Amtliche Bekanntmachungen.
K. Oberamt Calw.
Bekanntmachung.
Durch Amtsversammlungsbeschlutz vom 6. Mai 1915 und mit Genehmigung des K. Ministeriums des Innern vom 29. Mai 1915, Erlaß Nr. I 2019, sind einige Abänderungen der Satzung der Oberamtssparkasse erfolgt, die hiemit öffentlich bekannt gemacht werden.
Die geänderten Paragraphen und deren neuer Wortlaut sind folgende:
1j § 3 Abs. 3 und 1:
3) Der niederste Betrag einer Einlage ist 1 Mark; der in einer einmaligen Einlage oder in mehreren Einlagen zulässige Höchstbetrag darf von einem und demselben Sparer die Summe von 10 000 Mark nicht übersteigen. Dabei werden Mann, Frau und die mit den Eltern in häuslicher Gemeinschaft lebenden, unter 14 Jahre alten Kinder als ein Einleger betrachtet.
4) Die öffentlichen Körperschaften und Stiftungen, die reichs- und landesgesetzlichen Krankenkassen im Oberamtsbezirk dürfen Einlagen bis zum Betrag von 20 000 Mark machen.
2j 8 7 Abs. 1:
1) Jedes Einlageguthaben kann, soweit es die baren Mittel der Kaffe erlauben, sogleich, autzerdem aber unter Einhaltung einer Kündigungsfrist zurückgezogen werden, welche beträgt bei einem Guthaben:
a) bis zu 500 Mk. einen Monat,
d) bis zu 1000 Mk. zwei Monate,
c) bei mehr als 1000 Mk. drei Monate.
3) 8 24 Abs. 1:
1) Die Sparkaffe hat einen Teil ihres Vermögens in Wertpapieren im Mindestbetrag von 10 Prozent ihres Eesamtvermögens anzulegen, damit sie im Falle plötzlichen Geldbedarfs durch Verkauf oder Lombardierung ihrer Wertpapaiere sich die Mittel zur Zahlung verschaffen kann.
41 8 27 Abs. 2:
2) Die Sparkaffe nimmt von allen ihren Schuldnern, bei denen dreimonatliche Kündigungsfrist besteht, autzerordentliche Kapitalzahlungen in Beträgen bis zu 1000 Mark innerhalb Jahresfrist ohne Kündigung mit
Zins bis zum Zahlungstage, höhere Beträge bis zu 2000 Mark unter Zuschlag eines weiteren halbmonatlichen Zinses an.
Ilebrigens kann die Kaffenverwaltung von der Einhaltung der Kündigungsfrist dann überhaupt absehen, wenn und soweit ihr die sofortige Wiederausgleichung der Gelder möglich ist, oder sie solche zur Abbezahlung von Bankschulden verwenden kann.
Calw, den 10. Juni 1915.
Regierungsrat Binder.
I. Es wird verboten die Ausfuhr und Durchfuhr
von: Zs
Konservengläsern aller Art-
Bandeisen (Bandstahl) kalt gewalzt oder gezogen, auch mit glatter, glänzender oder spiegelnder Oberfläche, der Nummern 798 und 799 des Zolltarifs;
Quadrateisen;
ausgebrauchte Gasreinigungsmaffe.
II. Aufgehoben wird das Verbot der Ausfuhr und Durchfuhr von Röhren und Röhrenformstücken aus nicht schmiedbarem Guh der Nummern 778 und 779 des Zolltarifs.
Berlin, den 28. Mai 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers:
Delbrück.
1. Es wird verboten die Ausfuhr und Durchfuhr
von:
Misch- und Knetmaschinen, Eisenbahnradsätzen und Teilen davon.
2. Das in der Bekanntmachung vom 16. November 1914 (Reichsanzeiger Nr. 271 vom 17. November 1914) enthaltene Verbot der Aus- und Durchfuhr von:
Maschinen zur Anfertigung von Feld- und Armeekabeln wird ausgedehnt auf:
Maschinen zur Anfertigung von isolierten Leitungen und Kabeln aller Art.
