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Nummer 57

Altensteig, Donnerstag, den 1V. März 1938

I «1. S-Hr,«»,

Emeute RegikkimMmbildum ia WM

Ldautemps erstrebt ein ErmüchtiWnoSgefetz

StejASaußenmiritster v. Rlbbentrov in London

London, 9. März. Der Reichsminister des Aeuhern von Nil- dentrop traf mit seiner Frau am Mittwoch in London zu dem angekündigten Abschiedsbesuch ein. Der deutsche Geschäftsträger Gesandter Woermann hatte sich zu seiner Begrüßung in Dover eingefunden. In London wurde der Minister von den Mitglie­dern der Deutschen Botschaft, dem Landesgrnppenleiter Kar- Iowa und zahlreichen Angehörigen der Deutschen Kolonie am Bahnhof empfangen. Am Nachmittag gaben.Herr und Frau von Ribbentrop in der Deutschen Botschaft einen Abschiedsempfang US» Dentkibeil Londons.

Nationale Offensive an -er Aragon-Front

Paris, 9. März. Wie Havas aus Saragossa meldet, habe» di« nationalen Streitkräste an der Aragon-Front auf einem Frontabschnitt von über 99 Kilometer Länge eine Offensive ein­geleitet. Sie haben die bolschewistischen Linien eingedrückt und find stellenweise bis zu 18 Kilometer vorgerückt. Die Bolsche­wisten zogen sich in Unordnung und unter Zurücklassung beträcht­lichen Materials zurück.

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Große Erfolge schon ta den ersten Stunden

Burgos, 10. März. Halbamtlich wird bestätigt, daß die am Mittwochfrüh an der Aragon-Front begonnene große nationale Offensive bereits um 11 Uhr mittags die für drei Tage gesteckten militärischen Ziele erreicht hat.

Paris, 9. März. Im Zusammenhang mit dem Kabinettsrat sind in Paris wieder Gerüchte von einer bevorstehenden Um­bildung der französischen Regierung im Umlauf. Die Absicht der Regierung, am Donnerstag von der Kammer und dem Senat eine Sonderermächtigung für neue Maßnahmen zur Gesundung der Finanzen und Sicherung des sozialen Friedens zu fordern, und zu diesem Zweck notfalls die Vertrauensfrage zu stellen, gibt diesen Gerüchten neue Nahrung. In gewissen Kreise» s hält man es wohl für möglich, daß die augenblickliche Regierung i einem neuen Kabinett auf erweiterter Grund­lage Platz machen könne, das besser in der Lage wäre, die Rüstungsanleihe zu starten und dem Lande «eue straffe Maß­nahmen aufzuerlegen. Ein wirtschaftliches Informationsblatt er­geht sich Uber die Möglichkeiten eines Kabinetts Dala- dier, der gleichzeitig K r i e g s m i n i sl e r bleiben und sich auf den Generalissimus Gamelin stützen würde. Chautemps ' würde in diesem Falle A u ß e n mini st e r werden und sich be­sonders der Annäherung an Italien widmen. Die neue Regie- i rung würde eine Verlängerung der Dienstzeit auf drei Jahre k und die Einführung eines Arbeitsdien st es anstreben. Man s wird alle diese Gerüchte nur mit größtem Vorbehalt aufnehmen ! müssen.

^ Der französische Ministerpräsident Lhautemps hat die Verhand­lungen mit den maßgebenden Männern der Parteien über di« Bewilligung des Ermächtigungsgesetzes ausgenommen. Ein Er­mächtigungsgesetz ist in französischen parlamentarischen Kreisen nicht beliebt. Zwar sind die Radikalsozialen bereit, dem Volks­

front-Kabinett alles zu bewilligen, was es nur rordern möchte, jedoch haben die Sozialdemokraten trotz ihrer Zugehörigkeit zur Bosksfront-Mehrheit keine große Lust. Andererseits sind die Oppositionsparteien der Mitte und der Rechten, die der Regie­rung für Landesverteidigungszwecke zwar gern Vollmachten sv» teilen würden, zu einer Unterstützung des Ermächtigungsgesetz» keineswegs entschlossen. So stehen die Vorverhandlungen für das Ermächtigungsgesetz weitgehend unter dem Zeichen et»« Vertrauenskrise.

