung ein. Seit3Uhr vormittags sind die Nüssen auf der ganzen Schlachtfront im Rückzuge, sowohl in der Richtung auf Lemberg als nördlich und südlich davon. Die verbündeten Armeen verfolgen. Neuerdings fielen Tausende von Gefangenen und zahlreiches Kriegsmaterial in die Hände der Sieger. Am obern Dnjestr beginnt der Feind seine Stellungen zu räumen. An der Front der Armee Pflanzer griff er an mehreren Stellen erneut an, wurde jedoch unter sehr bedeutenden Verlusten zurückgeschlagen.
Italienischer Kriegsschauplatz. Nach leichter Abweisung schwächerer italienischer Angriffe bei Plava, Ronchi und Monfalcone trat auch gestern an der Isonzofront wieder Ruhe ein. Hier und an der Kärntner Grenze schießt die feindliche Artillerie ohne Wirkung gegen unsere Befestigungen. Bei den von mindestens einer Brigade geführten, überall abgeschlagenen Angriffen auf unsere Stellungen östlich des Passatales hatte der Feind erhebliche Verluste. Vor einem Stützpunkt allein wurden 175 italienische Leichen gezählt.
Der Stellvertreter des Chefs des Genralstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant.
Eine neue Streife an der italienischen Küste.
(WTB.) Wien. 19. Juni. Am 17. und 18. Juni haben mehrere unserer Kreuzer- und Torpedoeinheiten eine Streife an der italienischen Küste von der Neichsgrenze bis Fano unternommen. Hierbei wurden die Semaphorenstationen an der Taglia- mentemündung und bei Pesaro sowie die Eisenbahnbrücken bei Rimini über den Metauro- und Arcila- fluß durch Geschützfeuer beschädigt, ein italienischer Dampfer versenkt, dessen Bemannung geborgen wurde. Sämtliche Einheiten sind wohlbehalten ein- gerückt.
Der letzte Wiederstandsversuch.
Köln, 19. Juni. Zu dem letzten Widerstandsversuch der Russen meldet die „Köln. Zeitung" aus dem Kriegspressequartier: Aus allen Erwägungen geht hervor, daß der letzte russische Widerstandsversuch wenig Verheißung in sich birgt. Die Ankunft neuer amerikanischer Munition wird von den Russen zwar sehnlichst erwartet, aber wir können die Ankunft dieser Retter, wenn sie wirklich eintreffen sollten, ruhig mitansehen. Es ist wenig wahrscheinlich, daß bei der mehr als peinlichen Verwirrung, in der ganze Regimenter und Truppenteile heute schon planlos in den russischen Linien hin- und hergewirbelt werden sollen, von der russischen Heeresleitung viel mehr erreicht werden kann als der Abtransport ihrer Massen und ihres Apparates, soweit er noch durchführbar ist.
Eine große Schlacht bei der Lorettohöhe.
Kopenhagen, 20. Juni. Nach Berichten aus Paris, die der „D. T." von hier übermittelt werden, entwickeln sich die Kämpfe an der Lorettohöhe zu einer mächtigen Schlacht, an der alle Waffengattungen beteiligt sind. Obwohl die Stärke der französischen Truppen nicht genau bekannt ist, so ist man doch zu der sicheren Annahme berechtigt, daß sich dort eine größere Anzahl Armeekorps befinden. Die Deutschen ziehen beständig Verstärkungen heran. Die französischen Militärkreise meinen, das Schicksal Nordfrankreichs hänge von dem Ausfall dieser Schlacht ab. Die Verluste auf beiden Seiten sind ungeheure.
Unsere O-Boote und Englands Seeherrschaft.
(WTB.) Berlin. 20. Juni. Die „B. Z. am Mittag" gibt eine Unterredung des Konstantinopeler Korrespondenten der „Associated Preß" mit dem Kommandanten von „l7 51", Kapitänleutenant Hersing, wieder, der am 15. September 1914 den englischen Kreuzer „Pathfinder" und sodann 5 englische und französische Frachtdampfer versenkte und im Mai die beiden Linienschiffe „Triumph" und „Majestic" in der Nähe der Dardanellen torpedierte. Herfing erzählte : Wir verließen den Heimathafen am 25. April
und kamen vor den Dardanellen am 25. Mai an.
Als wir Gibraltar erreichten, sind wir keinem britischen Schlachtschiff begegnet. Die Engländer entdeckten uns erst, als wir außerhalb Gibraltar waren. Wir tauchten jedoch unter und entkamen unverletzt. Als wir das Aegäische Meer erreichten, zerstörten wir am 25. Mai den „Triumph". Ein britischer Zerstörer ging gerade über uns hinweg. Wir konnten deutlich die Propeller des Zerstörers hören. Am 27. Mai versenkten wir die „Majestic", die von 10 Transportschiffen umgeben war. England kann mit seiner angeblichen Seeherrschast nicht gerade imponieren. Auf dem ganzen Weg von Wilhelmshaven nach den Dardanellen waren keine britischen Linienschiffe sichtbar. Der schwierigste Teil unserer Arbeit ist es, sie irgendwo aufzufinden. Haben wir sie aber einmal gesichtet, dann ist es nicht schwer, sie zum Sinken zu bringen.
