Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

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-rummer 197

Altensteig, Donnerstag, den 24. August 1939

I «2. Jahrgaa,

Antllzrichmmg -es RichtanEvaktes mit Rußland

o. Ribbentrop meldet dem Führer den Abschluß des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes

Die Wendung

Der ungeheure Eindruck, den die Nachricht vom deutsch» mWen Nichtangriffspakt in allen Ländern der Erde ge­macht hat, entspricht der Bedeutung dieser Tatsache. Es ist nne neue Lage in Europa, eine neue Lage in der Welt entstanden, so schreibt die DAZ. Daher die Schockwirkung dieser Nachricht auf die Mitglieder der von England ge­führten Einkreisungsfront. Es war der Welt mitgeteilt worden, daß Deutschland sich nicht wie 1914 von der Einkrei­sung überraschen lassen werde. Während nun die andern redeten, hat Deutschland gehandelt. Das Gefühl der Be­friedigung hierüber beherrscht heute das ganze deutsche Volk, es hat diese Nachricht sofort begrüßt als einen ent­scheidenden Wendepunkt.

In einer Zeit, in der die gegen Deutschland gerichteten Drohungen immer maßloser wurden, ist ihnen die Spitze abgebrochen worden. Ein Nichtangriffspakt zwischen Berlin und Moskau macht den Strich durch eine allzu unvorsichtige Rechnung. Wir brauchen nur Lloyd George zu zitieren, der im Unterhaus unermüdlich erklärte, daß die Einkreisungs- sront ohne Rußland keinen politischen Sinn und keinen mi­litärischen Wert habe. Einige englische Blätter wollen heute beweisen, daß man auf dis Moskauer Karte ernsthast sowieso schon nicht mehr gezählt hätte, und die sonderbarste NllÄMng der Motive befindet sich in einer Warschauer Keickermeldung. Danach wäre man in Polen der Ansicht, daß Moskau einen Pakt mit Berlin machte, weil die Sow­jets Polen für stark genug hielten, einem deutschen Angriff entgegenzutreten. Denn andernfalls hätten sie- sich sicher in Ke gemeinsame Front mit England und Frankreich einge­reiht!

Solche Windungen noch in dieser Stunde mögen auf sich beruhen. Es gibt Länder, die einen realeren Blick für die Forderungen der Zeit haben, und zu ihnen gehört Rußland, bas sich weigert, vor Interessen gespannt zu werden, die nicht seine eigenen sind. Diese Klärung wird in London und Paris nicht mehr übersehen, wenn auch derTemps" seinen Lesern gegenüber sich zu dem Bekenntnis entschließt, es sei tragisch, daß die Reaktionen Adolf Hitlers nicht vor­auszusehen seien. Wir finden es eher tragisch, daß die Ein­kreiser so lange geglaubt haben konnten, Deutschland würde überhaupt nicht reagieren.

Das Land in der Mitte Europas ist durch seine Erfah­rungen hellhörig geworden, und die Bemühungen der West­mächte, unter Führung Englands, einen Zweifrontenkrieg W inszenieren, haben uns ihre wahren Absichten deutlich genug enthüllt. Diese Bemühungen gingen an dem Geist der Zeit vorbei, sie waren reaktionär und stellten alles mög­lich« in Rechnung, nur nicht die Dynamik unserer Epoche. Der Politik des neuen Kurses ist nun eine noch neuere Po­litik entgegengesetzt worden.

Schon die deutsch-russischen Wirtschaftsverhandlungen, die «19. August zu einem Abkommen führten, gingen davon «s, daß der natürliche Güteraustausch zwischen zwei sich kränzenden Volkswirtschaften auf kurzfristiger Grundlage «cht gedeihen könne. Beide Länder legten Wert auf ein ««gfristiges Zusammenarbeiten, und sie waren sich darin Mg, daß eine politische Klärung nicht erst die Folge bes­ser wirtschaftlicher Beziehungen, sondern ihre Voraus- Mng sei. In dem Willen, den Weg der Vernunft zu ge- V», hat man sich getroffen. Die beiden Völker knüpfen da­nk an eine alte Tradition wieder an, unter der sie beide ^gefahren sind. Es ist die Tradition- einer natürlichen Mnerschast, die, bewußter als früher, der Inhalt der Rutschen Kontinentalpolitik ist.

