Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt Amtsblatt der Stadt Aliensteig

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Aummer 254

Altensteig, Samstag, den 29. Oktober 1938

81. Jahrga«,

Brandkalaitropke von riesigen Ausmaßen ln Marseille

Ein ganzer Stadtteil in Flammen Bereits 2V Tote Daladiers Hotel brennt Der Brand wütet weiter

Paris, 28. Okt. In Marseille brach in dem großen Warenhaus Nouvelles Ealeries" am Freitagnachmittag ein Brand aus, der sich bei dem starken Wind auch aus das auf der anderen Straßen­seite gelegene Hotelde Noailles" und auf das benachbarte Bankhaus ausdehnte. Unaufhörlich ereignen sich in dem bren­nenden Warenhaus Explosionen. Decken der Stockwerke fallen ein. Die Straßenfront des Warenhauses ist bereits eingestürzt. 2m Innern brennt alles aus. Einige Verkäuferinnen mußten ans dem vierten Stockwerk in die Sprungtücher der Feuerwehr springen. Die Löscharbeiten waren bisher völlig erfolglos, ob­wohl sämtliche Löschzüge von Marseille und Umgebung eingesetzt find. In unmittelbarer Nähe des brennenden Warenhauses liegt auch das Gebäude, in dem der radikalsoziale Parteikongretz tagt.

Das Großseuer, das am Freitagnachmittag in einem Waren­haus in der Hauptstraße Marseilles ausgebroche« war, hat trotz der angestrengten Löscharveiten sämtlicher Feuerwehren von Marseille immer größere Ausdehnung angenommen und aus eiue Reihe von benachbarten Hausern übergegriffen, darunter auch das Hotel, in dem Ministerpräsident Daladier, Au­ßenminister Bannet und eine Reihe von anderen Mitgliedern der Regierung sowie viele Delegierte des Marseiller Kongresses der Radikalsozialen Partei abgestiegen waren.

Das Hotel mußte vollständig geräumt werden. Nach unbestä­tigten Meldungen sollen bereits mehrere Todesopfer «nd eine große Anzahl von Verletzten zu verzeichnen sein. Die Zimmer des Ministerpräsidenten, des Außenministers und der «deren Kongreßteilnehmer stehen in Flammen. Das Akten- »Lterial der Minister konnte nur mit Mühe in Sicherheit gebracht werden.

Me Havas meldet, ereigneten sich in dem brennenden Hotel­gebäude ununterbrochen Explosionen, die das Zusammen- Lrechen der Decken der verschiedenen Stockwerke zur Folge hat­ten. Der starke Mistral, der seit Tagen über Marseille fegt, machte es den Wehren unmöglich, das Feuer einzudämmen, das im Gegenteil vom Wind immer wieder neu angefacht wird und bereits ein großes benachbartes Vankgebäude ergriffen hat. Von dem Sonderkommissariat der Polizei, das zur Ueberwachung des vom Ministerpräsidenten und seinen Freunden bewohnten Ho­tels eingesetzt worden war, sind sämtliche Akten und Schrift­stücke sofort auf die Polizeipräfektur in Sicherheit gebracht wor­den.

Die ganzen'Gebäude des Boulevard Garribaldi bis zur Ar­beitsbörse von Marseille sind bereits vom Feuer bedroht. Die Feuerwehr des Marinearsenals von Toulon ist bereits herbeige­rufen worden.

Neben dem vom Ministerpräsidenten bewohnten HotelNo­ailles" steht ebenfalls das Hotel Astoria ", das Cafe La Lanebiere", die Büros der Transatlantic-Eesellschaft und der Air France in Flamme«, weiter zwei Kinos, die noch recht­zeitig von den Zuschauern geräumt werden konnte«. In Paris «erden bereits die verschiedensten Mutmaßungen über die Ur­sachen des gewaltigen Brandes laut.

