Amtliche Bekanntmachung.

Regelung des Mehl- und Brotoerbrauchs

derjenigen Getreidebefitzev, welche nicht Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe find.

Haushaltungsoorständen, die nicht Unternehmer landwirtschaftlicher Betriebe im Sinne des 8 4 Abs. 4 a der Bundesratsverordnung vom 25. Januar 1915 sind, die jedoch am 1. Februar 1915 Brotgetreide in einer Gesamtmenge von nicht mehr als 5 Zentnern besessen haben, kann auf Ansuchen vom Oberamt gestattet wer­den, dieses Getreide ausmahlen zu lassen.

Gesuche um die Erteilung der Erlaubnis sind beim Ortsoorsteher des Wohnorts des Getreidebesitzers anzu­bringen. In den Gesuchen ist die Gattung und das Ge­wicht des Getreides, sowie die Mühle, wo die Vermah­lung erfolgen soll, zu bezeichnen.

Der Ortsvorsteher legt die Gesuche dem Oberamt mit einer Beurkundung darüber vor:

a) wie groß der Getreidevorrat des Eesuchstellers am Tage der Eesuchstellung ist;

d) daß sich dieser Vorrat bereits am 1. Februar 1915 im Besitze des Gesuchstellers befunden hat;

c) wie viel Mehl der Eesuchsteller am 1. Februar 1915 besessen hatte und wie viel er am Tage der Ee­suchstellung noch besitzt;

ä) wie viel versorgungsberechtigte Köpfe die Haus­haltung des Eesuchstellers zählt;

e) daß der Eesuchsteller nach der Ueberzeugung des Ortsvorstehers genügende Gewähr dafür bietet, daß er beim Verbrauch des Mehls die festgesetzte Menge nicht überschreiten wird.

Calw, den 26. Mai 1915.

K. Oberamt: Binder.

K. Oberamt Calw.

Auf die imStaatsanzeiger" Nr. 120 (Beilage) erschienene Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft vom 18. ds. Mts.,

36 Wagen, die Ladung der erwähnten Schleppkähne.

weg. Der feindliche Kreuzer, der gestern einen ver­geblichen Versuch einer Trrrpperilandung bei Baürum gemacht hatte, schoß heute 1600 Granaten in die Stadt, welche einige Häuser und Läden, eine Kirche und eine Moschee zerstörten. Heute hat der Kreuzer sich von Badrum und Umgegend entfernt. In der Nacht vom 24. Mai haben unsere fliegenden Ab­teilungen sin feindliches Lager bei Korica überrascht und 5 Segelschiffe mit Lebensmitteln und Hiimmeln fortgenommen.

London, 27. Mai. Eine Depesche des Reuter- schen Bureaus aus Tairo betont den großen Verlust an britischen Offizieren bei der Landung bei Seddul Bahr. Die Verbündeten hatten die größte Schwie­rigkeit, die Lage der türkischen Artillerie festzustellen; sowie ein Flieger oder ein Ballon aufsteigt, ver­stummt das Feuer. Man glaubt, daß die Geschütze nachts auf unterirdischen Wegen ihre Stellungen verändern.

. Unsere lU-Boote.

(WTB.) London, 27. Mai.Lloyds" melden aus Milfordhaven: Der DampferNorwenna" aus Shields ist 160 Meilen südwestlich von Stannshead torpediert worden. Von der Besatzung wurden ein Mann getötet und drei Mann verwundet. Die üb­rig« Besatzung wurde von einem Fsichdampfer in Milfordhaven gelandet.

(WTB.) London. 27. Mai. (Reuter.) Der dä­nische DampferBetty" ist gestern in der Nordsee torpediert worden. Die Besatzung ist nach Shields gebracht worden.

Der Krieg mit Italien.

