Heimatzeitung der Kreise Calw und Freudenstadt — Amtsblatt der Stadt Altensteig
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Nummer 2S3
I
Altensteig, Freitag, den 28. Oktober 1938
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Ein Reich, ein Volk, ela Wille, eine Zukunft
Der letzte Tag der ersten großen Sndetenreise des Führers — Abschluß in Nikolsburg
Nikolsburg. 27. Okt. Der letzte Tag der ersten großen Reise des Führers in das sudetendeutsche Gebiet führte nach Nikols- d » rg und Pohlitz.
Die Fahrt durch das Gebiet von Nikolsburg
Am frühen Morgen hatte die Bevölkerung von Laa an der Thaya den Führer begrüßt, dessen Sonderzug dort die Nacht über gehalten hatte. Schon im ersten Morgengrauen waren Tausende herbeigeströmt, die nun schweigend und begeistert dem Augenblick eutgegenharrten, wo sie den Führer sehen konnten. Kaum ein Laut störte die morgendliche Stille. In großartiger Disziplin harrten die Einwohner von Laa aus. Dann aber zerriß plötzlich ein einziger Aufschrei die Stille. Der Führer war an das Fenster seines Wagens getreten. Ein Jubelsturm brach los, der minutenlang anhielt und noch nicht verebbt war, als der Zug des Führers den Bahnhof schon lange verlassen hatte.
Gegen 9 Uhr wurde Nikolsburg zum erstenmal erreicht, diese Hochburg des Deutschtums im südmährischen Land, jene Stadt, die schon einmal in der Geschichte Deutschlands eine Rolle spielte durch den Friedensschluß, der in ihren Mauern den Bruderkampf zwischen Deutschen beendete. Jetzt fährt der Führer langsam in die fahnenübersäte, blumen- und girlandengeschmückte Stadt ein, über der auf Burg und Schloß die Flagge des Dritten Reiches weht.
Der Führer kann sich nicht lange in Nikolsburg aufhalren. So verklingt denn bald der betäubende Jubel wieder hinter der Wagenkolonne und ein weites und reiches Land tut sich vor dem Führer auf, ein Land, in dem Mais, Wein und Korn reifen, likeberall auf den Feldern stehen noch die Eetreidemieten auf- getürmt, goldgelb hängen die Maiskolben unter den Dachfirsten der Häuser und die Butten der Weinpressen stehen vor deu Kellern.
Die Straßenkreuzungen und Wege sind umsäumt von Tausende» von Menschen, die von nah und fern herbeigeeilt sind aus de» Dörfern rundum, um, mit Spruchbändern, Fahnen und Blusen grüßend, dem Führer ihren Dank und ihre Freude zu bezeugen. Immer wieder zerschneiden Befestigungsanlagen die Lecker. Bunker und Drahtverhaue, Tanksperren und Schützengräben sind angelegt und ziehen sich über die Straßen und die Senken hinweg. An dieser Linie ist abzuschätzen, daß die Tschechen tatsächlich vorhatten, die Talsperre von Frain zu sprengen und so den ganzen Unterlauf der Thaya in eine einzige Schlamm- und Sumpfwüste zu verwandeln.
Die Dörfer, die der Führer durchfährt, haben ihr schönstes Kleid angelegt. Hier stehen große stattliche Bauernhäuser, die geradezu vor Sauberkeit blinken und blitzen und die nun über rmd über mit Tannengrün und Blumen, mit Bildern, Sprüchen «nd Fahnen geschmückt sind. Hell leuchtet das Weiß der Kopftücher der Frauen aus dem dunklen und ernsten Grau der Män- jnerkleidung, die die Tracht der Angehörigen der Sudetendeut- sthen Partei ist, herüber.
Kohlitz wird passiert, Wolframitz, in dem groß und trotzig ein tschechischer Schulhausneubau steht, der ausreichen würde, um die Kinderzahl einer mittleren Kleinstadt zu unterrichten. Dann taucht plötzlich Dürnholz auf, dessen Frauen sich in wunderbarer farbenprächtiger Tracht präsentieren, die eine Heiterkeit und Freude ausatmen, die nun wieder zu der Stimmung der Bevölkerung paßt, die jubelnd den Befreier und Führer aller Deutschen begrüßt.