Die in die Enge getriebene Admiralität.
(WTB.) London, 20. Juni. Die Admiralität teilt mit, daß das deutsche Unterseeboot, dessen Versenkung am 25. März mitgeteilt wurde, von einem britischen Kriegsschiff versenkt worden sei. (Es handelt sich um „H W". Wie erinnerlich hatte in der ersten amtlichen Mitteilung über die Vernichtung von „H 29" jede Angabe über die näheren Umstände gefehlt. Glaubt auch nur ein Mensch im Ernst, daß die Admiralität nicht höchstes Rühmen davon gemacht hätte, wenn einem Kriegsschiffe die Tat gelungen wäre? Warum wird der Name des Kriegsschiffes nicht genannt? Warum spricht die Admiralität nur allgemein von einem Kriegsschiff? Ganz einfach deshalb, weil es sich um einen ^beliebigen. Handelsdampfer gehandelt hat, der bewaffnet war und den man darum nachträglich als Kriegsschiff bezeichnet, weil man glaubt, trotz des schmutzigen Gewissens der Welt noch ein reines Gesicht zeigen zu können. Eine Admiralität, die den Handelsschiffen ausdrücklich amtlichen Befehl gibt, sich zu bewaffnen und unter falscher Flagge zu fahren, die ist auch zu einer bewußten schamlosen Lüge fähig, so gut wie eine Regierung, die ihre eigenen Beamten zum Meuchelmord anstiftet.)
Don unseren Feinden.
Französische Absichten auf die Pforzheimer Industrie.
(WTB.) Paris, 19. Juni. Der Fliegerangriff auf Karlsruhe wird von der französischen Presse als glanzvolle Tat betrachtet. Der Angriff sei die längst envartete, wahlberechtigte Vergeltungsmaßregel für die barbarische deutsche Kriegführung (!). Die Presse erklärt, Karlsruhe sei keine offene Stadt, denn es besitze eine Garnison von 4000 Mann (!). Am schärfsten von allen Zeitungen, die alle einen sehr scharfen Ton anschlagen, äußert sich „Libre Parole", die schreibt: Wenn wir einige Zivilpersonen in Karlsruhe umgebracht haben ,so haben wir uns dadurch von Leuten befreit, die auf wirtschaftlichen Gebieten einen unehrlichen Krieg gegen uns führten (!). Das Blatt fordert sodann auf, Pforzheim, das industrielle Zentrum Badens, zu bombardieren um den französischen Handel zu rächen (!). Jeder Pforzheimer. der in die andere Welt befördert werde, bedeute einen rührigen, gehässigen Feind Frankreichs - weniger.
! Die „widerspenstigen" Serben.
! (WTB.) Petersburg, 20. Juni. „Rjetsch" mel-
i det, daß die serbischen Blätter einstimmig das Serbien beim Beginn des Krieges versprochene unga- § rische Gebiet und das Banat verlangen. Sie erklären,
! daß Mazedonien mit serbischem Blute erworben ! worden sei und nur durch Blut wieder genommen ; werden könne. Die Grenze Serbiens gegen Bulga- ! rien dürfe nicht verkleinert, sondern müsse um Jsker ! und Struma, einschließlich Soria (!) erweitert wer- ! den. Eine freiwillige Abtretung Mazedoniens würde ; eine Revolution in Serbien Hervorrufen. Auf den Vorwurf der Halsstarrigkeit und der Unnachgiebiq- keit und der Verursachung des Krieges antworte Serbien, daß es nur als Werkzeug und Vorhut Rußlands gehandelt habe, und daß andere Staaten ebenso unnachgiebig seien. „Rjetsch" erklärt, er könne es verstehen, daß derartige Preßäußerungen die ganze Lage auf dem Balkan vergiften. Das Blatt stellt fest, daß die weiteren Verhandlungen mit den Balkanstaaten auch durch die letzten Kriegsereignisse sehr erschwert worden sind.
Russisches.
Berlin, 19. Juni. Aus Wien meldet das „Berl. Tagebl.": In Horodenka haben die Russen bis zur Befreiung der Stadt noch viel schlimmer gewütet als ! in anderen Ortschaften Galiziens. Sämtliche Häuser
und Läden der Juden wurden schon am 1. Tage des russischen Einbruchs ausgeplündert. Bald darauf gingen die meisten Häuser der Juden in Flammen auf, worauf der Kommandant der russischen Truppen in zynischer Weise den Befehl erteilte, ihm diejenigen Juden, die sich der Brandstiftung schuldig gemacht hätten, vorzuführen. Es wurden mehrere Juden vorgeführt, zur Todesstrafe verurteilt und gleich darauf im Beisein eines russischen Generals und unter Mu- fikklängen auf der Straße hingerichtet.
