Ergründet 187/

Tannen"

^

" x.»

Mschricht«- «ck M«Ms«MrLL für die Oberarntsbezirke Nagold, Calw, Freudenstadt und NeuenLürO

Nr«pr.: Monatl. d. Post 1.20 einschl. 10 F Beförd.-GeL., zuz. 60 F Zustellungsgeb.: d. Ag. /iZ einschl. 20 F Austrägergcb.: Einzeln. 10 F. Bei Nichterscheinen der Zeit. ins. höh. Eewal Lelriebsstür. besteht kein Anspruch auf Lieferung. Drahtanschrift: Tannenblatt. / Fernruf 321

Anzeigenpreis: Die einspaltige Millimeterzeile oder deren Raum 5 Pfennig. Text­millimeterzeile 15 Pfennig. Bei Wiederholung oder Mengenabschluß Nachlaß nach Preisliste. Erfüllungsort Altensteig. Gerichtsstand Nagold.

Nummer 180

Altensteig, Freitag, den 3. August 1838

«1. Iah -4 a«,

Ser renW-stanzSsifche Wirtschaftsvertrag

Das neue Zusatzabkommen

Nach Ablauf des ersten Jahres des deutsch-französischen Wirtschaftsvertrages vom 10. Juli 1937 wurde fetzt im Auswärtigen Amt ein Zusatzabkommen zu dem deutsch-fran­zösischen Abkommen über den Warenverkehr und über die Zahlungen aus dem Warenverkehr unterzeichnet und in Kraft gesetzt.

Die deutsch-französischen Verhandlungen, die in der Zeit vom 10. Juni bis 20. Juli in Paris und vom 26. Juli bis 2. August in Berlin geführt worden sind, haben sich recht schwierig gestaltet. Aus der Eingliederung Oester­reichs hatten sich Interessengegensätze ergeben, die nicht leicht zu Überdrücken waren. Schließlich konnte doch ein Aus­gleich gefunden werden, mit dem beide Teile zufrieden sein können. In den finanziellen Fragen ist eine ähnliche Re­gelung getroffen worden, wie sie in dem deutsch-englischen Abkommen vereinbart worden ist. Das gilt vor allem für dieösterreichischen Vundesanleihen. Der deut- sche Standpunkt, daß nämlich Deutschland weder rechtlich noch moralisch die Rechtsnachfolge der österreichischen An­leihen übernommen hat, ist dabei gewahrt worden. Auch ge- geniiber Frankreich, das ebenso wie England ein Earantie- ftaat für die Anleihen ist, hat sich Deutschland bereit er­klärt, die für die Erfüllung der Garantieverpflichtungen «forderlichen Beträge zu erstatten. Die zum Transfer er­forderlichen Devisen werden aus dem Aufkommen des ge­samten deutsch-französischen Warenverkehrs abgezweigt. Die Devisenspitze der Reichsbank wird dadurch aber nur wenig berührt.

Eine für Deutschland befriedigende Regelung konnte auch in der Zinsfrage erreicht werden. Der Zinssatz der Da- roesanleihe wurde von 7 auf 5 Prozent, der der youngan- lekhe von 5,5 auf 5 Prozent herabgesetzt. Die Ersparnisse a« Zinsen werden zur Amortisation der Anleihen verwen­det, wobei die Tilgung der Dawesanleihe sofort, die der Amnganleihe erst nach zwei Jahren beginnt. Der franzö- Khe Besitzer von Pounganleihe erhält nach dieser Regelung 8 Prozent mehr Zinsen als der englische Besitzer. Bei die­ser Regelung ist nämlich darauf Rücksicht genommen wor­den, daß die französischen Anleihebefitzer wegen des Francs­entwertung bei dem bisherigen Zinssatz tatsächlich weniger «halten als die Anleihebesitzer von Ländern mit fester Whrung. Bei den übrigen Anleihen ist der Zinssatz von bisher 3^ auf 3 Prozent herabgesetzt worden. Der Trans- fir der Zinsen wurde im Rahmen des deutsch-französischen Transferabkommens stchergeftellt. Die Zinsherabsetzung stellt einen Beitrag dar, den Frankreich zum Ausgleich der von Deutschland übernommenen Verpflichtungen leistet, denn der Warenverkehr zwischen Frankreich und Oesterreich beträgt etwa 1 Zehntel des Eüteraustauschs mit dem Alt­reich, während die finanziellen Verpflichtungen Oesterreichs ungleich größer sind.