* Daß es mit der Kriegsbegeisterung in Italien nicht so gut gestellt ist, wie die offiziösen Stellen es vorgeben, merkt man an verschiedenen Nachrichten, die der italienischen Presse trotz der diktatorischen Beherrschung der Zensurbehörden entschlüpft sind. Man traut sich nicht einmal, dem Volk die deutschen und österreich-ungarischen Tagesberichte bekanntzu­geben. deren Inhalt allerdings auch nicht geeignet wäre, den Mut der Italiener zu steigern. Es sind ganz bedeutsame Symptome vorhanden, die darauf schließen lassen, daß nicht alles so ist, wie man es haebn möchte im Staate Italien. Wenn es schon ein geradezu schmähliches Zeichen von Abhängigkeit einer Großmacht bedeutet, daß sie ihrenationalen" Interessen mit fremdem Geld vertreten muß der erste kriegerische Schritt Italiens war nämlich ein Riesenpump bei England und Frankreich in Höhe von 3 Milliarden so wird es besonders nach außen hin auch nicht gerade erhebend wirken, daß die ita­lienischen Kaufleute und Industriellen sofort bei Kriegsausbruch vorstellig wurden, damit man ihnen durch Moratorien aller Art helfe, da zahllose Unter­nehmungen sich in den größte Schwierigkeiten befän­den. Es wurde dabei auf die riesige Anzahl großer und kleiner Bankrotte hingewiesen u. auf die Gefahr der Vernichtung vieler volkswirtschaftlicher Energien. Wenn derartige Momente schon jetzt im Anfang des Krieges sich geltend machen, so ist wohl die Frage gestattet, wie Italien sich bei einer voraussichtlich langen Dauer des Krieges halten will. Man muß staunen, wie es die italienischen Staatsmänner ver­antworten wollen, daß sie ihr Land, wirtschaftlich und finanziell so unvorbereitet wie es ist, in ein sol­ches Abenteuer gestürzt haben. Ein solch minimales Quantum klaren Kopfes hätte man selbst dem ita­lienischen Chauvinismus Zutrauen sollen, daß er den Wert der wirtschaftlichen Rüstung im Verlauf dieses Krieges gebührend einschätzen würde. Man hätte sich sagen müssen, daß man in einem Stadium der völligen wirtschaftlichen Bereitlosigkeit sich beding­ungslos den neuen Bundesgenossen verschreiben mußte, was für die Zukunft die schwerwiegendsten Folgen eröffnet.

Es ist deshalb auch begreiflich, daß der Krieg in großen Kreisen des italienischen Volkes kein freu­diges Echo wachgerufen hat; zähneknirschend wird man sich vielerorts der rücksichtslosen Diktatur fügen, aber eine große Schlappe des italienischen Heeres kann den Funken zur Entzündung bringen, der unter der scheinbar toten Asche neutralistischer Anhänger­schaft glüht. Wie wenig sicher sich die italienische Re­gierung fühlt, zeigt die Beschlagnahm« des sozialist­ischenAvanti" und der echt russische Plan, die 75 Abgeo." rieten, die gegen den Krieg gestimmt haben, unter l.'r Beschuldigung des Landesverrats vor ein Kriegsgericht zu stellen! Oh Italien, du blühende Zigeunerblume der Freiheit! Die klerikalen Blätter werden von der Hetzpresse ebenfalls des Landesver­rats angeklagt, weil sie nicht nach dem offiziösen Schema in das Horn der Kriegsbegeisterung stoßen, und auch die italienische Geistlichkeit wird beschuldigt, daß sie nicht die nationale Begeisterung der Geistlich­keit anderer Völker erkennen lasse.