Kundgebung in Rikolsbnrg
Gegen 11.30 Ahr kehrt der Führer dann nach Rikolsburg zurück, das sich inzwischen zu einer ergreifenden Kundgebung gerüstet hat. Die Tage vor der Befreiung waren für diese Stadt besonders schwer. Fünf Deutsche wurden hier noch in der letzten Septemberwoche von den Tschechen erschossen. In dem großen baal des Rathauses, in dem der Bürgermeister nun den Führer ^grüßt, haben sich auch die Angehörigen dieser Blutzeugen des sädmährischen Freiheitskampfes eingefunden. Der Führer begrüßt die weinenden Frauen, er begrüßt die vaterlos gewordenen Kinder und spricht ihnen Trost und Hoffnung zu. Dann wendet er sich zu den alten Kämpfern der SDP., die gleichfalls im Saal angetreten sind. Auf einem Tisch liegt das Ehrenbuch der Stadt, in das der Führer sich nun einträgt. Schlicht ist die Seite des Ruches aufgemalt, auf die der Führer seinen Namenszug setzt, die ist mit dem Stadtwappen und dem Datum geziert und dem Spruch:
»Heute ist der allerschönste Tag — unser Führer ist in Nikols- bvrg.« Und das, was diese beiden schlichten Zeilen ausdrücken, das ist das Gefühl, das die Tausende beseelt, die draußen auf dem Marktplatz stehen und deren Jubelschrei nun die Luft zerbißt, als der Führer auf den Balkon des Rathauses hinaus- iritt, um zu den Südmährern und Nikolsburgern zu sprechen.
Der Führer spricht
Der Führer erinnert einleitend daran, daß vor mehr als 70 Jahren diese Stadt schon einmal im Mittelpunkt eines große« deutschen Geschehens stand, als hier der Vruderkampf durch den in dieser Stadt geschlossenen Frieden sein Ende fand. Der Füh
rer weist darauf hin, daß die deutsche Nation seitdem einen schweren Weg der Trennung und des tiefsten Leides gehen mußte, um all das zu beseitigen, was dem größeren Deutschen Reich trennend entgegenstand. Aber heute sei nun dieses Reich, das so viele Generationen ersehnt hatten, Wirklichkeit geworden.
Der Führer schildert, wie das Reich in schweren Kämpfen und hartem Ringen endlich zu seiner heutigen gewaltigen Größe gewachsen sei. In atemloser Stille lauschen die Nikolsburger dem Führer und begierig nehmen sie jedes seiner Worte auf, in denen er ihnen den Blick für die geschichtliche Größe dieser Stunde öffnet. Als der Führer dann aber sestftellt, daß heute das Reich die Erfüllung dieses jahrzehntelangen Kampfes vollziehe und daß eine große Wehrmacht dieses Reich «nd seine Angehörige» schütze, da bricht sich die unermeßliche Begeisterung der Nikolsburger in einem brausenden Beifallssturm Bahn, der dem Führer minutenlang entgegenwogt.
In mitreißenden Worten spricht der Führer von dem Wunder der Volkwerdung der deutschen Nation und von der geschlossene« Einheit des Reiches. Wen» jeder Deutsche es gelernt
immer und zu allererst Deuticher zu sein, dann werde das Reich machtvoll und gesichert in die Ewigkeit Hineinrügen.
Anter nicht endenwollenden Kundgebungen überströmender Dankbarkeit und hingebungsvoller Treue, die nur der ermessen kann, der sie unmittelbar miterlebte, 'chließt der Führer sodann:
„Zum Abschluß dieser meiner ersten Reise durch das sudetendeutsche Gebiet habe ich diesen Ort gewählt, denn hier hat einst eine tragische Entwicklung ihren Ausgang genommen, und in diesem Ort soll diese Entwicklung nunmehr als abgeschlossen
gelten: Ein Volk und ein Reich, ein Wille und damit eine gemeinsame Zukunft! Deutschland Sieg-Heil!"
