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Nummer 142

Alteusteig, Mittwoch, den 28. Zuni 1938

81. Jahrga»,

Varls Met zum englischen Mlgsbesuch

Reinigung der politischen Atmosphäre

Der Staatsbesuch des englischen Königspaares in der französischen Hauptstadt wirft seine Schatten voraus. Die Spalten der Pariser Presse sind gefüllt mit Einzelheiten über die Empfänge und Veranstaltungen, Sicherheitsmaß­nahmen und Ehrungen, die die letzten Tage des Juni dem Leben Frankreichs und der Richtung der französischen Po­litik das Gepräge aufdrücken. Auch die französische Diploma­tie, die französische Regierung rüstet zum Einfang. Sie be­reitet schon jetzt die politische Atmosphäre vor, sucht alles an Hindernissen hinwegzuräumen, was der Herzlichkeit und Würde dieses demonstrativen Staatsbesuches aus Großbri­tannien Abbruch tun könnte. Diese Ausräumung von Hin­dernissen, diese Reinigung des inner- und außenpolitischen Klimas durch Ministerpräsident Daladier und seine Mit­arbeiter erstreckt sich auf jegliches Gebiet, das dem Einfluß der von Parlamentsgnaden abhängigen französischen Re­gierung zugänglich ist. Den Auftakt konnte man in der Verhängung von Parlamentsserien sehen. Durch diese Aus­schaltung der in der französischen Politik der letzten Jahre die Rolle eines Störenfriedes spielenden Kammer bannte Frankreichs Regierung zunächst einmal alle Gefahren, die der englisch-französischen Entente von Seiten der nichtein­mischungsmüden Blumsozialisten und Kommunisten drohen

Das energische Drängen des Londoner Außenamtes nach sorgfältigerer AbsperrungderPyrenäengrenze und klarerer Befolgung der Nichteinmischungsprinzipien am Wochenende zeitigte Teilerfolge. Außenminister Bonnet willigte in das britische Ansinnen ein, die Entladung des DampfersPatria" mit russischen Waffen- und Munitions- rransporten in Le Havre zu verhindern. Hinzu kommt der Versuch gewisser englischer Kreise, das britisch-italienische Ausgleichsabkommen zu aktivieren und auf diesem Wege der französischen Regierung die Wiederaufnahme der ver­tagten Gespräche mit Rom zu erleichtern. Wie sehr weite sranzösifche Kreise den unheilvollen Einfluß der inneren und äußeren Quertreibereien Moskaus in den Kurs der französischen Außenpolitik erkennen, davon zeugte erst vor wenigen Tagen der Vorstoß des angesehenen Politikers Flandin. Dieser ehemalige Ministerpräsident stellte klipp und klar die Forderung auf, Frankreich müsse das Steuer seiner Politik mehr nach dem Kurse Londons als den Moskaus avsrichten und bereitete damit auch seiner­seits den Boden für die Festtage des Juni-Endes. Presse­stimmen über die einmütige Ablehnung des französischen Volkes, sich an dem Spiele Moskaus zu beteiligen und an drei Fronten, in den Alpen, in den Pyrenäen und am Rhein für die Ziele der Volksfront zu bluten, zeugen wei­ter davon, daß je näher die Besuchstage des britischen- «igspaares Heranrücken, sich London im Tauziehen zwischen Ewßbritannien und Sowjetrußland um das Schwergewicht Krankreickis als der Stärkere erweist.

Man darf nicht übersehen, daß selbstverständlich neben dem Königsbesuch noch eine ganze Reihe anderer Faktoren für das Steigen der Wagschale Großbritanniens herange­zogen werden müssen. Durch die Maimanöver der westeuro- , päischen geheimen und pressemäßigen Nachrichtendienste mit . der Weltmeinung hat sich in Frankreich der Eindruck gefe- ! stigt, daß nur durch allerengstes Zusammenarbeiten mit den Bundesgenossen des Weltkrieges und diplomatischen > wie militärischen Partner im Kräftespiel der Zukunft der Weltfrieden aufrecht erhalten könne. Wenigstens der Welt- - frieden so, wie ihn sich der französische Bürger nach den! Predigten der französischen Presse vorstellt. Die kritischen! Wochen während der tschechoslowakischen Eemeindewahlen haben die Mehrzahl der Franzosen vom Wert der engli- schen Karte überzeugt. Was beim Aprilbesuch Daladiers > und Bonnets in London noch mehr oder weniger als - Wunsch in den Plänen der französchen Politik spukte, hat; durch die Ereignisse der Zwischenzeit den Charakter einer - Realität angenommen. England arbeitet mit: FrankreichSeiteanSeitezurRegelungder> mitteleuropäischen Probleme. Man darf gewiß s sein, daß die verantwortlichen Führer Frankreichs und > Englands die verschiedenen Gelegenheiten, die ein Staats- > besuch bietet, nicht versäumen werden, um diese Erkenntni. - als unerschütterlichen Glauben vor aller Welt auszuspre- ( chen. i