Die Freude der neuen Bundesgenossen Italiens gründet sich im großen Ganzen nicht etwa auf die zu erhoffende militärische Hilfe Italiens, die natür­lich auch formell anerkannt wird, sie liegt letzten Endes darin, daß durch den italienischen Anschluß vor allem wieder das moralische Prestige des militärisch arg zerrupften Dreiverbands etwas gehoben wird. Auf diese Weise glaubt man die noch neutralen Staa­ten, insbesondere Rumänien und Bulgarien, deren wertvolle militärische Hilfe der siegesbewußte Drei­verband ebenfalls noch sehr nötig braucht zur Nie- derringung der beiden Zentralmächte, schneller zum Eingreifen auf er Ententessite bewegen zu können. Ueber die militärische Qualität der Italiener giebt man sich anscheinend im Dreiverband keinen großen Illusionen hin, was eigentlich, den neuen Bundes­genossen gegenüber gerade Leine Schmeichelei bedeu­tet. Im übrigen entspringt die Freude des Dreiver­bands wegen der Beteiligung Italiens am Kriege gegen die Zentralmächte in der Hauptsache einer sehr nüchternen Erwägung, die an Schadenfreude grenzt. Italien hat sich durch diesen Schritt der Vor­teile begeben, die es bei neutraler Haltung in den Friedensverhandlungen hätte erhalten können; es hat sich durch seine treulose Haltung aus der einen Seite den unauslöschlichen Haß seiner früheren Bun­des genossen zugezogen, auf der andern Seite aber dem Dreiverband völlig ausgeliefert, der sich nicht gerade sonderlich Mühe geben wird, Italiens Inte­resse auf dem kommenden Friedenskongreß zu ver­treten. Letzten Endes wird sich diese Schadenfreude auch darauf beziehen, daß nun die italienische Volks­wirtschaft und das italienische Heer in derselben Weise geschwächt werden, wie dies bei der Entente der Fall ist, sodaß auch hier für Italien die Vorteile verloren gehen, die es bei einer besonnenen, neu­tralen Haltung vor den kriegführenden Staaten vor­ausgehabt hätte. O. 8.

Italienische Blockade über die österreichische und albanische Küste.

(WTB.) Rom, 27. Mai. (Agenzia Stefani.) Da die italienische Regierung der Ansicht ist, daß einige Häfen der albanischen Küste Oestereich-Ungarn zur heimlichen Verproviantierung seiner kleinen Schiffseinheiteft dienen, erklärte sie am 26. Mai den Blockadezustand über 1. die österreichisch-unga­rische Küste von der Grenze im Norden bis zur mon­tenegrinischen Grenze im Süden einschließlich aller Inseln, Häfen und Buchten; 2. die albanische Küste von der montenegrinischen Küste im Norden bis zum Kap Kephali einschließlich im Süden. Die Er­klärung bezeichnet die geographischen Blockadegren­zen in ihrer Länge und Breite und fügt hinzu, daß die Schiffe befreundeter und neutraler Mächte eine vom Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte festgesetzte Frist haben, um frei aus der Blockadezone zu fahren. Gegen Schiffe, die die Sperrlinie Kap Otranto Kap Kephali zu durchfahren versuchen oder durch­

betreffend die Abhaltung eines Maschinenlehrkurses für Landwirte in Hohenheim,

werden die beteiligten Kreise hiemit hingewiesen.

DerStaatsanzeiger" kann bei den Herren Orts­vorstehern eingesehen werden.

Den 27. Mai 1915.

Regierungsrat Binder.

K. Oberamt Calw.

Die Gemeindebehörden

werden auf den imStaatsanzeiger" Nr. 119 (Beilage) erschienenen Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 20. ds. Mts.,

betreffend die Unterstützung von Familien in den Dienst eingetretener Mannschaften, zur Nachachtring hiemit aufmerksam gemacht.

Den 26. Mai 1915.

Negierungsrat Binder.

fahren, wird nach den Regeln des internationalen Rechtes und der bestehenden Verträge verfahren.

Pogrome in Mailand.

