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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung — Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt
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Nummer 199
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I 82. Jahrs««,
Altensteig, Samstag, den 28. August 1939
Polnische Offensivmaßnahmen
Schwere Uebergriffe
Entscheidungsvolle Tage
Die vierte Auguftwoche 1939 trägt für den Beobachter der «it ungeheurer Wucht abrollenden Ereignisse in vielem die Vorzeichen der kritischen Augusttage von 1914. Wiederum Hi die Welt in höchstem Aufruhr. Unablässig jagen die Gerüchte mit Telefongesprächen und Diplomatenbesuchen um die Wette. Weltpolitische Entscheidungen wie der deutsch- sowjetrussische Handelsvertrag und der neue Konsulta- tious- und Nichtangriffspakt folgten im Verlaufe weniger Tage. Staatsoberhäupter kehren fast fluchtartig aus ihrem Urlaub zurück. Reservisten und ganze Jahrgänge werden in den Ländern, die sich am aufgeregtesten gebärden, angeblich «aus Vorsicht", eingezogen. Ein Staat wie Polen geht zur offenen Mobilmachung über. Seine Truppen heben Befestigungen an den deutschen Grenzen aus. Polnische Flak beschießt deutsche Verkehrsflugzeuge, die schon seit langem den Korridor vermeiden, um nicht Zwischenfälle hervorzurufen. Ein ungeheurer Terror vernichtet die deutsche Minderheit in Ostoberschlesien, Posen und Pommerellen. Während Reichsaußenminister von Ribbentrop zusammen mit Molo- tow in Moskau den deutsch-russischen Pakt unterzeichnet, holt sich der britische Botschafter in Berlin als Leberbringer eines Briefes von Chamberlain beim Führer auf dem Obersalzberg eine Antwort, die eindeutig und klgr zu den Ereignissen Stellung nimmt und die britische Einmischungspolitik in ihre Grenzen zurückweist. Alles Ee- witterzeichen, die für sich selbst sprechen und die ähnlich auch in den schicksalsschweren Augusttagen des Jahres 1914 auf- getnucht sind. Wenn trotzdem noch immer der Vergleich mit damals von jedem klar denkenden Beurteiler der Weltlage a/s nur halbwahr und irgendwie unrichtig empfunden wird, so hat dies seinen besonderen Grund. Die Lage Eroßdeutsch- lands in dem wütenden Kräftespiel von damals und heute ist gegenwärtig eine durchaus andere geworden. Die Verständigung mit Moskau nahm auch der Außenwelt die letzten Zweifel darüber. Mit der von Großbritannien immer verfolgten Politik der Entfesselung eines Zweifrontenkrieges gegen die Mitte Europas ist es seit dieser Woche vorbei. Adolf Hitler und Stalin haben sich, wie es Reichsaußenminister von Ribbentrop formulierte, „für die Freundschaft entschieden". Im Osten der Reichsgrenze flammt jetzt nur noch der polnische Brandherd. Kein Fanal mehr, sondern eher nur ein Verzweiflungsfeuer zwischen zwei großen mächtigen Lebensräumen. Dieser Feuerherd wird verschwinden, mögen die Polen noch im letzten Augenblick seine Brände in alle Welt Hinausschleudern. Auch wenn England nun ein Abkommen mit Polen über einen gegenseitigen Beistand abgeschlossen hat.
Was deutsche Menschen in dieser Woche in Polen erlitten haben, ist so, daß keine britische Regierung auch nur einen Augenblick zögern würde, dagegen Front zu machen. Aber wenn es sich um Untertanen seiner britischen Majestät gehandelt hätte? Da es nur um Angehörige des deutschen Volkes geht, glaubt Thamberlain, von Deutschland eine pazifistische Einstellung fordern zu können, die mit der deutschen Ehre und Würde unvereinbar ist, ja diese Untaten ba- gatelifieren zu können.