Die Nachmittagssitzung des Radikalsozialen Partei­kongresses, die um 15 Uhr unter dem Vorsitz des früheren Außenministers Delbos begonnen hatte, wurde angesichts des Rie­senbrandes auf Samstagvormittag vertagt. Die Rede des Außenministers Vonnet sowie die erwartete An­sprache Herriots als Antwort auf die Rede des Ministerprä­sidenten fällt damit für Freitag aus.

Auswärtige Feuerwehren eilen herbei

Marseille, 28. Okt. Der Riesenbrand in Marseille dehnt sich immer weiter aus. Der Riesenbrand wirst über die ganze Stadt einen gespenstischen Lichtschein, der von weitem sichtbar ist. In der Umgebung des Brandes ist der Verkehr vollkommen unterbrochen. Von dem fünfstöckigen Warenhaus, in dem der Brand seinen Ausgang nahm, ist nur noch ein Haufen von bren­nenden Trümmern und verbogenen Eisenträgern übrig.

Das Feuer hatte sich so schnell ausgebreitet, daß die Verkäu-

Rom, 28. Okt. Anläßlich des 16. Jahrestages des Marsches auf Rom hat Mussolini vom Balkon des Palastes Venezia folgende, mit nicht endenwollendem Jubel aufgenommene Worte an die Schwarzhemden gerichtet: Die Auf­hellung des politische» Horizonts tritt immer klarer in Erschei­nung, greift immer stärker um sich und wird immer versprechen­der. Aber wir Faschisten marschieren und werden mit der glei­chen unbeugsamen Energie weiter marschieren, mit der wir im Oktober 1822 den Marsch auf Nom angetreten haben.

Mailand, 28. Okt. Anläßlich des Jahrestages der faschistischen Revolution widmen die oberitalienischen Blätter den politischen Ereignissen des Jahres 16 der faschistischen Zeitrechnung lange und ausführliche Rückblicke.Corriere della Sera" schreibt, Mussolini sei der Anführer jener Revolution gewesen, die in der Folge so tiefe Rückwirkungen in der internationalen Politik auslösen und ein Faktor der neuen Geschichte des 20. Jahrhun­derts werden sollte. Die Eroberung des Imperiums habe der Machtsteigerung des faschistischen Italiens eine sichtbare Form gegeben. Das Jahr 16 sei für die Achse Rom-Berlin und für die antikommunistische Liga Jtalien-Deutschland-Japan entscheidend gewesen. Dagegen sei es ein Leidensjahr für diegroßen Demo­kratien" gewesen. Italien sei voll in die aktive Weltpolitik ein­getreten. Das alte Europa von Versailles und der Sanktionen habe seinen letzten Stoß durch den Anschluß Oesterreichs an das Reich erhalten, wobei das faschistische Italien eine unvergleich­liche Haltung gezeigt habe. Der Anschluß Oesterreichs habe überall die europäische Lage geklärt, indem alle Regierungen vor eine unübersehbare Realität gestellt worden seien: Die Wiedererstarkung Deutschlands und die feste und vollständige Einheit des deutschen Volkes. Der neue Eisenring, den man um Deutschland in Mitteleuropa und um Italien im Mittel­

ferinnen des Warenhauses zum Teil aus den Fenstern springen mußten, um sich zu retten. Nach bisherigen Angaben haben vier Angehörige des Warenhauses hierbei den Tod gefunden.

Die Feuerwehr hat eine lange Schlauchleitung bis zum alte» Hafen gelegt» um genügend Wasser zur Verfügung zu haben. Die Feuerwehr von Lyon ist mit einem Sonderzug nach Marseille abgereist. Außerdem sind noch die Wehren aus Toulon an­der Flugschule von Jstres und Sason herangezogen worden.