Berlin, den 29. Mai 1915.
Der Stellvertreter des Reichskanzlers: Delbrück.
Vorstehende Ausfuhr, und Durchfuhr-Verbote werden hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Calw, den 10. Juni 1915.
K. Oberamt: Binder.
Bekanntmachung des stellv. Generalkommandos XIII. (K. W.) A.--K., betreffend Pferdeaufkauf durch Händler in Württemberg,
vom 10. Juni ISIS, Staatsanzeiger Nr. 134.
Die Verfügung des stellv. Generalkommandos vom 31. Mai 1915 muß auf Grund von Anzeigen über Verstöße gegen die bisherigen Bestimmungen dahin erweitert werden, daß Pferde» Händlern der Ankauf von Pferden innerhalb Württembergs nur gegen Dorzeigen eines nach dem 12. Juni 1915 vom stellv. Generalkommando XIII. (K. W.) Armeekorps ausgestellten Erlaubnisscheines gestaltet ist. Zuwiderhandlungen werden nach 8 9 des Gesetzes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 mit Gefängnis bestraft.
Die Anordnung tritt mit dem 13. Juni 1915 in Kraft.
Die Herren Ortsvorsteher
werden angewiesen, die in ihren Gemeinden wohnhaften Pferdehändler auf vorstehende Bekanntmachung besonders aufmerksam zu machen.
Calw, den 12. Juni 1915.
K. Oberamt: Binder.
K. Oberamt Calw.
Erlaß an die Gemeindebehörden, betr. Akten- sendungen an die K. Bezirksgeometerstelle.
Da die Meßurkunden der Fortführung des Grundsteuer» Katasters dienen und letztere Sache der Gemeinden ist, so sind dies« auch verpflichtet, die nötigen Unterlagen für die Fortführung auf ihre Kosten, d. h. portofrei an die Bezirksgeometerstelle zu senden.
Die Schultheißenämter werden daher angewiesen, künftig ihre Sendungen an die K. Bezirksgeometerstelle Calw (z. ZI. K. Katasterbureau in Stuttgart) ohne Portobelastung abgehen zu lassen.
Den 13. Juni 1915.
Regierungsrat: Binder.
Auf dem westlichen Kriegsschauplätze spielen sich noch immer die üblichen Durchbruchsoersuche der Franzosen ab, die den Feind stets schwere Verluste kosten, aber in keinem Verhältnis zu den Erfolgen stehen. An der österreichisch-italienischen Grenze, die durch den Jsonzo bezeichnet ist, nehmen die Kämpfe nach und nach einen umfangreicheren Charakter an; die Italiener haben aber bisher nur gehörige Verluste gehabt. Ein Zeichen der Stimmung im italienischen Volk wie auch in den leitenden Kreisen sind die fortwährenden Beruhigungserlaffe der leitenden Kreise;, die das Volk zur Geduld und Ausdauer ermahnen, denn der Sieg werde wohl nicht so leicht errungen werden. Es scheint, daß die Italiener doch nicht so recht über die russische Katastrophe orientiert waren; dann macht ihnen, scheint es, auch Serbien zu schaffen, das sicherlich mit russischem Einverständnis, den österreichischen Kriegsschauplatz sehr stark vernachlässigt und sich den weniger gefährlichen Gefilden Albaniens zuwendet, dem Interessengebiet Italiens — nach den Versprechungen des Dreiverbands.
Die deutschen amtlichen Meldungen.
