Schützengräben werden jetzt so? anserea Geschützen beschossen. Auch mehrere von den Russen gemachte neue Wege werden beschossen. Von unseren bei der Kapitulation der Forts gefangenen Soldaten sind einige aus der Festung geflohen und haben unsere Truppen erreicht. Die Flüchtlinge erzählen, daß man in Przemysl schon vor einer Woche wußte, daß die Russen in den Karpathen und in Galizien katastrophal geschlagen wurden. Während der russischen Offensive in den Karpathen wurden mehr als 200 OVO verwundete russische Soldaten über Przemysl befördert. Am 5. Mai begann man in Przemysl die Munitionsmagazine und den größten Teil der Krankenhäuser, sowie den größten Teil der überflüssigen Munition zu entfernen. Auch Zivilpersonen wurden befördert. Die russische Militärbehörde hat in den letzten Tagen mehrere vornehme Zivilpersonen verhaftet. Die Bevölkerung von Przemysl weiß aus den! ununterbrochenen Kanonendonner aus der Gegend von Liszko, Sanok und Rzezow, daß die Befreiung von Przemysl nahe bevorsteht.
Eingeständnis der russischen Niederlagen.
Paris, 17. Mai. Der „Temps" schreibt: Die Ausdehnung, die der russische Rückzug in Westgalizien und selbst in Polen angenommen hat, läßt sich nicht mehr leugnen. Südlich der Weichsel hat der Feind den San oberhalb und unterhalb Sanoks überschritten und die riöhe im Südwesten von Dabromil und Sambor erreicht. Er nähert sich Przemysl. von dem er noch einige 20 km entfernt ist. Die österreichischen Truppen, die sich am Uzsoker Paß befanden, rücken ebenfalls über Turka gegen Sambor vor. Die Deutschen haben aber nicht nur in Galizien eine heftige Offensive ausgenommen, auch im Nordosten der Nida sind sie über Kielce bis zur Pilica vorgerückt, wo sie bis auf hundert Kilometer an Warschau herangekommen sind.
Der Luft- und Seekrieg.
Deutsche Luftschiffe über England.
London, 18. Mai. (Reuter.) Ein Lotse, der heute an Land kam, hat mitgeteitt, daß er 4 Meilen von Northsorslond 5 deutsche Luftschiffe sah. die in nordwestlicher Richtung landeinwärts flogen. Er sah Feuerblitze, als Bomben geworfen wurden. Die Luftschiffe müssen sich später zerstreut haben, denn eines flog 2 Uhr morgens Über Deal. Auf die Stadt wurden keine Bomben geworfen, aber mehr als 20 fielen in die benachbarten Felder.
Deutsche Nebelbomben.
Berlin, 8. Mai. Die „Times" verbreitet, nach einer Amsterdamer Meldung des „Berliner Tageblatts", die Nachricht über verhängnisvolle Nebelbomben, die angeblich die neueste deutsche Erfindung bilden. Diese Bomben würden aus Zeppelinen geworfen und verbreiten bei der Explosion einen so undurchdringlichen Nebel, daß die Luftschiffe gegen Angriffe von Fliegern geschützt seien.
1 Zeppelin gegen 8 Flugzeuge.
Rotterdam, 18. Mai. Das amtliche englische Pressebureau meldet laut „Lokalanzeiger": Ein Zeppelinluft- fchiff, das R-amsgate angriff, wurde von Flugzeugen aus Eastchurch und Westgate bis in die Nähe des Leuchtschiffes von Wefthinder verfolgt. Später, als der Zeppelin in der Nähe von Newport war, wurde er von acht Flugzeugen aus Dünkirchen angegriffen. Ein Flieger warf aus einer Höhe von etwa 200 Fuß vier Bomben auf diesen herab. Man sah aus einer Abteilung des Luftschiffes eine Rauchsäule aufsteigen. Der Zeppelin stieg darauf auf eine Höhe von 11 000 Fuß. Man glaubt, daß er schwer beschädigt wurde. Unsere Flieger, die dem Schnellfeuer des Zeppelin ausgesetzt waren, erlitten keine Verluste. — Es ist merkwürdig, daß diese 8 Flieger nicht festzustellen vermochten, was dem Zepeplin eigentlich „passiert" war.
2 englische Panzerkreuzer gesunken.
Berlin, 18. Mai. Wie dem „Berliner Tageblatt" aus Athen berichtet wird, teilte der Präfekt von Mytilene dem Ministerium mit, daß zwei englische Panzerkreuzer am Samstag in den Dardanellen ans Minen gestoßen und mit der Mannschaft gesunken find. Der Kampf bei Eallipoli verlaufe weiter ungünstig und verlustreich für die Verbündeten.
Unstimmigkeiten
im englischem Marineministerium.
London, 18. Mai. Der Marinemttarbeiier des Daily Telegraph erfährt, daß in politischen Kreisen das Verhältnis des ersten Lords der Admiralität Churchill zn« ersten Seelord Fisher erörteri wird. Man erzählt, daß es am Samstag zwischen ihnen zu einem Wortwechsel gekommen sei. Man weiß nicht, was das Kabinett beschlossen hat, glaubt aber, daß Fisher sei« Amt niederlegen und dies heute im Unterhaus bekannt geben wird.
