lichungangeblicher" Erfolge gerade für unsere Feinde maßgebend waren, weil sie Italien im letzten Augenblick vor ihrer defintiven militärischen Niederlage noch in den Krieg ziehen wollen.)

Eine Seeschlacht der englischen Flotte unter sich.

(WTB.) Berlin, 8. Mai. Vor einigen Wochen brachte eine große Anzahl von Meldungen übereinstim­mend die Nachricht, daß in der Nähe von Bergen an der norwegischen Küste in der Nacht vom 7. zum 8. April eine heftige Seeschlacht zwischen englischen und deutschen Schiffen stattgefunden habe. Diese Nachricht erschien da­mals unglaubwürdig. Erst jetzt ist in das Dunkel, das bisher über diesem Seegefecht lag, Licht gekommen. Ein an den gefangenen Kommandanten des englischen Unter­seeboots C 2", das in den Dardanellen vernichtet wurde, gerichteter vom 11. April datierter Brief, der in unsere Hände fiel, sagt über die Nordseeschlacht, die in der Nacht vorher stattgefunden habe, folgendes:

Superb" gesunken,Warrior" finkend, ohne daß die deutsche Marine Verluste hatte, Freitag 9. April lief schwer beschädigt eine Anzahl Kreuzer ein.Lion" fürchterlich zugerichtet. Der offizielle Bericht verschweigt alles, was sehr unrecht ist.

Insbesondere liefen in den Tyne eine Anzahl be­schädigter Schiffe ein. In den Firth of Forth wurde ein am Backbordbug beschädigter Kreuzer eingeschleppt, in die Themse fuhr ein Linienschiff mit schwerer Steuer­bordschlagseite. In Dover lag ein Eroßkampfschiff mit starker Backbordschlagseite, wobei die obere Hälfte des Hinteren Schornsteins fehlte. Erklärlich ist jetzt der Eifer, mit dem die britische Admiralität in Abrede stellt, daß eine Seeschlacht zwischen der deutschen und der eng­lischen Flotte stattgefunden habe. Sie hatte recht mit dieser Bekanntmachung. Die deutsche Flotte hatte an dieser Schlacht keinen Anteil. Da neutrale Schiffe nicht in Frage kommen, so muß es sich um einen Kampf bri­tischer Geschwader handeln, die sich im Dunkel der Nacht nicht erkannt haben.

Der Seekrieg.

(WTB.) Berlin, 9. Mai. Aus zuverlässiger Quelle wird bekannt, daß außer den bisher als verloren ge­meldeten englischen Unterseebooten auch die Boote6 11" und C 2" im Verlaufe des Krieges untergegangen sind. Die Zahl der englischen Unterseeboote, deren Ver­lust nunmehr einwandfrei feststeht, erhöht sich dadurch auf 10. Außerdem hören wir von unterrichteter Seite, daß Ende vorigen Jahres der französische Panzer­kreuzerMonicalm" anscheinend infolge Strandung verloren gegangen ist.

(WTB.) Rotterdam, 9. Mai. DerRotterdamsche Courant" meldet: Der FischdampferSt. Louis" aus Morthshields ist durch ein Unterseeboot torpediert worden.

(WTB.) London, 9. Mai. Der DampferTrure" wurde heute mittag durch ein deutsches Unterseeboot an der Küste Schottlands torpediert. Die ganze Besatz­ung wurde in Nosyth gelandet.

(WTB.) London, 9. Mai. Die Admiralität meldet: Deutsche Unterseeboote versenkten in der Woche, die am 5. Mai endigte, 5 britische Handelsdampfer von zusam­men 11000 Tonnen und 18 Fischerfahrzeuge von 3000 Tonnen. Die Ankünfte und Abfahrten aus baltischen Häsen während der Woche beliefen sich auf 1601.

WTB. Berlin, 9. Mai. Nach Mitteilungen aus zuverlässiger Quelle ist einwandfrei festgestellt, daßderenglijcheTruppentransporldampferNorriau" auf der Fahrt von Liverpool nach St. Nazaire vom 13. bis 15. Februar unter dänischer Flagge gefahren ist. Erst bei der Ankunft in St. Nazaire hat das Schiff die englische Flagge gehißt.

Der größte englische Passagier- Dampfer torpediert.

