Amtliche Bekanntmachung.

Aufruf.

Der Ausruf der «ich nicht ««Wuteie« Luu»sturu>; >. AuWotr ist io» sei«« MaM dm Kaiser «utem 28 . Mut ms ergauge«.

Sämtliche Angehörige des Landsturms I. Auf­gebots, mithin auch die noch nicht im militär­pflichtigen Alter Stehenden, werden, soweit sie nicht schon durch die Verordnung vom 18. August 1914 aufgerufen find, hiermit aufgerufen.

Die im Inland sich aufhaltenden Aufgerufenen haben sich, soweit es noch nicht geschehen ist, bei der Ortsbehörde ihres Aufenthaltsorts inderZeit vom

8. bis einschließlich 1V. Juni 191S

zur Landsturmrolle anzumelden.

Die Aufgerufenen, die sich im Ausland auf­halten, haben sich, soweit es möglich und noch nicht geschehen ist, alsbald schriftlich oder mündlich bei den deutschen Auslandsvertretungen zur Eintragung in besondere, von diesen zu führenden Listen zu melden.

Calw, den 3. Juni 1915.

K. Bezirkskommando.

Die Herren Ortsvorsteher

werden beauftragt, durch ortsübliche Bekanntmachung auf Vorstehendes aufmerksam zu machen und da­rauf zu achten, daß alle Aufgerufenen ihrer Melde­pflicht Nachkommen.

Unter den Aufruf fallen hauptsächlich diejenigen, welche am Tag des Aufrufs (28. 5. 15^ das 17. Lebensjahr vollendet haben, bis zum militärpflich­

tigen Alter, sowie alle vom Jahrgang 1895 noch nicht eingezogenen Landsturmleute.

Die Landsturmrollen find unter Benützung der vorgeschriebenen Vordrucke getrennt nach Jahrgängen also für jeden Jahrgang eine besondere Liste und in alphabetischer Reihenfolge anzulegen und alsbald nach Fertigstellung unter Anschluß der Militärpapiere dem Oberamt vorzulegen. Bei Per­sonen, welche schon Zuchthausstrafen erlitten haben oder mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft waren, ist dies in der Landsturmrolle unter Anschluß eines Strafregisterauszugs zu vermerken.

Die Landsturmrollen für die Jahrgänge 1896, 1897 und 1898, sowie ein Plakat zum Anschlägen ans Rathaus usw. werden den Schultheißenämtern heute vom Oberamt aus zugehen; weitere Vordrucke zu Landsturmrollen können von hier bezogen werden.

Calw, den 4. Juni 1915.

K. Oberamt: Binder.

mysl ist schneller gekommen, als die russische Armee­leitung es wohl vorausgesehen hatte. Alle Anstal­ten, die sie traf, ließen darauf schließen, daß die Fe­stung möglichst lange gehalten werden sollte. Als von Norden nach Süden die Umzingelung begann, wurden noch von Lemberg her Verstärkungen in die neuen Befestigungen geworfen. Mit großer Hast wurden teils ebenfalls von Lemberg, teils aus der neuen strategischen Bahn LublinRozmadow Ge­schütze und Artilleriematerial herangebracht. Aus Jwangorod und BrestLitowsk wurde alles irgend­wie Entbehrliche abtransportiert, um die in fieber­hafter Tätigkeit hergerichteten Werke, namentlich die Zwischenbefestigunaen zu stärken. Als dann der anfängliche U-förmige, nach Gvodek offene Belage- rungsgürtel sich immer mehr zusammenschnllrte und schließlich Przemysl umklammerte, sollten unaufhör­liche Angriffe auf die Armee Mackensen durch Be- ^ drohung des Rückens der die Stadt im Norden be­lagernden Bayern das Schicksal Przemysls aufhal­ten. Wäre es gelungen, den zwischen San und Wysz- nica vorgetriebenen Keil zurückzudrängen, so hätte die Festung ihren Widerstand wohl noch längere Zeit aufrechterhalten können, aber die verbündeten unter General v. Mackensen kämpfenden Kräfte, da­runter die Garde und die Truppen des Generals v. Franeois, hielten Stand und planmäßig konnte der bayrische Ansturm gegen Przemysl vor sich gehen.

(WTB.) Wien, 4. Juni. Die Truppen drangen gestern rasch nacheinander von allen Seiten in die Stadt Przemysl ein. Mit den Bayern trafen sich die Reiter der Kavallerie-Division Berndt auf dem Marktplatz. Bald darauf langten auch die Fuß­truppen des 10. Korps an. Es herrschte unendlicher Jubel. Alle Straßen waren voll Menschen, die Blu­men streuten und Fahnen schwenkten und solche an den Häusern befestigten. Die Stadt hat nicht ge­litten. Große Vorräte sind in den Magazinen zurück­geblieben und auch sonstiges Kriegsmaterial befin­det sich noch viel in der Festung. Die Truppen konn­ten sich aber in der Stadt nicht .aufhalten, da sie so­fort dem abziehenden Gegner nachdrängten, der zum Schutze seines Abmarsches auf den Höhen östlich der Stadt Nachhutstellungen bezog und diese ziemlich hartnäckig verteidigte. Langsam drängten unsere Truppen den Feind von Stellung zu Stellung aus dem Festungsrayon hinaus. Die Zahl der Gefange­nen ist noch nicht ermittelt.

