Nr. 154

SchwarzwälLer Tageszeitung

Seite 3

liefern. Das Verfütterungsverböt für Brotgetreide bleibt in Kraft.

Die neuen Eetreidepreise des Altreiches bleiben ent­brechend den bisherigen, jedoch sind die Monatsaufschläge über las ganze Wirtschaftsjahr hin ausgebaut worden, um den Ver­arbeitungsbetrieben, Handel und Genossenschaften neben der Reichsstelle für Getreide die Möglichkeit zu geben, der Landwirt- schast die Getreideernte rechtzeitig abzunehmen.

Die günstige derzeitige Versorgungslage im Brotgetreide ge­stattete, die in der Eetreidemarktordnung der letzten Jahre not­wendigen Bindungen zu lockern und die Eeschäftsentwick- lungeii zu vereinfachen und zu erleichtern, zum Beispiel in der Behandlung der Ablieferungsbescheinigungen, der Andienungs- und der Buchfiihrungsbestimmungen.

Besonders bedeutungsvoll ist in diesem Zusammenhang die Festlegung einheitlicher Mehltypen im Gesamt- reich. Die Versorgungslage im Brotgetreide macht es möglich ohne Inanspruchnahme der Reserven nunmehr auch im Altreich wieder eine Weizenmehltype zuzulassen, wie sie bisher der Ostmark Vorbehalten war (Weizenmehltype 630). Zur Entlastung der Weizenbestände wird dem Weizenmehl nach An­stellung umfangreicher Backversuche 10 Prozent eines Hellen Rog- genmchls, das nur für diese Weizenbeimischungszwecke hergestellt werden darf, beigegeben. Auch verwöhnteLeckermäuler" werden beim Verzehr ihres Morgenbrötchens geschmacklich hiervon kaum etwas seststellen können, denn die bisherige 4prozentige Bei­mischung von Kartofselstärkemehl zum Weizenmehl kommt künf­tighin in Fortfall. Diese durch die vorausschauende Eetreide- reservepolitik ermöglichte Typenregelung bedeutet backtechnisch, ganz abgesehen von der nun auch zugelassenen helleren Weizen­mehltype, eine weitere Verfeinerung der Brötchen gegenüber dem im Augenblick im Altreich und Sudetenland be­stehenden Zustand. Preislich ergeben sich aus der Roggenmehl- lmmischung gewisse Erleichterungen für dte Backbetriebe. Die bisher im Weizenmehl eingesetzte Kartoffelstärke findet durch' eine Lgrozentige Beimischungspflicht (in der Mühle) beim Rog­genmehl zweckmäßige Verwendung. Eine Maßnahme, die bei de« henttM Roggenmehltypen vom Verbraucher praktisch überhaupt nicht bemerkt wird.

Kleine Nachrichten aus aller Welt

Türkenabnmnderung aus den Balkanländern. WieResto del Carlino" meldet, geht die Zahl der Türken, die die Balkanländer verlassen, in die Zehntausende. Die Rück­wanderer kommen hauptsächlich aus Bulgarien, Jugosla­wien und Rumänien. Dieser bis jetzt ziemlich unbemerkt gebliebene Vorgang zeigt die wirkliche Stellung der Bal- kanstaaten zu dem englisch-französischen Unternehmen, die Türkei in die Emkreisungsfront einzubeziehen.

Großartige Danerflugleiftung. Der NSFK.-Truppsührer Führinger von der NSFK.-Gruppe 17 (Wien), startete zu­sammen mit dem NSFK.-Scharführer Hofmann am Sams­tag, den 1. Juli, 12.43 Uhr auf dem Gelände Spitzerberg bei Men. Die Flugzeugführer blieben bis Montag, den 3. Juli, 1ZM Uhr in der Luft. Die Eesamtflugdauer beträgt 48 Stunden 38 Minuten. Die Landung wurde durch Abflauen des Windes erzwungen. Das benutzte Segelflugzeug war ein Doppelsitzer vom MusterEövier".

Tragischer Ausgang einer unfinnigen Svene. Drei «eure von Wanzenheim bei Straßburg schlossen eine Wette ab, daß der Kraftwagen des einen keine 120 Kilometer in der Stunde zurücklegen könne. Der Besitzer bejahte dies, worauf alle drei ins Auto stiegen, um die Sache praktisch auszupro­bieren. Es gab eine unsinnige Fahrerei. Bei dem Regen kam der Wagen bald ins Schleudern und wurde gegen ei­nen Baum geworfen. Dieser brach auseinander, ebenso aber auch der Kraftwagen. Einer der Wettenden war so­fort tot, der andere starb im Krankenhaus und der dritte schwebt in Lebensgefahr.