England hat zwar wie bisher auch weiterhin vermieden, , eine Garantie für die Integrität der tschechoslowakischen ^ Republik zu geben, etwa in der Form eines Vündnisver- > träges wie ihn Frankreich und Sowjetrußland mit der; Regierung in Prag eingegangen sind. Selbst nach den ^ pythiahaften Worten Chamberlains, niemand könne wis- !- sen, welche Staaten alle in einen neuen Krieg hineinge- ! zogen würden, und nach der undurchsichtigen Haltung in den f kritischen Maitagen, spielt die Londoner Politik f weiterdieRollederSphinx. Niemand kann auch ^ in Frankreich mit Gewißheit Voraussagen, ob der Glaube, von der Unerschiitterlichkeit der Zusammenarbeit zwischen London und Paris sich in jedem Falle bewahrheitet, auch im Falle, da sich französische Politiker in Erfüllung angeb­licher Bllndnisgrundsätze zu einem Angriff auf einen Nach­barstaat Hinreißen lassen. Der Königsbesuch als Demonstra­tion für den friedensfördernden Wert der englisch-französi­schen Freundschaft stände deshalb unter eindeutigeren Vor­zeichen, wenn die tschechoslowakischen Fragen inzwischen so weit einer Lösung entgegengereift wären, daß das Thema Prag künftig nicht mehr als Eckstein der Erhaltung des europäischen Friedens wie der Entente Cordiale angese­hen werden brauchte.

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, Weltbild (M).

Ueberschwemnmng und Kriegslage in China ' Der Hoangho, Chinas zweiter Hauptstrom, hat bei Kaifeng sein« Deiche durchbrochen. Durch die Ueberschwemmung weiter Gebiete hat sich die Kampflage grundlegend geändert. Mit chinesische« . Hilfskräften versuchen die Japaner durch den Bau neuer Deiche und Kanäle, das Wasser des Hoangho einzudämmen.

Japaner rücken vor trotz Flut

Schanghai, 21. Juni. (Lstafiendienst des DNB.) Infolge der Ueberschwemmungskalastrophe in Mittelchina dauern die mili­tärischen Operationen zur Zeit nur im Pangtsetal an, und auch hier mutz sich die Flotte gegen das Hochwasser langsam flußauf­wärts Vorarbeiten. Sie bildet gleichzeitig den Flankenschutz für sie auf beiden Ufern des Stromes in schwerem Regen langsam verrückende japanische Infanterie, die über Anking hinaus nach Westen vormarschierend, kurz vor der Stadt Taiho steht.

Die Flut des Hoangho bedeckt bis jetzt 3000 Quadratkilometer eines dicht bevölkerten, fruchtbaren Landes, doch soll der Rege« im Oberlauf des Flusses angeblich aufgehört haben.

Erfolgreiche Tettaktimren -er Rationale»

Eowjetspanische Maschine«gewehrkompag«ie gefange« genommen

Salamanea, 21. Juni. Wie der Heeresbericht mitteilt, konnten die nationalspanischen Truppen ihre Stellungen an der Teruel-Front weiter verbessern. Im Abschnitt von lastillo di Villamalefs wurde alle den Ort beherrschenden Stel­lungen von den Franco-Truppen besetzt. An der Küste konnte» lüc Rationalen wiederum Eeländegewinn verzeichnen. Bei sämt- Unternehmungen wurden zahlreiche Gefangene gemacht, durnnter eine geschlossene ME.-Kompagnie mit sämtlichen Waf- Das Vorgehen der Infanterie gegen die bolschewistischen blellungen wurde wieder von der Luftwaffe entscheidend unter-

Franzöfisch-rotspanische Grenze geschloffen

Paris, 21. Juni. Die französisch-spanische Grenze ist, wie ein Sprecher der Regierung erklärte, für alle Transporte Katalouiengesperrt worden. In erster Linie wird Kriegsmaterial betroffen, das bisher auf dem Wege von Bor- ^aux über Puigcerda und Lerbsre nach Katalonien gelangte. Aber den genauen Tag der Grenzschließung herrscht erhebliche

Meinungsverschiedenheit.

Brasiliens Kampf gegen den Bolschewismus

Rio de Janeiro, 21. Juni. Das nationale Sicherheitsgericht Rro de Janeiro hat am Dienstag wieder einen Prozeß gegen ^ größere Anzahl kommunistischer Unruhestifter abgeschlossen, handelte sich um 172 Matrosen, gegen die wegen Beteiligung kommunistischen Revolte im November 1935 Anklage er- worden war. Wahrend das Urteil Lei 16 Angeklagten »resipruch lautete, erhielten alle übrigen Gefängnisstrafen eurem ^ahr bis sechs Jahren acht Monaten.