Gegen die Berechtigung derdeutschenForderung, daß das deutsche Danzig zum Reich zurückkehren müsse, hat Thamberlain nicht das mindeste anzuführen gewußt. Chamberlain mutzte sich mit der Auskunft begnügen, die doch wohl selbst seine eigenen Landsleute schwerlich befriedigen kann, daß es für England nicht um eine „weitentferntc Ltadt", sondern um die „Grundprinzipien des Zusammenlebens der Völker" gehe. Es sind merkwürdige Prinzipien, nach denen den Engländern die Erfüllung eines klaren und unbedingten Rechtes — des Rechtes Danzigs — als eine Tesährdung des Friedens erscheint!
Tannenberg-Feier fällt aus
Berlin, 25. August. Amtlich wird mitgeteilt: Mit Rücket aus die gespannte Lage fällt die aus Sonntag, 27. August, ""gesetzte TannenLerg-Feier aus.
vvnnMch-Anfpmche Sber Me deutsche« Sender
Berlin, 25. Aug. Die Ansprache des Oberbefehlshabers des breies, Generaloberst von Brauchitsch, am Vorabend des Ee- ^cktages der Schlacht bei Tannenberg am Samstag, 26. August, 16.36 bis 20 Uhr, wird als Reichssendung über alle deutschen Rundfunksender verbreitet.
Polen plant Handstreich auf deutsches Gebiet
Offenfiv-Vorbereitungen an der ostpreußischen und oberschlesischen Grenze
Berlin, 25. Aug. Durch übereinstimmende zuverlässige Meldungen aus polnischem Grenzgebiet und durch neue Aussagen polnischer Deserteure ist nunmehr einwandfrei festgestellt morde», datz die Polen Uebcrsiille aus deutsches Gebiet beabsichtigen.
Die Trnppenzusammenziehnngen und militärischen Vorbereitungen der Polen tragen keineswegs defensiven Charakter. So wurden an der ostpreußischen Grenze bei Mlawa und Przasnyiz drei polnische Angriffs-Divisionen und eine Panzerbrigade versammelt. Auch an der oberschlefischen Grenze sind Vorbereitungen erkennbar, die auf einen beabsichtigten Handstreich der Pole» schließen lasse». Aus Kreuzburg wird gemeldet, daß gegenüber von Landsberg und Roseuberg (OS.j die IS. und die 13. polnische Division und die Kavalleriebrigade Lolynska in Bereitstellung zum Vormarsch gegen die deutsche Grenze sind. Gegenüber von Gleiwitz ist die 28. polnische Division sestgestellt worden. Art und Umsang der polnischen Bereitschaftsmaßnahme«, verstärkter Wege- und Stellungsbau und Anlage von Depots lasten deutlich Angriffsabfichte« erkenne«.
Ungeheuerlicher polnischer Massenmord bei Lodz
24 Todesopfer polnischer Brutalität
Berli«. 26. Aug. Wie der Sonderberichterstatter des „Angriff" meldet, ereignete sich am Donnerstagnachmittag in einem provisorischen Truppenlager bei Lodz ein furchtbares Gemetzel, bei dem 24 Menschen niedergemacht wnrdeu. Etwa 36 Volksdeutsche aus Lodz und mehrere Ukrainer, die zum Militär eingezogen morde« waren und mit einem größeren Truppentransport nach Rordpolen befördert werden sollten, weigerten sich, für die Polen in den Krieg getrieben zu werden.
Die Dieustverweigerer wurden daraufhin von einem größeren Aufgebot von Feldgendarmen entwaffnet, oon der Trnppe abgesondert und außerhalb des Lagers dicht zusammeugetrieben. In die wehrlosen Menschen, die sich weigerten, etwa gegen ihre eigenen Volksgenoste« kämpfen zu wüsten, wurde dann ohne weitere Strafandrohung mit einem Maschinengewehr hineiugeschos- sen. Rach wenigen Augenblicke« ^deckten 24 Tote als entsetzliche Opfer dieses polnische» Verbrechens den Boden. Der ungeheuerliche Massenmord hat nicht nur bei der deutschen Bevölkerung oon Lodz sondern auch bei der polnische« Truppe selbst, eisen lähmende« Schrecken hervorgeruseu. Der polnische Wahnsinn hat de» Höhepunkt der llumenfchlichleit erreicht.