Dadurch, daß die Einkreiser sich dieser Kontinentalpoliti! Ersetzten, hat die führende Macht unter ihnen die Chance MllW. England hat diese Chance darüber hinaus mit ei- Herausforderung beantwortet, und es liegt sicher nicht ^Deutschland, wenn jenseits des Kanals die Reaktion auf Me Herausforderung ganz falsch eingeschätzt, wurde. Leber A d eutsche Kontinentalpobittk ist in England so viel Ver- Mes geredet und geschrieben worden, daß man nun die- §!..Aontinentalpolitik so, wie sie wirklich ist, völlig ver- ^l>t gegenübersteht. Es zeigt sich, daß die alten Begriffe ^.dre alten Mittel der Diplomatie, wie sie von England letzten Monaten mit einer gewissen Kunstfertigkeit äjr enrmal versucht wurden, in unserer Zeit, nicht mehr Spangen.

tz^^wird heute auch gerade von neutraler Seite bestä- 7 ». Tue Neutralen haben sich den Anschlägen der Garan- MenüLer ihrer Haut wehren müssen. Die Belgra- ^esse stellt heute fest, daß dieseVerträge auf dem "SN nun zusammengebrochen sind.

Der Reichsaußenminister in Moskau

Moskau, 23. Aug. Der Reichsminister des Auswärtigen voo Ribbentrop traf mit de» Herren seiner Begleitung nach pro- grammiißig verlaufenem Flug mit dem SonderflugzeugGrenz­mark" am Mittwoch «m 18 Uhr aus dem Moskauer Flughafen ei«. Zu seiner Begrüßung hatten sich vo« sowjetrussischer Seit« eingefunden der erste stellvertretende Volkskommissar des Aeutze- ren, Potemkin, der erste stellvertretende Volkskommissar sür Außenhandel, Stepanow, der stellvertretende Volkskommissar sür Inneres, Merkulow, der stellvertretende Präsident des Moskauer Stadtrates, Korolew, und der Moskauer Stadtkommandant.

Von deutscher Seite wurde der Reichsüußeumiuister be­grüßt durch den deutschen Botschafter in Moskau, Gras son der S ch u leuburg, mit den Mitgliedern der Botschaft sowie dem Militärattache, Generalleutnant Köstring, «nd dem Marineattache, Fregattenkapitän von Vaumbach. Auch der italienische Botschafter Rosso und der italienische Militärattache, Oberst Valsre di Bonzo, waren zur Begrüßung auf dem Flugplatz erschienen. Nach erfolgter Vorstellung begab sich der Reichsautzen- misister in dem von der Sowjetregierung zur Verfügung gestell­ten Kraftwagen in das ihm bereitgestellte Gebäude der deutschen Botschaft.

Der Reichsminister des Auswärtigen vo« Ribbentrop hatte am Dienstag abend gegen 21 llhr mit dem Condor-FlugzeugGrenz­mark" die Reichshauptstadt verlassen und war in Königsberg um 23L0 llhr zwischengelandet, um am Mittwoch früh nach Moskau weiterzufliege». In seiner Begleitung befinde« sich llnterstaats- sekretär Gaus, der Chef des Protokolls, Gesandter von Doernberg, Gesandter Schmidt, die Betragenden Lega­tionsräte Schnurre und Hencke, sowie die Mitglieder des persönlichen Stabes. Die deutsche Mission zählt insgesamt 32 Per­sonen.

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o. Ribbentrop meldet den Abschluß

Am Donnerstag zur Berichterstattung beim Führer

Berlin, 24. August. Der Neichsminister des Aus­wärtigen von Ribbentrop meldete heute, am 24. Aug.» um 1 Uhr dem Führer den Abschluß des deutsch- sowjetischenNichtangrisfspaktes. Der Reichs- außenmiuister wird sich heute um 13 Uhr im Flugzeug von Moskau nach dem Berghof begeben, um dem Führer Bericht zu erstatten.

Die Einigung mit Sowjetrutzland

Moskau, 24. August. Der Reichsminister des Aus­wärtigen v. Ribbentrop hatte gestern nachmittag im Beisein des deutschen Botschafters in Moskau Graf von der Schulenburg eine dreistündige Unterredung mit den Herren Molotow und Stalin.

Der Reichsaußenminister hat sich gestern abend 10 llhr erneut zur Fortsetzung der Besprechungen in den Kreml begeben.

Die Verhandlungen haben mit der Einigung über einen Nichtangriffspakt zwischen Deutschland und der UdSSR, geendet, der von dem Herrn Neichsaußenminister und Herrn Molotow in Anwesenheit des Herrn Stalin und des deut­schen Botschafters gezeichnet worden ist. D«r Vertrag hat folgenden Wortlaut:

Richtangriffsvertrag zwischen Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken

Die deutsche Reichsregierung und die Regierung der Union der TSR., geleitet von dem Wunsche, die Sache des Friedens zwischen Deutschland und der UdSSR., zu festigen und ausgehend von den grundlegenden Bestimmungen des Neutralitätsoertrages der im April 1026 zwischen Deutsch­land und der UdSSR, geschlossen wurde, sind zu nachstehen­der Vereinbarung gelangt:

Artikel 1

Die beiden vertragschließenden Teile verpflichten sich» sich jeden Gewaltaktes, jeder aggressiven Handlung und

jeden Angriffes gegeneinander, und zwar sowohl einzeln, als auch gemeinsam mit anderen Mächten, zu enthalten.