Autobusunglück am Grotz-Gkockner. Am Dienstag geriet auf -er Eroß-Elockner-Straße zwischen Fusch und Ferleiten «in Autobus, der mit 13- bis 17jährigen Schülerinnen aus Wien besetzt war, ins Schleuder» und prallte an die Stra­ßenböschung. Dabei wurde eine Reihe von Mädchen her­ausgeschleudert. Eines von ihnen fand den Tod, sechs wur­den schwer- und sechs leicht verletzt. Der Fahrer befindet B in Haft.

Ein Karussellunglück. Auf dem Zittauer Schützenplatz löste sich an einer sog. Zugspitzbahn, einer Art Berg- und Talbahn mit schaukelnden Kähnen, während der Fahrt a» Mneni Kahn die Hintere Verschraubung. Die beiden In­sassen wurden herausgeschleudert. Der eine kam so unglück­lich auf den Laufsteg zu liegen, daß er von den nachfolgen­den Kähnen mehrfach gestreift und entsetzlich zugerichtet wurde und bald danach verstarb. Der andere Insasse erlitt ebenfalls schwere Verletzungen.

Blitz schlägt in Zuschauermenge. Wahrend eines aus dem ganzen Lande beschickten Rennens von Bauernpferden in her nordbosnischen Stadt Vijeljina schlug der Blitz in di« yuschauermenge. Ein Soldat wurde getötet, und mehrere «were Personen schwer verletzt. Die Umstehenden wurden N Boden geworfen, kamen aber meist mit geringen Stu» ^ustzungen davon. Dagegen brachen sich drei Pferde, d« ÜS schreck in wilder Eile über die Bah« rasten, das Ge-

Aus Stadt und Land

Altensteig, den 6. Juli 1939.

SA.-Wehrmannschaften im Aufbau Versammlungen im Eroßkreis Calw

Die Sturmabteilungen der NSDAP, treffen zur Zeit die Vorbereitungen für die am 1. Oktober beginnende Ar­beit in Len Wehrmannschaften. Der Führer erließ schon am 19. Januar die Verfügung, daß alle aus dem aktiven Wehr­dienst ausscheideitden dienstfähigen Soldaten in die Wehr­mannschaften einzureihen sind mit dem Zweck, ihre geistigen und körperlichen Kräfte zu erhalten. Gleichzeitig wurde das SA.-Wehrabzeichen zur Grundlage der vor- und nach­militärischen Erziehung gemacht. Das Heißt also: der Dienst in den Wöhrmann schäften richtet und gliedert sich nach den Hebungen, die im SA. - W e h r a b zei ch eu ent­halten sind, wie Sport, Leibesübungen, Kleinkaliberschießen, Handgranatenwerfen, Schwimmen, Radfahren, Gasmasken- hindernisläufe und Gepäckmärsche. Hinzu treten die Ge- ländeausbildung als Spähtruppführer (Hauptaufgabe in Gruppe III des SA.-Wshrabzeichens) und Eeländeaus- nützung, Orientieren, Geländesehen, Geländezeichnen, Kar­ten- und Kompaßlehre.

Zum erstenmal wurden am letzten Samstag im Kreis Calw, im Bereich des Sturmbannes 1/414, die fraglichen Wehrmannschaftsmänner aus der Reserve I und II ' durch den Landrat und die SA.-Standarte 414 zu Bespre­chungen zusammengerufen. Dabei war das gesamte aktive Führerkorps des Sturmbannes eingesetzt. Es 'sprachen Sturmbannführer Zeller in Alten steig, Sturmhaupt- fllhrer Pfvommer in Calmbach, Obersturmführer Uu- gericht in Bad Lieben;eil, Obersturmführer Mast in Herr e n a I b, Obersturmführer Ritsche in Birk e n f e l d, Sturmführer Sixt ln Wild b a d, Obertruppsührer Manche mit Oberscharführer Deschner ln Neuenbürg, Trupp­führer Laug ln Nagold zu den Reservisten. Sie gaben einen Ausblick auf die kommende Zusammenarbeit, die am 1. Oktober beginnt. Vielfach schlossen sich den Versamm­lungen Kameradschafts-abende an.

»

Die Maul- und Klauenseuche ist erloschen in der Gemeinde Ziegel buch, Kreis Wangen.

Das Silberne Treudtenst-Ehrenzeichen für 25jährige einwandfreie Dienstzeit Hai erhalten Präzeptor Otto Ostert a g in Ältensteig. Wir gratulieren!

Die Morgenschau des Reichssenders Stuttgart wird am kommenden Sonntag von 78 Uhr über den Kreis Calw eine Aufnahme bringen, die er im Laufe dieser Woche im Kreis Calw gemacht hat.

