Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt Amtsblatt der Stadt Altensteig

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Altensteig, Donnerstag, den 3. November 1938

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Das -euW-italleulsche EM-sgerW

Ein internationaler Erfolg der Achse Berlin Rom

Wien, 2. Nov. Das deutsch-italienische Schiedsgericht trat ->m Mittwoch um 12.15 Uhr im Schloß Belvedere, das sich einst Prinz Eugen von Savoyen hatte bauen lassen, zujamm^l. Herzlich begrüßt von der Bevölkerung, begab sich zunächst Reichs- anßenminister von Ribbentrop und dann Graf Ciano, der von dem Chef des Protokolls, Freiherrn von Doernberg, be­gleitet war, vom HotelImperial" zum Tagungsort. Vor der großen Freitreppe hatte ein Ehrensturm der ^-Standarte des Führers Aufstellung genommen.

Den vier Außenministern wird je ein Herr zur Seite stehen, vnd zwar dem Reichsaußenminister Unterstaatssekretär Woer­mann, dem italienischen Außenminister Botschafter Attolico, dem ungarischen Außenminister Kultusminister Teleki und dem tschechoslowakischen Außenminister Gesandter Krno.

Begrüßungsansprache von Ribbentrops

Zu Beginn der Sitzung ergriff Reichsaußenminister von Ribbentrop das Wort zu folgender Ansprache:

Bevor ich den Vertretern der beiden Regierungen das Wort erteile, bitte ich zunächst den italienischen Außenminister, das Wort zu nehmen.

Ansprache Graf Cianos

Hierauf hielt Graf Tiano folgende Ansprache:

Ich habe die Ehre. Sie im Namen der faschistischen Regierung auf das freundlichste zu grüßen. Meinem Freund von Ribben­trop, dem slleichsminister des Auswärtigen, spreche ich meinen aufrichtigen Dank für den herzlichen Empfang aus, der mir in Wien bereitet worden ist. Die Achse Rom-Berlin hat sich, als sie auf Wunsch der ungarischen und der tschechoslowakischen Re­gierung das Schiedsrichteramt übernahm, das Ziel gesetzt, den vielen bereits geleisteten Bemühungen um den Frieden und Wiederaufbau Europas weiteren wichtigen Beitrag folgen zu lassen.

Ich bin sicher, daß unsere Bemühungen von Erfolg gekrönt

sein werden, und daß aus der Zusammenkunft von Wien eine neue Ordnung und eine neue Aera in Mitteleuropa hervor­gehen werden auf der Grundlage jener internationalen Gerech­tigkeit, die wir stets angestrebt und gewollt haben.

Die Bormittagsberatung der Vertreter der vier Mächte ist nach 14 Uhr zu Ende gegangen. Sie war in der Hauptsache aus­gefüllt von den Darlegungen des ungarischen und des tschechoslowakischen Außenministers.

Frühstück im Belvedere

Nach der Vormittagssitzung des deutsch-italienischen Schieds­gerichts fand im großen Marmorsaal des Schlosses Belvedere ein Frühstück statt, an dem u. a. terlnahmen der Reichsminister de» Auswärtigen von Ribbentrop, der italienische Außenminister Graf Ciano, der ungarische Außenminister von Kanya, der tschechoslowakische Außenminister Dr. Lhvalkovsky, die Minister­präsidenten der Slowakei und Karpatho-Ukraine, Dr. Tiso und Woloschin, mit sämtlichen Mitgliedern der Delegationen. Fer­ner waren anwesend die Botschafter Attolico und von Mackensen sowie die Gesandten von Erdmannsdorff, von Villani und Sztojay, weiter die Spitzen von Partei, Staat, Wehrmacht und Verwaltung aus Wien.

Genaue Greazlegung durch ungarWMechoilowaktschen Ausschuß

Besetzung in der Zeit vom 5. bis 10. November

Ich habe die Ehre. Sie namens der Reichsregierung in Wien willkommen zu heißen. Ich begrüße insbesondere den Außen­minister des faschistischen Italiens, meinen Freund, den Grafen Tiano, sowie die Außenminister des Königreichs Ungarn und der Tschechoslowakei.

Das Königreich Ungarn und die Tschechoslowakei haben den Schiedsspruch Deutschlands und Italiens über die Grenzziehung zwischen ihren beiden Ländern angerufen. Die Reichsregierung und die königlich italienische Regierung sind diesem Ruf gefolgt. Der italienische Außenminister und ich sind heute hier zusammengekommen, um diese Entscheidung zu treffen. Ich betrachte es als von besonderer symbolischer Bedeutung, daß Italien und Deutschland gerade in dem Hause des Prinzen von Savoyen sich dieser hohen und verantwortungsvollen Aufgabe widmen können. Hat doch schon einmal vor 200 Jahren dieser Fürst aus italienischem Stamme und deutsche Staatsmann den Völkern im Südosten Europas Freiheit, Frieden und Gerechtig­keit gebracht.

