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Amtsblatt des Kreises Calw für Altensteig und Umgebung Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt

Hummer 123

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Alte »steig, Dienstag, den 3V. Mai 1939

A n zeigenpreise: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig. Text­millimeterzeile 15 Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschluß Nachlaß nach Preisliste- Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.

1 «2. Zahrga»,

Stalin laßt Chamkerlain-Daladier zappeln

Molotow spricht über die Anbiederung der Plutokratien an die Bolschewisten

Bonnet erreichte mehr als Iud Blum

Senat Roms billigt Cianos Wirken

Rom, 29. Mai. Der Finanzausschuß des Senats hat den Belicht des früheren Botschafters in Berlin, Senator Aldovrandi Marescotti, über den Voranschlag des Außenministeriums ge­einigt. Der Bündnisvertrag zwischen dem faschistischen Italien und dem nationalsozialistischen Deutschland, den der Senat be­reits begeistert begrüßt habe, stelle, wie der Bericht u. a. betont, nicht den Ausgangspunkt einer Neuentwicklung, sondern die feierliche Bestätigung einer bereits geschaffenen Lage dar. Der Senat könne seinen Bericht nicht besser abschließen als mit dem Hinweis auf die Anerkennung, die der König und Kaiser dem Einsen Liano zum Abschluß dieses Vertragswerkes ausgesprochen habe und indem er dem Außenminister die freudige Zustimmung »es Senats für die von ihm geleistete Arbeit zum Ausdruck bringe.

Der Reichsjustizminister in Rom

Rom, 30. Mai. Reichsjustizminister Dr. Gürtner ist aus Berlin kommend am Montagabend in Rom eingetroffen, wo sich der italienische Justizminister Solmi mit zahlreichen führenden italienischen und deutschen Persönlichkeiten zur Begrüßung ein­gefunden hatten. Der Reichsjustizminister wird am Dienstag in italienischer Sprache einen Vortrag über das neue deutsche Straf­recht halten.

Reichsarbeitssührer Hier! in Rom

Rom. 29. Mai. Reichsarbeitsführer Hier! ist am Montag vor­mittag in Rom eingetroffen, wo er vom Staatssekretär im Land­wirtschaftsministerium, Tassinari, dem deutschen Botschafter und mehreren hohen Vertretern von Partei und Behörden begrüßt wurde. Hier! wurden beim Verlassen des festlich geschmückten Bahnhofes von einer zahlreichen Menge herzliche Kundgebungen zuteil, die sich während seiner Fahrt ins Hotel wiederholten. Der Reichsarbeitsführer legte am Grabmal des Unbekannten Sol­daten und am Ehrenmal der gefallenen Faschisten im Parteihaus Kranze nieder und wurde anschließend von Parteisekretär Mi­nister Starace empfangen.

Deutsch-italienisches Wirtschaftsabkommen

Gemeinsames Wirtschaftsprogramm in Vorbereitung

Berlin, 29. Mai. Der deutsche und der italienische Regierungs­ausschuß für die deutsch-italienischen Wirtschaftsbeziehungen haben vom 15. bis zum 26. Mai 1939 in Berlin eine gemeinsame Tagung abgehalten. Diese Tagung fand vor Pfingsten ihren Abschluß mit der Unterzeichnung einer Reihe von Abkommen und Vereinbarungen, die von dem Vol­lenden des italienischen Regierungsausschusses, Botschafter Eiannini, und von dem Vorsitzenden des deutschen Regierungs­ausschusses vollzogen wurde.

Die beiden Regierungsausschüsse haben alle mit einer noch engeren Verflechtung der beiden Volkswirtschaften zusammen­hängenden Fragen einer erneuten Nachprüfung unterzogen. Sie haben eine Reihe von Maßnahmen vereinbart, die dazu bestimmt hnd, diesem Ziele zu dienen. Außerdem wurde die Durchführung aues gemeinsamen Wirtschaftsprogramms in Aussicht genommen, dchen weitere Einzelheiten in den nächsten Monaten in gemein­samen Beratungen festgelegt werden sollen. Die Regierungaus- schüsse haben ferner alle Fragen geregelt, die die Einbeziehung des Protektorats Böhmen und Mähren in die deutsch-italienischen Vereinbarungen über den Handels- und Zahlungsverkehr zwi­schen den beiden Staaten betreffen. Hierbei ist stchergestellt wor­den, daß der Handelsverkehr zwischen dem Protektorat und Jta- E sich m Zukunft wesentlich enger gestalten wird als früher die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Italien und der tschechoslowaki­schen Republik.