Bad Liebenzell, 5. Juli. (Professor Vollbehr.) Der berühmte Maler Professor Vollbehr, hielt hier einen Vortrag mit Lichtbildern aus seinem Leben. Im vollbe­setzten Kurhaussaal, in dem auch einige neu geschaffen;. Werke ausgestellt waren, erzählte er in natürlicher, hu­morvoller Art von seinem Werdegang als Maler, der mit einer4" im Schulzeugnis im Fach Zeichnen begann und über den Anstreicherlehrling, den weitgereisten Maler der deutschen Kolonien und den berühmten Maler des Welt­kriegs zu dem vom Führer beauftragten Maler der gigan­tischen Arbeitsschlacht des Dritten Reiches führte.

Vierundzwanzighöfe, Kr. Freudenstadt, 5. Juli. (Vau- ernehruug.) Bei der am kommenden Sonntag in Bit- telbronn bei Haigerloch stattfindenden Bauernehrung er­balten wiederum zwei Familien von Vierundzwanzighöfe das Ehrenschild. Seit mehr als 200 Jahren sitzen die Fami­lien des Johannes Walter, Bauer im Weiler, und Mat­thäus Summ, Bauer in Nomishorn, auf ihren Höfen. Da­mit besitzen sechs Bauerngeschlechter von Vierundzwanzig­höfe den Ehrenschild.

Trossingen, 5. Juli. (Indienststellung eines Trieb­wagens.) Ei-u sehnlicher Wunsch der Trossinger Bevölke­rung ist nunmehr in Erfüllung gegangen. Die Trossinger Eisenbahn, die zwischen dem Reichsbahnhof Trossingen und dem StadtbahnHof verkehrt, erhielt nunmehr einen neuen, modern ausgestatteten Trieb w a g e n. Der Wagen wurde vergangenen Sonntag in feierlicher Weise in Dienst gestellt.

Stuttgart, 6. Juli. Auf der Straße Am Krächer- wald wurde am Dienstag ein 83 Jahre aller Mann von einem Motorradfahrer angefahren. Mit einer schweren Gehirnerschütterung und einem Beinbruch mußte der Mann in ein Krankenhaus verbracht werden, wo er einige Stun­den darauf seinen Verletzungen erlag. Auf dem Hinden- burgplatz wurde abends eine 42 Jahre alte Frau von ei­nem Straßenbahnzug angefahren und zu Boden gewor­fen. Sie erlitt eine Verletzung am Hinterkopf. An der Ecke Taubeuheim- und Wildunger Straße in Bad Cann­statt stießen abends zwei Personenkraftwagen zusammen. Die Insassin des einen Wagens trug leichtere Verletzungen davon. In einem Fabrikbetrieb in Obertürkheim kam am Dienstagabend ein 35 Jahre alter Mechaniker mit dem Fuß unter eine Eußpreßmaschme. Er erlitt einen Beinbruch.

Eßlingen, 5. Juli. (T ra u b en b l ü t e.) In den Etzkin- ger Weinlagen hat die Traubenblüte voll eingesetzt. VLi- ten und teilweise Beerenansätze sind reichlich vorhanden. Das Wachstum ist üppig und das Laub noch vollständig gesund.

Eßlingen, 5. Juli. (Sonderbarer Einbrecher.) In den letzten warmen Nächten hat sich in Eßlingen in der Ebershaldenstraße und in der Kanalstraße ein merkwür­diger Einbrecher betätigt. Er stieg in die offenen Fenster der Erdgeschoßwohnungen und hatte es darauf abgesehen, Mädchen zu schrecken öder zu belästigen. In einem Falle warf ihm eine Resolute eine Weckeruhr an den Kopf, so- daß er es Vorzug, sofort das Weite zu suchen.

Oelbronn, Kr. Vaihingen, 5. Juli. (Greisin ver» LrannteamHerdfeuer.) Die Kleider einer am Kü­chenherd beschäftigten 71 Jahre alten verheirateten Fra« fingen Feuer. Der auf ihre Hilferufe herbeigeeilte Sohn zog sich bei seinen Rettungsversuchen schwere Brandwunden zu, vermochte aber erst nach längeren Bemühungen das Feuer zu löschen. Inzwischen hatte die Mutter lebensge­fährliche Brandwunden erlitten, denen sie im Kranken­haus erlag. Der Sohn konnte nach Anlegung eines Notver- üands aus dem Krankenhaus wieder entlasten werden.

Geislingen a. St., 5. Juli. (Z u s a m m e n st o ß.) An dem kchienengleichen Bahnübergang bei Altenstadt geriet am Dienstag ein von einer Frau gelenkter Lieferwagen mit der Tälesbahn zusammen. Glücklicherweise kam die unvor­sichtige. Fahrzeuglenkerin mit nicht allzu schweren Ver­letzungen davon, obwohl der Lieferwagen von dem Zug er­faßt und zur Seite geschleudert worden war. Da gerade a» diesem gefährlichen Bahnübergang eine der modernste« Blinklichtanlagen der Reichsbahn angebracht ist, kann ma» nicht begreifen, wie ein Lieferwagen, der doch kein sehr hohes Tempo entwickelt, hier noch in Gefahr geraten kan».