Es ist unsere Ausgabe, heute auf ethnographischer Grundlage die endgültige Grenze zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei und eine Lösung der damit zusammenhängenden Frage« zu fin­den. Der von «ns gefällte Schiedsspruch ist bindend «nd end­gültig und wird von Ungarn und der Tschechoslowakei im voraus als endgültige Regelung anerkannt. Der Standpunkt der beide« Regierungen ist uns aus den vorangegangenen Verhandlungen in den wesentlichen Punkte« bereits bekannt. Ich halte es trotz­dem sür zweckmäßig, wenn die Vertreter der beiden Regierungen ihre Einstellung zu der Frage kurz zusammenfassen «nd begrün­den, damit vor dem zu fällenden Schiedsspruch nochmals alle Argumente sorgfältig abgewogen werden können.

Wie», 2. Nov. Um 7 Uhr abends erfolgte der Schiedsspruch der Schiedsrichter in dem tschechoslowakisch-ungarischen Streitfall. Der Schiedsspruch hat folgenden Wortlaut:

Auf Grund des von der königlich ungarischen und der tschecho­slowakischen Regierung an die deutsche und die königlich italie­nische Negierung gerichteten Ersuchens, die zwischen ihnen schwe­bende Frage der an Ungarn abzutretenden Gebiete durch einen Schiedsspruch zu regeln, sdwie auf Grund der daraufhin zwischen den beteiligten Regierungen gewechselten Noten vom 30. Okto­ber 1938 sind der deutsche Reichsminister des Auswärtigen, Herr Joachim von Ribbentrop, und der Minister des Aus­wärtigen Seiner Majestät des Königs von Italien und Kaisers von Aethiopien, Graf Galeazzo Ciano, heute in Wien zu­sammengekommen und haben im Namen ihrer Regierungen nach nochmaliger Aussprache mit dem königlich ungarischen Minister für die auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Koloman von Kanya, und dem tschechoslowakischen Minister für die aus­wärtigen Angelegenheiten, Herrn Dr. Franz Chvalkovsky, folgenden Schiedsspruch gefällt:

1. Die von der Tschechoslowakei an Ungarn abzutretenden Ge­biete sind in der anliegenden Karte bezeichnet. Die Festlegung der Grenze an Ort und Stelle bleibt einem ungarisch-tschecho­slowakischen Ausschuß überlallen.

2. Die Räumung der abzutretenden Gebiete durch die Tschecho­slowakei und ihre Besetzung durch Ungarn beginnt am 5. No­vember 1938 und ist bis zum 19. November 1938 durchzuführen. Die einzelnen Etappen der Räumung und Besetzung sowie son­stige Modalitäten sind unverzüglich durch einen ungarisch­tschechoslowakischen Ausschuß festzusetzen.

3. Die tschechoslowakische Regierung wird dafür Sorge tragen, daß die abzutretenden Gebiete bei der Räumung in ordnungs­mäßigem Zustande belassen werden.

4. Die sich aus der Gebietsabtretung ergebenden Einzelfragen, insbesondere die Staatsangehörigkeits- und Optionsfragen, find von einem ungarisch-tschechoslowakischen Ausschuß zu regeln.

5. Ebenso sind von einem ungarisch-tschechoslowakischen Aus­schuß nähere Bestimmungen zum Schutze der im Gebiet der Tschechoslowakei verbleibenden Personen magyarischer Volks­zugehörigkeit und der in den abgetretenen Gebieten nichtmagya­rischer Volkszugehörigkeit zu vereinbaren. Dieser Ausschuß wird insbesondere dafür Sorge tragen, daß die magyarische Volks­gruppe in Preßburg die gleiche Stellung wie die anderen dor­tigen Volksgruppen erhält.

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Unruheherd durch unparteiischen Schiedsspruch beseitigt

Wien, 2. Nov. Zm Belvedere, in dem das deutsch-italienische bchiedsgericht am Mittwoch seinen Spruch fällte, wurde folgende gemeinsame Erklärung des deutschen Reichsministers des Auswärtigen, Joachim von Ribbentrop, und des Ministers des Auswärtigen Sr. Majestät des Königs von Italien und Kaisers von Aethiopien, Graf Galeazzo Ciano, vor den Vertre­tern der reichsdeutschen und der ausländischen Presse abgegeben:

Die Achse RomBerlin hat sich heute in einem internatio­nalen Streitfall von großer Bedeutung und autzerordentlicher Kompliziertheit als erfolgreicher Schiedsrichter betätigt. Sie hat damit erneut den Beweis geliefert, daß sie in der euro­päischen Politik ein Faktor des Friedens und der Ordnung ist. Ä diesem südosteuropäischen Raum war durch das Unrecht der Verträge von 1919 ein dauernder Unruheherd entstanden. Die­sem Zustand ist durch den nach eingehender Anhörung beider Parteien und Beratung zwischen den beiden Außenministern Deutschlands und Italiens gefällten unparteiischen Schiedsspruch nunmehr ein Ende bereitet worden.

benden Fragen der an Ungarn abzutretenden Gebiete durch die­sen Schiedsspruch zu regeln, sowie auf Grund der daraufhin zwischen den beteiligten Regierungen gewechselten Noten vom 30. Oktober 1938 sind der deutsche Reichsminister des Auswär­tigen, Herr Joachim von Ribbentrop, und der Minister des Auswärtigen Seiner Majestät des Königs von Italien. Kaisers von Aethiopien, Graf Galeazzo Tiano, heute in Wien im Schloß Belvedere zusammengekommen, um im Namen ihrer Regierun­gen den erbetenen Schiedsspruch zu fällen.

