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Aus

Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

Altensteig, Montag, den 19. Juni 1939

«ummer 149

«2. Zahrga»,

Unterbrechung

i« den Moskauer Paktverhandluugen

Rückwirkungen der Vorfälle in Tientsin Lmdoa, 18. Juni. Nach aus Moskau eingetroffenen Berichten H am Samstag in den Paktverhandluugen eine Unterbrechung ««getreten, die von beiden Seiten, vor allem von den britischen Unterhändlern, dazu benutzt wird, Mittel und Wege zu ergrün­de», mn die augenblicklichen Schwierigkeiten in den Paktver- hmdtmgen zu überwinden. Es wird im Zusammenhang hiermit testätigt, daß sich das eigentliche Berhandlnngsthema in Moskau «echwpt nur noch «m die Frage der gegenseitigen Riickver- Mrmlgen im Fernen Osten dreht. Es ist vom sowjetrussischen Standpunkt ans verständlich, daß Moskau sich natürlich in die Kost der britischen Einkreisungspolitik nur dann einreihen Lchen will, wenn es seinerseits entsprechende Garantien in Ost­aßen von Seiten Englands erhalt. England will das hat der bisherige Verlauf der Moskauer Verhandlungen genau erken­nen lassen, und entspricht auch vollkommen der britischen Men­talität unter allen Amständen zu vermeiden, sich in dieser Ansicht irgend wie festzulegen, weil es die Rückwirkungen in der öffentlichen Meinung der Welt und vor allem in Japan fürch­tet. Ans diesem Grunde versuchen die britischen Unterhändler krampfhaft, die mündlichen Verhandlungen in Fluß zu halten und sich, wenn irgend möglich, nicht durch die Ueberreichung von Roten und präzisierten Standpunkten stören zu lasten.

Me Verhandlungen in Moskau haben sich also auf den Ferne» LPm konzentriert. Die baltischen Staaten find kein Hin­dernis mehr, denn hier wäre England skrupellos bereit, die Moskauer Formeln anzunehmen. Es wäre ihm gleichgültig, wie imüber in erster Linie die Staaten, die wirklich neutral Amben wollen denken. Ehre und Freiheit besonders der klei­neren Völler waren ja für England stets Begriffe, die sich aus­gezeichnet als politische Vorwände verwenden ließen, die es aber niemals wirklich zu respektieren gewillt war. Japan ist jedoch Lin Keiner Staat, sondern eine Weltmacht. Verpflichtungen ge­gen Japan, besonders in Verbindung mit der Politik der Sow­jetunion sind eine außerordentlich ernste Sache. Es ist daher ab- Wwarten, wie die Oeffentlichkeit in England und auch in Frank­reich die Nachricht aufnehmen würde, daß London und Paris mit Moskau im Fernen Osten durch dick und dünn gehen. Es ist auch abznwarten, wie weit London überhaupt imstande wäre, mit seinen Machtmitteln kriegerische Konflikte an die Moskau of­fenbar denkt im Fernen Osten auszntragen.

bondergesandter 3bn Sauds beim Führer

Berchtesgaden, 18. Juni. Am Samstagnachmittag wurde der vondergesandte des Königs Ihn Saud von Arabien, der König­liche Rat KhalidAl Hud vom Führer auf dem Berghof >n längerer Audienz zum Tee emfangen.

Dr. Ley fährt nach Bukarest

Berlin, 18. Juni. Am Montagfrüh begibt sich Reichsorgani- Mionsleiter Dr. Ley in seiner Eigenschaft als Präsident des »internationalen Zentralbüros Freude und Arbeit" zur Eröff­nung der großen Bukarester AusstellungFreude und Arbeit" >m Flugzeug nach der rumänischen Hauptstadt.

Reichsleiter Dr. Dietrich in Ungarn

18. Juni. Reichspressechef Reichsleiter Dr. Dietrich - am Samstagvormittag dem Außenminister Gras Stefan einen Besuch ab und hatte mit ihm eine nahezu einstün- erzliche Unterredung.