(WTB.) Berlin, 28. Mai. Aus Chiasso wird demBerl. Lokalanzeiger" gemeldet: Vorgestern abend bot der Domplatz in Mailand das Schauspiel eines regelrechten Pogroms. Auf dem Dach des am Domplatz gelegenen Hotels Metropol war ein starkes Licht beobachtet worden und man vermutete, daß es sich um Signale für den Feind handelte. In Wirk­lichkeit faß aber der italienische Besitzer des Hotels mit einigen Freunden in seinem Dachgarten beim Tee. Carabinieri und Schutzleute waren unfähig, die Erstürmung des Hotels zu verhindern, in dem alles zerstört wurde. Der Krawall dauerte bis 1 Uhr morgens und setzte sich in der Galerie fort, wo Steine in ehemals deutsche Läden geworfen wurden. Um 3 Uhr morgens brach eine Bande in die Geschäfts­räume der Firma Siemens Schuckert ein und zer­störte alles. Italien, du Blume der Moral!

Tiroler Heldenmut.

EKG. Wien, 27. Mai. Wie dieGrazer Zeitung" aus Jnnbruck erfährt, haben sich im Bereich des Innsbrucker Korps seit Pfingstmontag über 10 000 Kriegsfreiwillige gemeldet, wovon fast 4000 längst das militärpflichtige Alter hinter sich hatten. Ueber 1060 Kriegsfreiwillige stehen zwischen 65 bis 70 Jahren.

Errmnuele,

der Eidbrüchige Oberbefehlshaber.

(WTB.) Rom. 27. Mai. Der König, der den Oberbefehl über das Landheer und die Marine über­nommen hat, ist in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai nach dem Großen Hauptquartier abgereist. Das Amtsblatt veröffentlicht einen königlichen Er­laß, der den Prinzen Thomas von Savoyen, Herzog von Genua.einen Onkel des Königs, zum General­stellvertreter während der Abwesenheit des Königs von der Hauptstadt ernennt.

Die italienische Brigantenpolitik.

Berlin, 27. Ma. Aus Genf meldet dieDeutsche Tageszeitung": DerMatin" bringt eine jubelnde Zuschrift aus Rom, in der gesagt wird, Italien habe ohne eine Schlacht einen großen Sieg errungen, in dem es über 80 Dampfer Deutschlands und Oester­reichs beschlagnahmt habe. Die meisten dieser Dam­pfer gehörten zur schnellsten Gattung und könnten in kurzer Zeit armiert werden. Dadurch erhält Italiens Handelsmarine vollste Kraft. Die beschlagnahmten Schiffe stellen einen Wert von 400 Millionen dar. Diesen Erwerb habe Italien schon lange ersehnt.

RußlandsFreundschaft" für Italien.

Italienische Grenze, 27. Mai. Nach einem Pe­tersburger Telegramm desCorrieve della Sera" erklärte Sasonow einem russischen Journalisten, er sehe Italiens Anschluß an die Entente, den er von Kriegsbeginn an erstrebt habe, und der das Kriegs­ende beschleunigen werde, mit größter Freude. Ruß­lands traditionelle Freundschaft für Italien habe sich zuletzt noch während des Tripoliskrieges bewährt. Jede Stärkung der Zentralmächte durch Hinzutritt neuer Verbündeter sei ausgeschlossen. Zwar zögere Bulgarien noch, es könne sich aber keinesfalls gegen das blutsverwandte Rußland entscheiden. Rußland ersehne den Tag, wo aller Zwiespalt zwischen den Balkanvölkern vergessen sei. Er selbst könne fest­stellen, daß auch die Beziehungen zwischen Italien und Serbien freundschaftlich seien. Italien habe nicht den Besitz der ganzen dalmatinischen Küste gefordert, vielmehr eingewilligt, daß Serbien einen breiten Ausgang zm Meere bekomme. Von einem Separat­frieden könne nicht gesprochen werden. Uebriqens meldet Router, daß auch Italien dieser Tage das Londoner Abkommen über den Ausschluß jedes Se­paratfriedens unterzeichnen werde.