Amtliche Bekanntmachungen.

Musterung uud Aurhebuog te§ luausgeMetei Laudstums l uud da » ErsuWschöst uau ms uurlWg zurSid- geMeu MMWAWgeu.

Die Musterung und Aushebung des unausgebil- deten Landsturms I und zwar des Jahrgangs

1896

und sämtlicher beim Ersatzgeschäft von 1915 teils wegen körperlicher Fehler, teils infolge Reklamation vor­läufig zurückgestellten Militärpflichtigen der Jahrgänge 1894 und 1895 findet für den Oberamts­bezirk Calw am Mittwoch und Donnerstag den 23. und 24. Juni d. Js. auf de mRathaus in Calw statt.

Es haben zu erscheinen am:

Mittwoch, den 23. Juni ISIS, vormittags 7 /- Uhr sämtliche dem unausgebildeten Landsturm des Jahr­gangs 189k angehörenden Mannschaften und am Donnerstag, den 24. Juni ISIS, vormittags 7'/-- Uhr sämtliche vorläufig zurückgestellten Militärpflichtigen der Jahrgänge 1894 und 1895, sowie etwaige infolge , Krankheit rc. am Erscheinen beim Ersatzgeschäft von 1915 verhindert gewesenen Leute.

^WMgSDie Beorderung der Musterungspflichtigen zu obi­gen Musterungsterminen hat alsbald durch ortsübliche Bekanntmachung in der Gemeinde und wenn möglich durch persönliche Ladung zu geschehen.

Die Namen der vorläufig Zurückgestellten sind aus den Stammrollen ersichtlich.

Die Herren Ortsvorsteher find für das rechtzeitige Erscheinen der Pflichtigen verantwortlich.

Die Nichtanmeldung zur Landsturmrolle entbindet nicht von der Gestellungspflicht. Jeder Landsturmpflich­tige, welcher während des Musterungsgeschäfts im hie­sigen Bezirk seinen dauernden Aufenthalt oder Wohnsitz hat, ist zur Gestellung verpflichtet. Eine besondere La­dung ist nicht vorgeschriebe«.

Landsturmpflichtige, die beim Musterungsgeschäft nicht pünktlich erscheinen, haben strenge Strafe zu er­warten. Wer sich der Gestellung böswillig entzieht, wird als Fahnenflüchtiger behandelt.

Die Gemeindebehörden können von der Gestellung zur Musterung nicht entbinden. Wer durch Krankheit verhindert ist, zu erscheinen, hat ein ärztliches Zeugnis einzureichen, welches von der Gemeindebehörde beglau­

bigt sein mutz, wenn der betreffende Arzt nicht amtlich angestellt ist.

Für Landsturmpflichtige, welche behaupten, an einem Gebrechen zu leiden, empfiehlt es sich, längstens bis zur Musterung ein Zeugnis eines Spezialarztes oder des behandelnden Arztes vorzulegen. Derartige Zeug­nisse müssen ebenfalls von der Ortspolizeibehörde be­glaubigt sein, wenn der ausstellende Arzt nicht amtlich angestellt ist.

Die Herren Ortsvorsteher haben bei der Musterung nur dann anwesend zu sein, wenn besondere Verhältnisse (Reklamationsgesuch re.) oorliegen, die eine Besprechung des Ortsvorstehers mit der Ersatzkommission notwendig erscheinen lassen.

Die Pflichtigen haben ihre Militärpapiere, soweit sie bereits im Besitz solcher sind, diejenigen, welche für unabkömmlich erklärt worden sind, ihre Unabkömmlich­keitsbescheinigung zuverlässig mitzubringen und mit reingewafchenem Körper und in frischem Leibweitzzeug bei der Musterung zu erscheinen, auch sind die Ohren gründlich zu reinigen.

Jedes Lärmen und jede Störung der Verhandlung wird strenge bestraft.

Auch haben die Ortsvorsteher darauf zu sehen, daß die Musterungspflichtigen sich in den Ortschaften ruhig und anständig, der jetzigen ernsten Zeit entsprechend, aufführen, und es ist gegen jeden Unfug nachdrücklichst einzuschreiten.

Im übrigen wird auf Z 103 der Wehrordnung ver­wiesen.

Bemerkt wird, datz diese Musterung und Aushebung nicht gleichbedeutend mit der alsbaldigen Einberufung zum Dienst ist.

Ueber die erfolgte Beorderung der Musterungs- Pflichtigen wird bis 21. Juni d. Js. einem Bollzugs- bericht unter Anschluß der Stammrollen der Jahrgänge 1894 und 1895 entgegengesehen.

Calw, den 16. Juni 1915.

Der Zivilvorsitzende der Ersatzkommission:

Regierungsrat Binder.