(WTB.) Grotzes Hauptquartier, 12. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Feindliche Angriffe in den Dünen nordöstlich von Nieuport und Mannekensiere auf dem Osthang der Loretto- höhe und gegen Souchez wurden abgeschlagen. In dem Nahkampf nördlich Ecurie setzten die Franzosen gestern zweimal frische Kräfte zum Angriff ein. Es gelang, den Feind am nachmittag vollkommen aus unfern Stellungen zu werfen. Ein abends einfetzender neuer Vorstoh der Franzosen brach im Jnfanterie- feuer zusammen. Der zurückflutende Feind erlitt sehr erhebliche Verluste. Bei Serre (südöstlich Hebuterne) sind wir auf unfern rückwärtigen Stellungen wieder im Vorgehen.
Oestlicher Kriegsschauplatz. An der Dubissa in Gegend Zoginie und Vetypola mißlangen ruffische Vorstöße. Nördlich Prasnic griffen unsere Truppen an, stürmten eine russische Stellung und nahmen 15V Gefangene, einige Maschinengewehre und Minenwerfer. An der Rawka halbwegs Boli- mow—Sochozaw brachen wir in die feindliche Stellung ein. Bis jetzt wurden 500 Russen gefangen.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Oest- lich Przemysl ist die Lage unverändert. Die Armee des Generals von Linfingen hat den von Norden her gegen ihren Flügel vorgehenden Feind angegriffen. Zurawno, das vor dem Anmarsch russischer Kräfte vorgestern geräumt worden war. ist wieder genommen und der Gegner auf die Brückenköpfe bei Mly- niska zurückgeworfen. Feindliche Angriffe bei Kalisch und auf Stanislau wurden abgewiesen.
(WTV.) Großes Hauptquartier. 13. Juni. (Amtlich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Bei Nieuport, Dixmuiden, nördlich Arras und bei Hebuterne fanden Artilleriekämpfe statt. Schwächliche Angriffsversuche des Gegners in den Dünen wurden abgewiesen. Südöstlich von Hebuterne sind Jnfanteriegefechte im Gange. Die militärischen Anlagen von Luneville wurden mit Bomben belegt.
Oestlicher Kriegsschauplatz. Nordwestlich Szawle machte unser Angriff gute Fortschritt. Kuce wurde im Sturm genommen. Feindliche Gegenstöße scheiterten. 8 Offiziere, 335V Mann und 8 Maschinengewehre waren unsere Beute. Südöstlich der Straße Marjampol-Kowno haben die Kämpfe gegen Süden herangekommene russische Verstärkungen erneut begonnen. Nördlich Prasnysz wurden weitere 15V Gefangene gemacht. Unserem Einbruch in die feindlichen Linien südlich Bolimow folgten in der Nacht russische Gegenangriffe, die sämtlich erfolglos blieben. Die gewonnenen Stellungen sind fest in unserer Hand. Unsere Beute stieg an dieser Stelle auf 16KV Gefangene, 8 Geschütze (darunter 2 schwere) und 9 Maschinengewerhe.
Südöstlicher Kriegsschauplatz. Der Brückenkopf von Sieniawa wurde gestern wieder genommen; der Gegner ließ über 5V00 Gefangene in unserer Hand. Nächtliche Gegenangriffe des Feindes scheiterten. Auch östlich Jaroslau und östlich Prze- mysl lebt der Kampf wieder auf. Die Truppen des Generals von Linsingen haben Mlyniska genommen; der Angriff auf Zydaczow ist im Fortschreiten.
Oberste Heeresleitung.
Die österreichisch-ungarischen Tagesberichte.