Der Eindruck über den Fall von Przemysl.

(WTB.) Bukarest. 5. Mai. Der Eindruck des Falles von Przemysl war in allen Kreisen sehr stark. Die russischen Tagesmeldungen hatten in den letz­ten Wochen zwar keinen Glauben mehr gefunden, aber trotzdem hatte man den Fall der Festung für einen so nahen Zeitpunkt noch nicht erwartet.

(WTB.) Konstantinopel. 5. Juni. Die gesamte türkische Presse giebt ihrem Jubel über die Wieder­eroberung Przemysls Ausdruck. DerTanin" schreibt: Mit Przemysl fällt nicht nur eine Festung, sondern der einzige Erfolg der Russen in diesen zehn Kriegsmonaten. Noch weiter gehend, könnte man sagen, daß Rußland selbst fällt.

(WTB.) Berlin, 5. Juni. Wie demBerliner Tageblatt" aus Kopenhagen gemeldet wird, hat die Wiedereroberung Przemysls auf die Stimmung in Skandinavien entscheidend eingewirkt. Heute sei Italien, über das Presse und Publikum verächtlich dächten, völlig vergessen. Der Sieg in Galizien und Przemysls Fall hätten auch Dänemark begeistert.

Der Kaiser im österreichischen Hauptquartier.

(WTB.) Wien, 5. Juni. Der deutsche Kaiser ist gestern mittels Automobils am Standort des österreichisch-ungarischen Oberkommandos eingetrof­fen, um dem Armeeoberkommandanten, Erzherzog Friedrich, zu dessen Geburtstag sowie anläßlich- der Eroberung von Przemysl die herzlichsten Glück­

wünsche persönlich zu überbringen. Bei der Mittags­tafel erhob Kaiser Wilhelm sein Glas, um in mar­kigen Worten die Bedeutung des jüngsten Erfolges der verbündeten Truppen und die Persönlichkeit des siegreichen Feldmarschalls zu feiern. Bei der Ankunft und bei der Abfahrt wurde der Kaiser von der in den Straßen massenhaft versammelten Bevölkerung der Stadt jubelnd begrüßt.

Ein Luftangriff

auf das Hauptquartier des Kronprinzen.

Paris, 5. Juni. Der gestern Abend ausgegebene amtliche Bericht lautet: Außer neuen Fortschritten unserer Truppen imLabyrinth", südöstlich von NeuvilleSt. Vaas, ist nichts zu melden. 29 französische Flugzeuge belegten morgens zwischen 4 und 5 Uhr das Hauptquartier des Kronprinzen mit 178 Geschossen, von denen viele ihr Ziel erreichten, sowie mit mehreren tausend Fliegerpfeilen. Die Flugzeuge wurden heftige beschossen, kehrten aber alle wohlbehalten zurück. (Notiz des WTB.: Wie wir durch Anfrage an zuständiger Stelle festgestellt haben, sind durch den Bombenabwurf mehrere Mann­schaften getötet worden. Weitere Erfolge hat der Fliegerangriff nicht gehabt.)

Kämpfe in Tirol.

Berlin, 4. Juni. Zu den Kämpfen in Tirol heißt es nach derDeutschen Tageszeitung" in einem Grazer Blatt: In Tirol ist es zu heftigen Zusammenstößen gekommen. Seit einigen Tagen beschießt der Feind mit schwerer Artillerie unsere dortigen Werke. Am 1. Juni setzte er einen Jn- fanterieangriff an, der, von einer Elitetruppe des italienischen Heeres ausgeführt, vollkommen scheiterte.

Zum Kampf um Deulsch-Südwestafrika.

(WTB.) Kapstadt. 4. Juni. Generalgouverneur Lord Buxton sagte in einer Rede in Port Elisabeth, obschon die Truppen der Union die Hauptstadt und den größten Teil von Deutsch-Südwestafrika besetzt hätten, sei die deutsche Armee noch nicht eigentlich in Aktion getreten. Es sei daher verfrüht, von der Entsendung -eines südafrikanischen Kontingentes nach Europa zu sprechen.

1 englisches Linienschiff und 1 Hilfskreuzer torpediert.