Während der Verhandlungen über das Zusatzabkommen zmn deutsch-französischen Warenabkommen hatten sich auch daraus Schwierigkeiten ergeben, daß der deutsch-französische Warenaustausch wegen der darniederliegenden französischen Wirtschaft und der Entwertung des französischen Franken eine rückläufige Bewegung zeigt. Bei der Revision der Kon­tingente, die erforderlich geworden ist, konnten aber dis Belange der österreichischen Wirtschaft sowohl bei der Wa­rmaasfuhr als auch bei der Einfuhr, besonders aber die Hlrrreichjschen Rohstoffinteressanten sichergestellt werden. Mich bei den Zollvereinbarungen ist den österreichischen Be­dürfnissen Rechnung getragen worden. Die Zollvorte-le, die »rankreich bisher Oesterreich zugestanden hat, bleiben er­brüten. Bei den Vereinbarungen sind im übrigen, soweit sie wch aus das Altreich erstrecken, die Erfahrungen berücksich- At worden, die in den zwölf Monaten, in denen das deutsch-französische Abkommen in Kraft ist, sich ergeben ha- oen. Auch hierbei ist es gelungen, die Ein- und Ausfuhr- Möglichkeiten, soweit sie kontingentmäßig festgelegt sind, auf alten Höhe zu halten. Eine andere Frage ist es freilich, sich angesichts der Wirtschaftslage Frankreichs der- Ewustaufch tatsächlich entwickeln wird.

Wegen der deutschen Erzbezüge aus Frank­reich wurde das Finanzieruugsabkommen, das vor fünf Atonalen getroffen worden ist, um weitere sechs Monate. Arlängert. Bekanntlich fit die französische Wirtschaft schon ewigen Monaten nicht mehr in der Lage, die Koksmen- die für die Bezahlung der deutschen Erz- öeziche nach dem alten Abkommen erforderlich sind. Deshalb seinerzeit ein besonderes Abkommen getroffen, das Deutschland die Bezugsmöglichkeit von Erz in dem bisheri­gen Umfang, unabhängig von der Abnahme von Koks durch Frankreich sichert.

Leider war es nicht möglich, auch ein Reiseabkovi- ? "rit Frankreich abzuschließen. Es hat sich als anßeror» schwierig erwiesen, für diese Zwecke zusätzlich dest- W Ausfuhren zu ermöglichen. Deshalb mutz der von beide»

SWrlltu de«»«« Guhru» io Mo«

Deutschland fordert Bestrafung der Schuldigen

Berlin, 1. Aug. Die deutsche Gesandtschaft in Prag hat ge­gen die erneute, offenkundig vorsätzliche Ueberfliegung deutschen Reichsgebietes bis zur Stadt Elatz durch tschechoslowakische Mi­litärflugzeuge schärfsten Einspruch bei der tschechoslowakischen Regierung erhoben und Bestrafung der Schuldigen verlangt.

Die Grenzverletzung hat bei der Bevölkerung des Elatzer Verglandes größte Empörung ausgelöst, eine Empö­rung, die umso größer ist, als die tschechischen Militärpiloten mit einer Dreistigkeit sondergleichen vorgingen und sich über­haupt keine Mühe gaben, ihre militärischen Vorhaben zu verber­gen. In ihrer ganzen Durchführung erinnert diese tschechische Aktion an die serienweisen Grenzverletzungen tschechischer Mili­tärflieger vom Mai dieses Jahres.

Die Umstände sprechen einwandfrei dafür, daß es sich bei die­ser tschechischen Grenzverletzung wiederum um eine planmä­ßige Aktion handelt. Sollte man in Prag jetzt zu der Ver­sion greifen, daß es sich um einVersehen" handle, so wäre das im übrigen auch schon deshalb gegenstandslos, weil am Mittwoch­vormittag in der ganzen Grafschaft Elatz sonniges und klares Wetter geherrscht hat, sodatz von einemVerfliegen" nicht die Rede sein kann. Noch während die Flugzeuge über der Stadt kreuzten, sammelten sich überall in den Straßen erregte Gruppen, die diese neuerlicheBravourleistung" tschechischer Piloten diskutierten. Tausende von Teilnehmern des Deutschen Turn- und Sportfestes, die sich im Anschluß an dieses große Fest gegenwärtig auch in der Grafschaft Elatz aufhalten, darunter Angehörige aller deutschen Stämme und auch auslandsdeutsche Volksgenossen, haben dabei jedenfalls mit eigenen Augen sehen können, auf welche Weise von tschechischer Seite immer wieder Unruhe geschaffen wird.

