Nr. 104. Amts- und Anzeigeblatt für dm Oberamtsbezirk Calw. 90. Jahrgang.

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Donnerstag, den 8. Rai 1915.

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Die Lage auf den Kriegsschauplätzen.

Die vom südöstlichen Kriegsschauplatz eingegan­genen letzten Nachrichten lassen erkennen, daß die seit Sonntag eingeleiteten Operationen der Verbün­deten beinahe stündlich größere Bedeutung erlangen. Nicht nur daß die verbündeten Truppen die roest- galizische Front schon über die dritte russische Re­servestellung hinaus überrannt haben, und immer weiter siegreich Vordringen, der russische Rückzug des Südflügels der westgalizischen Front hat nun auch schon einen großen Teil der russischen Karpathenfront mitgerissen. Die Russen haben jetzt, auf welche Möglichkeit wir schon bei Beginn dieser neuesten Phase der Kämpfe im Osten hingewiesen hatten, da sie ihrer Flankendeckung beraubt sind, sich schleu­nigst über die Karpathenpässe zurückziehen müssen, um nicht abgeschnitten zu werden. Die ihnen gegen­über stehenden österreichj-ungarischen Truppen, die die 3. Armee bilden, sind ihnen natürlich nachgefolgt. Auf der Flucht vor den Deutschen haben die Russen schon Jaslo, im Winkel zwischen der westgalizischen und der Karpathenfront geräumt. Wenn sich auch der Gesamterfolg der Operationen noch nicht ganz übersehen läßt, so kann man doch jetzt schon mit größter Wahrscheinlichkeit feststellen, daß die Siege der letzten Tage eine völlige Wendung der militäri­schen Lage im Osten zu Gunsten der verbündeten Waffen herbeigeführt haben.

Zu diesen gewaltigen Erfolgen auf dem südöst­lichen Kriegsschauplatz gesellt sich nämlich auch noch als sehr beachtenswerter Faktor das siegreiche Vor­dringen des linken deutschen Flügels an der Ostfront in Nordwestrußland, unter der persönlichen Leitung des Oberkommandierenden der deutschen Ostarmee, Eeneralfeldmarschall o. Hindenburg. Schon allein diese Tatsache giebt uns das Vertrauen und auch die zuversichtliche Erwartung, daß wir es hier nicht mit Augenblickserfolgen zu tun haben, sondern daß sich auch hier große Dinge vorbereiten. Die deutsche Of­fensive auf Mitau geht stetig vorwärts, ja sogar der russische Ostseehafen Libau gilt jetzt schon als bedroht. Wenn wir auch noch nicht zu erraten vermögen, welche Bedeutung diesen Kämpfen im Gesamtplan der stra­tegischen Erwägungen bezüglich der Situation an der Ostfront überhaupt zukommt, so wird man doch wohl nicht fehl gehen, wenn man annimmt, daß sie bei der Neugestaltung der Lage im Osten sehr stark mit in Rechnung gezogen worden sind. Die Versuche der Russen, den deutschen Vormarsch im Norden durch Vorstöße, namentlich aus der Festung Kowno und der Gegend von Suwalki heraus, aufzuhalten, sind durchweg unter schweren Verlusten für den Feind gescheitert. Wir können also auch hier mit guter Zu­versicht einer glücklichen Entwicklung der deutschen Operationen entgegensetzen.

Außerordentlich aussichtsreich hat sich auch für uns die Lage auf der Westfront gestaltet, dpern wird immer mehr bedroht. Die deutschen Truppen setzen ihren Vormarsch unter der Leitung des Herzogs Albrecht von Württemberg unaufhaltsam fort, trotz der mächtigen Anstrengungen eines hartnäckigen und in den Mitteln der Defensive vorzüglich bewanderten Gegners, sich dem eisernen Druck zu entwinden. Die beinahe konzentrischen Angriffe werden nicht ein­heitlich von einer Seite aus geführt, sondern wechseln sich fortwährend ab, um dem Gegner gar keine Zeit zu lassen, seine Hauptmacht auf irgend einen bestimm­ten Punkt zu leiten. Wenn nicht alles trügt, so sind

auch hier bald weittragende Entscheidungen zu er­warten. Die Kämpfe zwischen Maas und Mosel haben nun eine solche Gestalt angenommen, daß man eher von einer deutschen Offensive in jenem Front­abschnitt sprechen könnte, als von einem offensiven Vorgehen der Franzosen, das diese wieder einmal mit so großem Tam-Tam angekllndigt hatten.

So hat die militärische Lage für die verbündeten Armeen, zusammen mit dem heldenmütigen Stand­halten unserer türkischen Bundesgenossen heute ein Aussehen, das uns mit Ruhe in die Zukunft blicken läßt, und diese zuversichtliche Sicherheit kann uns in diesem Augenblick auch nicht das Kriegsgeschrei rau­ben, dasüber den Bergen", sagen wir vorerst, in ge­wissen Schichten, sich darin gefällt, den Bundesgenos­sen von gestern Fehde anzusagen. Sollte die italien- sche Regierung, die bisher noch keinerlei Anzeichen dafür verraten hat, daß sie den Dreibundvertrag ge­gen Treue und Glauben zu brechen gewillt ist. sich letzten Endes doch, im Gegensatz zu dkn wahren Interessen des italien. Staates zu einem Schritt entscheiden, wie er ungeheuerlicher noch nie in der Weltgeschichte vorgekommen ist, so werden wir ange­sichts der derzeitigen militärischen Lage auch diesem neuen Gegner mit Ruhe entgegentreten. Das Kampf­bild mag sich dann etwas ändern, aber wir werden durchhalten, weil wir durchhalten müssen.