Deutsche U-Booteander spanisch-französischen Küste.
Berlin, 18. Ma-i. Aus dem Haag wird unter dem 17. Mai der „Tägl. Rundschau" gemeldet: Eine Depesche des „Nieuwe Rotterdamschen Courant" meldet, daß der englische Dampfer „Helena" mit 6000 Tonnen Inhalt mit Getreide aus Argentinien nach England unterwegs in voriger Woche an der spanisch-französischen Küste die Anwesenheit deutscher Unterseeboote drahtlos gemeldet hat. Seitdem fehlt von dem Dampfer jede Nachricht. Er ist bereits überfällig geworden.
Eine neutrale Stimme zum deutschen U-Bootkrieg.
(WTB.) Haag, 18. Mai. Die holländische Zeitung ,De Nesidentlebode" führt zum Lusitaniafall aus, sehr gewichtig sei die Tatsache, daß zu Anfang des auf den Aushungerungskrieg hin unternommenen Unterseebootskrieges jeder englische Dampfer die erforderliche Zeit zur Rettung seiner Bemannung erhalten habe. Erst infolge des englischen Borgehens, Unterseeboote zu überfahren, Kauffahrteischiffe zu bewaffnen, Schiffe anscheinend anhalten zu lassen, und dann plötzlich auf das Unterseeboot zu schießen, sei die Untersuchung der Schiffe und die Rettung ihrer Bemannung unmöglich gemacht worden. Die Schuld hiefür treffe England. Ferner falle die bisherige Nichtveröffentlichung der Frachtgutliste der „Lusitania" auf. — Auch die Zeitung „Het Vader- land" betont, das Stillschweigen Englands und Amerikas zu der deutschen Beschuldigung, die „Lusitania" habe Kriegsmaterial an Bord gehabt, sei auffallend. — Vielleicht liest die amerikanische Regierung noch einmal solche Urteile, aber es ist nach der dialektischen Leistung ihrer letzten Note wohl nicht anzunehmen, daß sie dadurch eine andere Anschauung gewinnt. In Amerika regiert nicht Recht, Freiheit und Moral, sondern — der Dollar, und dessen Interessen sind ja in diesem Kriege bisher genügend gewahrt worden.
Die Neutralen und der Krieg.
Das Balkanproblem.
Köln, 18. Mai. Die „Kölnische Zeitung" meldet aus Sofia vom 16. Mai: Die hiesige Presse bringt angeblich aus Berlin die Mitteilung, daß Bulgarien durch eine Note an Deutschland und Oesterreich-Ungarn zu wissen verlangt habe, welche Zugeständnisse Bulgarien gegebenenfalls von Deutschland und Oesterreich-Ungarn erlangen werde. Hierauf habe Bulgarien die Versicherung erhalten, daß ganz Mazedonien, ferner ein Teil von Alt-Serbien, sodann von Griechenland Serres. Drama und Ka- valla, sowie einen Teil der rumänischen Dobrudscha und von der Türkei eine Grenzverbesserung an der MaritzaundbeiKirk-KilisseBulgarienverbürgtwerde. In dieser Nachricht ist viel Phantasie enthalten. Deutschland und Oesterreich-Ungarn haben Bulgarien über die guten Erfolge einer günstige« Haltung Bulgariens keinen Zweifel gelassen, aber bisher in Anbetracht der noch ausstehenden Entscheidung keine Bürgschaft für irgend welchen Gebietszuwachs Bulgariens übernommen. Noch weniger ist über- Haupt erwogen worden. Bulgarien heute schon rumänisches oder griechisches Gebiet zu versprechen, solange die Haltung dieser beiden Staaten keine feindliche ist. Schließlich ist bekannt, daß Deutschland etwaige Verhandlungen über bulgarisch-türkische Abgrenzungen diesen beiden Ländern überläßt in der Ueberzeugung, daß die Gemeinsamkeit ibrer Interessen ihnen den Weg zur Verständigung offen halten wird.
Rumänien.
Budapest, 18. Mai. Die Bukarester „Moldowa" In den Kreisen der die Regierung unterstützenden Politiker verstärkt sich die Ueberzeugung, daß kein wie immer geartetes Verhalten Italiens eine Aktion Rumäniens nach sich ziehen werde. Rumänien werde auch weiter die Politik des bewaffneten Znwartens befolgen.
Bulgarien.