Nach bisher unbestätigten Meldungen aus Marseille ist mit 20 Todesopfern zu rechnen. Bei dem allgemeinen Durcheinan­der, das der Riesenbrand hervorgerufen hat, lassen sich zur Zeit noch keine genauen Angaben hierüber beschaffen.

von Ribbentrop in Rom

Herzlicher Empfang auf dem Bahnhof

Rom, 28. Okt. Reichsaußenminister von Ribbentrop ist a» Donnerstag abend in Rom eingetroffen. Der italienische Außen­minister Graf Ciano, der mit Vertretern von Partei und Be­hörden, darunter Minister Alfieri und den höheren Beamte» l)es Palazzo Ehigi, auf dem Bahnsteig erschienen war, begrüßt» )en Reichsautzenminister auf das herzlichste. Zu seinem Empfang war außerdem Botschafter von Mackensen in Begleitung sämt­licher Mitglieder der Botschaft sowie Vertreter der Landes- an» ttsgruppe der NSDAP, erschienen. Ferner sah man den Boe» chaster Nationalspaniens sowie die Gesandten von Ungarn und Lüdslawieu und den Geschäftsträger von Mandschukun. Nach »ein Vbschreilen der Ehrenkompagnie begleitete Graf Tiono de» ieurschen Reichoaußenminister z» seinem Hotel.

Merrebrmg v. Mbeiltrov-Sme

Rom, 28. Okt. Reichsminister des Auswärtigen v. Rib­bentrop hat am Freitagnachmittag mit dem italienischen Regierungschef im Palazzo Venezia in Anwesenheit von Außen­minister Graf Ciano eine annähernd zweistündige Unterrednng gehabt. Wie verlautet, werden die Besprechungen am Sams- tagvormittag fortgesetzt.

Politische Parteien in der Karyatho-Mraine verboten

llzhorod, 28. Okt. Die Regierung der Karpatho-llkraine bat eine Verordnung herausgegeben, nach der die Tätigkeit der poli­tischen Parteien und ihrer Gliederungen in der Karpatho- llkraine mit sofortiger Wirkung eingestellt wird. Die Sicher­heitsbehörden wurden angewiesen, das schriftliche Material und das Eigentum der Parteien stcherzustellen und ihre Räumlich­keiten zu versiegeln. Der bisherige Ministerpräsident Brody soll verhaftet worden sein.

Eine Abfuhr für Lloyd George

London, 28. Okt. Nachdem bereits Churchill, Eden und der zurückgetretene Kriegsmarineminister Duff Cooper über den Rundfunk nach Amerika gesprochen und für ihre Privatpolitik plädiert hatten, ist nun auch Lloyd George in einer Rundfunk- Rede nach Amerika hervorgetreten. England habe seine Ehre verloren, dafür aber keine Ruhe gefunden. Einer nach dem an­deren sei China, Abessinien, Spanien und jetzt die Tschecho­slowakei, die auf das englische Wort vertraut hatten verkauft worden. Der Friede, der gewonnen sei, sei ein schlechter Friede. England habe Leu Respekt der Welt verloren. Das Schlußwort Lloyd Georges:Am Ende wird der Krieg, und zwar der Krieg oh«e Freunde sein", zeigt deutlich genug, i« welcher Richtung fedl und seiner Gesi nnungsg e n ossen Gedanken laufe». ^

dklminsäMsslile mb Schwimmbäder M GefolMaftsmWieder

lleber 50000 Wohnungen mit Reichspostmitteln erbaut Dr. Ley und Dr. Ohnesorge sprachen

Frankfurt a. M., 29. Okt. Im Rahmen der Reichsarbeits- tazimg des Heimftättenamtes der DAF fand am Freitagabend m Frankfurter Hippodrom ein Reichsappell der Heimstätten- wÄter statt, die hier ihre erste Großkundgebung abhielten.

Eauleiter Reichsstatthalter Sprenger eröffnete die Ta- K"g> der zahlreiche Ehrengäste der Partei, der Behörden und d« Wehrmacht, sowie Gefolgschastmitglieder der Reichspost beiwohnten.