Neichstagsjubiläum Dr. Fricks

Glückwunschtelegramm Hermann Görings

Berlin, 29. Mai. Vor 15 Jahren zog Dr. Frick in den Deutschen ^eichstag ein, dem er von da an ohne Unterbrechung angehörte. Er w der erste Nationalsozialist im Deutschen Reichstag, ein tinsa,,.^, aufrechter Kämpfer inmitten politischer Eeschäfte- ?^cher und volksfremder Abgeordneten. Eeneralfeldmarschall Döring sandte als Präsident des Reichstages Reichsminister Dr. »rick folgendes Telegramm:Am Tage, an dem Sie, lieber Par- «igenosse Frick, vor 15 Jahren Mitglied des damaligen Deutschen ^eichstages wurden, um an dieser Stelle als Kämpfer der Ra-, noualsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei für ein neues großes Autschland Ihre Pflicht für Führer und Volk zu tun, gedenke ich ^rer in besonders herzlicher Weise. Wir alle wissen, welch *bnrnermüder Einsatz und welch unerschütterlicher Glaube an bie Idee Voraussetzung war, diese große Kampfzeit mit dem biege zu krönen. Und so beglückwünsche ich Sie persönlich wie "uh im Namen aller Mitglieder des Eroßdeutschcn Reichstages >Uls das herzlichste und bin in alter getreuer Kampfverbundenhei^ mit Heil Hitler stets Ihr Hermann Eöring."

Molotow nahm nur Borschläge entgegen

Moskau, 29. Mai. Bei der Unterredung zwischen dem briti- tischen Botschafter und dem französischen Geschäftsträger einer­seits und dem sowjetrussischen Regierungschef Molotow anderer­seits am Samstag beschränkte sich der letztere, wie verlautet, darauf, die englisch-französischen Vorschläge zur Kenntnis zu nehmen und versprach nur, sie seiner Regie­rung sofort zu übermitteln. Die sowjetamtlichen Stellen hüllen sich nach wie vor über die Aufnahme dieser Vorschläge in Moskau in undurchdringliches Schweigen.

Noch keine Antwort gegeben

Moskau» 29. Mai. Die Sowjetregierung hat, wie verlautet, bis jetzt auf die englisch-französische Demarche vom 27. Mai noch keine Antwort erteilt. Die Presse sowie die hiesigen amtlichen Stellen lassen nach wie vor über die Stellungnahme Moskaus zu den letzten Vorschlägen der kapitalistischen Staaten nicht das geringste verlauten.

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Die Anbiederung der Plutokratien

Moskau, 29. Mai. Beim Abschluß der heutigen Abendsitzung des Obersten Sowjets richteten einige Deputierte an den Regie­rungschef und Außenkommissar Molotow dieAufforderung", er möchte vor der Versammlung zu den schwebenden außenpoliti­schen Fragen Stellung nehmen. Darauf kündigte Molotow an, er werde am 31. Mai diesem Vorschläge Nachkommen. Die dem­nach bevorstehende außenpolitische Rede Molotows dürste nun­mehr endlich die allgemeine Stellungnahme der Sowjetregie- rung zu den Paktvorschlägen plutokratischer Westmächte bringen.

Englifch-sowjetrussische Freundlichkeiten

Wieder ein Moskauer Dementi

Moskau, 29. Mai. Sowjetamtliche Dementis allzu phantasie­voller englischer Pressestimmcn sind im Laufe der britisch-sowjet­russischen Paktverhandlungen geradezu zur Gewohnheit gewor­den. Immerhin wird eine am Sonntag von der amtlichen Taß" verbreitete Mitteilung den Vogel abschießen, die sich plötz­lich veranlaßt hielt, eine ganze zehn Tage zurückliegende Mel­dung der englischen ZeitungNews Revue" vom 18. Mai über einen angeblichen Abschluß eines russisch-türkischen Mi­litärabkommens zu dementieren. DieTaß" erklärt, daß diese Meldung nicht den Tatsachen entspreche, da zwischen der Türkei und der Sowjetunion keinerlei Abkommen bestanden habe, nochim gegenwärtigen Augenblick" bestehe.

Paris, 36. Mai. Die Sozialistisch-Republikanische Vereini­gung schloß am Pfingstsonntag in Angoulsn ihren diesjährigen Landesparteitag mit einer außenpolitischen Aussprache ab. Im Mittelpunkt stand ein Bericht des ehemaligen Luftfahrtministers Dsat, der als denUrsprung des gesamten Uebels" das Fehlen eines weltwirtschaftlichen Gleichgewichtes bezeichnete. Selbst nach einem siegreichen Kriege, so erklärte er, würde dieses Pro­blem der Unordnung der europäischen Wirtschaft sich gleich blei­ben und gelöst werden müssen. Auf die englische Jnteressen- koalition in Osteuropa eingehend meinte Dsat, daß diese nicht ohne Schwäche sei, und brachte in diesem Zusammenhang erheb­liche Zweifel in betreffs der materiellen Möglichkeiten der pol­nischen Armee vor. Seiner Ansicht müßten sich die Polen beson­ders vorsichtig verhalten, da sie nun im Genuß der britisch-fran­zösischen Garantie stünden. Es stehe allein der französischen und englischen Regierung zu, über Krieg oder Frieden zu entscheiden.