(WTB.) London. Reuter meldet aus Queens- town: Der CunarddampferLusitania" wurde tor­pediert und sank. DieLusitania" ist der beste Dam­pfer der Cunardlinie mit 31 500 Registertonnen. Die Torpedierung derLusitania" erfolgte gestern mit­tag um 2 Uhr 33 Minuten, nach einer anderen Mel­dung um 2 Uhr 15 Min. Das Schiff blieb noch 20 Minuten flott. Passagiere und Besatzung zählten zu­sammen 1900 Personen; nach einem andern Bericht 1978, und zwar 290 Passagiere erster Klasse, 602 zweiter Klasse. 361 dritter Klasse und 665 Mann Be­satzung. 20 Boote konnten zu Wasser gelassen wer­den. Nach einer Meldung der Admiralität wurden 5600 Ueberlebende an Land gebracht. Viele muß­ten ins Krankenhaus gebracht werden. An verschie­denen Orten, auch in Kinsdale, ist eine Anzahl von Passagieren gelandet worden. Die Hafenadmiralität von Queenstown sandte eine Anzahl kleiner Fahr­zeuge nach der Stelle, wo der Dampfer sank.

Berlin, 8. Mai. Aus Newyork wird gemeldet: Die Nachricht von der Torpedierung derLusitania" hat hier große Aufregung hervorgerufen. Aus der Börse fielen sämtliche Wertpapiere. In Washington hat die Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen. Man ist be­gierig, die Zahl der umgekommenen Amerikaner zu wissen. In Newyork erwarten große Menschenmengen die einlaufenden Telegramme, die sofort öffentlich an­geschlagen werden. Lautlose Stille heischte, als plötzlich

eine Gruppe sich auf mehrere Deutsch-Amerikaner stürzte und diese bewußtlos schlug, weil sie an die deutsche War­nung erinnert hatten. Alan bespricht auch viel die Tat­sache, daß Vanderbilt zwar eine Warnung erhielt, sie aber lächelnd zurllckgewiesen hatte und nun selbst, wie man glaubt, sich unter den Ertrunkenen befindet.

Rotterdam, 8. Mai. Wie bereits erwähnt, hatte der deutsche Botschafter in Washington, Graf Bernstorff, im Aufrag der kaiserlichen Regierung in den amerikani­schen Blättern am 1. Mai eine Warnung erlassen, Schiffe, die die englische Flagge oder die seiner Bundes­genossen tragen, zu einer Uebersahrt nach Europa zu be­nutzen. Diese Warnung hatte nach derDeutschen Ta­geszeitung" folgenden Wortlaut: Bekanntmachung! Reisende, welche die Absicht haben, eine Seereise auf dem Atlantischen Ozean anzutreten, werden daran erinnert, daß sich Deutschland und sein Bundesgenosse im Kriegs­zustand mit Großbritannien und dessen Bundesgenossen befindet. Die Kriegszone schließt alle Gewässer rings um die britische Insel ein und es wird hiermit offiziell be­kannt gegeben, daß alle Dampfer, welche die englische Flagge oder die von Englands Bundesgenossen tragen, der Gefahr der Zerstörung ausgesetzt sind, sodaß die Rei­senden, die sich in diese Kriegszone auf englischen Schif­fen oder solchen seiner Bundesgenossen begeben, dies auf eigene Gefahr tun. Kaiserlich deutsche Botschaft, Was­hington. 22. April 1915.

Rotterdam, 8. Mai. Einer Depesche desMaas­bode" aus London zufolge hatte die Ladung derLusi­tania", wie wir demLokalanzeiger" entnehmen, einen Wert von rund 11 Millionen Mark. Ueberdies befanden sich an Bord Goldbarren im Werte von 200 000 Pfund Sterling (über vier Millionen Mark).

(WTB.) Rotterdam, 9. Mai. DerNieuwe Rotter­damsche Courant" gibt folgenden Bericht desStar" aus Queenstown wieder: Passagere erzählten, daß die Torpedos, die die Lusitania trafen, von zwei Untersee­booten abgeschossen wurden. Unter den Mitfahrenden befanden sich auch der amerikanische Champagnerkönig Keßler und der Zeitungsbesitzcr Hoarst. Der Wert des Schiffes, ohne die Ladung, wird, wie derNieuwe Rot­terdamsche Courant" aus zuverlässiger Quelle vernimmt, mit drei Millionen Pfund Sterling (60 Millionen Mk.) angegeben.

DieLusitania" ein Kriegsmaterialiendampfer.

(WTB.) Berlin, 10. Mai. Aus zuverlässigen Quel­len ist. lautBerl. Lokalanz." bekannt geworden, daß die Lusitania von anfangs Febr. an Kriegsmaterialien insbesondere Unterseebootsteile nach England trans- portirte, am 26. Febr. 7440 Kisten Munition, 225 Kis­ten Armeeausrüstungsgegenstände und 700 Schußwaffen. Am 4. April ging sie mit Geschützen und großen Men­gen Gewehren nach England.