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Blutbad in Bielitz
Gewehrsalven aus Gefangene — Acht Tote und zahlreiche Verletzte
Berlin, 25. Aug. Die „Berliner Illustrierte Nachtausgabe' meldet aus Mährisch-Ost rau: Bei Bielitz richtete eiu militärisch bewaffnete Bande polnischer Aufständischer ei« eut setzliches Blutbad au, das acht Tote und zahlreiche Verletzte sor derte. Die Aufständischen, die unter Führung eines Polizeileutnants standen, hatten in den frühen Morgen stunden des Donnerstag in Bielitz etwa 25 Volksdeutsche und mehrere Tschechen ans de» Wohnungen heraus verhaftet» und zwar unter der fadenscheinigen Behauptung, „staatsfeindlicher Umtriebe" schuldig zu sein. Bei den Verhaftungen war es schon zu rohen Mißhandlungen und Quälereien gekommen. Die Gefangene«, unter denen sich auch zwei Deutsche im Alter oon nahezu 76 und ein 88jiih- riger Tscheche befanden, wurden wie eine Herde Vieh aus zwei offenen Lastwagen zusammengepfercht und aus der Stadt her» ausgefahren. Aus je einem Wagen vor und hinter dem Gesa«» genentransport hockten die Aufständischen mit schußbereiten Gewehre» »nd Pistolen.
Etwa fünf Kilometer hinter Bielitz mußte die Wagenkolonne halten, da der vorderste Wagen auf der verschlammten Straßö ins Schleudern und ans den Ackerrand gerate« war. Mehrere der Sefangeue«, die anscheinend befürchteten» das Los der meisten Verschleppten teilen zu wüste«, benntzte» diese Sitnatio«, «m vom Wage« zu springe» und in Richtung ans ei« nahes Wäldchen zu entfliehen, eine Verzweiflungstat, di« sich blntig
und Grenzverletzungen
rächte. Die Pille« gaben ans die fliehenden und die «och auf de» Wage« befindliche« Gefangene» mehrere Gewehrsalve« ab, und im gleiche« Angenblick wälzte» sich etwa 15 der Unglückliche» i» ihrem Blute. Acht Gefangene, darunter ei« Tscheche, waren sofort tot, sieben andere Männer wurden schwer verletzt, davon zwei Bollsdentsche lebensgefährlich.
Bei Wadewice, südwestlich von Krakau, soll nach einer noch nicht bestätigten Meldung ebenfalls auf einen Gefangenentransport geschossen worden sein. Es hat den Anschein, daß die Polen durch die auf dem Höhepunkt befindliche Kriegspsychose jetzt völlig die Vernunft verloren haben und ein wahrer Mordwahn die Banden der Aufständischen ergriffen hat.
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Bewaffnetes Schreckensregiment in Ost- oberfchlefien
Kattowitz, 25. Aug. Der durch die Mobilmachung herbei» gesiihrte Kriegszustand in Ostoberschiefien hat im Lause der letzte« 24 Stunden immer alarmierendere Formen angenommen. Es ist fast keine Zivilbevölkerung mehr zu sehe«, da die Frauen und Kinder sich verängstigt in ihren Wohnungen anshalte», während fast alle männlichen Personen zum Kriegsdienst gepreßt wurden.