Der »Tag des Nordens in Meck

Rosenberg über die Stellung des Nordens

Lübeck, 21. Juni. Der Schluß der 5. Reichstagung der Nor­dischen Gesellschaft in Lübeck gewann besondere Bedeutung durch eine große Rede des Reichsleiters Alfred Rosenberg. Sodann ergriff als erster Redner Landcsbibliothekar Dr. Gudmundur Finbogason (Reykjavik) das Wort zu einem Vortrag über die isländisch-deutsche Zusammenarbeit auf nordisch­wissenschaftlichem Gebiet. Anschlreßend sprach Staatsrat Johan E. Mellbye, der Präsident des norwegischen Bauern­bundes, über die norwegische Bauernbewegung. Protokoll- ' sekretär Carl Patric Otzbahr (Stockholm) sprach dann über Schwedens nordeuropäische Aufgabe.

Reichsleiter Alfred Rosenberg, von den deutschen und nordländischen Teilnehmern herzlichst begrüßt, wies einleitend, auf die Gemeinsamkeit zwischen den Völkern Europas hin, gleich­gültig, ob man diese Schicksalsgemeinschaft heute schon erkennen wolle oder ob sich größere Gruppen noch aus überlebten Ge­dankengängen heraus dieser Tatsache gegenüber verschließen wollten. Nicht nur Deutschland, sondern sämtliche Völker des Erdteils befänden sich heute in einem Zustand einer mit schnellen Schritten vor stch gehenden Umwandlung, deren Ergebnisse für jede Nation heute noch nicht abzuschätzeu seien. Der Reichs- > leiter erinnerte in diesem Zusammenhang an die schweren krie­gerischen und revolutionären Ereignisse im Fernen Osten, im nahen Orient und in Spanien. Wenn der skandinavische Nor­den und die baltischen Staaten noch einigermaßen von den poli­tischen Erdbebenstötzen verschont geblieben seien, so bedeute das zwar ein augenblicklich beruhigendes Moment für diese Völker und für Europa überhaupt, aber es sei nicht unmittelbar ein Zeichen dafür, daß sich diese Völker und Staaten, auf die Dauer gesehen, den großen Auseinandersetzungen zu entziehen vermöch­ten. Der Kampf zwischen der Tradition in ihren verschiedene» Formen und einer irgendwie geartet hervortretenden neuen Zeit ^ sei Schicksal für alle geworden.

Deutschland stand vor 1933", so fuhr der Reichsleiter fort, vor der Entscheidungsfrage, ob sein Fortbestehen in der Ge­schichte zu einem Ende gekommen sei, oder ob gerade die Tiefe des Falles die Voraussetzung für eine Wiedergeburt darstelle. In einem großen Ringen um die Seele des deutschen Volkes einigte stch schließlich die ganze Nation um die Persönlichkeit des Führers. So ist aus der tiefsten Niederlage die größte Wie­dergeburt erwachsen und alles das, was alle Deutschen, die Männer der großen deutschen Vergangenheit bewegt hatte, wenn sie vom Reiche sprachen und nach einer inneren Einheit riefen, das ist geschichtliche Wirklichkeit geworden. In wenigen Jahren hat das Deutschland Adolf Hitlers die Ernte eines gan­zen Jahrtausends nach Hause getragen."

Diese geschichtliche Tatsache", so hob Alfred Rosenberg her­vor,ist groß genug, um Achtung zu fordern. Es muß natur­gemäß irgendwie Hinüberschwingen weit über die politischen Grenzen, weil die deutschen Probleme, die zunächst einmal un­mittelbar sozialpolitisch gestellt waren, auch die Probleme der übrigen Völker sind. Mag die Entwicklung bei anderen Na­tionen langsam gehen, weil ste nicht unter dem unmittelbaren Schicksalsdruck stehen, so sind die Probleme aber jedenfalls bei ihnen geblieben."

Wir alle", so stellte Rasenderg unter lebhafter Zustimmung der deutschen und nordländsschen Teilnehmer fest,stehen unter dem gleichen Schicksal Europas und müssen dieses gemeinsame Schicksal als Verpflichtung empfinden, weil am Ende die Existenz des weißen Menschen überhaupt von dieser Einheit des europäischen Kontinents alchängt! Das fordert aber auch, daß man de« Instinkt für das aufbringt, was stch absolut feind­lich gegen die Lebensgrsrüllagen aller europäischen Staaten richtet. Einmütig miK jener fnrchtbare Versuch einer Weltzer- störnng, der von Moskau aus schon viele Völker in ei» Meer von Mut getaucht Hst, «LgÄehnt werden!" (Stärkster Beifall.)