Es wird verboten die Ausfuhr uud Durchfuhr non:

1. Kautschuk, Guttapercha und Balata, roh oder gerei­nigt; Oelkautschuk und anderen Kautschukersatzstoffen der Nr. 98 des Zolltarifs mit Einschluß der Abfälle und der abgenutzten Stücke von Waren aus diesen Stoffen,

2. Kautschuk- und Guttaperchakitten,

3. Kautschuköl,

4. sämtlichen Kautschukwaren des siebenten Abschnittes

(Nr. 570 bis 586) des Zolltarifs,

5. Kinderspielzeug aus Kautschuk,

6. allen übrigen Waren in wesentlicher Verbindung mit Kautschuk mit Ausnahme der im 5. Abschnitt Unterabschnitt 11 des Zolltarifes, namentlich in Nr. 522, aufgeführten, soweit sie nicht, wie Mäntel und Umhänge, bereits als Heevesausrüstungsgegenstände verboten sind.

B e r l i n. den 8. Juni 1915. '

Der Stellvertreter des Reichskanzlers:

Delbrück.

Auf vorstehendes Verbot wird hiemit aufmerksam gemacht.

Calw, den 17. Juni 1915.

K. Oberamt: Binder.

Bekanntmachung.

Die Maul- und Klauenseuche

ist in Schwann, Oberamt Neuenbürg, und in Weiler, Be­zirksamt Pforzheim erloschen.

Lalw» den 17. Juni 1915.

K. Oberamt.

Amtmann Rippmann.

Bekanntmachung.

Auf Grund der 4 und 9 Ziff. b des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 wird fol­gendes verfügt:

Die Herstellung von Schmuckgegenständen aus kup­fernen Führungsbändern von Artilleriegeschossen, sowie die Aufforderung zur Einsendung solcher Führungs­bänder wird verboten.

Wer das Verbot Übertritt, oder zu solcher Ueber- tretung auffordert oder anreizt, wird, wenn die besteh­enden Gesetze keine höhere Freiheitsstrafe bestimmen, mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft.

Diese Verfügung tritt sofort mit ihrer Bekannt­machung in Kraft.

Stuttgart, den 14. Juni 1915.

Das stellv. Generalkommando des Xlll. (K. W.) Armeekorps.

(gez.) von Marchtaler.

Die Gemeindebehörden

werden beauftragt, obige Bekanntmachung alsbald nach ihrem Erscheinen am Rathaus auszuhängen oder an- zpschlagen.

Calw, den 16. Juni 1915.

K. Oberamt: Binder.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 17. Juni. Amtliche Mitteilung vom 17. Juni, mittags: Russischer Kriegs­schauplatz. Auch gestern konnten die geschlagenen russischen Armeen nirgends anhalten. In Mittel­galizien setzten sie auf der ganzen Front, durch ihre Nachhuten gedeckt, den Rückzug in nordöstlicher Rich­tung fort. Die verbündeten Armeen verfolgen scharf. Nördlich Sieniawa drangen unsere Truppen über Cieplice und Cewkow vor und haben gestern starke russische Kräfte, die noch auf galizischem Boden kämpf­ten, unter schweren Verlusten über die Reichsgrenze zurückgeworfen. Oestlich anschlietzend erreichten die verbündeten Truppen Lubaczow, entrissen den Rus­sen nach heftigem Kampf Niemirow und drangen weiter auf Janow vor. An der Lemberger Straße warfen Truppen der Armee Voehm starke russische Nachhuten bei Wolcuchy noch in den Abendstunden über die Wereszyca und stürmten mitternachts den Westteil von Grodek. Auch südlich Grodek wurde das Westuser der Wereszyca vom Feinde gesäubert. Süd­lich des Dnjestr ist die Situation im allgemeinen un­verändert.

Italienischer Kriegsschauplatz. An der Jsonzosront schlugen unsere Truppen bei Plava wieder mehrere Angriffe unter schweren Verlusten für den Gegner ab. Im Felsgebiet des Krn dauern die Kämpfe der Gebirgstruppen fort. An der Kärnt­ner Grenze hat sich gestern nichts Wesentliches ereig­net. In Tirol wurden feindliche Vorstöße gegen das Tilliacher Joch im Tofane-Gebiet bei Tre Sassi. Bu­chenstein und auf den Monte Coston (östlich Folga- ria) zurückgeworfen.

Der Rückzug der Rüsten in Galizien.

Budapest. 17. Juni.Az Eft" meldet, wie wir derD. T." entnehmen, zu der Schlacht in Ostgali- zren: Auf unserer östlichen Front zwischen Sieniava und dem oberen Dnjestr haben wir einen vollstän­digen Erfolg errungen. Die Russen befinden sich auf der ganzen Länge im Rückzug. Die Zahl der Ge­fangenen kann noch nicht festgestellt werden, ist aber eine sehr große. Entlang dem Dnjestr greifen wir mit den besten Aussichten weiter an und haben be­reits sehr bemerkenswerte Ergebnisse erzielt.

Wien, 17. Juni. Der Kriegsberichterstatter der Mittags-Zeitung" meldet lautD. T.": Wie mir in Przemysl wiederholt mitgeteilt wurde, äußerten sich russische Offiziere dahin, datz gegen die deutsche

und österreichisch-ungarische Artillerie absolut nicht aufzukommen sei. Nun beschossen unsere Mörser­batterien wieder den Rückzug des Feindes nördlich von Mosziska, der panikartig erfolgt. Die Moral der fliehenden russischen Truppen zeigt sich vollständig zerrüttet.