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Die deutsche amtliche Meldung.

(WTB.) Großes Hauptquartier, 5. Mai. (Amt­lich.) Westlicher Kriegsschauplatz. Mit schweren Ver­lusten wichen die Engländer weiter in Richtung auf den hart östlich von Hpern gelegenen Brückenkopf zu­rück. Die Fermes von Vanhaule, Eksternest, der Schloßpark von Herenthage und Het Pappotie Ferme wurden von uns genommen. Zwischen Maas und Mosel herrschte wieder rege Tätigkeit.

Im Priesterwald» nordwestlich von Pont-a-Mous- son, griffen die Franzosen gestern mit starken Kräf­ten an. Trotz lang andauernder Artillerievorberei­tung brach der Angriff mit starken Verlusten für den Feind in unserem Feuer zusammen. Dagegen gingen wir im Walde von Ailly und östlich zum Angriff über, der gute Fortschritte macht. Hier nahmen wir bisher 10 Offiziere und 750 Mann gefangen.

Oestlicher Kriegsschauplatz. Von Südosten kom­mende russische Angriffe auf Nossienie wurden abge­wiesen. Die Verfolgung des Feindes ist im Gange. Auch bei Kalwarja sowie nordöstlich von Suwalki und östlich von Augustow scheiterten zahlreiche rus­sische Vorstöße. Dort wurden insgesamt etwa 500 Russen gefangen genommen. Auf der übrigen Front fanden einzelne Nahkämpfe statt, die sämtliche zu unfern Gunsten entschieden wurden.

Südöstlicher Kriegsschauplatz. Der Angriff der verbündeten Truppen nördlich der Waldkarpathen durchbrach gestern bereits die dritte befestigte Linie der Russen, die dort auf der ganzen Front geworfen auf die Wisloka zurückwichen. Die Größe der Siege kann man daraus ersehen, daß infolge des Durch­bruchs der Verbündeten die Russen ihre an der nörd­lichen Flanke bedrohten Stellungen in den Wald­karpathen südwestlich von Dukla zu räumen begin­nen. Die Schnelligkeit, mit der unsere Erfolge er­reicht wurden, macht es unmöglich» ein zahlenmäßi­ges Bild über die Siegesbeute zu geben. Nach den

vorliegenden Meldungen scheint die Zahl der Ge­fangenen bisher über 30 000 zu betragen.

Oberste Heeresleitung.

Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.

(WTB.) Wien, 5. Mai. Amtliche Mitteilung vom ö. Mai mittags: Die Rückwirkung des Sieges beginnt sichtbar zu werden. Die russische Veskiden- front Zboro-Sztropko-Lupkow ist unhaltbar gewor­den. Da die siegreichen verbündeten Streitkräfte unter andauernden erfolgreichen Kämpfen von We­sten her gegen Zaslo und Zwigrod weiter Vordringen, ist der Gegner im westlichen Abschnitt der Karpathen­front seit heute früh in vollem Rückzuge aus Ungarn» verfolgt von unseren und deutschen Truppen. Die Russen sind somit an einer ca. 150 Kilometer langen Front geschlagen und unter schwersten Verlusten zum Rückzug gezwungen. Die sonstige Situation ist im allgemeinen unverändert.

Die Führer der heute wichtigsten Operationen.

Berlin, 5. Mai. Die Führer in den neuen Käm­pfen, die auf drei Hauptkriegsschauplätzen sich ent­spannen und mit den Erfolgen vor Ppern, in den baltischen Provinzen und an der Dunajec-Linie be­reits zu wichtigen Ereignissen geführt haben, sind, wie dieTägl. Rundschau" erfährt, der Herzog Alb- recht von Württemberg, der die Operationen gegen Ppern leitet, dann, wie schon gemeldet, der General­oberst von Mackensen, der unsere am Dunajec käm­pfenden Truppen führt, endlich der Eeneralfeld­marschall von Hindenburg. der in Person die Opera­tionen in den baltischen Provinzen einleitet.

Das englische Heer.

London, 5. Mai. Der Londoner Berichterstatter des Temps meldet» das sich in der letzten Zeit wöchentlich 25000 bis 30 000 Mann in die Rekru- tierungslisten eintragen ließen. Bisher seien ein­schließlich der Kolontaltruppen und der kanadischen und australischen Kontingente 2600000Mann unter den Waffen» ungerechnet die Mannschaften, die in Canada, Australien und Afrika ausgebildet werden.

Eine österreichische 42 cm-Batterie.

(WTB.) Berlin. 6. Mai. DieVoss. Zeitung" meldet: Zu dem Rückzug der Armee Dimitriew wird berichtet: Von besonderer Heftigkeit sind die Kämpfe, die nach der Ueberschreitung des Dunajec um Tar- now geführt werden, dessen Fall in Kürze zu erwar­ten ist. Mit besonderem Erfolg wird hier eine öster­reichische 42-Zentimeter-Batterie verwendet, um die stark angelegten russischen Stützpunkte zu brechen. Auf eine Entfernung von fast 18 Kilometer fegte der erste Schuß einen hohen Turm fast vollständig weg. Das Geschoß ist noch um 300 Kilogr. schwerer als das der deutschen 42-Zentimetergeschütze.

Unsere 11-Boote.

(WTB.) London, 5. Mai. Fünf weitere Fisch- dampser» Hektar, Progreß, Rudby, Coquet und Bob- whits sind von deutschen Unterseebooten in der Nord­see versenkt worden.

(WTB.) London» 5. Mai. Nach einer Lloyd- Meldung aus Leight ist der schwedische Schoner Elsa aus Halmstadt am 2. früh durch ein deutsches II-Boot