WTB Berlin. 9. Mai. Wie wir von zu­ständiger Seite erfahren, befanden sich an Bord der Lusitania" 5400 Kisten Munition. Bei weitem der größte Teil der Ladung bestand aus Kriegs konterbande.

Die englische Presse rast.

(WTB.) Berlin, 10. Mai. Aus Kopenhagen erfährt derBerl. Lokalanz.": Alle deutschen Sieges­nachrichten aus Ost und West sind in ganz England durch den Untergang derLusitania" in den Hintergrund ge­rückt. Die Presse drückt Raserei und ohnmächtige Wut in nicht wiederzugebender Weise aus. Gleichzeitig ent­halten die meisten Blätter die schwersten Anklagen gegen die Admiralität, die zuließ, daß dieLusitania" ohne Begleitschiffe durch das Küstengebiet fuhr, in dem die deutschen Unterseeboote in der letzten Zeit eine lebhafte Tätigkeit entfalteten.

(WTB.) London» 9. Mai. Der Marinemitarbeiter derTimes" meint, es werde die Frage aufgeworfen werden, ob die Admiralität besondere Maßnahmen er­griffen habe, um derLusitania" angesichts der deut­schen Drohung und der bekannten Anwesenheit deutscher Unterseeboote Schutz zu gewähren. Man werde fragen, ob ein Begleitschiff für die ganze Fahrt oder einen Teil dieser gestellt worden sei. Die Gefahr der Unterseeboots­blockade für große und schnelle Schiffe ist anscheinend unterschätzt worden. Der gestrige Vorgang zeigt, daß, wenn sich eine Anzahl Unterseeboote zum Angriff zu­sammentut. sie alle Aussicht auf Gelingen haben. Das Blatt weist auch darauf hin, daß dieLusitania mit einer recht gefährlichen Eeschützstärke ausgerüstet war.

Wilson schloß sich ein.

(WTB.) Berlin, 10. Mai. Präsident Wilson soll sich, einer Meldung desBerl. Lokalanz." zufolge, über die Katastrophe derLusitania" öffentlich nicht geäußert haben. Als er erfuhr, daß vermutlich Amerikaner ums Leben gekommen seien, schloß er sich in sein Arbeits­zimmer ein und ließ Brqan nicht zu sich kommen.

Frau Fama.

Berlin, 9. Mai. Aus dem Haag meldet derLo­kalanzeiger": Die englischen Blätter äußern die Ver­mutung, daß dieLusitania" von einem Unterseeboot desU 36"-Typ torpediert wurde. Die Bemannung des KohlendampfersFulgent", der von einem dieser neu­esten Boot versenkt wurde, schilderte es als eine Art unterseeischer Kreuzer, der 400 Fuß lang, mit 6 Torpedo­rohren und einer schweren Kanone auf Deck armiert sei.

Italien.

Berlin, 8 .Mai. Wie demBerl. Tagebl." gemeldet wird, begann heute vormittag 10 Uhr die entscheidende Sitzung des Ministerrats, die mittags noch andauerte.

Eine ungeheure Menschenmenge erwartet draußen das Ergebnis. Vielfach wird eine Kundgebung Giolittis gegen den Krieg erwartet. Es wird weiter gemeldet: Die vorgestern überreichten äußersten Zugeständnisse Oesterreichs seien von England, Frankreich und Ruß« land unter dem Druck ihrer ungünstigen militärischen Lage überboten worden. Die Abreise der deutschen Kor­respondenten aus Rom hat größtes Aufsehen erregt. In Lugano trafen 18 österreichische Ordensbrüder aus Rom ein und erklärten, ihre Obern hätten ihnen am 3. Mai die Abreise befohlen. Am nächsten Tag sei ihnen die Reise über den Brenner verweigert worden.

Rom, 8. Mai. Der deutsche Botschafter, Fürst Bülow wurde, wie derLokalanzeiger" berichtet, gestern nach­mittag vom König von Italien in einstündiger Audienz empfangen.

Rom, 8. Mai. Zum Aufschub der Kammereröffnung bemerkt derPopolo Romano", wie wir derKriegs­zeitung" entnehmen, dieser Aufschub beweise, daß die Regierung nicht, wie man geglaubt habe, die Funk­tionen des Parlaments auf unbestimmte Zeit aufheben wolle. Dies sei ein Beweis dafür, daß die Lösung nicht nur nahe, sondern unmittelbar bevorstehend sei.

Die Stimmen für die Neutralität mehren sich.