Ulm, 5. Juli. (Beim Baden ertrunken.) Am Dienstagnachmittag ertrank der 23 Jahre alte Soldat Hans Weber bei der Einmündung des Donaukanals in die Donau. Seine Leiche konnte noch nicht geborgen werde«. Der Verunglückte stammt aus Rötenbach (Kr. Lindau).

Leutkirch, 5. Juli. (Motorspritze stürzt in die Argen.) Als am Montagabend die Leutkircher Motor­spritze zwischen Eottrazhofen und Baldenhofen einem Kraftwagen auszuweichen versuchte, wurde sie aus der Fahr­bahn getragen und stürzte, sich zweimal überschlagend, die 7^4 Meter hohe Böschung hinunter in die Argen. Von den elf Feuerwehrleuten wurden vier leicht verletzt.

Die überseeische Auswanderung im ersten Mertel 1S3S

Im ersten Vierteljahr 1930 sind nach Angaben des Statistische» Reichsamts inWirtschaft und Statistik" 9629 Reichsangehörige nach Uebersee ausgewandert, rnnd 6000 (plus 165 v. H.) mehr als im ersten Vierteljahr 1938. Von der Gesamtzahl ddr Ans­wanderer waren 8629 oder 90 v. H. Juden; gegenüber dem Vor­jahr hat sich die Zahl der ausgewanderten Juden fast vervier­facht. Die seit 1937 steigende jüdische Auswanderung ist für dar Gesamtbild der überseeischen Auswanderung aus dem Deutsche« Reich bestimmend geworden. Aus Berlin, Wien, Schlesien urck Hessen-Nassau wandelten fast nur Juden aus. Die sich schon i» Laufe des Jahres 1938 bemerkbar machende Verlagerung der Auswanderung hauptsächlich von den Vereinigten Staate» von Amerika nach Mittel- und Südamerika und Asten trat im Berichtszeitraum besonders stark zutage. Nur noch ein DrittrE der Auswanderung (3147, davon 2893 Juden) war nach den Ver­einigten Staaten gerichtet. Nach Südamerika verzogen 2246 Per­sonen (1909 Juden), nach Mexiko und Mittelamerika 1206 Per­sonen (1145 Juden). Von den 2103 festgcstellten Ein- und Rück­wanderern kamen 1284 aus Südamerika und 568 aus den Ber­einigten Staaten.

Wald-Erdbeeren reisen

Die Erdbeere nimmt unter unseren Früchten eine Sonder­stellung ein. Bei Aepfeln, Birnen, Pflaumen, Kirschen und vie­len anderen Obstarten hat erst die gärtnerische Veredelung den Früchten den Wohlgeschmack verliehen, den die Wildpflanze nicht aufzuweisen hat. Anders ist es bei den Erdbeeren. Die Garten- Erdbeere hat zwar größere Früchte, aber sie erreicht selten das köstliche Aroma, das ihre Urform, die Wald-Erdbeere, anszeich­net. In unseren Wäldern rösten sich jetzt ihre Beeren und wer­den bald zur vollen Reife kommen. Die wildwachsende Wald- Erdbeere ist in fast allen Ländern Europas heimisch, ebenso in Kleinasien und in Nordamerika. In der deutschen Poesie erscheint die Erdbeere (lateinisch: fragaria) um die Jahrtausendwende; sie mutz aber damals bereits eine beliebte und verbreitete Frucht gewesen sein, denn in lateinischen Gedichten des zehnten Jahr­hunderts wird erwähnt, daß bei Mahlzeiten zum Nachtisch stets Fraga aufgetragen wurden. Die Garten-Erdbeere war dem Mittelalter offenbar unbekannt und ist wahrscheinlich aus Nord­amerika in unsere neuzeitliche Gartenkultur gelangt. Geschichtlich erwiesen ist die Einführung der Erdbeerkultur in England 1692 und in Frankreich 1715. Für Deutschland fehlen bestimmte Daten. Ihres Gehaltes an Zitronensäure und eines eigentümlichen Aro­mas wegen gehören die Erdbeeren zu den gesündesten und be­liebtesten Veerensorten und bilden auch einen nicht unbedeuten­den Marktartikel. Teils roh für sich mit Zucker und Milch ge- nossen, teils eingemacht, zu Saft gekocht, zu Kuchen, Torten und Gefrorenem benutzt, bilden sie für die Hauswirtschaft einen wert­vollen Beitrag. ' ,

WM

V

As:

vL/'(/sr/iaLL'cLs aLLLN