Paris, 9. März. Die Pariser Morgenpresse befaßt sich a» Mittwoch ausführlich mit der innerpolitischen französischen Lage. Allgemein glauben die Blätter, es habe eine scharfe parla­mentarische Mehrheitskrise eingesetzt, die zu ein« Regierungskrise führen könne, de Ia Rocque schreibt i« ..Petit Journal", die Volksfront habe nunmehr bewiesen, daß sie nichts Dauerhaftes schaffen könne. Der Senat müsse jetzt die Initiative zu einem politischen Waffenstillstand ergreifen. DerMatin" aber glaubt, Kammer und Senat würden doch das Ermächtigungsgesetz annehmen, ohne das das Land aus de« augenblicklichen Chaos nicht herauszubringen sei. Die radikat- sozialeEre Nouvelle" schreibt, in dem bisherigen Zustand d« Ungewißheit und der Unruhe könne man nicht weiterleben. Die Finanzen dürste» nicht durch jeden demagogische« Ansturm ge­fährde! werde».

Überraschende Einberufung des KabmetlSrates

Paris, 9. März. Auf 18.30 Uhr französischer Zeit ist ein K«° binettsrat der Regierung Chautemps einberufeu worden.

^sie Parteien haben noch nicht eudgLktig Stellung genomme«. Die sozialdemokratische Kaiumergruppe weigert fich, Beschluß z» fassen, bevor nicht die sogenannte Linksabordnung, d. h. die Parlamentsvertreter der Volksfront in der Kammer, berate» »oben.

Noch keine Entscheidung

Paris, 9. März. Zn der Innenpolitischen Entwicklung ist es auch am Mittwochabend noch zu keiner Entscheidung gekommen.

Bei den Beratungen des Linksausschusses der Kammer ist nichts herausgekommen. Ein Vorschlag der Kommunisten und Sozialdemokraten, eine Abordnung zum Ministerpräsident«» Chautemps zu entsenden, um über die Ausmaße des Ermäch­tigungsgesetzes zu verhandeln, wurde von den radikalen Aus­schußmitgliedern abgelehnt.

politischen Kreisen machen sich Bestrebungen geltend, einen Rücktritt des Kabinetts ohne vorherige Aussprache und Abstim­mung im Parlament zu verhüten, doch mackst man aus der Tat­sache, daß eine Regierungskrise ausgebrochen ist, kein Hehl.

lieber die Ausmaße des Ermächtigungsgesetzes erfährt man aus radlkalsozialen Kreisen, daß die Altersversorgung für die Arbeiter nur aufgcschoben werden soll, und zwar ausschließlich lediglich aus finanziellen Gründen, und daß die Ausnahme vom der 40 Stundenwoche sich nur auf die Rüstungsindustrie und auf zwei tleberstundcn in der Woche, die mit einem um 26 vom Hundert höheren Lohn bezahlt werden sollen, beschränken würden.

Regierungserklärung Chautemps am Donnerstagfrüh

Paris, 19. März. Die Regierung Chautemps hat nach den verschiedenen Besprechungen des Mittwochs am Abend de» Beschluß gefaßt, daß der Ministerpräsident am Donnerstagfrüh 9.39 Uhr vor der Kammer eine Erklärung abgeben wird.

Amtliche Verlautbarung über die polnisch-itallenlschen Besprechungen

Rom, 19. März, lieber die polnisch-italienischen Besprechun­gen in Rom ist kurz vor Mitternacht folgende amtliche Mittei­lung ausgegebcn worden:

Bei den wiederholten herzlichen Unterredungen, die der Duce und Außenminister Graf Liano in diesen Tagen mit dem pol­nischen Außenminister Oberst Beck gehabt haben, sind die verschie­denen Probleme der allgemeinen Politik und jene Probleme, die die beiden Länder im besonderen angehen, freundschaftlich durch­gesprochen worden. Mit beiderseitiger Genugtuung ist dabei die volle llebcreinstimmung der Ansichten der beiden Regierunge« fest ge stellt worden. Es wurde vereinbart, daß der Austausch vo» Informationen und Ansichten auf dem normalen diplomatische» Wege fortgesetzt werden soll. Auch wurde der Vorsatz bekräftigt, das Werk aufrichtiger und herzlicher Zusammenarbeit zwischen Italien und Polen auf dem Boden der gemeinsamen Interesse» und des gemeinsamen Willens für Ordnung und Frieden sowrchl auf dem politischen wie auf dem wirtschaftlichen und kulturelle» Gebiet fortzusetzen und zu entwickeln.