Dr. Dietrich spricht in Budapest

. 18. Juni. Auf Einladung der ungarischen Presse-

Miner über den Königlich-Ungarischen Außenminister Graf l^li sprach der Reichspressechef Reichsleiter Dr. Dietrich am -^ntagvormittag im Delegationssaal des ungarischen Par- vor einer erlesenen Zuhörerschaft des ungarischen öffent- Lebens über das ThemaDie Presse im Kampf unserer N ^ 2u seinen etwa einstiiudigen Ausführungen zeichnete Dr. «mch ein eindringliches und umfassendes Bild der geistigen ^"lagen und der Struktur der Presse des Dritten Reiches i,s "mriß die Voraussetzungen für eine fruchtbare internatio- e Pressezusammenarbeit. Als Dr. Dietrich sich am Schluß Vortrages zum Glauben an die Kraft des Idealismus be- ui,?n und der lleberzeugung Ausdruck gab, daß Deutschland . ^ugarn in der Verteidigung ihrer Lebensrechte, so auch aus Gebiete der Presse zusammenstehen müßten, dankte ihm uurmiicher und begeisterter Beifall.

Der Wille Danzigs zur Heimkehr ins Reich

Dr. Goebbels spricht in Danzig

Danzig, 18. Juni. Auf dem Luftweg von Berlin kommend ist Reichsrninister Dr. Goebbels am Samstagabend in Danzig ein- getroffen, um an den Schlußveranstaltungen der Eaukulturwoche teilzunehmen. Dem Minister wurde bereits auf dem Flughafen ein sehr herzlicher Empfang zuteil. Ganz Zoppot war auf den Beinen und bereitete Dr. Goebbels, die Straßen des reizvollen Badeortes umsäumend, als dem Sendboten des Reiches einen großartigen Empfang.

Von Zoppot aus traf Dr. Goebbels nach einer erneuten Ju­belfahrt durch das winkende und heilrufende deutsche Danzig vor dem im Festschmuck prangenden Staatstheater ein. Zusammen mit Gauleiter Förster betrat Reichsminister Dr. Goebbels dann das von einer erwartungsvollen Festfreude erfüllte Staats­theater, wo die gesamte Tanzgruppe des Deutschen Opernhauses Berlin mit allen Solokräften ein GastspielTanz in die Welt" gab. Mit begeistertem Beifall statteten die Zuschauer nicht nur den Tänzern, sondern auch ihrem umjubelten Gast den Dank für diesen hohen Kunstgenuß ab.

Unterdessen harrten Tausende vor dem Theater aus. Immer größer wurde der Zuzug derer, die hofften, den Minister nach der Vorstellung noch einmal zu sehen und ihm zujubeln zu kön­nen. Der ganze breite und lang gedehnte Platz vor dem Theater war schwarz von Menschen. Riesige Scheinwerfer, die an den Giebeln der Häuser am Zeughaus und am Stockturm angebracht worden sind, tauchen diese nächtliche Demonstrationsversamm- luug in strahlende Helle. Nach der Theatervorstellung trat Reichsminister Dr. Goebbels zusammen mit dem Gauleiter auf den Balkon des Staatstheaters. Eine Welle der Begeisterung brandete ihm entgegen. Minutenlang dauerte es, ehe er den 2u- beksturm einzudämmen vermag.

Rede Dr. Goebbels

Reichsminister Dr. Goebbels hielt nun vor der Bevölkerung des deutschen Danzig folgende Rede:

Deutsche Männer und Frauen! Danziger! Ich komme aus dem Reich, um Euch die Grüße des Führers und des deutschen Volkes zu überbringen. Ich stehe hier auf dem Boden einer deut­schen Stadt, vor mir-Zehntausende deutscher Menschen und rings­um ungezählte Zeugen deutscher Kultur, deutscher Sitte, deut­scher Art und deutscher Baukunst.

Ihr Danziger sprecht die deutsche Sprache wie wir im Reich. Ihr entstammt derselben Rasse und demselben Volkstum. Ihr seid mit uns in einer großen Schicksalsge­meinschaft verbunden: Ihr wollt deshalb heim zum Reich. Eure Entschlossenheit zur Rückkehr zur großen Mutter unseres gemein­samen Vaterlandes ist stark und unüberwindlich. Nur eine miß­günstige, neiderfüllte und verständnislose Welt kann den Ver­such machen wollen, sich diesen unaufhaltsamen Drang von Voll zu Volk zu widersetzen.