Tschechische Ausrede»

Pragerklärt",bedauert" undbeklagt"

Eine amtliche Verlautbarung

Prag, 4. August. Das Tschecho-Slowakische Preßbüro hat über den Grenzzwischenfall in der Nähe von Glatz eine Meldung veröffentlicht, die folgendermaßen lautet:

Bei einer Fliegerübung, die am 3. August in Ost­böhmen stattfand, verloren drei tsecho-slowakische Flug­zeuge die Orientierung und gerieten über deutsches Gebiet in der Umgebung der Stadt Glatz. Die deutsche Befand- schast in Prag schritt am 4. August im Außenministerium gegen dieses Ueberfliegen ein. Das Außenministerium spricht sein Bedauern über diesen Vorfall aus. Ueberdies werden die Flieger, die den Zwischenfall verschuldet haben, bestraft werden".

Hierzu schreibt der Deutsche Pressedienst: Das amt­liche tschecho-slowakische Preßbüro gibt eine Erklärung aus, die mit den Tatsachen der deutschen Untersuchung schwer in Einklang zu bringen ist. Es ist völlig unver­ständlich, wie am Mittwoch, als bei sehr gutem Wetter klare Sicht herrschte, drei tschecho-slowakische Flieger sich so verflogen haben sollten, daß sie über 20 km nach Deutschland hinein und dann noch 40 km auf deutschem Gebiet entlanggeflogen fein sollen. Besonders erstaunlich ist es, daß selbst die Ueberfülle der Hakenkreuzfahnen, die gerade an diesem Tage in Glatz zu Ehren der Teil­nehmer des Deutschen Turn- und Sportfestes wehten, den tschechischen Fliegern, die in nur 150 m Höhe über der Stadt kreuzten, nicht ausgefallen ist.

Es scheint doch so zu sein, daß auch gewisse amtliche Stellen ein Interesse an der Schaffung von Zwischen­fällen haben, deren Folgen nicht abzusehen sind. ^ H

Ländern'als iAUbefriedigend empfundene Zustand vorläufig noch weiter bestehen bleiben. Die Verhandlungen über die Eingliederung Oesterreichs in das deutsche Handels- und Zahlungsabkommen sind auch mit dem französischen Man­datsgebiet Syrien-Libanon abgeschlossen worden.

Paris, 4. Aug. Der Minister für Handel und Industrie, Gen» tin, gab am Mittwochabend der Presse aus Anlaß der Unter­zeichnung der fisaaMsih-deÄsihen Handelsabmachmrgen bedeut- Krwe Erklärungen ab.Ich messe", so erklärte der Minister,der Neue» llebereinkmrft größte Mchtigkett bet, nicht etwa, wett diche Abmachungen de» einen Unterzeichner mehr Äs den ande­ren begünstigen, sondern weil sie für beide bestimmte Vorteile Verbieten und weil ihre Tuchfühlung ine Annäherung Frankreichs «nd Deutschlands auf allen Gebie- ««« ««? begünstigen können".

Rom zur tschechischen Provokation

Rom, 4. Aug. Die neue schwere Grenzverletzung durch tschecho­slowakische Militärfugzeuge wird ebenso wie der kühle Em­pfang Runcimans in Prag und die damit zusammenhängenden Verschleppungsmanöver der tscheoslowalischen Regierung von der gesamten römischen Presse ausführlich und unter schärfster Mißbilligung verzeichnet. Mit Recht, so schreiben die Blätter, sei die öffentliche Meinung in Deutschland über die Grenzver­letzung empört, stelle sie doch nach den feierlichen Zusagen der Prager Regierung eine neue schwere Provokation dar. Ander­seits, so betont der Prager Vertreter desMessaggero" habe Lord Runciman bei seiner Ankunft in Prag alle.s auf einem toten Punkt vorgefunden, da die Verhand­lungen der Regierung sowohl mit den Koalitionsparteien wie auch mit den Sudetendeutschen ins Stocken geraten seien. Der Umstand, daß Hodza die Besprechungen mit den Vertre­tern der Sudetendeutschcn trotz der vorausgegangenen Einla­dung plötzlich abgesagt habe, beweise wieder einmal deutlich genug, wie die Versprechungen und angeblich guten Absichten der Regierung durch die Tatsachen Lügen gestraft würden.