Pttchmbei» ist AM an ttr Rolli»

Sr. Goebbels bankt der Presse für öle Mithilfe am deutsche» Aufbauwerk

Berlin, 19. März. Reichsminifter Dr. Goebbels gab am Mittwochabend in den Räumen seines Ministeriums eine« Empfang für die deutsche Presse. Bei dieser Veranstaltung waren Staatssekretär Reichspressechef Dr. Dietrich, Staatssekretär Hanke, Ministerialrat Verndt, der Leiter der Presseabteilung, wie auch die Referenten der Abteilung IV zugegen. Ferner nähmen als führende Männer der deutschen Presse teil der Präsident der Reichspressekammer Reichsleiter Amann, der Leiter des Reichs­verbandes der deutschen Presse, Hauptmann Weiß, die Haupt- ichristleiter sämtlicher großen deutschen Zeitungen und einige Berliner Vertreter der Presse des Reiches.

Zm Laufe des Abends nahm Reichsminister Dr. Goebbels das Wort zu wichtigen prcssepolitischen Fragen, die er als Schirmherr der deutschen Presse vor diesem Kreise von Fachleuten eingehend darlegte.

Ich möchte dabei", jo führte der Minister aus,Ihnen gegenüber meinen herzlichen Dank zum Ausdruck bringe« für die großartige Mithilfe, die Sie in den vergangenen fünf Jahren dem deutschen Aufbauwerk angedeihen ließen. Es ist sehr schwer gewesen, das in der Systemzeit vollkommen verloren gegangene Prestige und Ansehen der deutsche« Presse wiederherzuftellen.

Sie wissen, von wie großen personellen Umänderungen und sachlichen Reformen das Neubauwerk der deutschen Presse be­gleitet gewesen ist, und ich bin mir auch nicht im Unklaren darüber, daß viele unter Ihnen in den ersten Wochen und Mona­ten der Neugestaltung der deutschen Presse diesen Reformen mit einer gewissen Skepsis entgegengeschaut haben. Denn wenn sich auf einem Gebiet der Nationalsozialismus in demonstrativer und Zählbarer Weise durchsetzen mußte, jo auf dem Gebiet der Presse. Nirgendwo war der demokratifch-parlamentarifch-jüdische Ver­fall unseres Geisteslebens so sichtbar in die Erscheinung getre­ten, als gerade auf diesem Gebiete.

All die vielen Probleme, die uns noch im Jahre 1933 und 1934 beschäftigten, sind gelöst. Und zwar nicht durch große Pro­gramme und theoretische Forderungen, sondern durch die stille, Zähe und manchmal heroische Tages- und Nachtarbeit, die Sie geleistet haben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das deutsche Aufbauwerk auf allen Gebieten unseres inneren und äußeren Lebens hätte durchgeführt werden können, wenn die deutsche Presse in dem Verfallszustand geblieben wäre, in dem wir sie am 30. Januar 1933 übernommen Haben. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß die großen Erfolge, die der Führer durch seine Politik zu verzeichnen hat, überhaupt hätten erreicht wer­den können, wenn die Presse nicht als ein stets einsatzbereites Armeekorps des Geistes der politischen Führnng zur Verfügung gestanden hätte. Für diese nützliche Arbeit am Aufbau möchte ich der deutsche« Presse an diesem Abend meinen Dank zum Aus­druck bringen."