Die italienischen Verluste.

Berlin, 17. Juni. Aus Wien meldet dieNa­tionalzeitung": DasVolksblatt" meldet aus Genf: Ein Zirkularerlatz des italienischen Ministeriums an die Presse verbietet grundsätzlich die fernere Ver­öffentlichung der Todesanzeigen von Angehörigen des Heeres in der italienischen Presse. Berichte des Tagesanzeigers aus dem italienischen Kriegsgebiet schätzen die bisherigen Verluste der Italiener auf viele Tausende. Große Erbitterung errege, daß in Mailand, dessen Lazarette überfüllt seien, die Namen der eingebrachten Verwundeten streng geheim ge­halten werden. Auch ist den Lazaretten jede Benach­richtigung an die Familien der Verwundeten unter­sagt.

Italienische Pläne.

Petersburg. 17. Juni. Der Korrespondent des Nußky Invalid" in Skutari meldet nach einem Drahtbericht an dieNationalztg." seinem Blatte, daß in einem gewissen italienischen Küstenorte zur­zeit umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden, um größere italienische Truppenmassen nach Alba­nien transportieren zu können. Diese Truppen sollen teilweise zur Besetzung von Albanien und teils für ein offensives Vorgehen der Italiener vom Balkan aus gegen Oesterreich-Ungarn verwendet werden.

Deutsche Flieger über Nancy.

Paris, 18. Juni. Wie die Blätter aus Nancy melden, versuchte ein Geschwader deutscher Tauben Nancy zu überfliegen. Zwei Tauben mußten um- kehren. Die beiden anderen warfen 10 Bombe» auf verschiedene Stadtteile. 8 Personen wurden getötet, 4 verletzt.

Von unseren Feinden.

Kriegshysterie in der italienischen Presse.

Lugano, 17. Juni. DerVoss. Ztg." wird be­richtet: Seit einigen Tagen bleibt der Inhalt der Meldungen des italienischen Hauptquartiers der gleiche. In den Blättern, in denen die Ankunft von

Verwundeten gemeldet wird, sind die Zahlemrngaben von der Zensur gestrichen, so daß an ihrer Stelle weiße Flecken in den Zeilen erscheinen. Da und dort wird vor Optimismus gewarnt. Die Rufe, die an­fangs nach den Balkanstaaten erschollen, werden hoff­nungsloser. Jetzt sagt ein längerer Artikel in der Stampa", leider können uns die Russen nicht hel­fen, aber wenn wenigstens die Serben wieder die Offensive ergreifen wollten, so würde das unsere Offensive am Jsonzo erleichtern. Nachdem Italien nach 10 Monaten ungestörter Vorbereitungen mit frischen Kräften das ebensolange an zwei Fronten hart kämpfende Oesterreich-Ungarn angreift, wird so nach Hilfe geschrien! Dabei wird nebenher fortwäh­rend der Verfall und die Erschöpfung Oesterreich- Ungarns in den jämmerlichsten Farben geschildert. Nur wenige politische Schriftsteller, wie in derGa- zetta del Popolo", treten diesen Phantastereien ent­gegen und sagen, daß Oesterreich-Ungarn noch immer eisern dasteht. DieSera" dagegen veröffentlicht einen Brief des früheren Minister Poes Guyot vom 6 Juni, worin das Ende des Krieges bestimmt für Ende August d. Js. vorausgesagt wird und zwar gleichfalls infolge der Erschöpfung Oesterreich- Ungarns. Daran knüpft sich die Voraussage des voll­ständigen Sieges des Vierverbands mit der Auftei­lung der beiden Zentralmächte und der Absetzung ihrer Herrscherhäuser. Den Schluß der Groteske bil­den Mitteilungen über das österreichisch-ungarische Oberkommando. Nachdem Eonrad Hoetzendorff ab- gesetzt worden sei, seien nun auch Dank! und Rohr abberufen und Hindenbnrg kommt, wie dieTri­bun«" ausgeheimsten Quellen" schöpft, ins Tren- tino und übernmmt den Befehl gegen den gefähr­lichsten Feind, der bereits drei unbefestigte Orte ge­nommen hat.

Italiens Kulturvorsprung.

Amsterdam. 17. Juni. ImHandelt,lad" erzählt ein Holländer, der etwa anderthalb Jahre in dem italienischen Städtchen Perugia gearbeitet hatte, wie man ihm dort beim Ausbruch des Krieges mitspielte. Er wurde von einer Menge umgeben, die ihn mit Geschrei und Geheul empfing und ihn mit Stöcken bedrohte. Ausdrücklich erklärt er, daß die Leute nicht etwa zum Pöbel gehörten, sondern daß es Advokaten, Studenten, Professoren und wohlsituierte Bürger waren, die sich auf diese Weise betrugen. Der Präfekt der Provinz gab dem Holländer den Rat, abzureisen. Er hatte noch weitere Unannehmlichkeiten zu be-