Mit heiliger Inbrunst singen die Nikolsburger die Hymne« der geeinten deutschen Nation und minutenlang jubeln sie dem Führer zu, der vom Balkon unablässig die treuen südmährische« Deutschen grüßt.
Konrad Henlein schließt mit einem Sieg-Heil auf Eroß- deutschland und seinen herrlichen Führer die denkwürdige Stunde«
Dann verläßt der Führer wieder, begleitet von einem jubeln» den Spalier überglücklicher Menschen, die Stadt. Nikolsburg^. die Stadt, in der einst Friedrich der Große und Bismarck scho» weilten, hat seinen größten Tag erlebt.
MmelllmbWer Einspruch
gegen neues „Staatsschutzgesetz"
Memel, 27. Okt. Der Msmelländische Landtag hielt eine Sitzung ab, auf deren Tagesordnung als einziger Punkt der Protest gegen das von der litauischen Regierung dem litauischen Sejm oorgelegte neue „S't a a t s s ch u tz g e s e tz" stand. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab das Landtagsprästdium bekannt, daß der Gouverneur gegen vier kürzlich vom Landtag beschlossene Gesetze erneut sein Veto eingelegt habe.
Zur Tagesordnung war eine Interpellation der memeldeutschen Einheitsliste an das Direktorium eingegangen, in der dieses um Stellungnahme zu dem Gedanken eines eigenen memelländischen Staatsschutzgesetzes ersucht wurde. Präsident Baldszus legte dem Landtag den Briefwechsel vor, den das Direktorium im Frühjahr 1834 unmittelbar nach Erlaß des litauischen Staatsschutzgesetzes mit dem damaligen Gouverneur des Memelgebietes Navakas geführt hatte. Baldszus belegte dadurch, daß bereits damals das Memelgebiet gegen dieses statutwidrige Gesetz Einspruch erhoben habe. Damals seien nach stürmischer Aussprache Landtag und Direktorium einmütig zu dem Ergebnis gekommen, daß auch der Erlaß eines memelländischen Sondergesetzes nichts an der Tatsache geändert hätte, da das Memeldeutschtum und die autonomen Behörde« unter einen minderen Rechtsschutz gestellt seien als das litauische Volkstum und die litauischen Behörden im Memelgebiet. An dieser Lage habe sich bis heute nichts geändert.
Der Landtag nahm von dieser Antwort zustimmend Kenntnis.
Abgeordneter Monin als Sprecher der Einheitsliste entwickelte dann in scharfem Gegensatz zu den Behauptungen des Innenministers Leonas im litauischen Sejm ausführlich die Gründe, aus denen das autonome Memelgebiet allein für die Strafgesetzgebung zuständig sei. Die Souveränität sei auch Litauen nur unter den Bedingungen des Memelstatuts übertragen; aus dem
Besitz der souveränen Rechte könne daher niemals eine Einschränkung der statutsgemäßen Rechte der autonomen Eebiets- verwaltung hergeleitet werden. Abgeordneter Monin führte weiter aus, daß die bürgerlichen Grundrechte, Vereins-, Versamm- lungs- und Pressefreiheit im Memelstatut verankert seien, durch das Staatsschutzgesetz praktisch aber völlig aufgehoben würde«. Er schloß mit einem scharfen Protest hiergegen namens der memeldeutschcn Einheitsliste, also namens 24 von de« 29 Abgeordneten des Landtages.
In der weiteren Aussprache ergänzte Abgeordneter Bingau die Ausführungen des Abgeordneten und Vizepräsidenten Monin, wobei er gleichfalls gegen die Sejm-Rede des litauischen Innenministers Leonas Stellung nahm und in scharfer Form die Unterstellung zurückwies, als lägen der Haltung der Memelländer fremde Einflüsse oder die Tendenz zugrunde, Unruhe zu provozieren.