Anschließend sprach Reichspostminister Dr.-Jng. c. h. Ohne- !"rge überBetrieb und Wohnstätte":

Alle großen repräsentativen Bauten des Nationalsozialismus dienen der Gemeinschaft. Der Nationalsozialismus denkt nicht uur wie das Zweite Reich an den äußeren Eindruck, sondern vor allem an die Menschen, die in den Gebäuden schaffen, und an deren Arbeitsbedingungen. So wurde die Forderung hin­sichtlich der Schönheit des Arbeitsplatzes erhoben. Ich kann - dekanntgeben, daß alle Neubauten der Deutschen Reichspost für mittlere und große Betriebe besondere Säle von entsprechendem Aaum und Flächeninhalt für Gemeinschaftsveranstaltungen er­halten werden, die wirklich so groß sein sollen, daß auch Be­triebssport in ihnen geübt werden kann, und daß die größten Armier wie das Postscheckamt Berlin auch eine Schwimmhalle als Gegenkraft gegen die zermürbende Einwirkung heißer Som- chksia^ erhalten werden.

, Für die Wohnungsfllrsorge der Deutschen Reichspost werden ua Haushalt die erforderlichen Mittel zur Verfügung gestellt.

Während im Jahre 1933 für die Wohnungsfürsorge der Reichs-

. post 3 837 000 RM ausgegeben wurden, betrug diese Summe im ! Jahre 1937 12 943 000 RM und wird voraussichtlich 1938 rd. ! 17 Millionen RM betragen. Bis Ende März 1938. find mit j diesen Beträgen 5387 Reichsdienstwohnungen und 7144 Reichs­mietswohnungen gebaut, sind 37 817 Postdarlehenswohnungen und 393 Kleincigenheime bczuschußt worden. Insgesamt sind also 50 741 Wohnungen mit Mitteln der Reichspost geschaffen worden.

Wir haben erkannt, schloß der Minister, was die Klein­siedlung für den Schaffenden der Post bedeutet, und wir werden planen und gegen die Hemmungen bohren, bis alles Entgegen­stehende überwunden ist.

Hierauf nahm Reichsorganisationsleiter Dr. Ley das Wort. Er ging aus von dem Begriff Sozialismus und seinem Ideen­gehalt, dessen sichtbarste Zeugen wir in den Erfolgen des Natio­nalsozialismus in den letzten sechs Jahren erlebten, und der Deutschland zum Mittelpunkt der Welt erhoben habe.

Dr. Ley forderte mit Rücksicht aus den Kostenaufwand und die Bauflächenbeschränkung eine gesunde und zweckmäßige Mischung zwischen Siedlung und Geschotzwohnungen, wobei im einzelnen Fall auch die Berufsart in Betracht gezogen werden müsse. In ehrenden und herzlichen Dankesworten gedachte Dr. Ley der Bauarbeiter, die an der Westgrenze zum Schutz des Reiches ihre restlose Einsatzbereitschaft unter Beweis gestellt haben. Ihr Beispiel möge allen Volksgenossen Vorbild sein und sie zu gesteigertem Arbeitswillen, Fleiß und Zähigkeit anspornen!

Glückwünsche des Führers na Kenia! Atrckürk

Anläßlich des Eründungstages der Türkei

Berlin, 29. Okt. Der Führer und Reichskanzler hat dem türkischen Staatspräsidenten Ke mal Atatürk anläßlich des 15jährigen Eründungstages der türkischen Republik drahtlich seine Glückwünsche übermittelt. Zugleich hat der Führer ihm seine besten Wünsche für baldige völlige Genesung zum Ausdruck gebracht.

Mussolini an die Echwarzhemden

Ansprache vom Ballon des Palastes Venezia

meer habe schmieden wollen, sei zerbrechlicher als Glas gewesen. Zuversichtlich und unter den besten Voraussetzungen trete man in das Jahr 17 ein.

Popolo di Roma" erklärt, Italien und Deutschland müßten noch lange Seite an Seite weitermarschieren und noch manch harte Probe bestehen. Das Blatt begrüßt dann Rcichsaußen- minister von Ribbentrop, dessen Anwesenheit in der Hauptstadt des Faschismus am Jahrestag des Marsches auf Rom die enge Verbundenheit der beiden Revolutionen und der Leisen Völker zum Ausdruck bringe.