Sie haben zu diesem Zweck den königlich ungarischen Minister sür die auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Koloman von Kanya, und den tschechoslowakischen Minister für die auswärtigen Angelegenheiten, Herrn Dr. Franz Chvalkovsky, nach Wien ein­geladen, um ihnen Gelegenheit zu geben, zunächst nochmals den Standpunkt ihrer Regierungen darzulegen.

Dies ist in einer Aussprache zwischen den vier Ministern ge­schehen. Der deutsche Reichsminister des Auswärtigen und der königlich italienische Minister des Auswärtigen haben alsdann, nachdem sie sich eingehend darüber beraten hatten, den diesem Protokoll beigefügten Schiedsspruch beschlossen.

K. Soweit sich aus der Abtretung der Gebiete an Ungarn Nachteile und Schwierigkeiten wirtschaftlicher oder verkehrstech­nischer Art für das der Tschechoslowakei verbleibende Gebiet er­geben, wird die königlich ungarische Regierung ihr möglichstes tun, um solche Nachteile und Schwierigkeiten im Einvernehmen mit der tschechoslowakischen Regierung zu beseitigen.

7. Falls sich bei der Durchführung dieses Schiedsspruches Schwierigkeiteu oder Zweifel ergeben, werden die königlich un­garische und die tschechoslowakische Regierung sich darüber un­mittelbar verständigen. Sollten sie sich dabei über eine Frage nicht einigen können, so werden sie diese Frage der deutschen und der königlich italienischen Regierung zur endgültigen Entschei­dung unterbreiten.

Wien, den 2. November 1938.

gez. Joachim von Ribbentrop. gez. Galeazzo Ciano

«

Ungarn gewinnt 124«« LuadraMtometer mit einer Million Einwohner

Der Schiedsspruch ist aus dem Geiste beiderseitiger Freund­schaft zwischen Italien und Deutschland und dem Derantwor- üingsbewußtsein gegenüber dem Frieden Europas entstanden.

Wir hoffen, daß sich nunmehr die Beziehungen zwischen Ungarn und der Tschechoslowakei im Geiste friedlicher und guter nachbarlicher Zusammenarbeit neu gestalten werden, was umso eher möglich sein wird, als die neue Epoche in den Beziehungen Mischen den beiden Ländern sich aus dem Grundsatz voller Gerechtigkeit aufbaut.

Sa- Protokoll zu dm Schiedsspruch

Auf Grund des von der königlich ungarischen und der tschecho­slowakischen Regierung an die deutsche und die königlich italie­nische Regierung gerichteten Ersuchens, die zwischen ihnen schwe-

Dieser Schiedsspruch nebst der in seiner Ziffer 1 erwähnten Karte ist dem königlich ungarischen Minister für die auswärti­ge« Angelegenheiten und dem tschechoslowakische» Minister für die auswärtigen Angelegenheiten ausgehändigt worden. Diese haben ihrerseits davon Kenntnis genommen und namens ihrer Regierungen nochmals die von ihnen am 39. Oktober 1938 ab­gegebene Erklärung bestätigt, daß sie den Schiedsspruch als end­gültige Regelung annehmen und daß sie sich verpflichten, ihn vorbehaltlos und unverzüglich durchzusühren.

Ausgcfertigt in deutscher und italienischer Sprache, in je vier­facher Urschrift

in Wien am 2. November 1938.

von Ribbentrop. Graf Ciano. von Kanya. Chalkovsky.

Budapest, 3. Nov. Nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Wiener Schiedsspruch veranstaltete die Budapest«! Bevöl­kerung eindrucksvolle Kundgebungen. Zehntausende versam­melten sich am Freiheitsplatz vor Standbildern, die die abge­trennten Gebiete darstellten. Dann zog die Menge mit Fackeln- zum Landesfahnendenkmal und von dort schließlich zum Mint- sterpräsidium. Auf eine Begrüßung durch Vertreter der ungari­schen Hochschuljugend antwortete Ministerpräsident Jmredy mit einer Ansprache, in der er erwähnte, daß Ungarn um 12 400 güm mit rund einer Million Einwohnern größer gewor­den sei. Nach begeisterten Ovationen zog die Menge in den Hof der Königlichen Burg, um dem Reichsverweser zu huldigen.

Auf Anordnung des Bürgermeisters wird die ungarische Hauptstadt vom 3. bis 10. November beflaggt werden.