Tschechische Ausschreitungen

gegen sudetendeutsche Turner

Friedland (Egergebirge), 4. Aug. Wie man auf tschechischer Seite den BegriffVerständigungsbereitschaft" versteht und wie man den Sudetendeutschen die Liebe zu der Tschechoslowakei beizubringen versucht, zeigt der Bericht eines Augenzeugen über die Aufnahme der Vreslaufahrer aus Raspenau im Egerge­birge bei ihrer Heimkehr. Der Augenzeuge berichtet:

Die Teilnehmer am Deutschen Turn- und Sportfest in Bres­lau, die aus Raspenau stammten, wurden bei ihrer Ankunft am Montagabend auf dem Bahnhof des rein deutschen Eger- gebirgsortes von der Kapelle des Ortes und von einer vielhundertköpfigen Menge empfangen, die den Vreslaufahrern znjubelte und die mit erhobener Rechten grüßte. Die Turner versammelten sich nach ihrer Ankunft zu einer eindrucksvollen Feier in dem Heim der Turnerschaft, wo sie von den Amtswal­tern des Turnvereins begrüßt wurden. Zusammen mit ihren Freunden und Verwandten verließen die Turner dann wenig später das Heim, um in kleinen Gruppen nach Hause zu gehen.

Während des Heimwegs wurden die Sudetendeutschen von der rn Raspenau stationierten tschechischen Militär­wache und von zahlreichen längs der Bahn beschäftigten Tsche­chen angepöbelt und mit Psui-Rufen und gemeinen Schimpfworten bedacht. Trotz dieser Provokationen haben die Sudetendeutschen sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, lim jeden Zwischenfall zu vermeiden, setzten sie ihren Heimweg ruhig fort. Als der diensttuende Korporal sah, daß die Provokationen unbeachtet blieben, rief er durch seine Signalpfeife feine Leute herbei, die mit gefälltem Bajonett hinter den Turnern herliefen. Als sich eine alte Frau von ihren Bekannten mit erhobener Hand verabschiedete, nahm die tschechische Soldateska dies zum Anlaß, um mit gefälltem Bajonett auf die Frau loszugehen. Unter wüsten Beschimpfungen wurde die alte Frau, ebenso ihr Begleiter aufgefordert, schneller zu gehen. Auch zwei Jungtur­ner, die sich auf dem Heimweg befanden, liefen der tobenden Soldateska in die Hände. Mit vorgehaltenem Gewehr wurden s« gezwungen, vom Rade zu steigen. Nur einem zufällig des We­ges kommenden Gendarmen war es zu verdanken, daß die Jung­turner nickit zu Vodeu aelMlaoon wurden

»

Runcimans Arven vegmnt

Interview mit derReichenberger Zeitung"

Prag, 4. Aug. DieReichenberger Zeitung" hatte Lord R un- ciman einen Sonderbericherstatter entgegengesandt, der wäh­rend der Fahrt empfangen wurde. Runciman erklärte diesem, daß er zum ersten Male in die Tschechoslowakei komme. Seine Gattin weilte bereits 1922 als Kongreßdelegierte in der Tsche­choslowakei. Ueber die Möglichkeit einer politischen Annäherung zwischen Regierung und Minderheiten auf Grund der vorgeschla­genen Vefriedung»aktionen lehnte Lord Runciman eine Aeußs- rung ab, da ihm weder die Vorschläge der Regierung noch die Forderungen der Minderheiten derart eingehend bekannt seien. Erst »ach einigen Tagen werde es möglich sein, einen verläß­lichen lleberblick über den Stand der Ausgleichsmöglichkeiten » erhalten.

Als guter Kenner der Verhältnisse könne Runcimans Mit­arbeiter Stopford angesehen werden. Der Sekretär von Lord Runciman, der ehemalige Abgeordnete und Präsident der eng­lischen Versorgungskommission, Mr. Eeofsrey Peto, weilte im Jahre 1936 das letzte Mal in Prag. Die englischen Vermittler würden, so äußerte Lord Runciman, sich in ihren Arbeiten nicht überstürzen, sondern iorgsamen Erwägungen den Vor­zug geben. Für die allernächste Zeit sind Besuche in der Provinz, vor allem der sudetendeutschen Sied­lungsgebiete, vorgesehen, um über die Minderheitenfragen Erfahrungen an Ort und Stelle zu sammeln.

/ s'

' .s.

M - j