Anschließend wies Dsat auf das englisch-französisch-sowjet­russische Abkommen hin, von dem niemand sagen könne, worin es eigentlich bestehe. Er wolle sich nicht darüber beschweren, daß man die sowjetrussische Armee in dieFriedensfront" einzu-

Beifall jüdischer Blätter Amerikas Neuyork, 27. Mai. Allein die Tatsache, daß Woroschilow zu den britischen Manövern eingeladen worden ist und amerikanische Korrespondenten aus London (!) melden, daß die Annahme der britischen Vorschläge in Moskau bcvorstehe, verleitet die judenhörigen amerikanischen Blätter zu freudigen Erklärungen, daß der Pakt mit den Sow­jets bereits perfekt sei. Die Wiederaufrichtung derDreier-En­tente" in vielkonkreterer Form" als früher, so schreibt bezeich­nend und vorlaut dieNeuyrok Times", sei als Epilog zu wer­ten, das heißt also eineSchwächung der Achse". Das Blatt stellt glückstrahlend, angesichts der englisch-französischen Kniefälle vor den Sowjets fest, daß das Frankreich Bonnets das Band zu Moskau enger geknüpft babe als das Frankreich Blums.

Reise Becks nach Moskau

Polen als Objekt von intrigierenden Großmächten London, 28. Mai.News Chronicle" meldet aus Warschau, Außenminister Beck habe eine Einladung zum Besuch nach Mos­kau angenommen. Der Besuch würde schon in Kürze erfolge« und verfolge den Zweck, für die Lieferung bolschewisti-

scherMunitionnachPolenunddenBau strategi­scher Eisenbahnlinien zwischen den beiden Ländern zu verhandeln. Polen sei zwar nicht bereit, einem englisch-owjet- russisch-französischen Pakt beizutreten, beabsichtige aber, den pol- nisch-sowjetrussischen Nichtangriffspakt von 1933 und die polni­schen Bündnisse mit Frankreich und England mit dem geplante« Dreimächteabkommen in eine Linie zu bringen.

Times" meldet aus Warschau, daß Meldungen über Stabs­besprechungen mit Rumänien zwecks Anpassung des polnisch-ru­mänischen Bündnisses für den Fall eventueller Feindseligkeiten im Westen als unzutreffend erklärt werden. Der Warschauer Korrespondent desDaily Expreß" meldet, daß Berichten aus Moskau zufolge, die Sowjetregierung Polen in Kürze den Vor­schlag machen werde, den Nichtangriffsvertrag in ein gegensei­tiges Beistandsabkommen umzuwandeln.

Warschau Filiale des Londoner Oberkommandos Paris, 28. Mai. Der Londoner Berichterstatter desFigaro", lenkt die Aufmerksamkeit auf die Anwesenheit einer englischen Militärabordnung in der polnischen Hauptstadt und bringt dies in Zusammenhang mit den erhofften Eeneralstabsbesprechungen, die zwischen englischen, französischen und sowjetrussischen Sachver­ständigen stattfinden sollen.

Eine risikovolle Sache und ein Abenteuer Paris, 28. Mai. DieAction francaise" bemerkt-zu dem Pakt mit den Bolschewiken, sogar die aufrichtigen und uninteressierten Befürworter dieser Allianz, ohne von den anderen Stimmen z> sprechen, seien zu dem Eingeständnis gezwungen, daß der Pakt mit den Sowjets eine risikovoller Sache sei und sogar einem Abenteuer gleichkomme. Resigniert fügt das Blatt hinzu, sie ließgen sich lediglich von der Hoffnung und Vermutung leiten, daß die Sowjets gute Absichten an den Tag legten.

bauen versuche, sondern er wolle hier lediglich Zweifel über ihre Wirksamkeit Vorbringen.

Auch auf innenpolitischem Gebiet müsse man sich vor Folgen hüten. Er befürchte, daß die Kommunisten sich weiter überall einzunisten bemühen werden. Er wünsche auf jeden Fall nichk daß diese Allianz Frankreich in einen Konflikt ziehe, der nicht auf französischem Boden seinen Ursprung habe. Zur englisch­französischen Politik stellte Dsat unter anderem fest, Frankreich befinde sich diplomatisch vollkommen im Schlepptau des Foreign Office. Auf finanziellem Gebiet forderte er schließlich die Re­organisierung der internationalen Märkte, dadie Demokratien sonst eher plutokratisch als demokratisch" erscheinen könnten.

Nach den Ausführungen Frossards, der gleichfalls sein Miß­trauen gegenüber der Sowjetunion zum Ausdruck brachte, wurde eine Entschließung angenommen, die eine gemeinsame Politik mit Republikanern und Sozialisten unter dem Ausschluß aller parteilichen Einflüsse fordert. In finanzieller Hinsicht warnt sie vor der Finanz- und Wirtschaftspolitik Reynauds. In der Außenpolitik erklärt sich die Partei mit den Maßnahmen der Regierung einverstanden und fordert diese auf, alles zu tun, um den Frieden zu erhalten.

Frankreich im Schlepptau des Foreign Office

Außenpolitische Aussprache bei der Sozialistisch-Republikanischen Bereinigung