(WTB.) Wien, 18. Mai. Der Sonderberichterstatter der „Neuen Freien Presse" hatte in Sofia Unterredungen mit hervorragenden bulgarischen Staatsmännern, worüber er folgendes berichtet. Der Ministerpräsident Radoslawow erklärte: Bulgarien beobachtet und wird auch weiterhin die strengste Neutralität beobachten. Der Finanzminister Tonischem gedachte besonders des Eintretens Oestveich-Ungarns auf der Bukarester Friedenskonferenz zum Schutze Bulgariens und betonte, Bulgarien glaube unter den gegenwärtigen Verhältnissen der Monarchie und ihren Verbündeten durch nichts nützlicher sein zu können, als durch strenge und loyale Neutralität. Er sprach die Hoffnung Bulgariens aus. daß Oesterreich-Ungarn und Deutschland nach dem Kriege den territorialen Preis dafür bestimmen würden. Der
Vizepräsident der Sobranje, der Stantbulowist Mo«- tschilow erklärte: Für meine Partei gibt es keine andere Politik als die der Freundschaft mit Oesterreich- Ungarn und daher auch mit dem Deutschen Reiche. Er sagte: Durch unsere Neutralität haben wir es der Türkei ermöglicht, in den Krieg miteinzutreten. Durch unsere Neutralität halten wir sowohl Griechenland, als auch Rumänien in Schach. Aus dieser Haltung werden wir uns durch keinerlei Liebesgänger herauslocken lasten.
Bulgarisch-rumänische Mililärkonvenlion?
Sofia, 12. Mai. „Utrv Rostij" meldet aus Bukarest, daß zwischen der bulgarischen und der rumänischen Regierung ein Abkommen zustande gekommen sei. Es handle sich um nichts weniger als um eine Militär-Konvention zwischen den beiden Staaten. Es soll zwischen den beiden Regierungen eine Verständigung über die wichtige Frage, wie sich Rumänien verhalten würde, zustande gekommen sein. Das Blatt stellt, nach einer Meldung an die „Deutsche Tageszeitung", fest, daß die Kriegsbegeisterung in Rumänien sehr nachgelassen habe, dagegen in Bulgarien gewachsen sei. Allerdings besitze der Dreiverband in Bulgarien wenig Sympathien.
Revolution in Portugal.
(WTB.) Lissabon, 18. Mai. (Agence Havas.) Der neue Ministerpräsident Chargas, der sich von Oporto nach Lissabon begeben wollte, um fein Amt anzutveten, ist auf dem Bahnhof Entrocamento von dem Senator Joao Freitas durch Revolverschüste schwer verletzt worden. Freitas wurde von Gendarmen niedergeschlagen und getötet. Chargas wurde nach Lissabon gebracht. Die Unruhen haben wieder begonnen.
Vermischte Nachrichten.
Zu den Ausschreitungen in London.
(WTB.) London, 18. Mai. Die gestrigen „Daily News" lesen den Londoner Polizeirichtern den Text und sagen: „Einer der unerfreulichsten Züge der Ausbrüche von gesetzwidrigen Gewalttaten in der letzten Woche ist die Haltung gewisser Polizeirichter gewesen, die nur ganz geringfügige Strafen verhängt oder Festgenommene auch ohne weiteres freigelasten haben und im allgemeinen getan haben, was möglich gewesen fei, um den Eindruck zu erwecken, als hätten die ihnen vorgesührten Personen sich schlimmsten Falles eines ehrlichen Ueber- eifers schuldig gemacht. Ein Polizeirichter sei so weit gegangen, einem Aufrührer zu sagen, daß er auf eine Provokation durch die Regierung gehandelt habe.
Einem dringendem Bedürfnis
genügt der Wiener „Kikeriki". Er veröffentlicht folgende
Dichtkarte für Kriec
isdichter nach dem Muster der Brotkarte.
Krieg
Sieg
Wut
Blut
Ausweis
über den Verkauf von Reim u. Vers
1. Woche
Freud
Leid
Herz
Schmerz
Kampf
Dampf
Schlacht
kracht
Das Dichten und der Verkauf der Dichtungen beim Greisler und Kasstrcher nach dem Gewicht ist nur gegen Vorlegung und Abtrennung eines entsprechenden Abschnittes zulässig.
Feld
Held
Zahl
Qual
Serben
gerben
Ruß
Schuß
Brot
Not
heut'
Zeit
Nicht übertragbar.
Abdruck der Verse verboten. Zuwiderhandlungen werden mit Entziehung der Dichterlizenz bestraft. Der Statthalter.
Franzos
Stoß
Britt
Tritt
Wende
Ende
Frieden
beschieden
Ach ja!-(Die Schrtstl.)
Aus Stadt und Land.
Calw» den 19. Mai 1915.
Verlustliste des Oberamtsbezirks Calw.
(Amtliche wkrttemdergtsch« Berlnstltfte Nr. 182, 183 u. 184.) Infanterie-Regiment Nr. 128, Stuttgart.
Zu Verlustliste Nr. 170: Musk. Gottfried Beutler, Holzbronn, bish. verw., gest.
(Aus der preußischen Verlustliste Nr. 206 und 211.) Grenadier-Regiment Kaiser Wilhelm I., Nr. 110.
Gren. Johanne- Rammseier, Hirsau, bish. verm., i. Gefgsch.
Infanterie-Regiment Nr. 97.
Musk. Ernst Lutz, Dachtel, gef.
Bom Roten Kreuz.
Dem neuesten Monatsbericht des Mürttember- gischen Landesoereins vom Roten Kreuz für den Monat April ist zu entnehmen, daß die Arbeiten auch im April einen befriedigenden Fortgang ge-