Artikel 2

Falls einer der vertragschließenden Teile Gegenstand kriegerischer Handlungen seitens einer dritten Macht wer­den sollte, wird der andere vertragschließende Teil in keiner Form diese dritte Macht unterstützen.

Artikel 3

Die Regierungen der beiden vertragschließenden Teile werden künftig fortlaufend mit Konsultation in Fühlung miteinander bleiben, um sich gegenseitig über Fragen z» informieren, die ihre gemeinsamen Interessen berühren.

Artikel 4

Keiner der beiden vertragschließenden Teile wird sich an irgendeiner Mächtegruppierung beteiligen, die sich mit­telbar oder unmittelbar gegen den anderen Teil richtet.

Artikel 5

Falls Streitigkeit oder Konflikte zwischen den vertrag­schließenden Teil«« über Fragen dieser oder jener Art ent­stehen sollten, würden beide Teile diese Streitigkeit oder Konflikte ausschließlich auf dem Wege freundschaftliche« Meinungsaustausches oder, nötigenfalls durch Schlichlungs­kommissionen bereinigen.

Artikel 6

Der gegenwärtige Vertrag wird auf die Dauer von 10 Jahren «geschlossen mit der Maßgabe, daß, soweit nicht einer der vertragschließenden Teile ihn ein Jahr vor Ab­lauf dieser Frist kündigt, die Dauer der Wirksamkeit dieses Vertrages automatisch sür weitere fünf Jahre als ver­längert gilt.

Artikel 7

Der gegenwärtige Vertrag soll innerhalb möglichst kur­zer Frist ratifiziert werden. Die Ratifikationsurkunden sollen in Berlin ausgetauscht werden. Der Vertrag tritt sofort mit seiner Unterzeichnung in Kraft.

Ausgefertigt in doppelter Urschrift in deutscher und russischer Sprache.

Moskau, am 23. August 1939.

Für die deutsche Reichsregierung gez. Ribbentrop.

In Vollmacht der Negierung der UdSSR.

gez. Molotow.

London grub sich sebst sein Grab

Rewyork, 23. August. In einem auf der ersten Seite grüß veröffentlichten Leitartikel übt das Hearst-OrganJournal American" heute vernichtende Kritik an Englands Außenpolitik, für deren verheerende Folgen es selbst verantwortlich fei. Deutschland habe die Integrität Englands, Frankreichs und ihrer Besitzungen zu garantieren versprochen, vorausgesetzt, daß Ver­sailles wieder gutgemacht werde. In München habe Chamber- lain dieser Regelung praktisch zngestimmt, aber durch die Dumm­heit der englischen Extremisten sei alles wieder zunichte gemacht worden.

Die aus dem Weltkriege übrig gebliebenen englischen Kriegs­treiber hätten sich nämlich eingebildet, daß Amerika aus seinen traurigen Erfahrungen nichts hinzulernte und bei entsprechen­der Propaganda erneut überredet werden könne, Englands Schlachten auszutragen und Englands Kriege zu finauzieren. Hieraus bauend hätten diese destruktiven Element« Chamber- lains Befriedungspolitik angegriffen und seine Regierung unter­miniert und der nicht sehr starke Ehamberlain sei diesem feind­seligen Einfluß erlegen. Ehamberlain habe mit der USA.- Regierung über ein Bündnis verhandelt und gewisse geheime Zusicherungen erhalten, die aber zu erfüllen Washington nicht imstande war. Ehamberlain habe dann mit Stalin verhandelt, der jedoch den Interessen seiner eigenen Sicherheit entsprechend handelte, sodaß der deutsch-sowjetrussische Nichtangriffspakt ent­stand. Die Feindschaft, die Eifersucht und hie bodenlose Dummheit der britischen Radika­len hat dies nicht fertiggebracht. Jetzt habe Europa Frieden, aber einen Frieden der Diktatoren. Das beste, was Ehamberlain in dieser Kalamität tun könne, sei, die Rück­kehr zu seinem Friedensprogramm, wie dies in München der Fall war, nur hierdurch könne Ehamberlain die Achtung und das Vertrauen der zivilisierten Welt Wiedergewinnen.