Leber Nacht ist nun Eure Stadt zu einem interna­tionalen Problem geworden. Ihr habt das vorher garnicht gewußt und auch garnicht gewollt. Was Ihr immer wolltet, was Ihr heute wollt und was Ihr in aller Zukunft wollen werdet, ist klar: Ihr wollt zum große» deutschen Reich gehören. Euer Wille ist verständlich, klar, eindeutig und, wie ich an Eurer Haltung feststellen kann, unerschütterlich.

Ihr habt nun das Pech, daß Eure schöne Stadt Danzig an der Weichselmündung liegt; und nach der Warschauer Theorie ge­hören Städte an Flußmündungen immer zu den Ländern, durch die diese Flüsse fließen. Darum gehört z. B. auch Rotterdam zu Deutschland, da es an der Rheinmündung liegt, und der Rhein ein deutscher Strom ist. Diese Beweisführung ist, wie Ihr zu­geben werdet, und wie die Welt auch weiß, lahm und sie ent­behrt nicht der Komik. Darüber ist man sich selbstverständlich auch in Warschau klar. Und weil man dort weiß, daß man Un­recht hat, deshalb schimpft man.

Die polnischen Scharfmacher fordern neuerdings von Deutsch­land Ostpreußen und Schlesien; Polens demnächstige Grenze soll nach ihnen die Oder sein. Man wundert sich, warum sie nicht die Elbe oder gar den Rhein für sich reklamieren, denn da treffen sie sich dann gleich mit ihren neuen Bundesgenossen, den Engländern, deren Grenze bekanntlich auch am Rhein liegt. Die polnischen Chauvinisten erklären, sie wollten uns Deutsche in einer kommenden Schlacht bei Berlin zusam­menhauen. Ich brauche darüber überhaupt kein Wort zu verlie­ren. Zum Zusammenhauen gehören zwei, einer der zusammen­haut und einer, der sich zusammenhauen läßt. Wohin ich auch blicke, ich entdecke augenblicklich weder den einen noch den an­deren. wenigstens soweit dieses Ereignis sich bei Berlin abspielen soll. Darum nehmen wir im Reich, wie Ihr das wohl auch tun werdet, diese polaif-chen Großsprechereien nicht er « st. Sie sind gewissermaßen politische Pupertätserscheinungen, Ue nach einer gewissen Zeit wieder von selbst verschwinde«.

London will, wie der englische Außenminister Lord Halifax «MLinigen Tagen «och vor dem Unterhaus erklärte, die Dan­

ziger Frage in freundschaftlichen Verhandlungen beigelegt wißen. Darum hat auch England Warschau einen Blankowechsel zur Verfügung gestellt und macht augenblicklich den Versuch, das Reich und Italien einzukreisen, um die Politik von 1914 aiHd neue aufzunehmen. Aber man irrt dort, wenn man glaubt, ein schwaches, ohnmächtiges, bürgerliches Deutschland vor sich zu ha­ben. Das nationalsozialistische Reich ist nicht schwach, sondern stark. Es ist nicht ohnmächtig, es besitzt vielmehr augenblicklich die imponierendste Wehrmacht der Welt. Und es wird auch mcht von feigen Bourgeois regiert, sondern von Adels Hitler.

Deshalb halten wir die Redensarten in Warschau und in London für lauter Klopffechtereien, die mit vielen Wor­ten den Mangel an Macht und an Entschlossenheit verbergen sol­len. Und was bekümmert das Euch? Ihr Danzigerwollt heim zum Reich! Aus der spontanen Begeisterung, die Ihr mir, als dem Abgesandten des Führers entgegenbringt, spricht die blntsmäßige Verbundenheit des Danziger Volkes mit un­serem Großdeutschen Reich, mit unserer deutschen Heimat, spricht aber auchp die Entschlossenheit, komme was mag, dem gemein­samen Vaterland unverbrüchlich die Treue zu halten.