Glauben Sie nicht, so fuhr der Minister fort, daß gewisse Journalisten des Auslandes sich einer geistigen und publizisti­schen Freiheit erfreuen. Sie stehen meist im Dienste geheimer Mächte, sie müssen deren Aufträge, seien es nun jüdische, frei- maurerijche, international-marxistische oder kapitalistische, er­füllen. Sie stehen auch im Aufträge, aber nicht in dem einer geheimen, sondern einer sehr offenen Macht.

Sie dagegen stehen im Auftrag Ihres eigenen Volkes und die Arbeit, die Sie tu», ist Dienst an der Nation, sich immer wieder­holende Pflichterfüllung au der Gesundheit, am Wähle, an der Ehre und an der Freiheit des ganzen Volkes.

Wenn heute vou einer gewissen Auslandspresse der national­sozialistischen deutschen Presse entgegengehalten wird, daß sie, da sie in einem autoritären Staate wirke, sich die Gesetze des Wohlverhaltens und der politischen Anständigkeit auferlegen müsse, daß dagegen die Presse der westlichen Demokratien frei sei und deshalb schreiben dürfe, was sie wolle, so hat der Führer auf diese Frage schon bei seiner letzten Reichstagsrede eine ausgie­bige Antwort erteilt.

Sollten sich die hier eingerisscnen verwilderten Zustände, io betonte der Minister, nicht ändern, so wird der Zeitpnnkt nahe sei», daß die Führung des Volkes die deutsche Presse anfruft, nun auch ihrerseits dagegen polemisch anzutreten.

Ich glaube, daß es für Sie alle ein beglückendes Gefühl sein muß, nun nicht mehr für die Deutschnationale oder die Deutsche Volks- oder die Demokratische Partei, nicht für Bürger- und Arbeiterorganisationen, sondern für ihr eigenes Volk zu schreiben.

Es mutz Sie aber auch sehr befriedigen, bei jedem großen Er­folg, den der Führer mit seiner Politik erreicht, zu wissen und davon überzeugt zu sein, daß Sie selbst an diesem Erfolg mit beteiligt sind durch Ihre geistige Arbeit, durch Ihr geschliffenes Wort, durch Ihre Einsatzbereitschaft und nationale Disziplin. Sie sind nicht mehr ausgeschlossen vom großen Aufbauwerk. Sie stehen auch nicht mehr im Dienste einer anonymen Macht, die Sie selbst nicht kennen. Sie sind geistige Mitträger dieses großen Ansbanwerkes unserer Nation und unseres Reiches.

Im weiteren Verläufe' feiner Rede gab der Minister seiner großen Befriedigung darüber Ausdruck, daß die in den Jahren 1933 und 1934 noch vorhandene Eintönigkeit in der deutschen Presse stetig und steigend im Schwinden begriffen fei und daß sich nun wieder freie Individualität, freie geistige Konzeption nach allen Richtungen hm entfalter. Der Minister forderte die Presse aus, auf diesem einmal eingefchlagenen Wege tatkräftig fortzuschreiten. Es gibt gewisse Augenblicke, vor allem im außen­politischen Leben einer Nation, in denen es besser ist, zu schwei­gen als zu reden. Daß die deutsche Presse in zunehmendem Maße einsieht, daß das so sein muß, erfüllt mich und alle meine Mitarbeiter in diesem Hause mit tiefer Freude und höchster Be­friedigung.

Ich wünsche deshalb einbringend, daß Sie sich an diesem Abend bei uns nicht nur als Gäste, sondern als Mitarbeiter jühlen, an einem großen Werke des nationalsozialistischen Auf­baues. »

So hasse ich, daß Sie, wenn Sie morgen in ihre Heimatstadt zuriickkehren, mit erhöhter Berufsfreude wieder an Ihre Tages­arbeit gehen. Diese Tagesarbeit wird auch Sie niemals von Sorgen verschonen; aber sie soll Ihnen ein Gefühl dafür ver­mitteln, welche Ehre darin liegt, am Aufbau einer Nation helfe« zu dürfen und geistiger Diener zu sein am Wohl, an der Ehre und an der Freiheit eines ganzen Volkes.

Mit großer Spannung verfolgten die Schriftleiter die Rede des Ministers und gaben am Schluß seinen Ausführungen mit stürmischem Beifall ihre Zustimmung.