Paris, 19. Juni. Die Blätter melden, daß bei den deutschfeindlichen Kundgebungen in Moskau 60 deutsche Häuser eingeäschert worden sind. 207 Läden seien zerstört oder beschädigt worden. Die Polizei habe alle Maßnahmen getroffen, um die Wiederholung ähnlicher Unruhen zu verhindern.
Vermischte Nachrichten.
Englisch-griechische Spannung.
Berlin, 21. Juni. Aus Luzern meldet das „Berliner Tageblatt" : Zu der englisch-griechischen Spannung wird weiter berichtet, daß es neuerlich auf der Insel Lemnos zu einer heftigen Griechen- reoolte gekommen sei. Die Engländer hatte« das englische Banner gehißt, was die Griechen für ein Zeichen der Annexion hielten. Es brach darauf ein Aufstand aus, der von den Engländern blutig unterdrückt wurde. — Die „Tribuns" meldet aus Cairo, die Engländer bereiteten die Ausweisunaller Griechen aus Aegypten vor, weil die Griechen dort Spionage zu Gunsten der Türkei treiben und weil ein hoher griechischer Würdenträger die Dardanellenpläne der Verbündeten verraten habe.
Freigabe rumänischer Petroleum-Transporte.
Berlin, 19. Juni. Die eine zeitlang eingestellt gewesenen rumänischen Petroleum-Transporte find, wie dem „Berliner Lokalanzeiger" gemeldet wird, von den rumänischen Staatsbahnen seit einigen Tagen in größerem Umfang wieder sreigegeben worden.
Amerikanische Kohlen für Spanien.
Madrid. 19. Juni. Die spanische Regierung hat infolge des vollständigen Ausbleibens englischer Kohle 12000 Tonne» Kohle in den Vereinigten Staaten bestellt. Diese find bereits nach Barzelona unterwegs.
Emil Rathenau -st.
Berlin, 20. Juni. Heute Nachmittag ist der Geh. Baurat Dr. ing. et. phil. Emil Rathenau, Generaldirektor der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft u«d der Berliner Elektrizitätswerke nach kurzem Leiden im Alter von 76 Jahren gestorben. — Die Morgenblätter heben anläßlich seines Todes seine Bedeutung für die gesamte deutsche elektrische Industrie hervor und rühmen ihn als ein Genie der Arbeit und der Konzentration, der die Zeichen des Technikers verstand wie die des Kaufmanns, als weitschauenden Organisator und Realpolitiker ersten Ranges.
Das Quartierblatt des Prinzen Adalbert.
Aus dem Osten wird dem „Berl. Tagebl." geschrieben: Prinz Adalbert von Preußen, der Sohn des Kaisers, stattete kürzlich dem Gren.-Reg. König Friedrich der Große (Ostpreuß. Nr. 4), das in Friedenszeiten zu Rastenburg steht, im Felde einen Besuch ab. Der Prinz steht L.l. 8 . dieses Regiments, des ältesten des preußischen Heeres. Cs kann seinen Ursprung bis auf das Jahr 1626 zurückführen. Der Prinz, der nach Russisch-Polen, wo das Regiment liegt, gekommen war, verbrachte zwei Tage bei dem Regiment und ging auch in die Laufgräben und Schanzen. Vor der Abreise überreichte der Regimentskommandeur, Oberstleutnant v. Massow, dem Prinzen das nach Aufenthalt auf russischem Boden für die Eisenbahnfahrt vorgeschriebene, mit Unterschrift und Stempel versehene Quartierblatt. Es lautete folgendermaßen: „Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen Adalbert von Preußen, wird hierdurch bescheinigt, daß er desinfiziert und zurzeit frei von Ungeziefer ist." Das Wort zurzeit" soll dem Prinzen viel Vergnügen gemacht haben.
Aus Stadt und Land.
Tal», den 21. Juni 1918. Verlustliste für den Oberamtsbezirk Calw.
Au« der amtlichen württembergischen Verlustliste 208 .
Reserve-Iufauterie-Regiment Nr. 119.
Res. Georg Hammann, Martinsmoos, l. verw. — Res. Jakob Pfrommer, Würzbach, l. verw. — Ldwm. August Wiedenmayer, Zavelstein, ins. Verwundung gestorben. — Res. Friedrich Haisch, Liebenzell, l. verw. — Ers.-Res. Karl Hennefarth, Calw, l. verw.