(WTB.) Wien. 12. Juni. Amtliche Mitteilung vom 12. Juni, mittags: Russischer Kriegsschauplatz: Zwischen Dnjestr und Pruth bekämpften die Truppen der Armee Pflanzer neuerdings mehrere russische Stellungen. Die Orte Jezierzany und Niezwiska nördlich Obertyn wurden gestürmt. Unsere siegreichen Truppen drangen gegen Czerne- lica vor und haben nordöstlich Horodenka den Dnjestr überschritten. Zaleszczyki wurde genommen. Gegen diese Stadt richteten die Russen abends und während der Nacht verzweifelte Angriffe, die alle unter den schwersten Verlusten des Feindes abgewiesen wurden. Auch die Attacke eines Kosakenregimentes brach in unserem Feuer vollständig zusammen. In der Bukowina mußten die Russen auch die letzten Stellungen am Pruth aufgeben. Sie ziehen sich, von unseren Truppen scharf verfolgt, unter großen Verlusten über die Reichsgrenze zurück. Die gestrigen Kämpfe der Armee Pflanzer brachten an 5VVV Gefangene ein. Südlich des oberen Dnjestr dauern die Kämpfe noch fort. Ein russischer Gegenangriff auf Stanislau wurde abgewiesen. Zurawno, das infolge Eintreffens russischer Verstärkungen geräumt worden
war. wurde gestern von den verbündeten Truppen wiede genommen.
Italienischer Kriegsschauplatz. Die Einzelgefechte und Artilleriekämpfe am Jsonzo dauern fort. Bisher haben die Italiener auf dem östlichen Flußufer nur bei Monfalcone und Karfreit, an Punkten, die vor unserer Kampffront liegen, Fuß gefaßt. Gestern bestiegen gegnerische Abteilungen beim Morgengrauen bei Plawa die östlichen Uferhöhen, wurden aber wieder herabgeworfen. An der Kärntner Grenze wiesen unsere Truppen feindliche Angriffe auf die llebergiinge in der Gegend des Monte Paralba ab und besetzten diesen Berg. Ein Versuch der Italiener, den Monte Piano wiederzugewinnen »scheiterte. Sonst schiebt sich der Feind an einzelnen Grenzräumen allmählich an unsere Stellungen heran. So steht er in Cortina d'Ampezzo, Fiera di Primiero und Borg. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Feldmarschallleutnant.
(WTB.) Wien. 13. Juni. Russischer Kriegsschauplatz. In Südostgalizien dringen die Truppen der Armee Pflanzer weiter siegreich vor. Nach hartnäckigen Kämpfen wurden gestern Tys- imeniea, Tlumacz und die Höhen nördlich Olesza genommen. Südlich Czernelica wird gekämpft. Neue russische Angriffe gegen Zalesczyki wurden blutig- abgewiesen. Aus der Bukowina über die Reichsgrenze vordringend, warfen unsere Truppen die Russen aus ihren längs der Grenze vorbereiteten starken Stellungen zurück. In der Verfolgung wurden mehrere Orte Bessarabiens besetzt. Gestern fielen 158V Gefangene in die Hände der Verfolger. Am oberen Dnjestr greifen die verbündeten Truppen erfolgreich in der Richtung auf Zydaczow an, wo noch starke russische Kräfte das südliche Dnjestrufer halten. In Mittelgalizien führte ein Angriff österreichisch-ungarischer und deutscher Truppen zur Besitznahme von Sieniawa und nach Abwehr eines starken feindlichen Angriffes zur Erstürmung sämtlicher Stützpunkte nordöstlich der Stadt. Hierbei wurden 35VO Russen gefangen. Die sonstige Lage ist unverändert.
Italienischer Kriegsschauplatz. Am Jsonzo fanden in den beiden letzten Tagen namentlich bei Plava ernstliche Gefechte statt. Der dort am 11. Juni von der Brigade Ravenna unternommene Versuch, die östlichen Uferhöhen zu gewinnen, endete mit dem Rückzuge des Feindes. Gestern früh überschritten die Italiener erneut den Fluß. Nach heftigen Kämpfen gelang es unseren Truppen, den sich fortwährend verstärkenden Feind zurückzuwerfen und die eigenen Stellungen, vor denen über 4VV tote Italiener liegen» fest in der Hand zu behalten. Im Kärntner und Tiroler Grenzgebiet dauern die Ge- schützkämpfe fort. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer. Feldmarschalleutnant.