Entgegnungen der litauischen Abgeordneten Gadlius und Pranaitis, die eine Umarbeitung des litauischen Staatsschutzgesetzentwurfes in Aussicht stellten, gingen trotz energische« Eingreifens des Landtagspräsideten zum Teil im Lärm des Publikums und im Gesang des Memelland-Liedes und anderer deutscher Lieder unter.
Der Eesamtverlauf der Sitzung, die von vielen ausländische« Pressevertretern, darunter auch englischen und norwegischen, verfolgt wurde, zeigte eindringlich, daß der litauische Staat i« der Frage des Staatsschutzgesetzes sich im Memelgebiet einer geschlossenen Abwehrsront gegenüber befindet, die — aus bodenständigem Volkstum zusammengesetzt — mit den Erfahrungen der 15 Jahre seit der Besetzung durch Litauen rechnet und sich auf das Bewußtsein ihrer unantastbaren memelländischen Rechte stützt.
Sala-ier zur voWcheu Lage
Rechtfertigung des Münchener Abkommens — Scharfer Verweis an die kommunistische Adresse
Paris» 27. Okt. Vor mehr als 2000 Vertretern aller Provinzverbände des Mutterlandes und der Kolonien und einer großen Anzahl von Journalisten hielt auf dem Radikalsozialen Parteikongretz in Marseille Ministerpräsident Daladier seine ange- kundigte Rede. — Er wandte sich zunächst der Außenpolitik W.
Die Tatsache, die alles übrige beherrsche, sei die, daß der Friede, der verloren schien, gerettet worden sei, und daß alle Probleme in Frieden gelöst werden müßten. Zur tschechische« Krise legte er Wert auf die Feststellung, „zu bekräftigen, daß Mr die gesamteuropäische Zivilisation, für unser Freiheitsideal,
Lord Starchope Marineminister
Die Veränderungen im englischen Kabinett
London, 27. Okt. Wie amtlich bekannt gegeben wurde, ist Lord Stanhope als Nachfolger von Duff Cooper zum Ersten Lord der Admiralität ernannt worden, während der bisherige Lordsiegelbewahrer Earl de la Warr den Poste« Stanhopes als Erziehungsmini st er übernimmt. Für de« verstorbenen Dominienminister Lord Stanley ist bisher kei« Nachfolger ernannt worden.
Wie von gut unterrichteter Stelle verlautet, wird Kolonial- minister Malcolm Macdonald gleichzeitig die Geschäfte des Dominienministers fübren.
für unser Land, ja, selbst für die Tschecho-Slowakei, die Lage, di« sich aus dem Münchener Abkommen ergibt, der Lage vorzuziehen ist, die heute bestehen würde, wenn man den Krieg nicht vermieden hätte."
„Das Münchener Ereignis war ein Ereignis der Vernunft und ich verstehe nicht, oder wenn man will, ich verstehe allzugut einen gewissen Feldzug, der sich gegen dieses Abkommen abzeichnet. Habe ich nicht das Recht zu sagen, daß gewisse Leute, die Vertreter einer unduldsamen Heftigkeit waren und wieder geworden sind, die bis zum Kriege ging, in dem Augenblick, wo die Gefahren sich häuften und wo die furchtbare Wirklichkeit nur noch eine Frage von Stunden und Minuten war, nur noch den Beweis einer schwankenden Entschlossenheit abgelegt haben — um nicht noch mehr zu sagen."
Daladier wandte sich dann besonders den Kriegshetzern in der Dritten Internationale zu und erklärte: Gewiß kann eine Partei mir sagen, daß sie immer Anhänger der Unduldsamkeit war, selbst wenn diese zum Kriege führen sollte, und daß sie die Verhandlung in München verurteilt hat. Das ist die kommunistische Partei. Die unduldsame Heftigkeit dieser Partei hat meine Aktion paralysiert. Ist nicht die Stellung Frankreichs dadurch geschwächt worden, daß ihre Blätter und Redner in grober Weise Chamberlain angriffen, der mit einem bewunderungswürdigen Glauben für den Frieden gearbeitet hat? Haben sie