Rom, 9. Mai. DemBerl. Tageblatt" wird von hier gemeldet: Die Vertagung der Kammer und der Be­such des Fürsten Bülow beim König rufen in politischen und parlamentarischen Kreisen, soweit sie nicht im Banne der Hetzpresse stehen, tiefste Bestürzung hervor. Beide Vorgänge weisen auf die Möglichkeit eines Brnchs auch mit Deutschland hin, und diese plötzliche Erkennt­nis wirkt erschütternd und lähmend zugleich. Die Ver­tagung der Kammer erklärt sich aus der Absicht der Re­gierung, in ihrem Entschluß nicht durch einen etwaigen Widerstand des Parlaments gehemmt zu werden, lieber die Unterredung Bülows mit dem König verlautet nichts Bestimmtes, doch beginnen den vernünftigen Ita­lienern die Augen aufzugehen über den Abgrund, an dem das Land steht. Gleichzeitig raffen sich einsichtige parlamentarische Kreise zu einem entscheidenden Kol­lektivprotest gegen das Vorgehen der Regierung auf. Ja, dieStampa" meldet, in den Wandelgängen von Montecitorio erfolgten gestern wahre Explosionen des erklärten Neutralismus. Die große Mehrheit der in Rom anwesenden Senatoren und Abgeordneten prote­stieren heftig gegen den Krieg, in demselben Augenblick, wo er direkt bcvorzustehen scheint. Die Neutralisten­partei, die endlich Rückgrat zu bekommen scheint, erwägt nun, wie sie die Regierung von ihrem wahnsinnigen Ent­schluß zurückreißen könne und verlangt, daß der Kronrat zusammentrete und Salandra, sowie die Präsidenten des Senats und der Kammer und die hervorragenden Männer des Parlaments höre. Giolitti trifft heute in Nom ein.

Italiens Furcht vor England.

(WTB.) Köln, 9. Mai. DieKöln. Zeitung" schreibt über die Haltung Italiens: Die Sachverstän­digen in Italien wußten längst, daß der Zweibund dem Dreibund militärisch überlegen ist. Sie konnten kaum darüber im Unklaren sein, daß ein treues Festhalten an seinen bisherigen Bundesgenossen dem Krieg ein schnel­les, auch für Italien mit wesentlichem Machtgewinn verbundenes Ende bereiten, sein Kämpfen an der Seite der Ententemächte aber nichts weiter als einen Auf­schub für deren Niederlage bedeuten würde. Man muß mithin nach einer andern Erklärung für das Schwanken Italiens suchen. Ihre wahrscheinlichste ist wohl die­jenige, die sich in der Newyork-Times vom 1. April findet. Der amerikanische Professor John W. Burgeß schreibt dort, daß Italien sich allein von der Furcht vor Englands Seemacht bestimmen lasse. Diese Annahme mag richtig sein oder nicht, jedenfalls setzt sie bei Italien Erwägungen voraus, die, falls sie sich bestätigen sollten, dem Zusammengehen mit England einen für Italien recht bitteren Beigeschmack geben würden. Die täglich neubewiesene Unfähigkeit Englands, seine Kriegs- und Handelsflotte vor deutschen Angriffen zu schützen, zeigt ganz klar, wie es in Wirklichkeit um die militärische Herrschaft Englands über das Meer steht. Schließlich bezeichnet der Artikel Englands drohende Gebärde als Blendwerk. Seine Vormacht habe sich schon längst vom Wasser auf das Papier zurückgezogen.

Vermischte Nachrichten.

Ausfahrt der japanischen Flotte.

(WTB.) London, 8. Mai. Das Reutersche Bureau meldet aus Tokio: Der PanzerkreuzerJkoma" ist unter dem Kommando des Admirals Kamaya von Kure ab­gefahren. Der PanzerkreuzerKurama", der Kreuzer Chikuma" und 14 Zerstörer haben ebenfalls Befehl erhalten, nach verschiedenen unbekannten Bestimmungs­orten abzugehen. Die meisten Schiffe des zweiten Ge­schwaders verließen um 10 Uhr morgens Sasebo.

Das Vermächtnis eines gefallenen Offiziers.

WTB. Berlin, 8. Mai. Wie dasBerliner Tageblatt" meldet, hat der jüngst als Pionierofft- zier gefallene Brennereibesitzer Otto Schulze in Nord­hausen 100000 Mart für wohltätige Zwecke bestimmt. Der größte Teil soll verwaisten Kriegerfamilien zu­gute kommen.

Selbstrichtung.

Darmstadt, 8. Mai. Die in den Mordprozetz Vogt-Heyderich zum Tode verurteilte Frau Heydertch hat sich heute nacht in ihrer Zelle erhängt.