Ls ist nicht das erste Mal, daß ich Euch so vor mir sehe. Vor metiwr Erinnerung ziehen vorbei die großen Reichsparteitage, das Wngerbundes- und das Deutsche Turn- und Sportfest in Breslau und nicht zuletzt mein vorjähriger Besuch bei Euch. Ich vill damit nur sagen, das: ee u e r G e s ü h l d e r Z u s a m m e n- origkeit mit dem Reich nicht neueren Datums ist, wie bas die englische oder französische Presse Euch zu unterstellen be­liebt, sondern seit dem Tage in Euch lebendig ist, an dem Euch das schwere Unrecht der Trennung vom Reich angetan wurde.

Seid nun überzeugt, daß jeder in Deutschland Eure Wünsche kennt, diese Wünsche im tiefsten Herze» teilt und mit der glei­chen unbedingten Treue zu Euch steht, mit der Ihr dem Erich- deutschen Reich anhängt. Was wir also im Reich wollen, das ist ebenso klar, wie das, was Ihr wollt. Der Führer hat es in sei­ner letzten Reichstagsrede ganz unmißverständlich zum Ausdruck gebracht, als er sagte:Danzig ist eine deutsche Stadt und sie will zu Deutschland". Das sollte die Welt doch, wie man meine» möchte, verstanden haben. Und die Welt müßte auch aus ver­gangenen Erfahrungen wissen, daß der Führer keine leere« Worte spricht. Sie befindet sich jedenfalls in einem sehr ge­fährlichen Irrtum, wenn sie glaubt, daß er vor Drohungen z»- rnckschreckt oder vor Erpressungen kapituliert. Davon kann über­haupt keine Rede sein. Darum dürft Ihr, deutsche Männer und Frauen von Danzig, getrost in die Zukunft schauen. Das «atio- «alsozialistische Reich stützt au Eurer Seite, wie Ihr zu ihm steht.

Die ganze Welt schaut nun voll Spannung auf diese nächtliche Volkskundgebung, die Ihr auf diesem weiten Platz veranstaltet. Es gibt in Paris und in London ein kriegshetzerische Lüge»- prche, die behauptet, Ihr wolltet garnicht heim zum Reich. Ihr habt ihr am heutigen Abend die richtige Antwort gegeben. Ah nehme sie als Vertreter des Reiches mit tiefem Dank entgegen. Ah bin gekommen, um Euch in Eurer Entschlossenheit zu bestär­ke«, und nun habt Ihr mich gestärkt. And so fordere ich Euch denn auf, auch i« Zukunft mutig, tapfer »ud aufrecht zu bleibe». Deutschland ist überall da, wo Deutsche stehen, also auch bet Euch. So laßt uns denn in dieser festlichen Stunde aus übervol­lem Herzen rufen: Es lebe unser Führer! Es lebe unser deutsches Danzig! Es lebe unser Großdeutsches Reich!

Die zündende Ansprache des Ministers hat die Danziger in ei­nen wahren Taumel vaterländischer Begeisterung versetzt. Fast Deder einzelne Satz wurde mit stürmischen Kundgebungen der Zustimmung, oft aber auch leidenschaftlichem Proteste unterbot chen, und immer wieder erklingt auch der Ruf:Wir wolle» heim ins Reich!" und das mitreißendeEin Volk ein Reich- ein Führer!" Als Dr. Goebbels aber geendet hat, kannte d« Jubel einfach keine Grenzen mehr.

Der PariserTemps" stellt sich taub

Paris, 18. Juni. Als einziges von den Sonntagsblättern nimmt derTemps" zum Besuch Dr. Goebbels in Danzig Stellung, der, wie das Matt meint, den nationalsozialistischen Forderungen neuen Austrieb gegeben habe. Das Blatt erkennt den deutschen Charakter Danzigs zwar an, macht sich dann aber auch die polnische These zu eigen, indem es behauptet,ohne Danzig könne Polen nicht atmen und ohne den polnischen Waren­austausch könne Danzig nicht blühen.