Durch sämtliche Orte ziehen unaufhörlich bewaffnete Trupps von Militär, Polizei und Aufständischen, die ein regelrechtes Schreckensregiment ausüben. Sämtliche Häuser werden planmäßig durchsucht, um festzustellcn, ob sich noch irgendwo Männer versteckt halten. Dabei kommt es zü brutalen Mißhandlungen von Frauen und Kindern, wenn sie nicht angeben können, wo sich ihre Männer befinden. Alle Bahnhöfe und Ausfallstraßen werden abgesperrt, und jeder Reisende bezw. Krastwagenfahrer angehalten und durchsucht. Soweit es sich um Deutsche handelt, werden sie sofort gefesselt und fortgeschleppt. Aus den Züge« und Autobussen werden fortgesetzt Reisende verhaftet und fortgeführt. Im Eisenbahnverkehr herrscht infolge der großen Mili- tärtransporte ein regelrechtes Chaos Die Macht ist vollständig auf diese militärischen Terrorgrckppen übergegangen.
Wie einwandfrei sestgestellt wurde, haben die sogenannten Sprengkommandos ebenfalls in den letzten 24 Stunden ihre Stellungen bezogen. Sic haben die Aufgabe, auf ein bestimmtes Stichwort hin wichtige Brücken und Eisenbahnübergänge zu sprengen, Staudämme zu zerstören, sowie große und lebenswichtige Industrieanlagen wie Wasserwerke und Elektrizitätswerke in die Luft zu sprengen. Es wird ganz offen erklärt, daß man im Kriegsfälle in Ostoberschlesien seinen Stein auf d"v -' -^n stehen lassen würde.
Volksdeutscher zu Tode gemartert
Kattowitz, 25. Aug. In den polnischen Gefängnissen Ostober- Mestens hat erneut einer der unzähligen verhafteten Volksdeutschen sein Leben lassen müssen. Es handelt sich um den 45jSH- rigen Volksdeutschen namens Schoen aus Tarnowitz, der regeb- recht zu Tode gemartert wurde. Seine 86jährige Mutter erhielt die offizieell Mitteilung, datz ihr Sohn im Krankenhaus Tarnowitz gestorben ist, wo sie die Leiche in Empfang »eh- men könnte. Im Krankenhaus erklärte man jedoch der verzweifelten Greisin, datz ihr Sohn bereits tot aus dem Gerichts- gefängnis in das Krankenhaus eingeliefert worden sei. Sei« Körper war vollkommen blutunterlaufen und schwarz, was dar- auf schließen läßt, datz man so lange auf Schoen in viehischer Weise eingeschlagen hat. bis er seinen Verletzungen erlag.
Ein toller Beschluß des Westmartenverbandes
Kattowitz, 25. Aug. Auf einer Tagung des berüchtigten Westmarke n v e r b a nd es in Bielitz wurde beschlossen, auf di« Angehörigen der deutschen Volksgruppe in Polen Kopfprämie» zu setzen. Die Prämien bewegen sich in einer Höhe bis zu 56ll Zloty. Die auf der Bielitzer Tagung vertretene Leitung de» Westmarkenverbandes, der für die gemeine Hetze gegen alle» Deutsche verantwortlich zeichnet und dem auch die Unterdrückung der Volksdeutschen Gruppe und der Kampf der Aufständischen zuzuschreiben ist, wurde unter Eid verpflichtet, über die Abmachungen der Bielitzer Besprechungen Stillschweigen zu bewahren. Es ist damit zu rechnen, daß die Zahl der Blutopfer a»f Grund dieses Beschlusses um ein Vielfaches ansteigen wird.
Deutsche Gehöfte tm Korridor in Flammen
Polnische Brandstiftungen am lausenden Band
Stettin, 25. August. Die „Pommerische Zeitnng" meldet aus den Kreisen Lauenburg und Bütow: Heute trafen von der pommerischen Grenze Meldungen ein, wonach die Polen deutsche Gehöfte im Korridor anzünden. Fast alle von Deutschen bewohnten Häuser gingen in Flammen auf. Weithin ist der Feuerschein sichtbar.