(W.T.B.) DieFrankfurter Zeitung" meldet aus Konstantinopel: Am 31. Mai versenkte ein deutsches Unterseeboot bei der Insel Strato einen englischen 12VVV Tonnen fassenden Hilfs­kreuzer. Von dessen 8VV Mann zählender Besatzung wurden 120 Mann gerettet. Am 2. Juni torpe­dierte ein Unterseeboot einen englischen Linienschiffs- kreuzer bei Tenedos. Ueber das Schicksal dieses Schiffes fehlen vorläufig nähere Angaben.

Don unseren Feinden.

Die englischen Verluste seit Kriegsbeginn.

Berlin, 4. Juni. Eine Zusammenstellung der bis jetzt erschienenen 42 englischen Verlustlisten er­gibt nach den Morgenblättern einen englischen Ee- samtoerluft von über 220000 Mann seit Kriegs­beginn.

Wie die Wehrpflicht umgangen wird.

Genf, 4. Juni. DasJournal" meldet aus Lon­don: Die Regierung berief die Vertreter der Ar­beitgeberorganisationen ganz Englands zu einer Konferenz für 10. Juni nach London, in der sie be­antragen will, daß die Unternehmer im nationalen Interesse sämtlichen Arbeitern, die im militärlaug­lichen Alter stehen und deren Arbeit durch Frauen versehen werden kann, nach und nach kündigen. Der

Verband der englischen Textilindustriellen hat be­reits beschlossen, den Vorschlag der Regierung anzu­nehmen und sämtliche abkömmliche Arbeiter zum 1. Juli zu entlassen.

Die italienische Flotte in der Defensive.

(WTB.) Berlin, 5. Juni. Unter der Ueber- schvift:Die italienische Flotte will-abwarten" mel­det derBerliner Lokalanzeiger" aus Lugano vom 4. Juni: Die Blätter veröffentlichen eine bemerkens­werte Auslassung des italienischen Marineministe­riums, in der es u. a. heißt, in der Adria könnten zu Ende geführte Unternehmungen der italienischen Flotte nicht häufig sein. Die österreichische Flotte besitze eine so ungeheure strategische Ueberlegenheit, daß ihr die Initiative überlassen bleiben müsse. Die österreichischen Schiffe könnten in drei Stunden eine Aktion gegen die italienische Küste beginnen. Ita­liens Aktion aber könne nur von den befestigten Häfen Venedig und Brindisi ausgehen. Hierzu be­merkt derB. L.": Dieser Erklärung merkt man nur zu deutlich die Absicht an, zu entschuldigen, daß Ita­lien nicht wagt, die Offensive in der Adria zu er­greifen, weil es ebenso wie England in der Nordsee seine Flotte keinen Gefahren aussetzen will.

Das Trentino und die italienischen Befreier.

Berlin, 4. Juni. Aus Paris meldet dieDeut­sche Tageszeitung": Der Korrespondent desPetit Parisien" in Ala meldet, das italienische Heer im Trentino mache die gleichen Erfahrungen, wie das französische im Elsaß. Es gelangte in ein Land mit gemischter Bevölkerung, und obwohl die Mehrheit des Volkes Italien treu und dankbar sei, gebe es doch eine Anzahl Personen anderer Nationalität, die Italien verwünschen und auf die italienischen Truppen schießen. Diese Aeußerung beweist wohl, wie wenig Anhang Italien in der dortigen Bevöl­kerung hat.

Die Kriegsbegeisterung in Italien.

Lugano, 4. Juni. In Italien ist eine Polizei­verfügung erlaffen worden, die vor der in große« Umfange wahrgenommenen Propaganda zur För­derung der Desertion vom Heeresdienste warnt.

Keine Tagesberichte in Italien.

Zürich, 4. Juni. Wie dieNeue Züricher Zei- tung aus Rom meldet, hat sich der italienische Große Generalstab entschlossen, amtliche Kriegsberichte nur nach fertigen Operationen zu veröffentlichen, sodaß sie nicht regelmäßig erscheinen. Man könne desbalb nicht täglich einer Bericht erwarten. Amt­liche Berichte über die Operationen der Marine sollen in großen Zwischenräumen erscheinen.

Hetze gegen die Klerikalen in Italien.

Köln, 4. Juni. DieKölnische Volkszeitung" erfährt aus Mailand: Die katholische Presse Italiens klagt über das Hervortreten einer mehr und mehr priesterfeindlichen Strömung der radikalen Presse. Seit Kriegsbeginn s"ien bereits mehrere Meldungen gedruckt worden, in denen den Geistlichen Auf­forderungen zur Desertion und zur Feigheit vor dem Feinde, sowie Spionage für Oesterreich vor­geworfen werde. Es liege System in der Sache. Die Katholiken müßten mit allen Mitteln vorbauen.

Ein großer Kriegsrat in Rußland.

Basel, 4. Juni. Wie dieBaseler Nachrichten" melden, sind in Petersburg in den letzten Tagen zahlreiche Generale, frühere Minister und General­gouverneure eingetroffen, die dem Zaren als Be­rater zu dienen pflegen. Es wird ein großer Kriegs­rat erwartet.